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al-Baqara

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Textausschnitt aus der Sure al-Baqara (Verse 206 bis 217), Handschrift aus dem 1. Jahrhundert nach der Hidschra

Die Sure al-Baqara (arabisch سورة البقرة, DMG Sūrat al-Baqara ‚Die Kuh‘) ist die zweite Sure des Korans. Sie umfasst 286 Verse und ist damit auch die längste Sure. Außerdem zeichnet sie sich gegenüber anderen Suren durch ihre Fülle von Themen aus. Bertram Schmitz hat sie deswegen einen „Quran im Kleinen“ genannt.[1] Der Name der Sure bezieht sich auf ein Gespräch zwischen dem Propheten Mose und den Israeliten über eine Kuh, die sie opfern mussten (nicht zu verwechseln mit den bekannten Vorfall um das Goldene Kalb).

Bekannt sind der Thronvers (Vers 255) und der darauffolgende Vers 256 mit der Aussage, dass es keinen Zwang in der Religion gebe, sowie die Verse 246 ff., in denen die Salbung des künftigen israelitischen Königs Saul durch den Propheten Samuel[2] erwähnt wird. Vers 282 ist der längste Vers im Koran.

Chronologische Einordnung

Die Sure al-Baqara ist eine medinensische Sure, die zum größten Teil während der ersten zwei Jahre nach der Hidschra offenbart worden sein soll[3] Einige Abschnitte (zum Beispiel über das Zinsverbot) stammen aus späterer Zeit, die letzten drei Verse wurden der Überlieferung nach in Mekka offenbart.

Inhalt

Die Sure behandelt eine Vielzahl von Themen, darunter auch rechtliche Fragen, und erzählt Geschichten von Adam, Abraham und Mose. Ein Thema ist die Aufforderung an die Ungläubigen und die Juden in Medina, sich zum Islam zu bekehren, wobei sie und die Heuchler vor dem Schicksal gewarnt werden, das Gott in der Vergangenheit denjenigen zuerteilt gehabt habe, die seinem Ruf nicht nachgekommen waren. Bertram Schmitz hat versucht zu zeigen, dass es sich "trotz aller 'Nebenthemen' und 'Einschübe' letztlich bei der ganzen Sure um eine in sich geschlossene Sinneinheit" und "einen für jene Zeit durchaus verständlichen durchgehenden Argumentationsgang" handelt.[4] Die ganze Sure ist nach den Ergebnissen seiner Analyse in der Weise angelegt, dass zunächst in abstrakter Form beschrieben wird, was anschließend in konkreter Form veranschaulicht wird.[5]

In Vers 113[6] wird gemäß Schmitz die gegenseitige Verwerfung von Judentum und Christentum verwendet, um den Absolutheitsanspruch des Islams zu begründen.[7] Beide Religionen würden gewissermaßen gegeneinander ausgespielt, um die Richtigkeit der neuen Religion aufzuzeigen. Dieser Gedanke wird in den folgenden Abschnitten fortgesetzt.[8]

Die Verse 113–141: Die Religion Abrahams und das Heiligtum der Kaaba

Die Verse 124–141 erzählen die Abrahamsgeschichte deutend nach und erklären, warum die Kaaba in Mekka zum Heiligtum des Islams geworden ist.[9] Mit Abraham wird nämlich in Vers 125[10] zugleich der eigentliche Ort der Verehrung Gottes eingeführt, das von ihm errichtete und von Gott eingesetzte "Haus".[11] In Vers 135[12] beruft sich der Text auf die "Religion Abrahams" (millat Ibrāhīm), die vor der Herausbildung der beiden Religionen stand. Auf diese Weise werden die beiden schon bestehenden Religionsgemeinschaften von ihrem Ursprung her zeitlich überboten, da Abraham vor Moses und Jesus gelebt hat. Der Vers nimmt die Kernaussage von Vers 111 wieder auf: Während dort in aktueller Weise der Anspruch der Juden und Christen auf Rechtleitung zurückgewiesen wird, argumentiert Vers 135 historisch gegen diese beiden Religionen durch Verweis auf die einzige Religion Abrahams. Aus der Formulierung von Vers 135, die gegen Juden und Christen gerichtet ist und betont, dass Abraham kein Beigeseller war, konnte an dieser Stelle auch gefolgert werden, dass die Angehörigen der beiden Religionen ebenfalls Beigeseller seien.[13] Während in Vers 135 noch die Juden oder Christen meinen, festlegen zu können, wer "rechtgeleitet" ist, wird in Vers 137[14] der Anspruch umgedreht: der Koran ist nicht aus der Perspektive der biblischen Religionen zu prüfen, sondern die eigene Religion soll den Maßstab für Richtigkeit des Glaubens von Juden und Christen bilden.[15] In Vers 138[16] wird den Tauchriten der Vorgängerreligionen – der Taufe im Christentum und dem Eintauchen in die Mikwe beim Eintritt ins Judentum – ein eigener Taufritus entgegengesetzt, der besser ist als alle anderen, die "Taufe Gottes" (ṣibġat Allāh).[17]

Der Abschnitt knüpft in verschiedenerlei Hinsicht an das 1. Buch Mose an. Während der erste Teil von Vers 124[18] zum Beispiel dem Vers 1. Mose 22,1 EU entspricht, der die Versuchung durch Gottes Auftrag beschreibt, gibt der letzte Teil des Verses ein Resümee von 1. Mose 22, 15-19 EU, der eine Verheißung an die Nachkommenschaft Abrahams einschließt. Ein entscheidender Unterschied ist jedoch, dass im 1. Buch Mose keine Einschränkung formuliert ist und sich die Verheißung auf alle Nachkommen bezieht, während im Koran explizit darauf hingewiesen wird, dass die Verheißung nicht die "Frevler" (ẓālimūn) einbezieht.[19] Ein Unterschied zur Abrahamserzählung im 1. Buch Mose liegt auch darin, dass Abraham besonders mit seinem Sohn Ismael verbunden ist und dieser gegenüber Isaak einen Vorrang hat. So wird er in Vers 127[20] zusammen mit Abraham mit dem Bau des "Hauses" (= der Kaaba) assoziiert.[21]

Vers 134[22] und Vers 141[23] sind miteinander identisch. Sie betonen die Abgeschlossenheit der früheren Gemeinschaft.[24]

Die Verse 142–183

Die Verse 142 bis 152 enthalten Ausführungen zur Änderung der Gebetsrichtung zur Kaaba hin. Vers 158 erwähnt die zwei Hügel as-Safā und al-Marwa, die hier als Kultsymbole Gottes bezeichnet werden. Vers 173 verbietet den Verzehr von Fleisch natürlich verendeter Tiere, von Blut und Schweinefleisch und von Fleisch von Tieren, bei deren Schlachtung jemand anderer als Allah angerufen wurde. In Vers 183 ist das Gebot des Fastens enthalten sowie in Vers 185 der dafür vorgesehene Monat Ramadan festgelegt.

Literatur

  • Bertram Schmitz: Der Koran: Sure 2 "Die Kuh": ein religionshistorischer Kommentar. Kohlhammer, Stuttgart, 2009.
  • Bertran Schmitz: "Das Spannungsverhältnis zwischen Judentum und Christentum als Grundlage des Entstehungsprozesses des Islams in der Interpretation von Vers 124 bis 141 der zweiten Sure" in Tilman Nagel (Hrsg.): Der Koran und sein religiöses und kulturelles Umfeld. Oldenbourg, München, 2010. S. 217–238. Digitalisat

Einzelnachweise

  1. Schmitz: "Das Spannungsverhältnis zwischen Judentum und Christentum". 2010, S. 219.
  2. Hans Jansen: Mohammed. Eine Biographie. (2005/2007) Aus dem Niederländischen von Marlene Müller-Haas. C.H. Beck, München 2008, ISBN 978-3-406-56858-9, S. 244.
  3. A. Th. Khoury, Der Koran: arabisch-deutsch, Gütersloh: Kaiser, Gütersloher Verl.-Haus, Bd. 1, S. 159 f. ISBN 3-579-05408-2
  4. Schmitz: "Das Spannungsverhältnis zwischen Judentum und Christentum". 2010, S. 220.
  5. Schmitz: "Das Spannungsverhältnis zwischen Judentum und Christentum". 2010, S. 228.
  6. Sure 2, Vers 113 auf www.corpuscoranicum.de
  7. Schmitz: "Das Spannungsverhältnis zwischen Judentum und Christentum". 2010, S. 219.
  8. Schmitz: "Das Spannungsverhältnis zwischen Judentum und Christentum". 2010, S. 236.
  9. Schmitz: "Das Spannungsverhältnis zwischen Judentum und Christentum". 2010, S. 220.
  10. Sure 2, Vers 125 auf www.corpuscoranicum.de
  11. Schmitz: "Das Spannungsverhältnis zwischen Judentum und Christentum". 2010, S. 237.
  12. Sure 2, Vers 135 auf www.corpuscoranicum.de
  13. Schmitz: "Das Spannungsverhältnis zwischen Judentum und Christentum". 2010, S. 233.
  14. Sure 2, Vers 137 auf www.corpuscoranicum.de
  15. Schmitz: "Das Spannungsverhältnis zwischen Judentum und Christentum". 2010, S. 234.
  16. Sure 2, Vers 138 auf www.corpuscoranicum.de
  17. Schmitz: "Das Spannungsverhältnis zwischen Judentum und Christentum". 2010, S. 222.
  18. Sure 2, Vers 124 auf www.corpuscoranicum.de
  19. Schmitz: "Das Spannungsverhältnis zwischen Judentum und Christentum". 2010, S. 225.
  20. Sure 2, Vers 127 auf www.corpuscoranicum.de
  21. Schmitz: "Das Spannungsverhältnis zwischen Judentum und Christentum". 2010, S. 224.
  22. Sure 2, Vers 134 auf www.corpuscoranicum.de
  23. Sure 2, Vers 141 auf www.corpuscoranicum.de
  24. Schmitz: "Das Spannungsverhältnis zwischen Judentum und Christentum". 2010, S. 236.


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