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Alexandra David-Néel
Alexandra David-Néel, geborene Louise Eugénie Alexandrine Marie David (* 24. Oktober 1868 in Saint-Mandé, einem Vorort von Paris; † 8. September 1969 in Digne-les-Bains) war eine französische Reiseschriftstellerin und ordinierte buddhistische Nonne in Tibet.
Leben
Alexandra David wurde als Tochter eines Lehrers, der bei der Revolution von 1848 ein militanter Republikaner gewesen war, und einer streng katholischen Mutter geboren. Durch den Freund ihres Vaters Elisée Reclus wurde sie mit anarchistischem Gedankengut vertraut gemacht (unter anderem Max Stirner und Michail Alexandrowitsch Bakunin). Außerdem interessierte sie sich stark für Frauenfragen und veröffentlichte dazu ihr erstes Buch Pour la Vie. Zunächst war sie freie Mitarbeiterin von La fronde, einer feministischen Zeitung.
Mit 17 hatte Alexandra David ihre erste Reise unternommen: Sie war von zu Hause ausgerissen, in die Schweiz gefahren und über den Sankt-Gotthard-Pass gewandert. Mit 20 hatten es ihr asiatische Schriften angetan und sie beschloss, Sprachen zu studieren (unter anderem Sanskrit und Chinesisch). Als sie 1891 Geld erbte, bereiste sie eineinhalb Jahre lang Ceylon und Indien, wobei sie im selben Jahr in Adyar der dortigen Theosophischen Gesellschaft beitrat. Danach kehrte sie nach Paris zurück. Nach Abschluss ihrer Ausbildung erhielt sie ein Engagement als Sopranistin in Indochina. Anschließend ging sie als Theaterleiterin nach Tunis, wo sie Philippe Néel kennenlernte, den sie 1904 heiratete.
Ab 1903 stand sie nicht mehr auf der Bühne, sondern hielt Vorträge über ihre Reisen und studierte weiter. 1911 trat sie ihre zweite Asienreise an, die 14 Jahre dauerte. Sie lebte ein Jahr lang im Himalaya als Einsiedlerin und wurde sowohl ordiniert als auch in den Stand eines Lama erhoben. Sie wurde der Einweihung in die Geheimlehren des tibetischen Buddhismus für würdig befunden und beschrieb diese in einem ihrer Bücher. Ob sie überhaupt nach Tibet gereist ist bzw. inwieweit Teile ihrer Reiseberichte gefälscht sind, wird vom belgischen Sprach- und Geschichtsforscher Philippe van Heurck allerdings in Frage gestellt.[1]
Um ihren Lebensunterhalt zu verdienen, übersetzte sie buddhistische Texte und verfasste ein Französisch-Tibetisch-Wörterbuch. Während ihrer Reisen wurde sie finanziell auch von ihrem Ehemann (von dem sie sich nie scheiden ließ) aus Frankreich unterstützt.
In ihrem 57. Lebensjahr betrat sie als bettelnde Pilgerin in Begleitung ihres Adoptivsohnes, des Lama Yongden, nach einer abenteuerlichen Himalaya-Überquerung zu Fuß von China her kommend als vermutlich erste Europäerin die verbotene Stadt Lhasa in Tibet. Bei dieser Reise musste sie sich mit Ruß und Schmutz tarnen, um nicht als Ausländerin erkannt und des Landes verwiesen zu werden.
Alexandra David-Néel wurde noch in sehr hohem Alter zum Ritter der Ehrenlegion ernannt. Sie starb am 8. September 1969 im Alter von 100 Jahren, nachdem sie vorsorglich ihren Pass hatte verlängern lassen. Einige Jahre später wurde ihre Asche nach ihrem letzten Willen, zusammen mit der Asche ihres Sohnes Lama Yongden, bei Benares in den Ganges gestreut.
Werke (in Auswahl)
- Pour la Vie, 1898
- Le Philosophe Meh-ti (ou Mo-tse) et l'Idée de Solidarité, 1907
- Les Théories Individualistes dans la Philosophie, 1909
- Le Modernisme Bouddhiste et le Bouddhisme du Bouddha, 1911
- Souvenir d'une Parisienne au Thibet, 1925
- Voyage d'une Parisienne à Lhassa, 1927 (Arjopa. Die erste Pilgerfahrt einer weißen Frau nach der verbotenen Stadt des Dalai Lama, 1928; Mein Weg durch Himmel und Höllen. Das Abenteuer meines Lebens, 1986)
- Mystiques et Magiciens du Thibet, 1929 (Heilige und Hexer. Glaube und Aberglaube im Lande des Lamaismus, 1931)
- Initiations Lamaïques, 1930 (Meister und Schüler. Die Geheimnisse der lamaistischen Weihen. Auf Grund eigener Erfahrungen, 1934; Der Weg zur Erleuchtung. Geheimlehren, Zeremonien und Riten in Tibet, 1960)
- La vie Surhumaine de Guésar de Ling le Héros Thibétain, 1931
- Au Pays des Brigands Gentilshommes. Grand Tibet, 1933 (Mönche und Strauchritter. Eine Tibetfahrt auf Schleichwegen, 1933)
- Le Lama aux Cinq Sagesses, 1935 (Mipam, der Lama mit den fünf Weisheiten. Ein tibetischer Roman, 1935)
- Magie d'Amour et Magie Noire, 1938 (Liebeszauber und Schwarze Magie, 1952)
- Sous des Nuées d'Orage, 1940
- A l'Ouest Barbare de la Vaste Chine, 1947 (Land der Is. In Chinas wildem Westen, 1952)
- Au Cœur des Himalayas, le Népal, 1949 (Im Schatten des Himalaja. Zauber und Wunder in Nepal, 1953)
- L'Inde, Hier, Aujourd'hui, Demain, 1951 (Zwischen Göttern und Politik. Indien – gestern, heute, morgen, 1952)
- Astavakra Gîtâ, 1951
- Les Enseignements Secrets des Bouddhistes Tibétains, 1951
- Textes Tibétains inédits, 1952 (Unbekannte tibetische Texte, 1955)
- Le Vieux Tibet Face à la Chine Nouvelle, 1953 (Altes Tibet, neues China, 1955)
- La Puissance du Néant, 1954 (Der verborgene Türkis, 1997)
- La Connaissance Transcendante, 1958
- Avadhuta Gîtâ, 1958
- Immortalité et Réincarnation, 1961 (Unsterblichkeit und Wiedergeburt. Lehren und Bräuche in China, Tibet und Indien, 1962)
- Quarante Siècles d'Expansion Chinoise, 1964
Auf Deutsch erschienen:
- Mein Weg durch Himmel und Hölle, (Knaur) (Beschreibung ihrer Tibetwanderung) ISBN 3-426-03934-6
- Mein Indien, (Knaur) (Beschreibung ihrer Erlebnisse in Ceylon und Indien) ISBN 3-426-77002-4
- Im Banne der Mysterien, (La sortilege du mystère, 1972) (Knaur) ISBN 3-426-61095-7
- Die geheimen Lehren des tibetischen Buddhismus, (Les Enseignements Secrets des Bouddhistes Tibétains, 1951) (Herder Spektrum) ISBN 3-451-05171-0
- Die Geheimlehren des tibetischen Buddhismus, (Aira Verlag) Neuausgabe 2012 ISBN 978-3-95474-008-6
- Unsterblichkeit und Wiedergeburt, Lehren und Bräuche in China, Tibet und Indien, Nymphenburger, 2000, ISBN 3-485-00838-9
- Der Weg zur Erleuchtung, Die verborgenen Lehren des tibetischen Buddhismus, Edition Adyar, ISBN 3-89427-187-6
- Ralopa, Der Meister geheimer Riten und andere unbekannte tibetische Texte, Knaur, ISBN 3-426-77571-9, ISBN 3-426-03935-4
- Magier und Heilige in Tibet, (Goldmann Arkana, 2005) ISBN 3-442-21748-2
- Liebeszauber und schwarze Magie (magie d'amour et magie noire,1938) München 2007, Sphinx-Hugendubel, ISBN 978-3-7205-9004-4
Literatur
- Tiziana und Gianni Baldizzone: Tibet. Eine Reise auf den Spuren von Alexandra David-Néel. Belser, Stuttgart 1995, ISBN 3-7630-2229-5.
- Jean Chalon: Alexandra David-Neel. Das Wagnis eines ungewöhnlichen Lebens. Langen Müller, München 1987, ISBN 3-7844-2148-2.
- Barbara Foster und Michael Foster: Alexandra David-Néel – die Frau, die das verbotene Tibet entdeckte. Die Biografie. Herder, Freiburg im Breisgau u. a. 2003, ISBN 3-451-05414-0.
- Madeleine Peyronnet: Alexandra David-Néel. Mein Leben mit der Königin des Himalaya. Nymphenburger, München 2003, ISBN 3-485-00987-3.
- Philippe Van Heurck: Alexandra David-Néel, Mythos und Wirklichkeit 1868–1969. Fabri-Verl., Ulm 1995, ISBN 3-9802975-7-8.
- Antje Windgassen: Alexandra David-Néel. Auf der Suche nach dem Licht. Biographischer Roman. Piper, München u. a. 2001, ISBN 3-492-23339-2.
- Christa-Maria Zimmermann: Hundert Tage bis Lhasa. Arena, Würzburg 2004, ISBN 3-401-05420-1.
Filme
- Meine Reise zum Dach der Welt (Alexandra David-Néel – J´irai au pays des neiges; F 2012)
Weblinks
- Literatur von und über Alexandra David-Néel im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Offizielle Website zu Alexandra David-Néel (englisch/französisch)
- Biografie und Bilder (englisch)
Einzelnachweise
- ↑ Philippe van Heurck: Alexandra David-Néel (1868–1969). Mythos und Wirklichkeit, 1995. ISBN 978-3-9802975-7-8
Personendaten | |
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NAME | David-Néel, Alexandra |
ALTERNATIVNAMEN | David, Louise Eugénie Alexandrine Marie (Geburtsname) |
KURZBESCHREIBUNG | französische Reiseschriftstellerin und ordinierte buddhistische Nonne in Tibet |
GEBURTSDATUM | 24. Oktober 1868 |
GEBURTSORT | Saint-Mandé, ein Vorort von Paris |
STERBEDATUM | 8. September 1969 |
STERBEORT | Digne-les-Bains |
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Alexandra David-Néel aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar. |