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Tourismus

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Tourist ist eine Weiterleitung auf diesen Artikel. Siehe auch: Tourist (Begriffsklärung)
Touristen vor dem Kiyomizu-Tempel in Kyōto (Japan)
Touristen auf Photosafari in der Serengeti,Tansania

Tourismus, auch Touristik, Fremdenverkehr, ist ein Überbegriff für Reisen, die Reisebranche und das Gastgewerbe und die Freizeitwirtschaft. Der Ausdruck Tourismus ist seit den 1980er Jahren gebräuchlich, bis dahin wurde der Wirtschaftszweig und dieses Gesellschaftsphänomen als Fremdenverkehr bezeichnet. Heute wird keine präzise Unterscheidung zwischen der Sparte für die „Fremden“ oder die „in die Fremde“ Reisenden (Urlaub, Incoming- und Outgoing-Tourismus) und der für Ortsansässige (Erholung, Freizeitwirtschaft i.e.S.) mehr getroffen und man spricht allgemein von Tourismus- und Freizeitwirtschaft.

Die Branche zählt weltweit zu den größten Wirtschaftszweigen. 2004 wurden nach Angaben der Welttourismusorganisation in diesem Bereich Erlöse von etwa 623 Mrd. $ erzielt. Mit weltweit rund 100 Millionen Beschäftigten gilt der Tourismus als einer der bedeutendsten Arbeitgeber. Grenzüberschreitende Reisen machen 25 bis 30 Prozent des Welthandels im Dienstleistungsbereich aus. Auswertungen und Trends zum Thema liefert die Tourismusstatistik.

Wortentwicklung, Definitionen

Der Begriff Tourismus (engl. tourism, frz. tourisme, ital. turismo, span. turismo, port. turismo, niederl. toerisme, schwed. turism, finn. turismi, norweg. turisme, kroat. turizam, slowen. turizem, dän. turisme, türk. turizm, poln. turystyka) geht zurück auf das französische Substantiv le tour (= Reise, auch Rundgang, Spaziergang), ist aber erstmals um 1800 im Englischen belegt; im Französischen taucht er 1816 auf und im Deutschen um 1830.

Die französischen Worte tourisme und touriste wurden als offizielle Begriffe erstmals vom Völkerbund verwendet, um Reisende zu beschreiben, die mehr als 24 Stunden im Ausland verbringen. Der Völkerbund hatte Französisch als Verkehrssprache.

Das Englische und das Französische kennen nur diesen Begriff für „Tourismus“, das Deutsche hingegen auch noch den älteren Begriff Fremdenverkehr. Im deutschen Sprachgebrauch tauchte die Bezeichnung „Tourismus“ in den 1960er Jahren auf. Seit den 1980er Jahren wurden die Bezeichnungen vieler offizieller Fremdenverkehrsinstitutionen im deutschen Sprachraum auf den Begriff Tourismus umgestellt, da man Gäste nicht länger als Fremde bezeichnen wollte. Um 2000 tauchte der Tourismus in der Wortprägung Kriminaltourismus mit negativer Konnotation auf. Zwischen Fremdenverkehr und Tourismus besteht heute kein Unterschied.

Tourismus kann folgendermaßen definiert werden: Die in einem bestimmten Ort oder Gebiet durch den Zustrom von Fremden oder wenigstens nicht dort Ansässigen (Freizeitreisende, Geschäftsreisende, Verwandten- und Bekanntenbesuche, Aufenthalte in Wochenendhäusern und Zweitwohnungen)[1] entstehende wirtschaftliche und gesellschaftliche Veränderung und die daraus dort und anderswo resultierende Industrie oder Tätigkeit. Aus beruflichen Gründen täglich in einen anderen Ort fahrende Unternehmer oder Arbeitskräfte (Pendler) werden hier nicht erfasst.

„Touristen sind Personen, die zu Orten außerhalb ihres gewöhnlichen Umfeldes reisen und sich dort für nicht mehr als ein Jahr aufhalten aus Freizeit- oder geschäftlichen Motiven, die nicht mit der Ausübung einer bezahlten Aktivität am besuchten Ort verbunden sind.“

Welttourismusorganisation der Vereinten Nationen (UNWTO)

Das Bildungswesen bleibt bei diesen Definitionen weitgehend ausgeklammert. Befindet sich ein Student, der aus seinem Wohnort für zehn Monate in ein Studentenheim einer Universitätsstadt zieht, dort aus „geschäftlichen Motiven“? Bejaht man diese Frage, so kann man seine 300 Nächtigungen in diesem Heim ohne Weiteres in die Tourismusergebnisse der Universitätsstadt aufnehmen. In der praktischen Anwendung der Definitionen bestehen in Europa unterschiedliche Vorgangsweisen, soweit eine amtliche Tourismusstatistik überhaupt geführt wird.

Für einen erweiterten Begriff von Tourismus- und Freizeitwirtschaft wird der nicht-touristische Freizeitkonsum der Ortsansässigen am Wohnort hinzugerechnet.[1] Dieses volkswirtschaftliche Konzept erfordert nicht mehr, gleiches Verhalten (etwa Kinobesuch, Baden, Schifahren) in der Skalierung der jeweiligen Ortsansässigkeit (einer Stadt, einer Region, eines Staates) getrennt zu betrachten und mehrfach zu erheben. Damit zerfällt Tourismus- und Freizeitwirtschaftliche Rechnung in drei Bilanzen, Incoming (in eine Region Einreisende, von außen eingebrachte Dienstleistungen), Outgoing und Binnentourismus (Freizeit und Tourismuswirtschaft der Bewohner der Region). So lassen sich soziologisch-geographisch auch etwa typische Tourismusregionen (hohe Wertschöpfung, hoher Incoming Tourismus) oder „lebendige“ Regionen (hoher Binnenanteil) feststellen.

Wissenschaftliche Definitionen

„Tourismus ist die Gesamtheit der Beziehungen und Erscheinungen, die sich aus der Reise und dem Aufenthalt von Personen ergeben, für die der Aufenthaltsort weder hauptsächlicher und dauernder Wohn- noch Arbeitsort ist.“

Tourismuswissenschaftler Claude Kaspar (Schweiz, 1996)[2]

„[…] ist Fremdenverkehr der Inbegriff der Beziehungen und Erscheinungen, die sich aus dem Aufenthalt Ortsfremder ergeben, sofern durch den Aufenthalt keine Niederlassung zur Ausübung einer dauernden oder zeitweiligen hauptsächlichen Erwerbstätigkeit begründet wird.“

Walter Hunziker und Kurt Krapf (Schweiz, 1942)[3]

In dieser Definition zeigt sich bereits klar, dass der Fremdenverkehr schon damals als ein Gesamtsystem von Beziehungen und Erscheinungen betrachtet wurde und nicht nur einen Verkehrsvorgang oder einen wirtschaftlichen Tatbestand darstellt. Allerdings war der Geschäftsreise-Fremdenverkehr in dieser Definition noch nicht mit einbezogen.


„[Tourismus ist] die Gesamtheit aller Bewegungen von Personen, die aus wirtschaftlichen, kulturellen Gründen, zu beruflichen, sportlichen, gesundheitlichen und vergnüglichen Zwecken ihren Wohnsitz, ohne Aufgabe der mit ihm verbundenen rechtlichen und wirtschaftlichen Beziehungen, zu vorübergehenden Aufenthalt verlassen.“

Paul Neff in seinem Buch Über den internationalen Fremdenverkehr als Wirtschaftsfaktor[4]
Ganzjährig: Madeira-Tourismus

Urlaub

Urlaub ist für Menschen, die gegen Bezahlung arbeiten, meist die Voraussetzung für längere Freizeitreisen (Erholungsurlaub, Sportwochen, Entdeckungsreisen). Clemens August Andreae nennt zehn Themen zum Freizeittourismus[5]:

  • Fremdenverkehr bedeutet Nachfrage … aus dem In- und Ausland
  • Fremdenverkehr als Angebot je beweglicher die Anbieter sind, desto erfolgreicher können sie sein;
  • Fremdenverkehr als Impulsgeber
  • Fremdenverkehr als Impulsnehmer nach Erreichen einer gewissen Quantität muss die Qualität gesteigert werden
  • Fremdenverkehr: Kur- und Fremdenverkehrsdirektor damit ist der Bedarf an ausgezeichnet ausgebildeten Fremdenverkehrsfachleuten zu verstehen;
  • Fremdenverkehr: Werbung, Öffentlichkeitsarbeit, Corporate Identity
  • Fremdenverkehr und Umwelt
  • Fremdenverkehr und Mode
  • Fremdenverkehr: Steuern und Transferzahlungen
  • Fremdenverkehrsgesinnung: die Belastungen von Hochsaisonszeiten auf die Bevölkerung ohne entsprechende Information und Einbindung wirkt sich negativ auf Fremdenverkehr aus; echte Gastfreundschaft ist das Lebenselixier des Phänomens Urlaub;

Freizeit

Freizeit ist jener inhaltlich selbst zu bestimmende Anteil unseres Lebens, der in starker Abhängigkeit zum fremdbestimmten Anteil, der Arbeitszeit, zu sehen ist. „Freizeit ist jener schmale, frei disponible Zeitraum, in dem die freie Zeit für das Individuum Freiheit bedeuten könnte …“ (Jost Krippendorf[5].) Bei Arbeitslosigkeit sowie vor und nach dem Arbeitsleben ist dieser Zeitraum allerdings keineswegs schmal.

Segmente des Tourismus

Unter den Begriff "Tourismus" fällt eine große Bandbreite mehr oder weniger unterschiedlicher Reisearten und -formen. Diese lassen sich nach unterschiedlichen Kriterien klassifizieren, wobei sich demographische von verhaltensorientierten Kriterien unterscheiden lassen. Üblich sind Klassifikationen z.B. nach Motivation, Dauer, Organisationsform (Individual-/Veranstalterreisen), Teilnehmerzahl (Massen-/Exklusivtourismus), Zielort, Entfernung, Transportmittel, Herkunft der Touristen (Ausländer-/Binnentourismus), Unterkunftsart, Alter, Familienstand und Reisezeit.[6]

Geschichte

Entwicklung des Reisens, der Urlaubs- und Freizeitgestaltung und des Tourismus'

Waren es anfangs praktische Gründe wie Nahrungsplätze, Wasser oder Naturkatastrophen, die Menschen zu Reisenden werden ließen, so änderten sich die Gründe nach dem Sesshaftwerden des Menschen. Schon im alten Ägypten und in anderen Hochkulturen auf allen Kontinenten gab (und gibt) es Wallfahrten zu den Tempeln der Gottheiten, so zum Beispiel die Hadsch genannten Pilgerreisen frommer Muslime nach Mekka oder die Treffen von Hindus zum rituellen Bad im Ganges. Weitere Reiseanlässe waren der Fernhandel und die wirtschaftlichen und machtpolitischen Beziehungen zu Kolonien und anderen abhängigen Gebieten. Reiche Römer besaßen Güter in den Provinzen, die sie von Zeit zu Zeit besuchten. Die „Nordmänner“ bereisten Grönland und Amerika, die Araber den gesamten Indischen Ozean. Nicht selten wurden damals Reisen von den „Bereisten“ als Aggression oder Krieg verstanden.

Europa erholte sich nach der Völkerwanderung (Reisemotiv: bessere Lebensbedingungen) nur langsam von seinem wirtschaftlichen und politischen Niedergang (während zum Beispiel in China und Japan stabile Verhältnisse herrschten). Bald entwickelte sich in Europa reger Wallfahrtstourismus. Entlang solcher Pilgerwege und an verkehrsgeografisch begünstigten Orten (Häfen, Kreuzungen von Handelsrouten) entstanden in allen Kontinenten Handelszentren, die wiederum Handelsreisende hervorbrachten. Auch Seewege entwickelten sich zu Reisewegen, hier seien, was Europa betrifft, die Seerepublik Venedig sowie Portugal und Spanien als frühe Kolonialmächte erwähnt. Die „Serenissima“ hatte regelmäßige Schiffsverbindung mit Konstantinopel, Marco Polo reiste, soweit man seinen Angaben glauben darf, auf dem Landweg nach China.

Christliche Pilger waren bis ins 19. Jahrhundert auf Kost und Logis in kirchlichen Herbergen angewiesen, da sie meist über kein Vermögen verfügten. Selbstbestimmt zu reisen war in Europa bis in die fünfziger Jahre des 20. Jahrhunderts dem kleinen Teil der Bevölkerung vorbehalten, der die teuren Reisen bezahlen konnte; außerhalb Europas ist dies großteils heute noch so. Insbesondere Reisen zu Bildungszwecken waren lange Zeit Privileg des Adels, der seine Söhne auf sog. Kavaliersreisen schickte, sowie später auch des gehobenen Bürgertums. Erholungsreisen kannte man nicht. Diese kamen in Europa erst im 19. Jahrhundert auf. Dabei ist die Industrielle Revolution als der entscheidende Wendepunkt anzusehen. Während Reisen vor der Industriellen Revolution immer einen bestimmten Zweck erfüllen sollten, war jetzt das Reisen selbst der Zweck.

Die Geschichte des Tourismus ist mit der Geschichte des Reisens größtenteils identisch. Allerdings gab und gibt es in der Entwicklung starke regionale Unterschiede. Der Alpinismus, der Ende des 18. Jahrhunderts auf dem europäischen Kontinent stärker einsetzte, brachte bescheidenen Fremdenverkehr zunächst in der Schweiz, im 19. Jahrhundert auch in Österreich (am 28. Juli 1800: Erstbesteigung des Großglockners, dann 1856: Besuch von Kaiser Franz Joseph I. mit seiner Gattin Elisabeth der Franz-Josefs-Höhe), um die Wende zum 20. Jahrhundert in Küstenorten wie Nizza, Grado und Opatija. Es waren zumeist europäische Bergsteiger, die lohnende Ziele in anderen Kontinenten fanden: Berge, zu deren Besteigung die Einheimischen, wie zuvor auch in Europa, keinen Anlass sahen. Bädertourismus schied, von rituellen Waschungen abgesehen, in vielen anderen Kulturen aus religiösen Gründen aus.

Begründer des internationalen Erlebnistourismus in Europa waren die Briten: Thomas Cook gilt als der Erfinder der Pauschalreise. In den letzten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts waren die oberen Gesellschaftsschichten Englands auf Grund der Einnahmen aus dem British Empire so wohlhabend, dass sie sich als erste Reisen in weit entfernte, für den Tourismus noch kaum erschlossene Gebiete leisten konnten. Die militärische Macht des Empires (mit Stützpunkten in allen Kontinenten) und die britische Flotte boten dazu die erwünschte Sicherheit. Das britische Beispiel wurde in Kontinentaleuropa bald nachgeahmt.

Das Recht auf Urlaub (Urlaubsanspruch) ist in Europa und Nordamerika etwa seit 1880 bekannt, konnte aber, soweit es sich nicht um unbezahlten Urlaub handelte, sondern um freie Tage, in denen der Gehaltsanspruch weiter läuft, auf breiter Basis erst im 20. Jahrhundert durchgesetzt werden. Nach § 24 der Menschenrechtskonvention gibt es das Recht auf Erholung. Sogar die UdSSR hatte in einer ihrer letzten Verfassungen in Artikel 41 die Förderung des Tourismus ausdrücklich erwähnt.

Im deutschsprachigen Raum war im 20. Jahrhundert das organisierte Reisen des Kraft durch Freude-Programms der Nationalsozialisten der erste Ansatz zu Massentourismus; bald mussten die KdF-Schiffe allerdings zu Lazarettschiffen umgewidmet werden. Nach dem Zweiten Weltkrieg war es in Deutschland und Österreich zunächst schwierig, überhaupt reisen zu können. Die Zonengrenzen der alliierten Besatzungszonen waren für die Mehrheit der Bevölkerung unpassierbar. Anfang der 1950er Jahre setzte dann aber in Westdeutschland und Österreich ein Anstieg der Reisetätigkeit aller Bevölkerungsschichten ein, auch weil infolge der technischen und sozialen Entwicklung die Freizeit deutlich zunahm.


In sehr großen Staaten wie den USA tritt vor allem Inlandstourismus auf, da Tausende Kilometer gereist werden kann, ohne das Land verlassen zu müssen. Deshalb besitzt die Majorität der US-Bürger bis heute keinen Reisepass, obwohl die Menschen teilweise überaus mobil sind.

In den 1970er Jahren bremste die Ölkrise vorübergehend den Aufschwung. Dann aber führte der allgemeine wirtschaftliche Aufschwung in Europa zum neuen Phänomen des Massentourismus. In den anderen Kontinenten ist Tourismus meist nach wie vor nur für die höheren Gesellschaftsschichten finanzierbar; in vielen Ländern hat der Durchschnittsbürger bis heute kein Geld für touristische Reisen.

Gesellschaftliche Bedeutung

Amerikanische Touristin in Malaysia (1967)

Der Anstieg des Tourismus kann in den bereisten Ländern und Regionen gravierende Folgen für die einheimische Bevölkerung, für Natur und Kultur haben.[7]. Für die Touristen wird dabei oft eine entsprechende Infrastruktur (Hotelanlagen, Straßen, Transportmöglichkeiten bis hin zu eigens gebauten Flughäfen) errichtet. Naturerhaltung, Kultur und traditionelle Strukturen können dabei zu kurz kommen. Gleichzeitig kommt die neugeschaffene Infrastruktur aber auch der einheimischen Bevölkerung zugute.

Tourismus entsteht oft in abgelegenen bislang landwirtschaftlich genutzten Regionen. Dadurch kann ein direkter Wandel von einer Agrargesellschaft hin zu einer Dienstleistungsgesellschaft stattfinden. Die Folge kann eine Verschiebung von traditionellen Strukturen sein (zum Beispiel Macht- und Besitzverhältnisse, Geschlechterrollen). Der Kontakt zwischen Einheimischen und Touristen kann auf Seiten der einheimischen Bevölkerung zu geänderten Konsummustern und Werthaltungen führen.

Kulturelle Auswirkungen

Je stärker die Anpassung an die Erfordernisse der Tourismuswirtschaft erfolgt, desto eher werden lokale kulturelle Traditionen nur noch als Show und Inszenierung für die Touristen weitergeführt. Der Tourismus wird so zur Monokultur, dem sich ganze Landstriche aus Profitgründen unterordnen. Der Tourismus ist damit, wie auch die Unterhaltungsindustrie, Teil der ökonomischen Globalisierung, die in vielen Teilen der Welt zu einer „Verwestlichung“ führt. Touristen reisen in als solche beworbene und wahrgenommene „exotische (Urlaubs-)Paradiese“ und tragen gerade dadurch mit dazu bei, dass die kulturellen Eigenheiten dieser Länder zurückgedrängt werden. Das „Fremde“ wird den Wünschen der Gäste und den Vorgaben der Reiseveranstalter angepasst und damit letztlich zur Kulisse.

Dies kann man durchaus als Teufelskreis bezeichnen. Denn die Touristen wiederum spüren, dass die traditionelle Gastfreundschaft der Einheimischen vielerorts pragmatischem Geschäftssinn gewichen ist. Sie beklagen sich über „Touristenfallen“ und den Verlust der Ursprünglichkeit des Reiseziels.

Ein großer Teil des zunehmenden Flugverkehrs dient dem Tourismus

Auswirkungen auf Umwelt und Natur

Beträchtlich sind auch die Schäden an Umwelt und Natur: Zu nennen ist zunächst die durch die Reisetätigkeit hervorgerufene Luftverschmutzung. Die Schwefeldioxid- und Kohlenmonoxid-Belastung selbst in kleineren Fremdenverkehrsorten wie Davos oder Grindelwald erreicht oft das sonst nur in Großstädten übliche Niveau und überschreitet bisweilen die in den USA zulässigen Grenzwerte. Über die Auswirkungen emissionsintensiver Verkehrsmittel wie Auto und Flugzeug wird allerdings noch heftig gestritten. Nach Untersuchungen des Tourismusexperten Prof. Martin Lohmann benutzen zur Anreise insgesamt 47 % das Auto, 37 % das Flugzeug, 9 % den Bus, 5 % die Bahn und 2 % das Fahrrad oder das Schiff.

Aber auch Wasser und Boden sind vielfachen Belastungen etwa durch das Öl von Sportbooten, aber auch die Sonnenschutzmittel Badereisender ausgesetzt. Ein zunehmendes Problem stellt der von Touristen zurückgelassene Müll dar. Er fällt im Urlaubsort in größeren Pro-Kopf-Mengen an als zu Hause. In Gebirgsgegenden etwa oder an Stränden kann dieser häufig nur mit ungleich höherem Aufwand entsorgt werden als in den guten Infrastrukturen der Städte. Die allein in den österreichischen Alpen zurückgelassene Abfallmenge wird auf jährlich ca. 4.500 Tonnen geschätzt, die Abwassermenge auf 90.000 Kubikmeter.

Weiterhin führt Tourismus zum verstärkten Verbrauch natürlicher Ressourcen: So bringt etwa die Lebensweise westlicher Touristen in vielen Reiseländern mit den notwendigen Klimaanlagen, Swimmingpools und Golfanlagen einen problematischen Anstieg des Energie- und Wasserverbrauchs mit sich. Letzterer verursacht häufig ein Absinken des Grundwasserspiegels mit all seinen Konsequenzen für die örtliche Trinkwasserversorgung, die Bewässerung in der Landwirtschaft und die Verödung von Landstrichen.

Schließlich beeinträchtigt Tourismus vielfach auch bestehende Naturräume, Biotope und Ökosysteme, und damit die Lebensgrundlage für Tiere und Pflanzen. Teilweise ist dies auf die mit der Errichtung von Unterkünften und Ferienanlagen typischerweise verbundene Bodenversiegelung zurückzuführen. Zu nennen sind auch die durch Rodungen für Skipisten bedingte Erosion, die Schädigung von Wasserbiotopen durch Segler, Surfer und Taucher, sowie die Störung der einheimischen Tierwelt etwa durch Mountainbiker, Langläufer und Tiefschneefahrer. Genannt sei in diesem Zusammenhang schließlich auch die ästhetische Verunstaltung gewachsener Natur- und Kulturlandschaften durch touristische Infrastrukturen.

Nicht vergessen werden darf allerdings auch, dass die ökonomischen Interessen der mächtigen und finanzstarken Tourismuswirtschaft vielfach aber gerade auch zum Schutz und Erhalt gefährdeter Naturräume beigetragen haben. Eine intakte und ästhetisch reizvolle Umwelt ist ein vielbeworbenes Angebot im Tourismus. So wurden etwa Feuchtgebiete auf Jamaika und kanadische Wälder ebenso aus touristischen Erwägungen erhalten und geschützt wie afrikanische Großwildbestände oder Bauernhäuser in der Toskana. In vielen Ländern hat die Natur erst durch den Tourismus einen materiellen Wert bekommen und konnte so geschützt werden. Der Fremdenverkehr hat vielerorts vom Niedergang bedrohte Wirtschaftszweige erhalten und - wie etwa in den Westalpen - der Entvölkerung ganzer Landstriche entgegengewirkt.

Sanfter und nachhaltiger Tourismus als Gegenmodell

Seit Beginn der 1980er Jahre entstand eine Gegenbewegung zum Massentourismus, der Sanfte Tourismus. Dabei sollen Vorstellungen eines umwelt- und sozialverträglichen Reisens zu einer Lösung, zumindest aber einer Entschärfung der mit dem Tourismus verbundenen Probleme beitragen. Er fördert die nachhaltige Nutzung touristischer Gegebenheiten, Respekt vor den kulturellen Traditionen der bereisten Länder und einen schonenden Umgang mit den natürlichen Ressourcen.

Während Hauptträger dieser Bewegung eher problembewusste Individualreisende sowie kleinere alternative Reiseveranstalter sind, werden einzelne Elemente aber auch - schon aus Imagegründen - von den etablierten Marktführern im Tourismus aufgegriffen. Inzwischen ist der Begriff „Sanfter Tourismus“ durch den Begriff nachhaltiger Tourismus abgelöst worden.

Fairer Handel im Tourismus

Mit seinen klaren Grundsätzen zur Förderung von benachteiligten Produzenten und Arbeitnehmern eröffnet der Faire Handel auch im Tourismus einen konkreten Weg für eine sozial gerechte und nachhaltige Entwicklung. Dazu hat der Arbeitskreis Tourismus und Entwicklung zusammen mit Partnern aus Süd und Nord Konzeptarbeit geleistet und anhand von Praxisbeispielen Grundlagen entwickelt, die den Aufbau des zukunftsweisenden Fairen Handels im Tourismus ermöglichen. Analog zum Fairen Handel bei Produkten hat der Faire Handel im Tourismus zum Ziel, die Lebensbedingungen von Tourismusangestellten und Kleinunternehmern zu verbessern, ihre Lebensgrundlagen zu sichern und ihnen eine würdige Existenz zu ermöglichen.

Zentral für den Fairen Handel im Tourismus ist ein gerechter Austausch zwischen allen beteiligten Akteuren. Dazu sind alle Akteure gefordert, auf ihrer jeweiligen Ebene fair zu handeln, Transparenz über ihre Aktivitäten zu schaffen und im vollen Respekt von Demokratie und Partizipation gleichberechtigte, partnerschaftliche Beziehungen aufzubauen und zu pflegen. Produkte des Fairen Handels sind in der Regel durch ein Label gekennzeichnet, das Konsumenten gegenüber die Einhaltung der Fairtrade-Kriterien deklariert. Unter der Vielzahl an Labels im Tourismus zertifiziert erst ein einziges, nämlich das Gütesiegel von Fair Trade in Tourism South Africa (FTTSA), Angebote wie Hotels und Ausflüge nach den Grundsätzen des Fairen Handels. Derzeit laufen auf internationaler Ebene erste Abklärungen, ob und wie im Rahmen des für die Fairtrade-Zertifizierung weltweit maßgeblichen Dachverbandes Fairtrade Labelling Organizations International (FLO) der Tourismus bewertet werden kann. Ziel der Entwicklung des Fairen Handels im Tourismus ist nicht, einfach eine neue Nische zu schaffen, sondern konkret den Weg zu weisen, wie die gesamte Tourismusbranche sozial gerechter wirtschaften kann. Die Herausforderung ist dabei, einen Tourismus zu realisieren, der umfassend – ökonomisch, ökologisch und sozial – nachhaltig ist oder zur nachhaltigen Entwicklung beiträgt und den Erwartungen der Reisenden nach einem attraktiven erholsamen Urlaub ebenso nachkommt wie denjenigen der Einheimischen am Reisezielort nach neuen Einkommen, dem Respekt ihrer Lebensgrundlagen und kulturellen Vielfalt sowie ihrer Würde.[8]

Zukunft

Trends

  • Gesundheitstourismus: Menschen verbinden Urlaub mit medizinischen Operationen, vor allem Zahn- und Schöhnheits-OPs. Wichtigste Zielländer sind Indien und Thailand, insgesamt sollen in diesem Bereich 2010 weltweit mehr als 100 Milliarden Dollar umgesetzt worden sein[9].
  • Weltraumtourismus: Möglicherweise schon 2011 sollen die ersten Menschen mit dem SpaceShipTwo ins All reisen. Der Preis von 150.000 EUR wird weitaus günstiger sein als die bisherigen Flüge mit der Sojus-Kapsel für mehr als 20 Millionen EUR[10].

Aussichten

Die Alte Brücke von Mostar. Ein beliebtes Ziel Deutscher Touristen.

Prognosen über die Entwicklung des Tourismus begegnen erheblich größeren Schwierigkeiten als in anderen Wirtschaftszweigen. Zum Teil hängt dies damit zusammen, dass zentrale ökonomische Begriffe im Tourismusbereich oft weniger eindeutig definiert sind. Schwieriger zu fassen ist bereits das touristische Produkt: Nachgefragt werden von den Reisenden nämlich nicht nur materielle Leistungen wie Unterkünfte oder Transfers, sondern auch immaterielle „Attraktionen“ wie Sehenswürdigkeiten, reizvolle Landschaften, bestimmte Wetterverhältnisse, Urlaubsglück und Erholung, Stimmungen und Träume aller Art, die schwer herzustellen und zu erneuern sind und sich ökonomischer Bewertung zu entziehen scheinen.

Auch der touristische Konsum lässt sich nur schwer quantifizieren, werden doch viele von Touristen nachgefragte Waren und Dienstleistungen wie etwa Leistungen der Gastronomie und des Verkehrsbereichs auch von Einheimischen genutzt, ohne dass eine Abgrenzung möglich wäre. Auch fehlt es an zuverlässigen Methoden, den Kapitaleinsatz zu berechnen. Die Tourismuswissenschaft ist jedoch dabei, solche Methoden zu entwickeln.

Die Unschärfe der Begriffe erschwert auch die Erhebung einer verlässlichen Datenbasis. Als weitere Unwägbarkeit kommt hinzu, dass das Nachfrageverhalten der Touristen in weitaus stärkerem Maße von irrationalen, subjektiven Determinanten bestimmt wird als das anderer Marktteilnehmer. In die Entscheidung fließen oft diffuse, von Zeitströmungen, Modetrends und kulturellen Prägungen abhängige Erwartungen, Bedürfnisse und Motive ein, die schwer analysierbar sind und auch durch gezielte Produktwerbung nur in sehr begrenztem Maße manipuliert werden können. Schließlich ist das touristische Produkt weder transportier- noch lagerbar: Es muss am Ort seiner Entstehung zu einem bestimmten festgelegten Zeitpunkt konsumiert werden, der Reisende muss sich also termingerecht zum Produkt hin begeben. Unvorhersehbare Störungen wie etwa Naturkatastrophen, Terrorismus, Bürgerkriege und Streiks wirken sich daher auf den Tourismus erheblich fataler aus als auf andere Branchen.

Erstaunlicherweise „erholen“ sich Zielgebiete, die von Terroranschlägen und daraufhin von Gästerückgängen betroffen waren (wie Ägypten), mitunter relativ schnell. Gefahren für das gewünschte Urlaubserlebnis werden emotional offenbar sehr rasch ausgeblendet, auch wenn sie rational noch nicht vergessen sind.

All diese Probleme führen dazu, dass ökonomische Theorien nur sehr allgemeine und pauschale Aussagen zur Entwicklung der Tourismusbranche treffen können, wie etwa dass die Kosten der Raumüberwindung weiter abnehmen werden, eine stärkere Diversifizierung bei Angebot und Nachfrage zu beobachten sein werde und die Urlaubsreisen „in vielen Fällen durch mehr als ein Motiv bestimmt“ sind. Vereinzelte Versuche, durch mathematische Formeln und Modelle ein tatsächlich nicht vorhandenes Maß an Objektivität und Rationalität zu suggerieren, vermögen daran nichts zu ändern. Die Tourismuswissenschaft ist trotz aller Schwierigkeiten jedoch dabei, aussagekräftige Methoden der Marktforschung zu entwickeln.

Die Schwierigkeit bei der Erstellung verlässlicher Prognosen hat immer wieder zu Fehlinvestitionen geführt. Bekanntestes Beispiel ist der 1992 eröffnete Freizeitpark Eurodisney bei Paris, der seinen Betreibern allein in den ersten beiden Jahren fast eine Milliarde Euro Verlust eingebracht hat. Aber auch großangelegte Ferienanlagen an der Costa del Sol und in den Westalpen sowie der verstärkte Ausbau der Hotelkapazitäten in westdeutschen Großstädten in den 1970er Jahren haben sich als Fehlinvestitionen erwiesen. Künstliche Inseln in Arabien, die riesige Hotelanlagen umfassen, werden sich ebenfalls nicht kurzfristig rentieren.

Zu den wichtigsten bestimmenden Zukunftsfaktoren des Ferntourismus zählen, wie die Entwicklung seit Herbst 2008 zeigt, zweifellos die weltwirtschaftliche Konjunkturentwicklung und der Erdölpreis. Die 2009 voll realisierte Wirtschaftskrise hat die Tourismusnachfrage beträchtlich gedämpft. Das erwartete Steigen des Kerosinpreises wird die Erhöhung der Flugpreise unvermeidlich machen und die Nachfrage ebenfalls dämpfen. Experten (etwa bei der Ludwig-Bölkow-Systemtechnik GmbH, einer Gründung des einstigen Flugpioniers Ludwig Bölkow, oder bei der Deutschen Bank) rechnen damit, dass sich schon auf mittlere Sicht der Tourismus stärker auf den nationalen und regionalen Nahbereich konzentrieren wird. Im Flugverkehr ist mit einer Konsolidierungsphase zu rechnen, in der die Anzahl der Fluganbieter sinken wird.

Probleme

Der amerikanische Futurologe Herman Kahn erstellte 1979 in The Futurist eine Prognose für den Tourismus bis 2029. Darin rechnete er weiterhin mit überdurchschnittlichen Wachstumsraten und stabilen gesellschaftspolitischen und nationalökonomischen Voraussetzungen. Was damals fehlte, waren nicht quantifizierbare und vor allem unberechenbare menschliche Faktoren.

Schon in den 1980er Jahren erkannte Mohamed A. Tangi vom United Nations Environment Program, was für ein verträgliches Neben- und Miteinander von Gästen und Einheimischen notwendig sein wird[5]:

  1. Die Unterbringung von Touristen soll nicht länger auf Hotels beschränkt werden, das würde zu Freundschaften zwischen Fremden und der örtlichen Bevölkerung führen.
  2. Der Fremdenverkehr soll sich von den überfüllten Küstenregionen weg in Gegenden hin entwickeln, die dünn besiedelt sind.
  3. In allen Fremdenverkehrsregionen müssen Naturreservate geschaffen werden.
  4. Es sollen sowohl auf seiten der Gastgeber wie der Gäste besondere Vermittler ausgebildet werden, die nach Kenntnissen und Charakter geeignet sind, wechselseitiges Verständnis zu wecken.
  5. Es muss ein Tourismuskodex entwickelt werden, den beide Seiten anerkennen.
  6. Bei allen am Meer gelegenen Orten müssen Höchstraten für den Touristenstrom festgesetzt werden, etwa ein Maximum von 600 Menschen pro Hektar Strand.

Bis heute wurde im Grunde kein einziger Punkt realisiert, wenn man von Ansätzen zur Schaffung von Naturreservaten absieht. Das bedeutet, dass die Zukunftsprobleme für den Tourismus in diesen Ansätzen zu finden sind. Einer Reihe von Empfehlungen, die eine nachhaltige Entwicklung im Tourismus und die Beziehung zwischen Tourismus und Raumordnung verbessern sollten, wurden bei einem Seminar (CEMAT) des Europarats in Palma de Mallorca (Spanien) im Mai 1999 erarbeitet.[11] In anderen Kontinenten werden das Geschäft einschränkende Bedenken, wie sie in Europa diskutiert werden, von den lokalen Oligarchien zumeist kaum beachtet.

Wirtschaftliche Bedeutung

Weltweit

Der Tourismus zählt weltweit zu den größten Wirtschaftszweigen. 2004 erzielte er nach Angaben der Welttourismusorganisation einen Gesamtumsatz von etwa 623 Milliarden US-Dollar. Er absorbiert 11 Prozent der Konsumausgaben der westlichen Industriestaaten. Mit weltweit rund 100 Millionen Beschäftigten ist er der größte Arbeitgeber unter den Branchen. Grenzüberschreitende Reisen machen 25 bis 30 Prozent des Welthandels im Dienstleistungsbereich aus.[12] Höhere Umsätze werden allenfalls noch in der Auto- und der Mineralölindustrie erzielt. Für viele Regionen ist der Tourismus zur wichtigsten Beschäftigungsgrundlage geworden.

Gleichwohl sind die Einnahmen höchst ungleich verteilt, werden doch 50 Prozent davon in nur sieben Ländern (USA, Großbritannien, Frankreich, Italien, Spanien, Deutschland, Österreich) erzielt.

Die wirtschaftlichen Wirkungen des Tourismus können in direkte, indirekte und induzierte Wirkungen unterteilt werden. Die direkten Wirkungen entstehen dort, wo touristische Ausgaben getätigt werden (also zum Beispiel in der Hotellerie oder Gastronomie). Die indirekten Wirkungen entstehen durch Vorleistungen (also zum Beispiel Bau von touristischer Infrastruktur, Lebensmittel für die Gastronomie). Die induzierten Wirkungen entstehen durch das Ausgeben der Einnahmen, die durch die direkten und indirekten Effekte geschaffen wurden.

Für nationale Volkswirtschaften ist auch von Bedeutung, inwiefern die Einnahmen aus dem Tourismus in dem jeweiligen Land verbleiben. Durch den Import von Gütern für den touristischen Konsum (zum Beispiel Lebensmittel) oder durch Tätigkeiten von ausländischen Unternehmen entstehen Gewinnabflüsse ins Ausland (sog. Sickerrate oder Leakages).

Die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) geht davon aus, dass eine Stelle im touristischen Kerngeschäft, anderthalb weitere Stellen schafft. Damit schafft die Tourismusindustrie (direkt und indirekt) über 230 Millionen Stellen. Dies stellt etwa 8 % der weltweiten Arbeitskraft dar. Zwischen 60 % und 70 % der Arbeitskräfte sind Frauen und mehr als die Hälfte sind unter 25 Jahre alt.

Auch wenn es Rationalisierungsbestrebungen gibt, bleibt der Tourismus ein arbeitsintensiver Sektor, der vor allem in Entwicklungsländern wertvolle Beschäftigungsmöglichkeiten für Niedrigqualifizierte mit sich bringt.

Die Entwicklung des Fremdenverkehrs erfolgt über die wirtschaftliche Entwicklung, den Umweltschutz und der Wahrung der Identität der lokalen Bevölkerung. Eine enge Verbindung lässt sich auch zwischen der Entwicklung des Fremdenverkehrs und der Entwicklung des kulturellen Erbes herstellen: Der Fremdenverkehr schafft nicht nur Einkommen und Beschäftigung, sondern trägt auch zur Entwicklung einer lokalen und regionalen Identität bei. Der Fremdenverkehr bietet Beschäftigung und Einkommen für Personen, die in entwicklungsschwachen Regionen leben.[13]

Tourismusländer

Die im grenzüberschreitenden Reiseverkehr meistbesuchten Länder sind laut einer Studie der Welttourismusorganisation (Ankünfte von Übernachtungsgästen pro Jahr):

Rang Land Regionaler
Markt
Internationale
Ankünfte
(2010)[14]
Internationale
Ankünfte
(2007)[15]
Internationale
Ankünfte
(2006)[16]
01 FrankreichFrankreich Frankreich Europa 76.8 Millionen
02 Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Vereinigte Staaten Nordamerika 59.7 Millionen 56.0 Millionen 51.1 Millionen
03 China VolksrepublikVolksrepublik China Volksrepublik China Asien 55.7 Millionen 54.7 Millionen 49.6 Millionen
04 SpanienSpanien Spanien Europa 52.7 Millionen 59.2 Millionen 58.5 Millionen
05 ItalienItalien Italien Europa 43.6 Millionen 43.7 Millionen 41.1 Millionen
06 Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Vereinigtes Königreich Europa 28.1 Millionen 30.7 Millionen 30.7 Millionen
07 TurkeiTürkei Türkei Europa 27.0 Millionen 23.3 Millionen 19.8 Millionen
08 DeutschlandDeutschland Deutschland Europa 26.9 Millionen 24.4 Millionen 23.6 Millionen
09 MalaysiaMalaysia Malaysia Asien 24.6 Millionen
10 MexikoMexiko Mexiko Nordamerika 22.4 Millionen 21.4 Millionen 21.4 Millionen

Der Tagestourismus (Reisen ohne Übernachtung am Zielort) ist in diesen Zahlen eben so wenig berücksichtigt wie der Binnenreiseverkehr innerhalb des jeweiligen Landes. Dieser ist für viele Länder (darunter Deutschland) bedeutender als der internationale Reiseverkehr.[17]

Deutschland

Deutsche Touristen

2010 unternahmen Deutsche 63,3 Millionen Urlaubsreisen (Zweck: Erholung; Mindestdauer: fünf Übernachtungen), von denen 33 % ins Inland führten. Dabei buchten sie 1,4 Milliarden Übernachtungen und gaben 120 Milliarden Euro aus. Im Ausland beliefen sich die Ausgaben deutscher Touristen im Jahr 2010 auf 59 Milliarden Euro.[18]

48,7 Millionen Deutsche über 14 Jahre haben an mindestens einer Urlaubsreise teilgenommen, was einer Reiseintensität von 75,1 % entspricht. Das beliebteste Reiseziel hierbei war Deutschland selbst mit 33,0 %, wovon allein 6,3 Prozentpunkte auf Bayern entfielen. Es folgten Spanien mit 13,0 %, Italien mit 7,7 %, die Türkei mit 7,0 % und Österreich mit 5,2 %.

Bei 48 % der Reisen erfolgte die An- und Rückreise mit dem PKW, bei 36 % mit dem Flugzeug, bei 8 % mit dem Bus und bei 5 % mit der Eisenbahn. Hauptreiseländer mit dem PKW sind Dänemark, Italien, Kroatien, Österreich, die Schweiz und Ungarn. Die Reisedauer betrug durchschnittlich 12,3 Tage, die Kosten 861 Euro pro Person.[19]

Tourismus in Deutschland

In Deutschland erzielt der Fremdenverkehr mit 2,8 Millionen Beschäftigten einen Umsatz von 232,6 Milliarden Euro. 140,0 Millionen Gäste (113,1 Millionen aus dem Inland, 26,8 Millionen aus dem Ausland) tätigten 380,3 Millionen Übernachtungen (davon 320,0 Millionen durch Inländern und 60,3 Millionen durch Ausländer) in 56.394 Unterkünften mit etwa 2,9 Millionen Betten.[20]

Das wichtigste Herkunftsland ist Deutschland (113.139.484 Ankünfte in 2010). Aus dem Ausland ergibt sich folgende Reihenfolge:

  1. Niederlande (3.917.640 Ankünfte in 2010)
  2. USA (2.206.339 Ankünfte in 2010)
  3. Schweiz (2.028.423 Ankünfte in 2010)
  4. Großbritannien (1.986.891 Ankünfte in 2010)
  5. Italien (1.524.134 Ankünfte in 2010)

4.000 der 12.431 Gemeinden Deutschlands sind in Tourismusverbänden organisiert, 310 davon sind als Heilbäder oder Kurorte anerkannt.

Österreich

2007 wurden in Österreich 31,1 Millionen Gäste und 121,4 Millionen Nächtigungen (im Vergleich zu 2006: gesamt: +1,6 %, davon: Ausländer +1,3 %, Inländer +2,7 %) registriert. Acht der zwölf nächtigungsstärksten Quellmärkte wiesen 2007 ein Plus auf (in Klammern der Anteil an den Gesamtnächtigungen in Österreich):

  1. Deutschland (39,7 %): -1,4 %
  2. Österreich (27,2 %): +2,7 %
  3. Niederlande (7,5 %): +3,6 %
  4. Großbritannien (3,2 %): +3,8 %
  5. Schweiz (3,0 %): +3,4 %
  6. Italien (2,5 %): -3,1 %
  7. Belgien (2,1 %): +2,9 %
  8. Frankreich(1,4 %): -3,0 %
  9. Ungarn (1,2 %): +7,9 %
  10. Vereinigte Staaten (1,2 %): -2,6 %
  11. Dänemark (1,2 %): +10,3 %
  12. Tschechien (1,1 %): +12,5 %

2007 entfielen die Übernachtungen vor allem auf die Bundesländer Tirol (41,8 Millionen), Salzburg (23,4 Millionen), Kärnten (12,8 Millionen), Steiermark (10,0 Millionen) und Wien (9,7 Millionen). Die Österreicher bevorzugten als Reiseziele im Inland die Bundesländer Steiermark (6,4 Millionen), Salzburg (5,5 Millionen) und Kärnten (4,7 Millionen). Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer lag für ausländische Gäste bei 4,3, für Inländer bei 3,2 Nächtigungen pro Ankunft.

Südtirol

2010 wurden in Südtirol ca. 5,7 Millionen Gäste und 28 Millionen Nächtigungen ( bei ca. 500.000 Einwohner ) gezählt.

Weitere europäische Länder

Über den Tourismus in anderen europäischen Ländern geben entsprechende Länderartikel nähere Auskunft: Vorlage:Navigationsleiste Tourismus nach Staat/Europa

Tourismusstatistiken

Hauptartikel: Tourismusstatistik

Die amtlichen Tourismusstatistiken dienen dazu, die Entwicklung des Tourismus zu beobachten und darüber alle Interessierten aktuell und objektiv zu informieren. Diese Statistiken werden nach den Vorschriften und Usancen des jeweiligen Staates erstellt und können daher von sehr unterschiedlicher Qualität sein.

So werden zum Beispiel in Deutschland, Österreich und der Schweiz auf Grund gesetzlicher oder verordnungsmäßiger Verpflichtung der Beherbergungsbetriebe von diesen monatlich die Summen der Ankünfte und Nächtigungen von Gästen (nach Herkunftsländern der Gäste gegliedert) gemeldet. Weiters wird der Bestand an Beherbergungsbetrieben sowie deren Zimmer- und Bettenanzahl erhoben.

In Großbritannien und Irland, wo (auch für Einheimische) keine der mitteleuropäischen Rechtslage entsprechende Verpflichtung, seinen Wohnsitz oder vorübergehenden Aufenthalt zu melden, besteht, entstehen die Tourismusresultate aus Zählungen ankommender Gäste auf Flughäfen und in Häfen und aus Stichprobenerhebungen in der Hotellerie. In den Zahlen können daher hier auch Besuche bei Freunden und Verwandten (VFRs – Visits of Friends and Relatives) inkludiert sein, die in Deutschland nicht erhoben werden.

Bei internationalen Vergleichen für Regionen und Städte[21] ist außerdem das Gebiet zu berücksichtigen, für das die Zahlen publiziert werden. Bei internationalen Vergleichen der Beherbergungskapazität ist zu berücksichtigen, was im jeweiligen Staat unter einem Beherbergungsbetrieb oder unter gewerblicher Beherbergung (im Unterschied zu Privatzimmern) verstanden wird.

In Deutschland werden zwei zentrale Statistiken erstellt:

  • Die Monatserhebung im Tourismus berichtet über das Beherbergungsgewerbe in Deutschland, also über die Anbieterseite. Die Beherbergungsbetriebe liefern Angaben über die Zahl der Ankünfte und Übernachtungen von Gästen, wobei bei Gästen mit ständigem Wohnsitz im Ausland noch nach Herkunftsländern unterschieden wird. Ergänzt werden diese Daten um Angaben zu den Kapazitäten in Form der angebotenen Betten und bei Campingplätzen der angebotenen Stellplätze. [22][23]
  • Bei der Statistik über die touristische Nachfrage werden Deutsche nach ihrem Reiseverhalten befragt. Damit liefert diese Erhebung Angaben über die Nachfrager touristischer Leistungen. In telefonischen Interviews werden vierteljährlich bis zu 2500 Reisende nach Reiseziel, Zahl der Übernachtungen und Reiseausgaben gefragt[24].

Strukturen und Organisation

International

  • Association Internationale d’Experts Scientifiques du Tourisme (AIEST)[25]
  • Alliance Internationale de Tourisme (AIT)[26]
  • Bureau International du Tourisme Social (BITS)[27]
  • Fédération mondiale du thérmalisme (FEMTEC)[28]
  • Federation of International Youth Travel Organizations (FIYTO)[29]
  • International Congress and Convention Association (ICCA)[30]
  • International Association of Professional Congress Organizers (IAPCO)[31]
  • International Civil Aviation Organization (ICAO)[32]
  • Universal Federation of Travel Agents Associations (UFTAA)[33]
  • World Tourism Organisation (UNWTO)[34]

Europa

  • European Travel Commission (ETC)[35]
  • European Cities’ Marketing (ECM)[36]

National

Offizielle Tourismuswerbeorganisationen werden neuerdings in der Branche als Destinationsmarketingorganisationen oder Destinationsmanagementorganisationen (DMO) bezeichnet.

Jost Krippendorf definiert:

Marketing im Fremdenverkehr ist die systematische und koordinierte Ausrichtung der Unternehmenspolitik von Fremdenverkehrsbetrieben sowie der privaten und staatlichen Fremdenverkehrspolitik der lokalen, regionalen, nationalen und internationalen Ebene zur bestmöglichen Befriedigung der Bedürfnisse bestimmter Konsumentengruppen unter Erzielung eines angemessenen Gewinns“

Paul Bernecker erkannte, dass der Tourismus durch seine starke wirtschaftliche Verflechtung mit großteils kapitalintensiver Struktur angesichts der immer kürzer werdenden Amortisationsfristen zur Steuerung seiner wirtschaftlichen Umwelt gezwungen wird. Das geschieht am ehesten mit Marketingmethoden und -instrumenten.

Destinationsmarketingorganisationen auf nationaler Ebene sind

In der Schweiz gibt es neben Schweiz Tourismus als Interessenvertretung des Tourismus auf politischer und wirtschaftlicher Ebene den Schweizer Tourismus-Verband (STV), der Lobbying betreibt. Zudem bringt die Basler Fachorganisation Arbeitskreis Tourismus und Entwicklung auf dem Reiseportal „Fair unterwegs“ die aktuellen Zahlen und Fakten aus entwicklungspolitischer Sicht zur wirtschaftlichen Bedeutung des Tourismus[38].

Daneben gibt es nationale Interessenvertretungen wie die Organisationen der Reiseveranstalter (zum Beispiel United States Tour Operators Association – USTOA), der Reisebüros (zum Beispiel Deutscher Reisebüroverband – DRV), der Reisevermittler, der Hoteliers (zum Beispiel Österreichische Hoteliervereinigung – ÖHV), Autobusunternehmer (zum Beispiel Ring deutscher Autobusunternehmer – RDA), der Guides, der Hotelportiere (Les Clefs d’Or), der Seilbahnunternehmer, der Restaurants und der Unterhaltungsbetriebe.

National koordiniert sind auch die gesetzlichen Regelungen (spezielle Tourismusgesetze und anderes Wirtschafts- Handels-, sowie einschlägiges Gewerberecht, Verkehrsrecht und Arbeitsrecht), die Tourismuspolitik, die Belange der öffentlichen Verwaltung (etwa in Ministerien mit Kompetenzen für Tourismus, in manchen Staaten auch explizite Tourismusministerien) sowie die Tourismusförderung.

Regional und lokal

Auf regionaler und lokaler Ebene sind oft Tourismusverbände (TV, früher Fremdenverkehrsverbände, FFV) der Gemeinden und Regionen Interessensvertretungen und Marketingorganisationen; sie betreiben im Allgemeinen auch die meist Tourist-Information genannten Informations- und Auskunftsstellen für Gäste am Reiseziel. Die jeweilige Institution koordiniert Angebot, Nachfrage, Zeit- und Werbepläne sowie Vermarktung des Angebots und fasst oft alle beteiligten Interessensgruppen zusammen. Vielerorts fungieren Abteilungen von Stadt- und Regionsverwaltungen als DMOs (zum Beispiel Tourismusamt der Stadt München, Büro für Kultur und Tourismus der Stadt Lemberg), in den letzten Jahren wurden einige als Unternehmen definiert (wie zum Beispiel Göteborg & Co., Graz-Tourismus GmbH., Berlin Tourismus Marketing GmbH.). In den USA fungieren „Convention and Visitor Bureaus“ (CVB) in diesem Sinn. In Europa werden solche Organisationen auf Englisch meist „Tourist Board“ genannt.

Vereine und Verbände beruhen oft auf gesetzlicher Basis - etwa den Tourismusgesetzen österreichischer Bundesländer, die auch die Rechtsform (öffentlich-rechtlich, privatrechtlich nach dem Vereinsgesetz, privatrechtlich nach dem GesmbH-Gesetz) festlegen können. Die jeweilige Institution vertritt eine Tourismusgemeinde oder eine Tourismusregion. Diese beruht auf freiwilliger oder von Staat und Landesregierung durch die Steuerung von Finanzierungsquellen erwirkter Zusammenarbeit mehrerer benachbarter Gemeinden. Auf Bundesebene ist das Konzept Genuss Region als Interessensgemeinschaft der Bezirke und Gemeinden zu nennen.

Kommunikationsmedium Nr. 1 mit dem potentiellen oder tatsächlichen Gast sind heute die entsprechenden Webportale der genannten Institutionen, der Tourismusbetriebe und der Dachverbände. Neben Information über den Ort und die Region und über aktuelle Umstände (etwa Wetter, Schneelage, Badeseetemperatur, Veranstaltungen und ähnliches) wird auf diesen Websites oft auch die Möglichkeit geboten, Angebote online zu buchen. DMO besitzen bei Bedarf, um bei Buchungen alle Gästewünsche erfüllen zu können, einen gewerblichen Reisebürobetrieb.

Informationen über Marketingstrukturen und -aktionen findet man oft auf den B2B-Webseiten der Tourismusmarketingorganisationen[39].

Daneben gibt es auch andere touristisch orientierte private Gesellschaften und Vereine (zum Beispiel Verein der geprüften Wiener Fremdenführer, Verschönerungsvereine), regionale Hoteliervereine, Direktvermarktungskooperativen.

Tourismusmessen

Bedeutende internationale Fachmessen für Tourismus.

Je intensiver eine DMO die von ihr definierten Quellmärkte ihres Gästeaufkommens direkt bearbeitet, umso weniger ist sie auf Messekontakte angewiesen. Für viele DMOs sind touristische Fachmessen allerdings trotz Internet eine kostengünstige Methode zur Kontaktaufnahme und -pflege mit (potentiellen) Geschäftspartnern im Ausland.

Tourismusberufe und Ausbildung

Ausbildungsstätten in Deutschland

Tourismus kann in Deutschland meist als Schwerpunkt innerhalb der BWL, im Rahmen der Geographie oder als eigener Studiengang Tourismus/Touristik bzw. Tourismusmanagement oder Tourismus-BWL studiert werden. Die Themenbereiche werden in einigen Hochschulen und Ausbildungseinrichtungen mit Lehrmodulen aus dem Freizeit- und Veranstaltungsmanagement angeboten. Die Duale Hochschule Baden-Württemberg bietet an den Standorten Lörrach und Ravensburg duale BWL-Tourismus-Studiengänge an, die mit dem Bachelor abschließen. An der Fachhochschule Eberswalde existiert ein Studiengang nachhaltiger Tourismus. Die Hochschule Bremen bietet einen Internationalen Studiengang Tourismusmanagement (B.A.) sowie einen Master in International Studies of Leisure and Tourism und einen MBA in International Tourism Management an. An der Hochschule München (ehemals Fachhochschule) wird der Bachelor- und Masterstudiengang Tourismus Management angeboten. Darüber hinaus gibt es noch zahlreiche weitere Hochschulen, die einen entsprechenden akademischen Studiengang anbieten. In mehreren Bundesländern in Deutschland gibt es auch eine umfassende und praxisorientierte Tourismusausbildung an Berufsfachschulen. Sie dauert zumeist 2 Jahre und endet mit der staatlichen Abschlussprüfung zum Touristikassistenten.[40] Durch bundeseinheitliche Ausbildungsordnungen sind die Ausbildungsberufe Reiseverkehrskaufmann/-frau und Kaufmann/Kauffrau für Tourismus und Freizeit festgelegt. In Bayern gibt es die vollzeitschulische Ausbildung zum staatlich geprüften Assistenten für Hotel- und Tourismusmanagement mit gleichzeitigem Erwerb der Fachhochschulreife zum Beispiel in Wiesau[41].

Ausbildung in Österreich

In Österreich gibt es die Fachschule für wirtschaftliche Berufe und die Höhere Lehranstalt für wirtschaftliche Berufe, sowie die Tourismusfachschulen Bad Gleichenberg [Höhere Lehranstalt für Tourismus], die berufsbildend unter anderem auf Tourismusberufe zielt, insbesondere die Höhere Bundeslehranstalt für Tourismus in Krems[42] und die Tourismusschulen Salzkammergut in Bad Ischl[43], die Tourismusschulen Semmering (HLT) in Semmering[44], sowie eigene Hotelfachschulen, im Speziellen die Tourismusschulen Salzburg mit den Standorten in Salzburg-Klessheim, Bischofshofen und Bad Hofgastein[45], sowie die Hertha Firnberg Schulen in Wien-Floridsdorf[46]. Im tertiären Bildungsbereich existieren Studiengänge in Wien (Fachhochschule Wien, Modul University Vienna), Salzburg (Fachhochschule Salzburg/Urstein, Studiengang Innovation und Management im Tourismus), Innsbruck (Management Center Innsbruck), Linz[47] und Fürstenfeld (Aufbaustudium Tourismusmanagement, Johannes Kepler Universität Linz)[48].

Tourismusforschung

Relativ jung ist die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Phänomen des Tourismus. Gleichwohl hat sie in kurzer Zeit eine ganze Reihe spezialisierte Fachdisziplinen hervorgebracht, zu deren wichtigste etwa Tourismusgeographie, -soziologie, -psychologie, -ökonomie und -geschichte gehören. Die Tourismuswissenschaft selbst ist ihrerseits bereits Gegenstand historischer Betrachtung und nahe verwandt mit Freizeitsoziologie.

1941 wurden gleichzeitig an der Universität Bern, (Schweiz, das Forschungsinstitut für Fremdenverkehr (FIF) und an der Hochschule St. Gallen, (Schweiz) das Seminar für Fremdenverkehr gegründet. Die erste gemeinsame Studie von Walter Hunziker und Kurt Krapf 1942 – Allgemeine Fremdenverkehrslehre – war bereits interdisziplinär aufgebaut und gilt noch heute als Standardwerk.

Jost Krippendorf, der ehemalige FIF-Direktor und erste Leiter der IKAÖ, löste mit seinem Buch Die Landschaftsfresser (1975) eine ökologische Diskussion im Tourismus aus.

2007 wurde im Auftrag des österreichischen Bundesministeriums für Wirtschaft und Arbeit das Internetportal tourism-knowhow.at[49] zum Export von österreichischem Tourismus-Know-How entwickelt und im April des Jahres gestartet.

Rechtliche Stellung der Touristen

Die meisten Bestimmungen, die die rechtliche Stellung des Touristen beeinflussen, zählen zum Privatrecht (in Österreich: Zivilrecht), d.h. zu den zwischen Reisendem und Leistungserbringer vertraglich zu vereinbarenden Regeln. Zum Schutz des schwächeren Vertragspartners, des Reisenden, kommt zumeist zwingend das Konsumentenschutzrecht seines Wohnsitzlandes zur Anwendung. Konsumentenschutzorganisationen kontrollieren vorsorglich das „Kleingedruckte“ der Buchungen und bringen gegen unfaire Klauseln gelegentlich so genannte Verbandsklagen ein.

In Europa hat die Europäische Union begonnen, den Konsumentenschutz im Tourismus zu verbessern:

  • Fluggesellschaften sind nunmehr auf Grund der EU-Bestimmungen verpflichtet, bei größeren Flugverspätungen oder beim Ausfall eines Fluges an die Passagiere Ausgleichszahlungen zu leisten.
  • Die Höhe der Mautgebühren auf Mautstraßen in der EU darf nicht willkürlich festgelegt werden und unterliegt ggf. der Kontrolle durch die EU-Kommission. (So wurde zum Beispiel Slowenien ermahnt, weil keine Autobahnvignette für durchreisende Urlauber angeboten wurde und diese eine Halbjahresvignette kaufen mussten.)
  • Der EuGH hat demgemäß verfügt, dass günstigere Eintrittspreise für Einheimische (wie sie zum Beispiel in einigen österreichischen Gemeinden bei Schwimmbädern und Schiliften üblich waren) dem Gemeinschaftsrecht widersprechen und unzulässig sind.
  • Im Rahmen der Gemeinsamen Außen- und Sicherheitspolitik der EU wurde vereinbart, dass Touristen bei Reisen außerhalb der EU von diplomatischen Vertretungen anderer EU-Mitgliedstaaten Hilfe geleistet wird, wenn der Wohnsitzstaat des Reisenden im betreffenden Land keine eigene Vertretung betreibt.
  • Im Schengenabkommen, dem die Mehrzahl der EU-Mitgliedstaaten sowie Norwegen, die Schweiz und Island beigetreten sind, wurden die Personenkontrollen an den Binnengrenzen des Schengenraums abgeschafft. Reisende können diese Binnengrenzen nunmehr an jeder beliebigen Stelle überqueren (müssen allerdings Reisepass oder Personalausweis weiterhin mitführen).

In Deutschland und Österreich verpflichten gesetzliche Bestimmungen Reiseveranstalter, einen Fonds zu finanzieren, aus dem im Fall ihrer Zahlungsunfähigkeit der Heimtransport der Gäste beglichen werden kann.

Gegen Personen, die sich „auf der Durchreise“ befinden, kann im schweizerischen Schuldbetreibungs- und Konkursrecht ein Arrest bewilligt werden „für Forderungen, die ihrer Natur nach sofort zu erfüllen sind“ (Art. 271 Abs. 1 Z. 3 SchKG).[50]

Touristen, die sich in unsichere Gebiete begeben, können damit rechnen, dass ihr Wohnsitzstaat ggf. an ihrer Befreiung aus Geiselnahme, ihrer medizinischen Versorgung und ihrem Heimtransport mitwirkt. Sie müssen allerdings damit rechnen, dass ihnen der Staat zumindest einen Teil der ihm dabei entstandenen Kosten zur Begleichung vorschreibt, – vor allem, wenn die Gefahr, in die sie sich begeben haben, schon vorher allgemein bekannt war.

Siehe auch

Literatur

  • Anneliese Donhauser: Trendbranche Tourismus. Bildung und Wissen Verlag, Nürnberg 2004, ISBN 978-3-8214-7635-3
  • Roman Egger und Thomas Herdin (Hrsg.): Tourismus im Spannungsfeld von Polaritäten, Wien/München 2010
  • Hans Högl: Bin kein Tourist, ich wohne hier. Fremdenverkehrsgemeinden im Stress, Verlag für Ethik und Gesellschaft, Wien 2002, ISBN 3-900944-15-6
  • Walter Kiefl und Reinhard Bachleitner: Lexikon zur Tourismussoziologie, Profil Verlag München 2005, ISBN 3-89019-542-3
  • Ferner, Müller, Zolles: Marketingpraxis im Fremdenverkehr, ORAC Verlag Wien, ISBN 3-7015-0182-3, 1989 und spätere Ausgaben
  • Harald Pechlaner und Frieda Raich, Frieda (Hrsg.), Gastfreundschaft und Gastlichkeit im Tourismus, Erich Schmidt Verlag, Berlin 2007, ISBN 978-3-503-10031-6
  • Ernst Spatt: Allgemeine Fremdenverkehrslehre, Innsbruck, Inn-Verlag, 1975, ISBN 3-85123-018-3
  • Josef Steinbach: Tourismus, Oldenbourg Wissenschaftsverlag, 2002, ISBN 978-3-486-27308-3
  • Voyage. Jahrbuch für Reise- & Tourismusforschung, München/Wien (lfd. seit 1997)

Weblinks

Wiktionary: Tourismus – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 so etwa nach Usance der Berechnung der Wertschöpfungsrechnung, vergl. Tourismus-Satellitenkonto - Wertschöpfung, Statistik Austria
  2. Claude Kaspar: Die Tourismuslehre im Grundriss. St. Galler Beiträge zum Tourismus und Verkehrswirtschaft. 5. Auflage, Paul Haupt, Bern 1996.
  3. W. Hunziker, K. Karpf: Grundriss der Allgemeinen Fremdenverkehrslehre. Poligrafischer Verlag, Zürich 1942, S. 21.
  4. zitiert in Ernst Spatt. Allgemeine Fremdenverkehrslehre. Inn-Verlag, Innsbruck 1975, ISBN 3-85123-018-3
  5. 5,0 5,1 5,2 5,3 Ferner, Müller, Zolles: Marketingpraxis im Fremdenverkehr, ORAC Verlag, 1989 und spätere Ausgaben, ISBN 3-7015-0182-3. In „Freizeit und Tourismus“ (Hoffmann, 1981)
  6. Vgl. Freyer, Walter 2006: Tourismus: Einführung in die Fremdenverkehrsökonomie. 8. Auflage. München, Oldenbourg.
  7. Christoph Hennig: Reiselust. Frankfurt 1999, ISBN 3-518-39501-7, S. 102–149
  8. Arbeitskreis Tourismus und Entwicklung: Fair unterwegs – die andere Reiseseite
  9. http://www.taz.de/1/archiv/digitaz/artikel/?ressort=re&dig=2011%2F01%2F15%2Fa0040&cHash=d886a3434f
  10. http://www.taz.de/1/archiv/digitaz/artikel/?ressort=re&dig=2011%2F01%2F15%2Fa0040&cHash=d886a3434f
  11. Seminar (CEMAT) des Europarats Palma de Mallorca (Spanien), Mai 1999
  12. Grafik: Weltweiter Tourismus, aus: Zahlen und Fakten: Globalisierung, Bundeszentrale für politische Bildung/bpb
  13. Structural Funds pdf, ec.europa.eu
  14. UNWTO Tourism Highlights, Edition 2011 (PDF) World Tourism Organization. 2011. Abgerufen am 29. März 2008.
  15. UNWTO World Tourism Barometer June 2008 (PDF) World Tourism Barometer. June 2008. Abgerufen am 1. August 2008.Volume 6 No. 2
  16. UNWTO Tourism Highlights, Edition 2007 (PDF) World Tourism Organization. 2007. Abgerufen am 29. März 2008.
  17. vgl z. B. für Länder in der EU: Eurostat Pressemitteilung 99/2012 vom 28. Juni 2012
  18. Steigende Anzahl der Reisen ins Ausland trotz schlechter Wirtschaftslage Abgerufen am 2. Dezember 2012
  19. Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen e.V.
  20. Statistisches Bundesamt, Berichtsjahr
  21. [1]
  22. Website der 'Monatserhebung im Tourismus' im Statistischen Bundesamt
  23. Seite mit dem Qualitätsbericht (methodische Beschreibungen) der 'Monatserhebung im Tourismus'
  24. Statistik über die touristische Nachfrage
  25. www.aiest.org
  26. AIT
  27. BITS
  28. FEMTEC
  29. FIYTO
  30. [2]
  31. IAPCO
  32. ICAO
  33. UFTAA
  34. WTO
  35. [3]
  36. [4]
  37. Aus Maison de la France wird Atout France, Website
  38. Arbeitskreis Tourismus und Entwicklung: Zahlen und Fakten
  39. Beispiele: B2B-Webseiten der Österreich Werbung, B2B-Webseiten des WienTourismus
  40. Touristikassistent/in Beschreibung des Ausbildungsberufs auf der Seite der Bundesagentur für Arbeit
  41. [5] Ausbildung zu Assistenten für Hotel- und Tourismusmanagement an der Schule für Hotelmanagement und Tourismusmanagement Wiesau
  42. Europaschule HLF Krems - Bundeslehranstalten für Tourismus
  43. Tourismusschulen Bad Ischl
  44. Tourismusschulen Semmering
  45. Tourismusschulen Salzburg
  46. Edumoodle - Hertha Firnberg Schulen für Wirtschaft und Tourismus
  47. Universitätslehrgang Tourismusmanagement der Johannes Kepler Universität Linz
  48. Universitätslehrgang Aufbaustudium Tourismusmanagement am Zentrum für Interkulturelle Studien Fürstenfeld (ZIS-FF)
  49. tourism-knowhow.at
  50. vgl. dazu Hunziker/Pellascio, S. 289
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