Jewiki unterstützen. Jewiki, die größte Online-Enzyklopädie zum Judentum.
Helfen Sie Jewiki mit einer kleinen oder auch größeren Spende. Einmalig oder regelmäßig, damit die Zukunft von Jewiki gesichert bleibt ... Vielen Dank für Ihr Engagement! (→ Spendenkonten) |
How to read Jewiki in your desired language · Comment lire Jewiki dans votre langue préférée · Cómo leer Jewiki en su idioma preferido · בשפה הרצויה Jewiki כיצד לקרוא · Как читать Jewiki на предпочитаемом вами языке · كيف تقرأ Jewiki باللغة التي تريدها · Como ler o Jewiki na sua língua preferida |
Tansania
Jamhuri ya Muungano wa Tanzania (Swahili) Vereinigte Republik Tansania | |||||
| |||||
Wahlspruch: Uhuru na Umoja Swahili für „Freiheit und Einheit“ | |||||
Amtssprache | Swahili | ||||
Hauptstadt | Dodoma | ||||
Regierungssitz | Daressalam | ||||
Staatsform | Föderative Republik | ||||
Regierungsform | Präsidentielles Regierungssystem | ||||
Staatsoberhaupt | Präsident Jakaya Kikwete | ||||
Regierungschef | Mizengo Pinda | ||||
Fläche | 945.087 km² | ||||
Einwohnerzahl | 41.048.532 (Stand Juli 2009) | ||||
Bevölkerungsdichte | 39 Einwohner pro km² | ||||
Bruttoinlandsprodukt nominal (2007)[1] | 16.184 Mio. US$ (98.) | ||||
Bruttoinlandsprodukt pro Einwohner | 415 US$ (161.) | ||||
Human Development Index | ▲ 0,466 (152.)[2] | ||||
Währung | Tansania-Schilling | ||||
Unabhängigkeit | vom Vereinigten Königreich am 9. Dezember 1961 | ||||
Nationalhymne | Mungu ibariki Afrika | ||||
Zeitzone | UTC+3 | ||||
Kfz-Kennzeichen | EAT | ||||
Internet-TLD | .tz | ||||
Telefonvorwahl | +255 | ||||
Tansania (amtlich Vereinigte Republik Tansania, Swahili Jamhuri ya Muungano wa Tanzania) ist ein Staat in Ostafrika. Es liegt am Indischen Ozean und grenzt an Kenia und Uganda im Norden, Ruanda, Burundi und die DR Kongo im Westen und Sambia, Malawi und Mosambik im Süden. Es ist seit der Unabhängigkeit vom Vereinigten Königreich am 9. Dezember 1961 Mitgliedstaat des Commonwealth of Nations.
Tanganjika (das Festlandgebiet mit der Insel Mafia umfassend) wurde 1961 von der Mandatsmacht Großbritannien unabhängig und verband sich 1964 mit Sansibar (Inseln Pemba und Unguja) zu Tansania, dessen Landesname aus Tanganjika, Sansibar sowie der Bezeichnung Azania zusammengesetzt ist. Die rund 41 Millionen Tansanier sprechen 128 verschiedene Sprachen, größtenteils Bantu-, daneben auch nilotische, kuschitische Sprachen, Arabisch sowie indische Sprachen. Hauptstadt des Staates ist Dodoma, Regierungssitz und größte Stadt ist Daressalam.
Geographie
Das tansanische Festland besteht aus einer 16 bis 64 Kilometer breiten Küstenebene mit tropischer Vegetation, der 213 bis 1067 Meter hoch gelegenen Massai-Savanne im Norden und einem Hochplateau im Süden (900–1200 Meter), das bis zum Malawisee reicht. Der Zentralafrikanische Graben berührt Tansania im Westen, der Ostafrikanische Graben verläuft zentral durch das Land. Zeugen der geologischen Vorgänge in dieser tektonischen Bruchzone sind riesige Krater und Vulkane wie der Mount Rungwe (2960 m), der Mount Meru (4562 m) und der höchste Berg Afrikas, der Kibo (5895 m). Das Staatsgebiet von Tansania grenzt an drei der größten Seen Afrikas: im Norden an den Viktoriasee, im Westen an den Tanganjikasee und im Süden an den Malawisee. Im Nordwesten Tansanias liegt die Serengeti (Massai-Sprache: „weites Areal“, „große Ebene“, „unendliches Land“), einer der bekanntesten Nationalparks Afrikas.
Feucht- und Trockensavannen mit Schirmakazien und Baobab-Bäumen dominieren einen Großteil Tansanias. Halbwüsten und Küstenebenen (zum Teil mit Mangrovensümpfen) machen die übrige Landschaft aus.
Entlang der flachen Küste Tansanias herrscht ein tropisches Klima, während in den Bergen im Norden, Süden (Mbeya-Range, Poroto-Berge, Livingstone-Berge, Kipengere-Berge, Kitulo-Plateau) und Westen das Klima gemäßigt ist. Im Nordosten des Landes, unweit der Grenze zu Kenia, erhebt sich das höchste Bergmassiv Afrikas, das Kilimandscharo-Massiv, dessen höchste Stelle – der Uhuru Peak – auf dem Berg Kibo 5.895 m ü. NN liegt.
Bevölkerung
Tansania weist ein starkes Bevölkerungswachstum auf. Die zusammengefasste Fruchtbarkeitsziffer liegt bei 5,3 Kindern pro Frau. Derzeit sind etwa 44 Prozent der Menschen unter 15 Jahre alt, so dass mit einem weiteren Bevölkerungsanstieg zu rechnen ist. Zugleich muss man aufgrund weit verbreiteter Armut und der relativ hohen Verbreitung von AIDS von einer hohen Sterblichkeitsrate ausgehen.
Ethnische Gliederung
Die Bevölkerung auf dem Festland besteht zu 99 Prozent aus Schwarzafrikanern – darunter 95 % Bantu –, die über 130 verschiedenen Ethnien angehören.[3] Größte einzelne Volksgruppe sind die Sukuma (12 % der Bevölkerung); alle übrigen stellen jeweils um die 5 %. Nächstgrößere Volksgruppen sind die Nyamwezi – die wie die Sukuma im besonders dicht besiedelten Gebiet um den Viktoriasee leben – (etwa 9 %), die Hehet/Bena (8 %), die Haya (etwa 7 % der Gesamtbevölkerung), die Swahili an der Küste (6 %), die Chagga am Kilimandscharo (etwa 6 %) und die Makonde im Süden.[4] Die Massai stellen etwa 3 % der Bevölkerung.
Seit Jahrhunderten gehören zur Bevölkerung auch Menschen, deren Vorfahren aus Arabien und dem seinerzeit unter britischer Herrschaft stehenden Indien einwanderten. Es leben auch noch wenige Nachfahren europäischer Siedler im Lande. Hinzu kommen Ausländer, unter ihnen 431.000 Flüchtlinge aus Burundi und 96.000 aus der DR Kongo.[5]
Sprachen
In Tansania werden insgesamt 128 verschiedene Sprachen gesprochen.[6] Etwa 90 Prozent der Einwohner sprechen Bantusprachen; des Weiteren werden im nördlichen Teil des Landes nilotische Sprachen, südkuschitische Sprachen, die Khoisan-Sprachen Hadza und Sandawe und insbesondere auf Sansibar Arabisch gesprochen. Somit sind in Tansania alle vier großen Sprachgruppen Afrikas vertreten. Es gibt keine de jure festgelegte Amtssprache, allerdings ist Swahili die Nationalsprache, die als lingua franca und für offizielle Angelegenheiten verwendet wird und damit de facto die Amtssprache darstellt.
Die deutsche Kolonialverwaltung förderte maßgeblich die Verwendung einer „Landessprache“, eben Swahili. Swahili wurde vom ersten Präsidenten Julius Nyerere als „nationale Sprache“ deklariert, ohne dass dies je gesetzlich fixiert wurde; Publikationen der Regierung nennen es auch „offizielle Sprache“.[7] Das Englische, das während der britischen Herrschaft zur Verwaltung des Mandatsgebietes verwendet wurde, wird heutzutage nicht mehr im öffentlichen Dienst, im Parlament oder in der Regierung verwendet[8] und ist daher keine Amtssprache im engeren Sinne; Tansania gehört damit zu den wenigen afrikanischen Staaten, in denen einheimische Sprachen gegenüber der Kolonialsprache an Bedeutung gewannen. Englisch ist aber weiterhin Gerichtssprache der höheren Gerichte.[8]
Laut der offiziellen Sprachpolitik Tansanias, wie sie 1984 verkündet wurde, ist Swahili die Sprache des gesellschaftlichen und politischen Bereichs, der Grundschulbildung sowie der Erwachsenenbildung; das Englische ist für die Bereiche der höheren Schulbildung, der Universitäten, der höheren Gerichte und der Technologie vorgesehen.[8] Obwohl der Gebrauch des Englischen in Tansania mit Millionenbeträgen von der Regierung Großbritanniens gefördert wird,[8] wurde das Englische in den letzten Jahrzehnten immer weiter aus dem gesellschaftlichen Leben zurückgedrängt. So haben sich noch in den 1970er Jahren tansanische Studenten untereinander gewöhnlich auf Englisch unterhalten; heutzutage unterhalten sie sich untereinander fast nur noch auf Swahili. Selbst der Unterricht an weiterführenden Schulen und Universitäten, der offiziell ausschließlich auf Englisch sein sollte, wird manchmal auf Swahili oder auf einem Swahili-Englisch-Gemisch gegeben.
Religionen
Der Norden und das Küstengebiet sowie die ehemaligen Karawanenstraßen sind größtenteils bis stark islamisch geprägt. Zwischen 30 und 40 Prozent der Bevölkerung sind Muslime (auf Sansibar mindestens 98 Prozent). Im Binnenland von Tansania hat sich das Christentum sehr verbreitet und ebenfalls zwischen 30 und 40 Prozent sind christlich, die meisten davon katholisch. Die Missionsbenediktiner von St. Ottilien unterhalten im Süden des Landes sechs Klöster und haben damit die Römisch-katholische Kirche in Tansania geprägt. Auf protestantischer Seite spiegelt sich die deutsche Kolonialvergangenheit und damit zusammenhängende Missionsgeschichte in der starken Stellung der Lutheraner, die die größte evangelische Kirche im Lande darstellen, sowie der Herrnhuter (Moravian Church) wider. Während der britischen Kolonialzeit breiteten sich die Anglikaner sowie von Kenia her die Africa Inland Church aus. Die evangelischen Kirchen sind geistlich durch die Walokolebewegung (East African Revival) mehr oder minder stark beeinflusst worden, die in jüngerer Vergangenheit auch einen günstigen Nährboden für die Vermehrung charismatischer und pfingstlerischer Gruppen darstellte. Überall finden sich noch Anhänger der traditionellen Religionen, deren Riten oft auch von Christen und Muslimen mitbeachtet werden.
Seit den 1960er Jahren wird die Frage nach der Religionszugehörigkeit als brisant angesehen und nicht mehr bei Volkszählungen erfragt. Lange Zeit wurde die Verteilung weiterhin mit je einem Drittel Muslime, Christen und Anhängern von Naturreligionen angegeben (so etwa noch heute bei Britannica online[9]), was wohl eher politische Raison als statistisch korrekt war. In der Literatur wird teils ein Gleichgewicht zwischen Christen und Muslimen bei verringertem Anteil der Anhänger traditioneller Religionen, teils ein Übergewicht entweder der Christen oder der Muslime angegeben.[10]
Soziale Lage
Bildung
Es gibt in Tansania mehrere Universitäten und andere höhere Bildungseinrichtungen. Die bekannteste Universität ist die University of Dar es Salaam. Andere wichtige Universitäten sind die Sokoine University of Agriculture sowie die Hubert Kairuki Memorial University. Die evangelisch-lutherische Kirche in Tansania unterhält die Tumaini University, eine Universität mit drei Standorten. Die Römisch-katholische Kirche unterhält den Hochschulverbund der St.-Augustinus-Universität Tansania (SAUT).
Das Schulsystem wurde durch die Kolonialisierung stark vom britischen System beeinflusst. So gibt es eine siebenjährige Grundschule (Primary School; Standard one to standard seven), die laut der herrschenden Schulpflicht alle Schüler besuchen können. Danach gehen die Schüler in die Secondary School, die insgesamt sechs Schuljahre umfasst (unterteilt in vier und zwei Jahre). Der erfolgreiche Abschluss gibt die Erlaubnis des Besuches einer Universität.[11]
Seit 2002 müssen keine Schulgebühren mehr gezahlt werden, was vor allem auf dem Land auch dazu führt, dass mehrere hundert Schüler von einem Lehrer in einem Klassenraum gleichzeitig unterrichtet werden. Zudem müssen sich die Eltern trotzdem an den Kosten für den Schulunterricht beteiligen (offiziell für Verpflegung, Transport und Schuluniform). Dieses Geld wird meist auch für Mobiliar, Hefte und Kreide verwendet, auch das nötigste ist in den Schulen oft nicht vorhanden. Zudem müssen die Eltern meist die Schulbücher finanzieren. Vor allem auf dem Land kommt es deswegen nicht selten vor, dass manche Kinder gar nicht zur Schule gehen.[12]
Wenn es sich die Eltern leisten können, können diese auch für eine sehr gute Schulbildung sorgen, an den privaten oder den internationalen Schulen in den Ballungszentren des Landes. Es gibt mehrere internationale Schulen. Im Norden Tansanias gibt es eine Schule mit einem Abzweig, die International School Moshi mit dem Abzweig in Arusha. In Moshi gibt es ein Schulsystem vom Kindergarten bis IB2, in Arusha nur bis S5.[13]
Gesundheitsversorgung
Die durchschnittliche Lebenserwartung bei der Geburt wird mit 52,85 bis 56,9 Jahren angegeben.[2][14] Die Säuglingssterblichkeit beträgt 75 pro 1.000 Geburten, die Müttersterblichkeit 950 pro 100.000 Geburten. 43 % der Geburten können medizinisch betreut werden. 20 % der Frauen stehen moderne Verhütungsmittel zur Verfügung.[15]
Epidemien
Etwa 60.000 Tansanier sterben jährlich an den Folgen einer Malaria-Erkrankung. Ebenfalls stellt eine Malaria-Erkrankung die häufigste Todesursache bei Kindern dar. 75 % der Bevölkerung leben in Gebieten, die mehr als 6 Monate im Jahr als gefährdet gelten. Hierzu zählt insbesondere die gesamte Küstenregion mit den vorgelagerten Inseln sowie der Bereich um den Victoria-See.[16]
Schätzungsweise 6,2 Prozent der erwachsenen Einwohner sind mit dem HI-Virus infiziert (Stand 2008).[15] Mädchen in Tansania müssen oft die Schule früh verlassen, ihre Chancen auf einen qualifizierten und gut bezahlten Arbeitsplatz sind sehr gering. Viele dieser in Armut lebenden jungen Frauen werden misshandelt oder gar sexuell missbraucht und infizieren sich so mit dem HI-Virus.
Geschichte
Die Küstenregion Ostafrikas war bereits seit Anfang unserer Zeitrechnung Teil eines Fernhandelssystems, in dem es durch Segelschiffe mit dem Roten Meer verbunden war. Etwa ab dem 8. bis 9. Jahrhundert breitete sich die Swahilikultur an der Küste aus, die aus Handelsstützpunkten eine Kette von islamisch geprägten Städten längs der Küste hervorbrachte. Diese Siedlungen erstreckten sich bis nach Mosambik. Auf tansanischem Gebiet war vom 14. bis zum 16. Jahrhundert Kilwa Kisiwani der Hauptort. Das Eindringen der Portugiesen von Süden her, die in Ostafrika Zwischenstationen auf ihrem Verbindungsweg nach Indien errichteten, brachte eine erhebliche Störung dieses Handels mit sich. Nach Verdrängung der Portugiesen aus dem kenianisch-tansanischen Küstenraum wurde Oman zur vorherrschenden Küstenmacht.
Seit dem 18. Jahrhundert übte die Küstenzivilisation durch Karawanenhandel und den damit einhergehenden Sklavenhandel erheblichen Einfluss auf das Binnenland aus.
Im 19. Jahrhundert verlagerte der Sultan von Oman seine Hauptstadt nach Sansibar und intensivierte damit seinen Einfluss auf Küste und Hinterland. Ab 1885 erwarb die Gesellschaft für deutsche Kolonisation Ansprüche auf Teile des Binnenlandes und versuchte, eine Kolonie zu begründen. Ihre Herrschaft brach 1888 im Aufstand der ostafrikanischen Küstenbevölkerung zusammen, woraufhin das Deutsche Reich mit militärischen Kräften die Gebiete eroberte, aus denen dann die Kolonie Deutsch-Ostafrika wurde, die neben dem heutigen Festlandstansania auch Ruanda und Burundi umfasste. Während des Ersten Weltkriegs leistete die deutsche Schutztruppe unter der Führung von Paul von Lettow-Vorbeck bis Kriegsende Widerstand gegen die alliierten Truppen. Die Kolonie wurde ab 1916 von britischen und belgischen Truppen erobert und anschließend unter den Siegern aufgeteilt.
Das tansanische Festlandsgebiet kam als Tanganyika Territory unter britische Herrschaft und wurde als Völkerbundsmandat (nach dem Zweiten Weltkrieg als Treuhandgebiet der UNO) verwaltet.
Am 9. Dezember 1961 erhielt Tanganjika die Unabhängigkeit vom Vereinigten Königreich. Kurz nach der Unabhängigkeitserklärung von Sansibar am 10. Dezember 1963 verbanden sich Tanganjika (Tan) und Sansibar (San) und gründeten am 26. April 1964 die Vereinigte Republik Tansania. Erster Staatspräsident wurde Julius Kambarage Nyerere von der Tanganyika African National Union (TANU). Auf Anregung von Nyerere fusionierten 1977 die TANU und die Afro-Shirazi Party (ASP) Sansibars zur Chama Cha Mapinduzi (kurz CCM, deutsch: „Partei der Revolution“). Nyerere und seine Anhänger strebten den Aufbau einer sozialistischen Gesellschaft in Tansania an, verstaatlichten die Banken, führten Bildungs- und Landreformen durch.
Ziel Nyereres war ein spezifisch afrikanischer Sozialismus in Abgrenzung zu den autoritären Sozialismusmodellen nach dem Vorbild der Sowjetunion. Vorbild für die sozialistische Umgestaltung Tansanias sollte stattdessen die „Ujamaa“, die Dorfgemeinschaft als Produktions- und Verteilungskollektiv, sein. Die Ausweitung des Ujamaa-Modells auf größere Produktionseinheiten scheiterte allerdings und mit der Verschlechterung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen auch die sozialistische Vision Nyereres. Er trat 1985 als Staatspräsident und 1990 als Parteivorsitzender zurück.
1992 endete das Einparteiensystem, 1995 fanden zum ersten Mal seit den 1970er Jahren demokratische Wahlen statt, bei denen jedoch die vorherige Regierungspartei CCM ihre Stellung behaupten konnte. 1999 verstarb Nyerere.
Politik
Tansania ist eine Präsidialrepublik: Der in allgemeinen Wahlen alle fünf Jahre gewählte Staatspräsident bestimmt die Politik. Er ernennt den Premierminister sowie die Minister des Kabinetts. Dem Präsidenten zur Seite steht der Vizepräsident, derzeit Ali Mohamed Shein, offiziell sein Stellvertreter, aber eher mit repräsentativen Aufgaben betraut und Edward Lowassa, der den seit 1995 amtierenden Frederick Sumaye von der CCM als Ministerpräsident ablöste. Seit 2005 ist Jakaya Kikwete Staatspräsident, der 2010 für eine weitere Amtszeit gewählt wurde.
Parteien
Trotz des von der Verfassung seit 1992 garantierten Mehrparteiensystems kommt den Oppositionsparteien auf dem Festland nur eine geringe Bedeutung zu, da bei den Parlamentswahlen von 1995 und 2000 die Partei vom damaligen Staatspräsident Benjamin Mkapa, CCM, über 80 Prozent der Stimmen in der Nationalversammlung von Tansania erhielt. Die Oppositionsparteien standen nach der Wahl 2005 stark geschwächt und zersplittert da. Anders als die frühere sozialistische Einheitspartei CCM, die landesweit gut organisiert ist, verfügten sie kaum über nennenswerte Strukturen außerhalb ihrer wenigen Hochburgen (die liberal ausgerichtete Civic United Front (CUF) in Sansibar und den islamisch dominierten Gebieten an der Küste, Tanzania Labour Party (TLP) und Party for Democracy and Progress (CHADEMA) in Kilimandscharo sowie UDP in Zentraltansania).[17] Vor allem aus der eigenen Partei aber gibt es Widerstand gegen den Präsidenten und seine Minister. Kritik von mächtigen Interessengruppen innerhalb der eigenen Partei hat schon häufiger amtierende Minister das Amt gekostet.
Sowohl in der CCM als auch der CUF gibt es Politiker, die die Einheit Tansanias erhalten wollen, beide Parteien haben aber auch sezessionistische Flügel. Die Vertreter der Einheit des Landes dominieren derzeit in beiden Parteien (Stand 2010). Nachdem die Spitzenkandidatur der CHADEMA zur Wahl 2010 auf Wilbrod Slaa übergegangen war, gewann dessen Partei an Popularität.
Wahlen
Die ersten beiden Wahlen, die unter dem Mehrparteiensystem durchgeführt wurden (1995, 2000) standen unter dem Vorwurf massiver Wahlfälschungen. Insbesondere die Anhänger der CUF fühlen sich um ihren vermeintlichen Wahlsieg betrogen. Nach den Wahlen 2000 starben etwa 30 CUF-Anhänger bei Auseinandersetzungen mit den Sicherheitskräften – eine in Tansania bislang ungekannte Gewalteskalation. Nach langen Verhandlungen einigten sich CUF und CCM auf ein Versöhnungsabkommen (Muafaka), das teilweise umgesetzt wurde. Trotz Annäherung und Kooperation der beiden Parteien gibt es auf beiden Seiten Hardliner, die sich deutlich radikalisiert haben.
Nach harten internen Machtkämpfen während der Kandidatenauswahl erhielt bei der Wahl 2005 die ehemalige Einheitspartei CCM erneut die Mehrheit. Mit dieser Wahl übernahm Jakaya Kikwete das Amt des Staatspräsidenten und festigte die Macht der CCM.
Am 31. Oktober 2010 fanden erneut Präsidentschafts- und Parlamentswahlen statt. Für die CCM unter Kikwete wurden Verluste zugunsten der von Slaa geführten CHADEMA vorhergesagt.[18] Kikwete wurde mit rund 61 Prozent der Stimmen wiedergewählt, Slaa erhielt etwa 26 Prozent, Ibrahim Lipumba von der CUF rund 8 Prozent. Kikwete legte am 7. November 2010 für weitere fünf Jahre den Amtseid ab.[19]
Menschenrechte
Systematische, vom Staat gesteuerte Menschenrechtsverletzungen gibt es nach Einschätzung des deutschen Auswärtigen Amtes in Tansania nicht (Stand 2012). Regional gebe es aber starke Unterschiede in der Umsetzung eines effektiven Menschenrechtsschutzes. In ländlichen Gebieten, in denen 70 Prozent der Bevölkerung leben, sind sowohl das Menschenrechtsbewusstsein der Bevölkerung wie das der Behörden am wenigsten ausgeprägt.
Laut Amnesty International wurden 2009 in einigen Landesteilen Menschen ermordet, die vom Albinismus betroffen waren, also von Stoffwechselerkrankungen, die zu einer Pigmentstörung führen. Aus den Berichten geht hervor, dass 2009 mehr als 20 Menschen mit Albinismus ermordet wurden, insgesamt mehr als 50 Menschen in zwei Jahren.[20] Gewalt gegen Frauen und Mädchen war weit verbreitet. Die meisten Täter wurden nicht zur Rechenschaft gezogen.
Frauen- und Kinderrechte
Der UN-Menschenrechtsausschuss äußerte sich besorgt über die anhaltende, weit verbreitete Gewalt gegen Frauen, insbesondere über das Ausmaß häuslicher Gewalt und das Fehlen konkreter, effektiver Maßnahmen zur Bekämpfung der Genitalverstümmlung.[21]
Viele Kinder haben aufgrund von HIV-Erkrankungen ihre Eltern verloren. Sie müssen arbeiten oder sich um jüngere Geschwister kümmern. Laut Angaben des Kinderhilfswerks UNICEF müssen rund 36 % aller Kinder bis zu 14 Jahren Arbeit verrichten. In ländlichen Gegenden müssen 12- bis 14-jährige zum Teil 14 bis 17 Stunden am Tag, sechs Tage in der Woche auf Plantagen arbeiten. Dafür erhalten sie nur die Hälfte des Lohnes eines Erwachsenen. Auch Dienstmädchen arbeiten durchaus 16 bis 18 Stunden täglich. Kinderprostitution stellt ein großes Problem dar.[22]
Religionsfreiheit und Minderheitenschutz
Sexuelle Handlungen zwischen Menschen des gleichen Geschlechts werden mit Gefängnisstrafen bis zu 14 Jahren belegt.[23] Laut dem Flüchtlingskommissariat der Vereinten Nationen (UNHCR) werden Lesben, Schwule, Bisexuelle und Transgender verfolgt, misshandelt und gedemütigt. Schwule und lesbische politische Aktivisten, die sich für mehr Gleichheit und Rechte einsetzen, wurden verhaftet.[24] Die Inhaftierung von Menschen allein auf der Grundlage ihrer tatsächlichen oder vermuteten Sexualität verstößt gegen die Grundsätze der Afrikanischen Charta der Menschen- und Völkerrechte, den Internationalen Pakt über bürgerliche und politische Rechte (IPBPR), die Konvention gegen Folter, und das Übereinkommen über die Beseitigung jeder Form von Diskriminierung der Frau (CEDAW), die allesamt von Tansania unterschrieben wurden.
Religiöse und ethnische Verfolgung gibt es in Tansania laut Auswärtigem Amt (Stand 2012) nicht. Die Religionsfreiheit ist in Verfassung und Praxis garantiert. Das friedliche und tolerante Zusammenleben der einzelnen Volks- und Religionsgruppen (insbesondere von Muslimen und Christen) hat in Tansania Tradition und hebt es von anderen afrikanischen Staaten ab.
Presse- und Meinungsfreiheit
Pressefreiheit ist nach Einschätzung des Auswärtigen Amtes (Stand 2012) gegeben, hat aber ihre Grenzen im Wesentlichen in den knappen Ressourcen und begrenzten professionellen Standards des tansanischen Journalismus. Das Demonstrationsrecht wird gelegentlich unter Hinweis auf die öffentliche Sicherheit eingeschränkt.
Rechtsstaat
Die Unabhängigkeit der Justiz ist laut dem Auswärtigen Amt (Stand 2012) im Prinzip gewährleistet. Verfahrenslänge und Korruption in den Gerichten ist ein anhaltendes Problem. Die Gefängnisse sind überfüllt und schlecht ausgestattet. Justiz und Strafvollzug zu sind ein großer Schwachpunkt im Menschenrechtsschutz. Die Todesstrafe ist weiterhin bei Tatbeständen wie Mord zwingend vorgeschrieben, wurde aber seit 1995 nicht mehr vollstreckt.
In den Gefängnissen auf dem tansanischen Festland sowie auf der Insel Sansibar herrschten harte Haftbedingungen, und es gingen Berichte bei Amnesty International über Folterungen und andere Misshandlungen ein.
Föderalismus
Sansibar besitzt innerhalb der Union eine gewisse Autonomie, unter anderem ein eigenes Parlament, eine eigene Regierung und einen eigenen Präsidenten. Seit 2000 war dies Amani Abeid Karume (CCM). Auch in Sansibar wurde im Oktober 2005 ein neues Parlament und ein neuer Präsident gewählt. Anders als auf dem Festland, auf dem die CCM unangefochten dominierte, war die politische Gesellschaft Sansibars in zwei etwa gleich starke Lager gespalten, die Anhänger der CCM und der CUF. Deren Generalsekretär Seif Sharif Hamad, ein ehemaliger CCM-Premierminister Sansibars, trat als Herausforderer gegen Karume an, verlor aber knapp und umstritten die Wahl. Nach einer Phase der politischen Aussöhnung seit dem Jahr 2009 wurde bei der Wahl am 31. Oktober 2010 Ali Mohammed Shein von der CCM zum Präsidenten gewählt.
Verwaltung
Tansania war bisher in 26 Verwaltungsregionen (mkoa) gegliedert, davon entfallen fünf auf den Teilstaat Sansibar (Staat):
Seit März 2012 gibt es zusätzliche Verwaltungsregionen, nämlich Geita, Katavi, Njombe und Simiyu, mit insgesamt 19 Distrikten.
Wirtschaft
Tansania gehört zu den ärmsten Ländern der Welt. Tansania ist etwa zweieinhalb Mal so groß wie Deutschland, hat aber nur die Hälfte der Bevölkerung.
Steigende Lebensmittelpreise führten dazu, dass die privaten Einkommen überwiegend für Lebensmittel aufgebraucht werden. Angesichts der Armut in Tansania wurde dem Land 2001 von der Weltbank ein Schuldenerlass gewährt. Bergbau und Tourismus sind Wirtschaftszweige, die zunehmend erfolgreicher sind.
Beschäftigung
Im Zeitraum von 1996 bis 2005 waren rund 16.915.000 Tansanier als Erwerbstätige gemeldet. Davon waren 82 % im landwirtschaftlichen Sektor beschäftigt, 15 % im Dienstleistungssektor und nur 3 % im industriellen Sektor. Als offiziell arbeitssuchend galten 5,1 % der Bevölkerung.
Im informellen Sektor sind rund 43 % der Bewohner Tansanias tätig. Der informelle Sektor ist somit nach dem landwirtschaftlichen Sektor der zweitwichtigste Sektor in Tansania.
Export
Im Wesentlichen werden Cashewnüsse (18,3 %), Kaffee (14,3 %), Mineralien (13,2 %), Tabak (8 %) und Baumwolle (5,2 %) (Stand: 1999) ausgeführt. Des Weiteren wird auch Mais, Sisal, Tee, Hirse und Zuckerrohr angebaut.
Ein weiterer bekannter Exportartikel Tansanias ist der im Viktoriasee gefischte, in Deutschland unter dem Namen Viktoriabarsch vermarktete Nilbarsch. Die Bedingungen, unter denen dieser Fisch mit Förderungsmitteln der Europäischen Union vor Ort verarbeitet und nach den Absatzmärkten in Europa, Russland und Japan ausgeflogen wird, wurden durch den Dokumentarfilm Darwin’s Nightmare bekannt.
Staatshaushalt
Der Staatshaushalt umfasste 2009 Ausgaben von umgerechnet 5,2 Mrd. US-Dollar, dem standen Einnahmen von umgerechnet 4,2 Mrd. US-Dollar gegenüber. Daraus ergibt sich ein Haushaltsdefizit in Höhe von 4,5 % des BIP.[25]
Die Staatsverschuldung betrug 2009 4,8 Mrd. US-Dollar oder 21,4 % des BIP.[25]
2006 betrug der Anteil der Staatsausgaben (in % des BIP) folgender Bereiche:
Infrastruktur
Die Infrastruktur ist mit zunehmender Entfernung von der Küste schlechter entwickelt. An der Ostküste befinden sich die Wirtschaftsschwerpunkte mit direktem Zugang zu den Häfen. Es gibt außerhalb der Städte meistens keinen Anschluss an Wasserleitungen. In manchen Regionen gibt es im Umkreis von einigen Kilometern keinen Anschluss an das öffentliche Stromnetz.
Telekommunikation
In den letzten Jahren hat insbesondere die Zahl der Mobilfunkanschlüsse rasant zugenommen. Es gibt etwa 17,4 Millionen Mobilfunk-[27] sowie 180.000 Festnetzanschlüsse[28] (Stand 2009). Durch die zunehmende Verbreitung von Internetcafés steht vielerorts auch Internet zur Verfügung.
Eisenbahn
Tansania besitzt zwei Eisenbahnsysteme mit einer Gesamtstreckenlänge von 3.690 Kilometern. Das Netz der früher von der Tanzania Railways Corporation betriebenen Tanganjikabahn stammt im Wesentlichen noch aus der deutschen Kolonialzeit vor 1914 mit Ergänzungen aus der britischen Zeit. Es wurde in Meterspur errichtet. Die Hauptlinie verläuft von Daressalam über Morogoro und Dodoma nach Tabora. Hier verzweigt sich die Linie nach Kigoma am Tanganjikasee sowie nach Mwanza am Viktoriasee. Außerdem gibt es weitere Stichstrecken nach Singida und Mpanda. Daneben gibt es eine nördliche Linie nach Tanga bzw. nach Arusha über Moshi (zur Zeit kein Personenverkehr; eine Verbindung zur Uganda-Bahn in Kenia besteht in Kahe südlich von Moshi). Im November 2006 wurde der Betrieb auf dem wichtigsten Teilstück von Daressalaam nach Dodoma sowohl im Güter- als auch im Personenverkehr eingestellt.[29] Nach einem Sonderfahrplan[30] verkehrten Züge von Dodoma nach Mwanza bzw. nach Kigoma. Ende des Jahres 2006 wurde die Tanzania Railways Corporation liquidiert und der Betrieb an die private Nachfolgegesellschaft Tanzania Railways Limited übertragen. Diese hat im September 2007 mit Arbeiten an der Strecke von Daressalam nach Tanga begonnen. Die Strecke von Daressalam nach Dodoma wird seit November 2007 wieder von Reise- und Güterzügen befahren.
Die zweite Bahngesellschaft ist die Tanzania-Zambia Railways, kurz TAZARA, die in Kapspur (1067 mm) eine Verbindung von Daressalam über Mbeya nach Sambia und zum südafrikanischen Bahnnetz herstellt. Die TAZARA wurde von chinesischen Firmen erbaut. Die Fahrzeuge können nicht von dem einen zu dem anderen System übergehen.
Straßen
Aufgrund der britischen Kolonialvergangenheit herrscht in Tansania Linksverkehr. Asphaltierte Straßen gibt es zwischen den großen Städten. Von Daressalam geht eine nördliche Strecke zum Kilimandscharo und weiter in Richtung Nairobi. Diese Strecke bindet mit einem Abzweig auch Tanga an. In Richtung Süden verläuft die Hauptstrecke von Daressalam über Morogoro, Iringa und Mbeya nach Malawi sowie nach Sambia. Von Morogoro zweigt die Asphaltstraße nach Dodoma ab. Zwischen Iringa und Mbeya sind auch Njombe und Songea angebunden. Die Küstenstraße ab Daressalam nach Süden in Richtung Mtwara ist bis auf wenige Lücken inzwischen weitgehend asphaltiert, die Strecke weiter nach Mosambik mit einer Brücke über den Rovuma seit Ende 2005 im Bau. Die Küstenstrecke nach Norden in Richtung Tanga ist ab Bagamoyo praktisch nicht passierbar.
Die große Transitstrecke nach Ruanda, Burundi und Kongo verläuft ab Dodoma weithin über Erdstraßen mit sehr unterschiedlichem Erhaltungszustand. In der Regenzeit kommt es immer wieder zu Unterbrechungen der Straßen und Schienenwege, besonders im Landesinneren.
Luftverkehr
Tansania verfügt über vier Flughäfen mit internationalen Verbindungen (IATA-Code):
- Julius K. Nyerere International Airport (DAR) in Daressalam
- Kilimanjaro International Airport (JRO) zwischen Arusha und Moshi
- Zanzibar Kisauni International Airport (ZNZ)
- Mwanza International Airport (MWZ)
weitere Flughäfen:
- Flughafen Arusha (ARK)
- Flughafen Bukoba (BKZ)
- Flughafen Dodoma (DOD)
- Flughafen Iringa (IRI)
- Flughafen Kigoma (TKQ)
- Flughafen Mbeya (MBI)
- Flughafen Moshi (QSI)
- Flughafen Mtwara (MYW)
- Flughafen Musoma (MUZ)
- Flughafen Pemba (PBA)
- Flughafen Songea (SGX)
- Flughafen Shinyanga (SHY)
- Flughafen Tabora (TBO)
- Flughafen Tanga (TGT)
- sowie viele lokale Dorf- und Buschlandeplätze, die großenteils bei der Tanzania Civil Aviation Authority (TCAA) registriert sind. Zum Teil sind auch diese Landeplätze international anfliegbar (zum Beispiel Kleins Camp in der Serengeti).
Dar Es Salaam und Kilimanjaro werden im innerafrikanischen und auch interkontinentalen Linienverkehr von Europa und Asien angeflogen, Sansibar aus Kenia, Uganda, Deutschland, Italien, Südafrika, Äthiopien und dem Oman, Mwanza fungiert als regionales Drehkreuz für Uganda, Kenia, Burundi und Ruanda. Bekannte tansanische Fluggesellschaften sind Air Tanzania, Precision Air und Regional Air Services, die teilweise Gemeinschaftsflüge mit größeren Gesellschaften wie Kenya Airways oder KLM anbieten.
Aufgrund des mangelhaften Zustandes des Straßennetzes abseits der großen Verkehrswege sind viele Dörfer mit dem Flugzeug wesentlich besser zu erreichen als mit Landfahrzeugen. Besonders die medizinische Versorgung der Bevölkerung wird daher zu einem großen Teil auf dem Luftweg mit kleinen Flugzeugen abgewickelt. Die Mitarbeiter dieser Gesellschaften arbeiten größtenteils auf Spendenbasis, um den Dienst günstig anbieten zu können. Folgende Gesellschaften sind in Tansania tätig:
- die Missionsfluggesellschaft Mission Aviation Fellowship mit eigenen Operationsbasen in Dodoma, Dar Es Salaam, Kigoma und Arusha
- die private Organisation Flying Medical Service in Arusha
Landesweit existieren für derartige Flugdienste über 400 Landepisten, die von der jeweils ansässigen Bevölkerung in benutzbarem Zustand gehalten werden.
Schifffahrt
Die Inseln im Indischen Ozean, Unguja (Sansibar), Pemba und Mafia, sind auf den Schiffsverkehr angewiesen. Zwischen Daressalam und Sansibar-Stadt verkehren täglich mehrere Schiffe. Auch Pemba und Mafia werden über Daressalam bzw. Sansibar regelmäßig angefahren. 2011 kamen beim Untergang der Fähre Spice Islander I fast 3000 Menschen ums Leben.
Auf den großen Seen verkehren mehrere Fähren, deren Zuverlässigkeit nicht zuletzt durch die fehlenden Konsequenzen aus der Katastrophe um die Bukoba 1996 mit über 500 Todesopfern kritisch gesehen werden muss. Auf dem Tanganyikasee verkehrt zwei mal pro Monat die MV Liemba von Kigoma nach Mpulungu in Sambia. Die Fahrtdauer beträgt rund zwei Tage.
Kunst und Kultur
Als Nationalfeiertag wird der 26. April 1964 als Jahrestag der Union zwischen Tanganjika und Sansibar begangen. Der 9. Dezember (1961) ist als Unabhängigkeitstag (swahili: Sikukuu ya Uhuru) ebenfalls ein wichtiger Feiertag.
Bildende Künste
Die Schnitzkunst der Makonde, eines im Südosten Tansanias und im Nordosten Mosambiks lebenden Bantuvolkes, ist weit über die Grenzen des Landes hinaus bekannt. Viele Makondeschnitzer haben sich in Daressalam niedergelassen, da sie hier einen Markt finden. Auf dem Mwenge-Markt kann man den Schnitzern bei der Arbeit zuschauen und ihre Werke kaufen. Traditionsgemäß werden die für den Markt produzierten Schnitzereien aus Ebenholz hergestellt, aufgrund der Verknappung dieser langsam nachwachsenden Holzart wird mittlerweile auch viel mit Mpingo (swahili für das sogenannte Afrikanische Schwarzholz, Dalbergia melanoxylon) gearbeitet.
Man unterscheidet vier, stilistisch und inhaltlich verschiedene Formen der Makondeschnitzereien:
- Alle mit dem Begriff der Ujamaa (Der Begriff des Kiswahili bedeutet etwa: Gemeinschaft, Zusammenhalt, Zusammenarbeit, Einigkeit, gegenseitige Hilfe) inhaltlich zusammenhängenden Motive, meist wie ein Totempfahl aus vielen neben- und übereinander stehenden, inhaltlich und strukturell zusammenhängenden Figuren, die insgesamt eine Skulptur bilden. Die einzelnen Figuren sind sehr gegenständlich ausgeführt, auf Abstraktionen wird weitgehend verzichtet. Die Säulen können mehrere Meter hoch sein, die wertvollsten besitzen innen eine Höhlung. Als Begründer und wichtigster Vertreter des Ujamaa-Stils gilt Roberto Jacobo.
- Im Gegensatz dazu stehen die neueren abstrakten, oft grotesken Skulpturen des Shetani-Stils, die thematisch der Auseinandersetzung mit den (guten und bösen) Geistern gewidmet sind und dem Künstler wesentlich mehr Freiheiten erlauben. Auch vom Betrachter wird mehr Phantasie gefordert. Entwickelt wurde der Stil durch einen Künstler namens Samaki.
- Traditionell hat sich die Schnitzkunst aus der künstlerischen Auseinandersetzung mit dem bei den Makonde praktizierten Weiblichkeitskult, einer matriarchalischen Kultur entwickelt. Hierfür schnitzen sich die (männlichen) Künstler kleine amulettartige Talismane. Diese werden nur für den eigenen Gebrauch hergestellt, eventuell noch für Blutsverwandte, sind jedoch kommerziell nicht erhältlich.
- Schließlich verzieren die Makonde auch eigene Gebrauchsgegenstände wie Hirtenstöcke oder Holzschüsseln mit Motiven, die meist aus der Götterwelt abgeleitet sind. Solche Gegenstände geraten nur selten in den Handel und werden eigentlich nicht dafür hergestellt.
In der Malerei folgten die einheimischen Künstler lange den europäischen Vorbildern, bis sie in der von Edward Saidi Tingatinga begründeten und nach ihm benannten Tingatinga-Malerei[31] eine eigene Ausdrucksform entdeckten.
Musik und Tanz
Zu den traditionellen Musikinstrumenten der Bantuvölker zählen die Kalimba (die im Kiswahili irreführenderweise den Namen Marimba trägt, womit in allen anderen Sprachen aber ein ganz anderes Instrument, nämlich eine Art Xylophon gemeint ist), etwa eine Art Zither, die Kayamba, eine Rassel mit Weizenkörnern, Siwa (Hörner), Tari (eine Art Tambourin), und vor allem Ngoma, Trommeln in jeder denkbaren Art und Form.
Die moderne tansanische Musik ist stark vom Kongo beeinflusst. Etwas Rumba, viel Jazz, etwas Rock und traditionelle Musik vermischen sich mit starken Reggae-Einflüssen zu der im Kongo Soukous genannten Musikrichtung. Diese wird in Tansania irritierenderweise als Lingala Music bezeichnet, obwohl die Texte zwar in Lingala, aber genauso gut auch in Kiswahili oder anderen Sprachen gesungen sein können. Diese wurde insbesondere in Daressalam von zahlreichen Gruppen aufgegegriffen und weiterentwickelt und wird inzwischen mit – oft aktuellen und kritischen – Texten in Kiswahili unter dem Eigennamen Bongo Beat im ganzen Land sehr erfolgreich gespielt. Die Hip-Hop-Variante hat sich in den letzten zehn Jahren als Bongo Flava auch kommerziell und in lokalen Radiosendern etabliert.
Die Taarab-Musik[32] ist eine Besonderheit Sansibars und hat auf dem Festland keine Verbreitung gefunden.
Tänze sind in weiten Teilen Afrikas integraler Bestandteil des täglichen Lebens und für die Menschen wichtige künstlerische Ausdrucksform, aber auch selbstverständliche Verbindung zu den Ahnen und deren Seelen. An den Tänzen ist die ganze (Dorf-)Gemeinschaft beteiligt; es gibt zwar Tänzer und Nicht-Tänzer, diese erfüllen jedoch auch eine wichtige Funktion. Die traditionellen Tänze werden in eigenen kulturellen Institutionen, die bekanntesten sind Chuo cha Sanaa in Bagamoyo[33] und das Bujora Cultural Centre bei Mwanza,[34] vergleichbar den Ballettschulen studiert und unterrichtet. Dies geschieht auch, um die traditionellen Tänze vor der zunehmenden Verfremdung und Verflachung im Rahmen der touristischen Vorführungen zu schützen.
Film und Kino
Noch in den 1980er Jahren gab es nahezu keine Eigenproduktionen. Erst 1998 mit der Eröffnung des Zanzibar International Film Festival, das inzwischen zum Forum für Filmproduktionen aus ganz Ostafrika geworden ist – mit reger Beteiligung auch aus dem südlichen Afrika und einigen Beiträgen aus Westafrika – hat sich eine kleine, aber beachtenswerte Filmindustrie entwickelt. Überregional bekannt wurde Martin M'hando mit den Filmen Maangamizi[35] und bereits früher mit Women of Hope.
Mehrere Produktionsfirmen in Daressalam produzieren mit knappem Budget tägliche Seifenopern mit einheimischen Schauspielern (meist Laienschauspieler), die trotz geringer technischer Professionalität (kaum Studioaufnahmen) große Begeisterung beim Publikum hervorrufen.
Siehe auch
Portal:Tansania – Übersicht zu Wikipedia-Inhalten zum Thema Tansania
Literatur
- Jörg Gabriel: Tansania, Sansibar, Kilimanjaro – Handbuch für individuelles Entdecken. ReiseKnowHow Verlag, 4. Auflage, Bielefeld 2007, ISBN 978-3-8317-1367-7
- Andreas Eckert: Herrschen und Verwalten – Afrikanische Bürokraten, staatliche Ordnung und Politik in Tanzania, 1920–1970. Oldenbourg. München 2007, ISBN 978-3-486-57906-2
- Hansjoerg Dilger: Leben mit Aids. Krankheit, Tod und soziale Beziehungen in Afrika. Eine Ethnographie. Campus, Frankfurt a. M. 2005, ISBN 3-593-37716-0 (Schwerpunkt Tansania)
Weblinks
- Klimadiagramme und Klimatabellen von Tansania (deutsch)
- Botschaft Tansanias in Deutschland
- Länder- und Reiseinformationen des Auswärtigen Amtes
- Historischer Artikel über Nyerere und die sozialistische Zeit Tansanias aus der Zeitschrift E+Z
- Monatlicher Informationsdienst aus tansanischen Zeitungen vom Bayerischen Missionswerk
Einzelnachweise
- ↑ International Monetary Fund, World Economic Outlook Database, April 2008
- ↑ 2,0 2,1 2011 Human development Report. Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen. S. 17-20. Abgerufen am 27. Dezember 2012.
- ↑ CIA World Factbook: Tanzania#People
- ↑ University of Pennsylvania African Studies Center: East Africa Living Encyclopedia: Tanzania Ethnic Groups
- ↑ UNHCR: 35 Jahre nach der Flucht: Lösungen für burundische Flüchtlinge in Sicht
- ↑ Languages of Tanzania. Ethnologue.com Stand 2005
- ↑ “Kiswahili and English are the Official languages, however the former is the national language” (Offizielle Website der tansanischen Regierung tanzania.go.tz)
- ↑ 8,0 8,1 8,2 8,3 J. A. Masebo & N. Nyangwine: Nadharia ya lugha Kiswahili 1. S. 126, ISBN 9987-676-09-X
- ↑ Britannica online
- ↑ Ein Gleichgewicht sehen auch Spiegel Länderlexikon, Fischer Weltalmanach 2009 und International Religious Freedom Report 2007 (30–40 % Muslime, 30–40 % Christen), Munzinger Online (35–45 % Muslime, 40–45 % Christen), The Wordsworth Pocket Encyclopedia (35 % Muslime, 35 % Christen), Britisches Außenministerium (je 35 % Muslime und Christen, 30 % Sonstige), Radio Vatikan (je 40 % Muslime und Christen, 20 % Animisten)
Demgegenüber sehen eine muslimische Mehrheit das CIA World Fact Book, ebenso der New York Times World Almanac 2009, Random House Weltaltlas & Länderlexikon und das Französische Außenministerium (35 % Muslime, 30 % Christen, 35 % Sonstige)
Mehrere Schätzungen nehmen stattdessen (zumindest für das Festland) eine christliche Mehrheit an, so beispielsweise US State Department (35 % Muslime, 63 % Christen), Auswärtigen Amt (30 % Muslime, 40 % Christen), Time Almanac 2009 (powered by Encyclopaedia Britannica, 31,8 % Muslime, 46,9 % Christen), Meyers Lexikon online (am 23. März 2009 eingestellt, 35 % Muslime, 39 % Christen), Harenberg aktuell 2008 und Spiegel Jahrbuch 2005 (35 % Muslime, 45 % Christen) - ↑ the-gnu.net
- ↑ rafiki-mrimbo.de
- ↑ ismoshi.org
- ↑ CIA The World Factbook
- ↑ 15,0 15,1 Tansania in der Länderdatenbank der Deutschen Stiftung Weltbevölkerung
- ↑ President's Malaria Initiative. Malaria Operational Plan (MOP) Tanzania. fightingmalaria.gov, 16. November 2008
- ↑ Rolf Hofmeier: Tanzanische Stabilität: Die alte Staatspartei gewinnt erneut – Institut für Afrika-Studien, GIGA, Januar, Februar 2006
- ↑ Präsident Kikwete will nachsitzen. In: Die Tageszeitung, 30./31. Oktober 2010, S. 8
- ↑ Informationen bei english.people.com (englisch), abgerufen am 7. November 2010
- ↑ Amnesty International Jahresbericht Tansania 2010
- ↑ Amnesty International Jahresbericht Tansania 2010
- ↑ http://www.aktiv-gegen-kinderarbeit.de/welt/afrika/tansania
- ↑ http://www.auswaertiges-amt.de/diplo/de/Laenderinformationen/Tansania/TansaniaSicherheit.html
- ↑ The International Gay and Lesbian Human Rights Commission (IGLHRC) (englisch)
- ↑ 25,0 25,1 25,2 25,3 The World Factbook
- ↑ Der Fischer Weltalmanach 2010: Zahlen Daten Fakten, Fischer, Frankfurt, 8. September 2009, ISBN 978-3-596-72910-4
- ↑ The Citizen: The Citizen 2009
- ↑ CIA World Factbook: Tanzania abgerufen am 11. April 2010 (englisch)
- ↑ TRC, Tazara concession in limbo?
- ↑ Tanzania Railway Corporation
- ↑ Edward Saidi Tingatinga
- ↑ laut.de | Taarab (Pop-Lexikon)
- ↑ Chuo Cha Sanaa – Bagamoyo – College of Arts – Home
- ↑ Bujora
- ↑ Reviews
Ägypten1 | Algerien | Angola | Äquatorialguinea | Äthiopien | Benin | Botswana | Burkina Faso | Burundi | Dschibuti | Elfenbeinküste | Eritrea | Gabun | Gambia | Ghana | Guinea | Guinea-Bissau | Kamerun | Kap Verde | Kenia | Komoren | Kongo (Dem. Rep.) | Kongo (Rep.) | Lesotho | Liberia | Libyen | Madagaskar | Malawi | Mali | Marokko | Mauretanien | Mauritius | Mosambik | Namibia | Niger | Nigeria | Ruanda | Sambia | São Tomé und Príncipe | Senegal | Seychellen | Sierra Leone | Simbabwe | Somalia | Südafrika | Sudan | Südsudan | Swasiland | Tansania | Togo | Tschad | Tunesien | Uganda | Zentralafrikanische Republik
Andere Gebiete:
Îles Éparses |
Ilhas Selvagens |
Kanarische Inseln |
Mayotte |
Plazas de soberanía (mit Ceuta und Melilla) |
Réunion |
St. Helena, Ascension und Tristan da Cunha
Umstrittene Gebiete:
Somaliland |
Westsahara
1 Liegt zum Teil auch in Asien.
Algerien | Angola | Äquatorialguinea | Äthiopien | Benin | Botswana | Burkina Faso | Burundi | Dschibuti | Elfenbeinküste | Eritrea | Gabun | Gambia | Ghana | Guinea | Guinea-Bissau | Kamerun | Kap Verde | Kenia | Komoren | Kongo, Demokratische Republik | Kongo, Republik | Lesotho | Liberia | Libyen | Madagaskar | Malawi | Mali | Mauretanien | Mauritius | Mosambik | Namibia | Niger | Nigeria | Ruanda | Sambia | São Tomé und Príncipe | Senegal | Seychellen | Sierra Leone | Simbabwe | Somalia | Südafrika | Sudan | Südsudan | Swasiland | Tansania | Togo | Tschad | Tunesien | Uganda |
International nicht anerkannte Mitglieder: Demokratische Arabische Republik Sahara
Suspendierte Mitglieder: Ägypten, Zentralafrika
Ehemaliges Mitglied: Marokko
Antigua und Barbuda | Australien | Bahamas | Bangladesch | Barbados | Belize | Botswana | Brunei | Dominica | Fidschi | Ghana | Grenada | Guyana | Indien | Jamaika | Kamerun | Kanada | Kenia | Kiribati | Lesotho | Malawi | Malaysia | Malediven | Malta | Mauritius | Mosambik | Namibia | Nauru | Neuseeland | Nigeria | Pakistan | Papua-Neuguinea | Ruanda | Salomonen | Sambia | Samoa | Seychellen | Sierra Leone | Singapur | Sri Lanka | St. Kitts und Nevis | St. Lucia | St. Vincent und die Grenadinen | Südafrika | Swasiland | Tansania | Tonga | Trinidad und Tobago | Tuvalu | Uganda | Vanuatu | Vereinigtes Königreich | Zypern
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Tansania aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar. |