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Tunis

Aus Jewiki
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Dieser Artikel behandelt die Hauptstadt Tunesiens; zu weiteren Bedeutungen siehe Tunis (Begriffsklärung).
Tunis
تونس
Vue de Tunis.jpg
Verwaltung
Staat TunesienTunesien Tunesien
Postleitzahl 1000 - 2092
Website Municipalité von Tunis
Demographie
Bevölkerung 728.453 Einw. (2004[1])
Bevölkerungsdichte 3426 Einw./km²
Geographie
Höhe m
Fläche 212,63 km²
Tunis (Tunesien)
Tunis
Tunis
Koordinaten 36° 48′ N, 10° 11′ O36.80083333333310.184Koordinaten: 36° 48′ N, 10° 11′ O

Tunis (arabisch تونس, DMG Tūnis) ist die Hauptstadt Tunesiens und Provinzhauptstadt des gleichnamigen Gouvernements. Sie ist die größte Stadt Tunesiens und hatte 2004 laut Zensus 728.453 Einwohner. In der Agglomeration wohnen etwa 2 Millionen Einwohner (Juni 2014).[2]

Geographie

Satellitenbild von Tunis und Umgebung

Lage

Tunis liegt im Norden des Landes unweit des Mittelmeers. Zwischen der Stadt und dem Golf von Tunis liegt der See von Tunis, eine flache Lagune. Uhrzeit: GMT+1h.

Stadtteile und Vororte

Die Innenstadt von Tunis mit der historischen Altstadt (Médina) und der während der Kolonialzeit angelegten Neustadt liegt zwischen dem See von Tunis und dem See Sebkhet Sedjoumi (arabischسبخة سيجومي).

Um die Innenstadt herum liegen die inneren Vororte: im Westen das Villen- und Regierungsviertel Le Bardo mit dem gleichnamigen Museum, im Norden das Viertel um die Belvédère-Hügel und die neueren Siedlungen El Menzah und Ariana, im Süden die Industrieviertel Megrine und Ben Arous.

Während der Kolonialzeit bauten die Franzosen einen 10 km langen Schnellstraßen- und Stadtbahndamm quer durch den See von Tunis, der als Fortsetzung der Avenue Habib Bourguiba die Innenstadt von Tunis mit der Hafenstadt La Goulette (arab. Halk al-Wadi) verbindet. Nördlich von La Goulette reihen sich die wohlhabenden Vororte Qartāj (Carthage, Karthago) mit dem internationalen Flughafen Tunis, Sidi Bou Said, La Marsa und Gammarth an die Küste, südöstlich liegt der Badeort Hammam-Lif.

Klima

Tunis liegt in der subtropischen Klimazone und innerhalb des Bereichs winterfeucht-sommertrocken Mittelmeerklimas im Norden Tunesiens. Die Jahresmitteltemperatur liegt bei 17,7 °C, die jährliche Niederschlagssumme beträgt 465 mm. Der überwiegende Teil dieser Niederschläge fällt im Winterhalbjahr, im Sommer herrscht ein arides Klima. Die heißesten und trockensten Monate sind Juli und August mit Monatsdurchschnittstemperaturen um 26 °C. Im Januar und Februar liegt das Monatsmittel knapp über 10 °C.

Tunis-Karthago
Klimadiagramm
JFMAMJJASOND
 
 
59
 
16
7
 
 
57
 
17
7
 
 
47
 
18
8
 
 
38
 
21
10
 
 
23
 
25
14
 
 
10
 
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17
 
 
3.1
 
33
20
 
 
7.1
 
33
21
 
 
33
 
30
19
 
 
66
 
25
16
 
 
56
 
21
11
 
 
67
 
17
8
Temperatur in °C,  Niederschlag in mm
Quelle: WMO 1976 – 2005 und National Institute of Meteorology Tunisia; Wassertemperatur und Luftfeuchtigkeit: wetterkontor.de
Monatliche Durchschnittstemperaturen und -niederschläge für Tunis-Karthago
Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez
Max. Temperatur (°C) 15,7 16,5 18,1 20,7 24,9 29,0 32,6 32,7 29,7 25,2 20,5 16,7 Ø 23,5
Min. Temperatur (°C) 7,2 7,4 8,3 10,4 13,7 17,3 20,0 20,8 19,0 15,5 11,3 8,2 Ø 13,3
Niederschlag (mm) 59,3 57,0 47,2 38,0 22,6 10,4 3,1 7,1 32,5 65,5 56,0 66,8 Σ 465,5
Sonnenstunden (h/d) 146 160 198 225 282 309 357 329 258 258 174 149 Ø 237,6
Regentage (d) 12 12 11 9 5 3 1 2 6 9 10 12 Σ 92
Wassertemperatur (°C) 14 14 14 15 17 20 24 24 24 22 19 16 Ø 18,6
Luftfeuchtigkeit (%) 76 74 73 71 68 64 62 64 68 72 74 77 Ø 70,2
T
e
m
p
e
r
a
t
u
r
15,7
7,2
16,5
7,4
18,1
8,3
20,7
10,4
24,9
13,7
29,0
17,3
32,6
20,0
32,7
20,8
29,7
19,0
25,2
15,5
20,5
11,3
16,7
8,2
Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez
N
i
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d
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s
c
h
l
a
g
59,3
57,0
47,2
38,0
22,6
10,4
3,1
7,1
32,5
65,5
56,0
66,8
  Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez


Quelle: WMO 1976 – 2005 und National Institute of Meteorology Tunisia; Wassertemperatur und Luftfeuchtigkeit: wetterkontor.de

Wirtschaft

Der Bahnhof von Tunis

Hauptprodukte sind Textilien, Teppiche und Olivenöl. Der Tourismus ist eine weitere wichtige Quelle für das Einkommen der Stadt. Tunis ist der wichtigste Knotenbahnhof der tunesischen Staatsbahn SNCFT und wird sowohl im Fern-, Nah-, als auch im Vorortverkehr bedient. Die Société des transports de Tunis betreibt die Métro léger de Tunis sowie das 5,836 Kilometer lange städtische Busnetz. Zudem hat in Tunis auch die erste tunesische Automobilmarke, genannt Wallyscar, ihren Sitz.

Geschichte

Antike

Der Name der Stadt geht auf die Göttin Tanit zurück, die in punischer Zeit als Schutzgöttin von Karthago verehrt wurde.

Tunis ist eine der ältesten Städte am Mittelmeer. Die numidische Stadt Tunes existierte schon vor dem Eintreffen der ersten phönizischen Kolonisten im 9. Jahrhundert v. Chr. Jedoch stand Tunis in der Antike stets im Schatten des mächtigen Karthago.

Mittelalter

Statue des Politikers Ibn Chaldun (1332-1406)

Erst nach der arabischen Eroberung und der Zerstörung Karthagos Ende des 7. Jahrhunderts gelangte Tunis zu überregionaler Bedeutung. Unter der Herrschaft der Aghlabiden diente Tunis im 9. Jahrhundert kurzfristig als Residenz. Zu dieser Zeit entstand die Médina mit der Ez-Zitouna-Moschee.

Tunis wurde 1159 unter der Dynastie der Almohaden die Hauptstadt Ifriqiyas und war ein führendes Handelszentrum mit Europa. 1270 scheiterte ein Eroberungsversuch des französischen Königs Ludwig IX. während des Siebten Kreuzzugs.

Neuzeit

Erstmals gelangte Tunis 1534 unter osmanischer Herrschaft. Nur ein Jahr später wurde es aber von Karl V. im Tunisfeldzug erobert und unterstand danach spanischem Protektorat, bis Tunis 1574 endgültig in die Hand der Osmanen fiel. Nach 1591 waren die osmanischen Gouverneure (Beys) relativ unabhängig, und die Stadt wuchs als ein Zentrum von Piraten und Handel. Ab 1609 siedelten sich zahlreiche moslemische Flüchtlinge aus Andalusien, auch viele Juden, an und trugen zum wirtschaftlichen und kulturellen Aufschwung von Tunis bei.

Im April 1655 war der englische Admiral Robert Blake beauftragt worden, von den Staaten des Mittelmeers, die englische Schiffe angegriffen hatten, eine Entschädigung einzufordern. Nur der Bey von Tunis widersetzte sich, mit dem Resultat, dass Blakes Schiffe das Arsenal des Beys bei Porto Farina (Ghar el Melh) angriffen, wobei sie neun algerische Schiffe und zwei Küstenbatterien zerstörten. Es war das erste Mal in der Seekriegsführung, dass Küstenbatterien außer Gefecht gesetzt wurden, ohne Landungstruppen einzusetzen.

Juden auf dem Weg zur Zwangsarbeit, Dezember 1942

Nachdem ihnen von Otto von Bismarck während des Berliner Kongresses (1878) die Oberhoheit über Tunis zugesichert worden war, machten die Franzosen nach der Annektierung des Landes (1881) die Stadt zum Sitz ihrer Protektoratsverwaltung und nahmen zahlreiche städtebauliche Veränderungen vor. Zwischen der Altstadt und dem Meer entstand eine Neustadt im europäischen Stil und der Stadthafen wurde über einen Schifffahrtskanal durch den See von Tunis mit dem neu angelegten Hafen von La Goulette verbunden. Während des Zweiten Weltkriegs wurde Tunis von den Achsenmächten von November 1942 bis Mai 1943 gehalten und war deren letzte Basis in Afrika (siehe Afrikakorps/Erwin Rommel).

Nach der Unabhängigkeit Tunesiens im Jahr 1956 wanderten die meisten Europäer (hauptsächlich Franzosen und Italiener) aus, die zuvor noch fast ein Viertel der Einwohnerschaft ausgemacht hatten. Zugleich führte die Landflucht zu einem großen Bevölkerungszuwachs und dem Bau von zahlreichen Neubaugebieten. Zwischen 1979 bis 1990 hatte die Arabische Liga ihr Hauptquartier in Tunis, ebenso wie die PLO von 1982 bis 1993. 1985 wurde das Hauptquartier der PLO im südlichen Strandbad Hammam Plage (auch: Hammam Schatt) durch die israelische Luftwaffe bombardiert, wobei über 60 Menschen ums Leben kamen (→ Operation Wooden Leg).


Stadtbild

Die Ez-Zitouna-Moschee
Bab el Bhar (Hafentor)
Place de la Victoire in der Innenstadt von Tunis

Das Stadtbild von Tunis ist geprägt vom starken Kontrast zwischen der orientalischen Altstadt und der europäisch anmutenden Neustadt. Die Altstadt (Medina) von Tunis wurde im 9. Jahrhundert von den Aghlabiden angelegt und im 13. Jahrhundert von den Hafsiden umgestaltet. Sie gehört seit 1979 zum UNESCO-Welterbe. Die heute von etwa 20.000 Menschen bewohnte Medina hat eine Ausdehnung von 1500 m x 800 m und zeigt den üblichen Aufbau arabischer Altstädte mit einem unregelmäßigen Netz aus verwinkelten Gassen. Im Zentrum der Medina steht die Ez-Zitouna-Moschee, nach der Großen Moschee von Kairouan die wichtigste Moschee Tunesiens. Die Ez-Zitouna-Moschee geht im Kern auf das 9. Jahrhundert zurück, wurde jedoch mehrfach umgebaut und erweitert. Rings um die Moschee erstreckt sich das Marktviertel. Traditionell ist jeder der Souks (Marktgassen) einem bestimmten Wirtschaftszweig zugeordnet, z. B. den Parfümhändlern (Souk el Attarine), Schuhhändlern (Souk el Blaghija) oder Stoffhändlern (Souk des Étoffes). Der zentrale Bereich der Souks ist heute stark auf den Tourismus eingestellt, die Marktgassen in den Randbereichen der Medina werden jedoch vornehmlich von den einheimischen Bewohnern frequentiert.

Der Platz des Sieges (Place de la Victoire) mit dem ehemaligen Stadttor (Porte de France, arab. Bab el Bhar ‚Hafentor‘) liegt an der Grenze zwischen Altstadt (Medina) und Neustadt (Ville Nouvelle). Die Neustadt liegt zwischen der Medina und dem See von Tunis und wurde im 19. Jahrhundert von den Franzosen angelegt. Die Straßen bilden ein regelmäßiges Schachbrettmuster und auch die Architektur der Gebäude mutet europäisch an. Hauptachse der Neustadt ist die über 1,5 km lange Prachtstraße Avenue Habib Bourguiba, die von Geschäften, Cafés und Hotels gesäumt wird.

Etwa vier Kilometer westlich der Innenstadt liegt der ehemalige Villenvorort Le Bardo. Hier befindet sich der von den Hafsiden im 15. Jahrhundert angelegte und von den türkischen Beys erweiterte Palastbezirk. Die Mitte des 19. Jahrhunderts erbaute Residenz des Beys beherbergt heute das tunesische Parlament. In den Räumen des ehemaligen Harems ist das Nationalmuseum von Bardo untergebracht.

Städtepartnerschaften

Söhne und Töchter der Stadt

Literatur

  • Paul Sebag: Tunis. Histoire d’une ville, éd. L’Harmattan, Paris 1998, ISBN 2-7384-6610-9.
  • Horst-Günter Wagner: Die Altstadt von Tunis: Funktionswandel von Handwerk und Handel 1968–1995. in: Petermanns Geographische Mitteilungen (PGM). Bd. 140, 1996, Heft 5+6, S. 343/65.
  • Horst-Günter Wagner: Die Souks in der Medina von Tunis. Versuch einer Standortanalyse von Einzelhandel und Handwerk in einer nordafrikanischen Stadt, Schriften d. Geogr. Instituts der Universität Kiel, Bd. 38, 1973, S. 99–142.

Quellen

  1. Institut National de la Statistique - Tunisie: Volkszählung 2004. (französisch)
  2. Auswärtiges Amt: Länderinfo Tunesien

Weblinks

 Commons: Tunis – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
 Wikivoyage: Tunis – Reiseführer
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