Jewiki unterstützen. Jewiki, die größte Online-Enzyklopädie zum Judentum.
Helfen Sie Jewiki mit einer kleinen oder auch größeren Spende. Einmalig oder regelmäßig, damit die Zukunft von Jewiki gesichert bleibt ... Vielen Dank für Ihr Engagement! (→ Spendenkonten) |
How to read Jewiki in your desired language · Comment lire Jewiki dans votre langue préférée · Cómo leer Jewiki en su idioma preferido · בשפה הרצויה Jewiki כיצד לקרוא · Как читать Jewiki на предпочитаемом вами языке · كيف تقرأ Jewiki باللغة التي تريدها · Como ler o Jewiki na sua língua preferida |
Militär
Als Streitkräfte oder Militär (von lat. militaris ‚den Kriegsdienst betreffend‘ zu lat. miles ‚Soldat‘) bezeichnet man die bewaffneten Verbände eines Staates oder eines Bündnisses, die aufgestellt werden, um Aktionen durchzuführen, für die andere Mittel nicht mehr ausreichen. Dazu zählen Verteidigungs- und Angriffskriege (so auch Äußere Sicherheit), aber auch Einsätze innerhalb eines Staates zur Aufrechterhaltung der Inneren Sicherheit oder auch z. B. zum Schutz eines diktatorischen Regimes und den damit verbundenen Unwägbarkeiten (Bürgerkriege o. ä.).
Der Begriff Militär (frz. militaire, Maskulinum: ‚der Militär‘; Plural: ‚die Militärs‘) wird auch als Synonym für eine Zahl von Angehörigen der Streitkräfte (Soldaten) verwendet.
Bedeutung des Militärs
Als Zweck des Militärs wird typischerweise die Gewährleistung der äußeren Sicherheit, also der Verteidigung des Landes, oder seiner Bündnispartner vor Gefahren von Außen vorangestellt. Dem Gegenüber steht die Gewährleistung der inneren Sicherheit, bei der die Gesellschaft vor Gefahren, die sich im Land selber entwickeln, geschützt werden muss.
Als Aufgaben sind beispielsweise für die deutsche Bundeswehr festgelegt:
- Internationale Konfliktverhütung und Krisenbewältigung, einschließlich des Kampfes gegen den internationalen Terrorismus,
- Unterstützung von Bündnispartnern,
- Schutz des Innenlandes und seiner BürgerInnen,
- Rettung und Evakuierung,
- Partnerschaft und Kooperation,
- Hilfeleistungen (Amtshilfe, Naturkatastrophen, besonders schwere Unglücksfälle).
Das Instrument, das den Streitkräften zu diesem Zweck zur Verfügung steht und nach dem (nach den Genfer Konventionen) grundsätzlich Kombattanten von Zivilisten unterschieden werden ist traditionell die Waffengewalt. Insbesondere Spannungen zwischen Staaten können kriegerische Auseinandersetzungen hervorrufen, allerdings werden zunehmend auch andere Gefahren, wie Terrorismus für Kampfeinsätze ursächlich, wodurch die Streitkräfte heutzutage mehr und mehr mit der sogenannten unkonventionellen Kriegsführung konfrontiert werden. Außerdem beschränkt sich die Aufgabe des Militärs auch nicht mehr ausschließlich auf bewaffnete Konflikte, sondern es rücken ebenfalls Techniken der Informationsgewinnung, internationale Friedensmissionen, oder andere Arten der militärischen Auseinandersetzung, zum Beispiel der sogenannte „Cyberwar“ in den Vordergrund. Näheres siehe: Militärgeschichte.
In der Öffentlichkeit hat das Militär vor allem in der Vergangenheit eine wichtige Komponente für das Nationalverständnis ausgemacht. Während die heutige westliche Gesellschaft dem Militär eher kritisch gegenübersteht, war es oftmals (z. B. zur Zeit des Deutschen Kaiserreichs) ein wichtiger Faktor des Patriotismus (Näheres siehe: Militarismus). Vor allem in militärisch geprägten Ländern, wie China, oder den USA spielen die Streitkräfte eine entscheidende Rolle, um Macht zu demonstrieren. Die Streitkräfte sind von Natur aus ein wichtiges Standbein der Politik, insbesondere in der Außen- und Sicherheitspolitik. Eine Ausuferung der Macht des Militärs kann von der Unterdrückung eines Volkes bis hin zu Putschs und Militärregierungen führen.
Neben der Verteidigung hat das Militär aber auch weitreichendere Aufgabengebiete, wie die Friedenssicherung (z. B. bei Internationalen Blauhelmeinsätzen), Katastrophenhilfe (so auch Hurrican Katrina), Durchsetzung der wirtschaftlichen und politischen Interessen eines Landes/Bündnisses (wie die oft kritisierten "Öl-Kriege") und zeremonielle Zwecke (u. a. Staatsempfänge).
Es gilt immer zu bedenken, dass die Unterhaltung eines Militärs sehr kostenaufwändig ist und einen großen Teil der Staatsausgaben ausmacht. Daher und teilweise aufgrund moralischer Überzeugungen gibt es vermehrt Staaten ohne Militär und Militärbündnisse, wie der NATO, die die Aufgaben auf mehrere Mitglieder verteilen und ein gegenseitiges Schutz-Verhältnis gewährleisten. Die aktuell quantitativ größte Streitkraft der Welt hat China mit ca. 2,3 Mio Soldaten, gefolgt von den Vereinten Staaten, die mit 574,9 Mrd US$ den höchsten Militär-Etat der Welt haben (siehe: Liste der Streitkräfte der Welt).
Die Militärtechnik hat traditionell eine wichtige Vorreiter- und Schrittmacherrolle bei der allgemeinen technischen Entwicklung inne. So wurden beispielsweise das Fernsehen, das Internet oder GPS ursprünglich im militärischen Auftrag entwickelt und anfangs nur vom Militär genutzt (siehe Wehrtechnik und Rüstung).
- Siehe auch: Militärwissenschaft, Militärsoziologie, Kriegssoziologie und Konfliktforschung.
- Zur historischen Geschichte und Bedeutung des Militärs, siehe Militärgeschichte.
Gefahr und Kritik
Das Militär wird durch vielfältige Friedensbewegungen kritisiert, die das gezielte Töten von Menschen, die Kriegsführung und die daraus folgende Zerstörung und Vernichtung als barbarisch, moralisch verwerflich und für eine nachhaltige Konfliktbearbeitung als ungeeignet erachten. Als gegengesetzte Strömungen zum Militarismus, die das Militär als probates Mittel der Politik erachtet, haben sich daher der Antimilitarismus und der Pazifismus etabliert, die das Militärische problematisieren bzw. stattdessen eine gewaltfreie Bearbeitung von Konflikten erreichen möchten. Im Antimilitarismus und Pazifismus wird die totale Abschaffung des Militärs und eine Hinwendung zur Diplomatie und Zivilen Konfliktbearbeitung gefordert. Sie versuchen aktiv, bewaffnete Konflikte und die militärische Rüstung zu verhindern, den Krieg als Mittel der Politik langfristig auszuschließen und die Bedingungen für dauerhaften Frieden zu schaffen. Kriegs-Befürworter werden hingegen Bellizisten bezeichnet.
Durch die zunehmende Aufrüstung (insbesondere beim Wettrüsten in der Zeit des Kalten Krieges) wurde auch durch die inzwischen immer zerstörerische militärische Technik eine Grenze überschritten, wodurch bei einem Kriegsausbruch zwischen zwei Supermächten nicht mehr nur die beteiligten Staaten, sondern die gesamte Weltbevölkerung betroffen wäre, da die Vernichtungskraft des Militärs einiger Staaten durch Massenvernichtungswaffen unkalkulierbar sein kann (siehe auch Overkill). Angesichts des potenziellen Vernichtungs-Ausmaßes dieser Waffen haben viele Staaten inzwischen multilateralen Verträge, wie dem Atomwaffensperrvertrag, oder Abrüstungsabkommen wie "START", "INF" und "KSE" unterzeichnet, die diese Gefahr zumindest teilweise reduzieren sollen (siehe auch Rüstungskontrolle und Conference on Disarmament). Besonders nennenswerte Abkommen, die von der Staatengemeinschaft als überaus unmenschlich angesehene Vorgehensweisen verhindern wollen, sind bspw. die Ottawa-Konvention, die Chemiewaffenkonvention, oder der ABM-Vertrag.
International unterliegen die Streitkräfte heutzutage immer mehr völkerrechtlichen Abkommen, die militärische Auseinandersetzungen regeln und verhindern wollen. Wichtige Schriften sind dabei immer noch die Haager Landkriegsordnung und die Genfer Konventionen. Nach Artikel 2 (4) der Charta der Vereinten Nationen besteht eigentlich auch jetzt schon ein Gewaltverbot, das nur in sehr wenigen Fällen (nämlich lediglich zur Verteidigung und im Rahmen einer friedenserzwingende Maßnahme durch eine Resolution des UN-Sicherheitsrates) umgangen werden darf. In der Praxis ist aber angesichts der vielen militärischen Konflikte (auch von Seiten der hochentwickelten und vermeintlich "vernünftigen" Industriestaaten) klar, dass diese neuzeitliche Regelung noch nicht konsequent umgesetzt wird. Das öffentliche Bewusstsein bezüglich Militär und Krieg hat sich - angesichts des schrecklichen, vergangegen und auch gegenwärtigen Kriegsgeschehens - aber ebenfalls geändert: viele Menschen äußern sich immer kritischer über das Militär und unmenschliche Vorgehensweisen werden zunehmend öffentlich verurteilt.
Unterscheidungsmöglichkeiten
Teilstreitkräfte
Zwar ist jede Streitkraft unterschiedlich, allerdings kann in der heutigen Zeit allgemein nach Teilstreitkräften unterschieden werden. Dies sind zumeist Landstreitkräfte (Heer), Seestreitkräfte (Marine) und Luftstreitkräfte (Luftwaffe). Manche Staaten ergänzen ihre Streitkräfte durch weitere Teilstreitkräfte, wie einer Küstenwache oder der Marineinfanterie.
Streitkräfte / Polizei
In demokratisch organisierten Gesellschaften wird die Rolle des Militärs von der der innerstaatlichen Sicherheitskräfte (Polizei) abgegrenzt. Außerdem bestehen Schutzmechanismen, um das Militär zu kontrollieren. Dies zeigt sich in der Eigenschaft einer sogenannten Parlamentsarmee. Dagegen sind in vielen repressiven Staaten diese beiden Funktionen vermischt und das Militär übernimmt innenpolitische Aufgaben. Ausdruck für diesen Dualismus ist die Gendarmerie. Gendarmen sind ebenfalls häufig Teil der Streitkräfte wie in Frankreich oder unterstanden historisch einmal dem Verteidigungsressort wie die frühere Bundesgendarmerie in Österreich. Verfassungs- und verwaltungsrechtliche Normen stellen dabei sicher, dass solche Einheiten im Frieden dem Innen- bzw. dem Justizressort unterstehen.
Paramilitär
Sogenannte paramilitärische Organisationen, oder Milizen (meist offiziell nicht-militärische Einheiten, die aber dennoch ähnliche Aufgaben haben), die in vielen nicht als Krieg bezeichneten bewaffneten Konflikten (etwa Bürgerkriegen) teilnehmen, gelten offiziell nicht als Streitkraft und werden nach internationalen Konventionen auch anders behandelt.
Stehendes Militär / Bedarfsarmee
Seit dem 17. Jahrhundert hat sich die Form der stehenden Streitkräfte durchgesetzt, bei denen eine ständig verfügbare Anzahl von Soldaten dauernd unter Waffen stehen und dadurch jederzeit einsatzbereit sind. Dies hat vor allem Gründe der besseren und einheitlichen Ausbildung, sowie der schnelleren Verfügbarkeit und Zuverlässigkeit und ist in der heutigen Zeit insbesondere durch das System der Berufsarmee zum Standard geworden. Das gegensätzliche System war eine "Bedarfsarmee", die (bspw. im Rahmen einer Milizorganisation) erst bei Bedarf aufgestellt wurde und somit meist keine ausreichende Erfahrung und Ausbildung hatte, dafür aber wesentlich billiger im Unterhalt war.
Eigenschaften
Streitkräfte zeichnen sich in der Regel (und nach internationalen Standards) durch folgende Eigenschaften aus:
- Sie stehen unter einem einheitlichen Kommando, das dem Staat gegenüber für die Führung der Unterstellten verantwortlich ist,
- Die Angehörigen unterscheiden sich durch Uniformen, Abzeichen, Zeichen oder andere aus der Ferne erkennbare äußere Merkmale von der Zivilbevölkerung,
- Die Soldaten unterliegen einem internen Disziplinarsystem, das im Einsatzfall auch die Regeln der Kriegsführung durchsetzt,
- Sie sind bewaffnet (ein Soldat muss seine Waffe offen führen).
Hierarchie
Militärische Organisationen zeichnen sich außerdem durch eine hierarchische Struktur mit einer Befehlsgewalt der Militärführung aus. Mitglieder einer militärischen Organisation haben im Allgemeinen weitgehende Einschränkungen ihrer Freiheiten und Grundrechte hinzunehmen. Alle Militärapparate reproduzieren ihren inneren Zusammenhalt durch die periodische Veranstaltung verschiedener Militärrituale. Werden Letztere als öffentliches Zeremoniell veranstaltet, dann dienen sie darüber hinaus der symbolischen Unterstreichung der Bedeutung von Militär im nicht-militärischen Teil der Gesellschaft und sind daher oft umstritten.
Militärrecht
Das Militär hat in den meisten Staaten und auch nach internationalem Recht (z.B. durch die Genfer Konventionen und die Haager Landkriegsordnung) einen gesonderten Status. Soldaten (sogenannte Kombattanten) nehmen einen Sonderstatus ein, indem sie in vielen Staaten einer speziell eingerichteten Militärjustiz unterliegen (Militärgerichtsbarkeit). Die sogenannte Innere Führung wird geprägt von Rangordnung und Gehorsam (siehe Militärischer Befehl), allerdings haben Soldaten in Deutschland die Möglichkeit sich außerhalb des normalen Dienstweges an den Wehrbeauftragten zu wenden, der die Behandlung der "Staatsbürger in Uniform" nach gültigem Recht überwacht.
Wehrpflicht und Reservesystem
In vielen Staaten der Welt, insbesondere in jenen mit langer Militärtradition, oder bei ständiger Bedrohung (z. B. Israel, wo auch Frauen zum Militärdienst verpflichtet werden), müssen die Staatsbürger für einen gewissen Zeitraum in der Armee oder einer anderen Wehrformation (zum Beispiel im Bereich des Katastrophenschutzes) ihrem Land dienen. Dieses System der Wehrpflicht soll die (zumeist männliche) Bevölkerung für den Fall eines Krieges vorbereiten, in dem sie dann gegebenenfalls zum Dienst an der Waffe verpflichtet werden können, um ihr Land als Reservisten zu verteidigen. Diese Personen können, wenn sie als wehrfähig erachtet wurden, im Notfall zu den Streitkräften eingezogen werden und stehen somit als sogenanntes Reservesystem zur Verfügung.
Streitkräfte auf dem Gebiet des heutigen Deutschland (Auswahl)
- Reichsarmee oder Reichsarmatur: das Heeresaufgebot des Heiligen Römischen Reiches, das anders als in fränkischer Zeit neben dem Vasallenheer erstmals ein Söldnerheer umfasste. Es diente sowohl als Instrument der Reichsexekution nach innen als auch zur Verteidigung des Reiches nach außen.
- Preußische Armee: eines der stehenden Heere seit dem 17. Jahrhundert bis zum Jahr 1871, dem Gründungsjahr des zweiten Kaiserreiches.
- Bundesheer (Deutscher Bund): Koalitionskräfte der deutschen Bundesstaaten von 1822 bis 1866
- Die Streitkräfte des Deutschen Kaiserreichs – das Militär in den Jahren von 1871, dem Zeitpunkt der Reichsgründung, bis 1918, dem Ende des Ersten Weltkrieges (siehe die Bestandteile Deutsches Heer (Deutsches Kaiserreich), Kaiserliche Marine, Landwehr).
- Reichswehr: die deutschen Streitkräfte von 1919 bis 1935, während der Weimarer Republik und der ersten beiden Jahre des „Dritten Reichs“.
- Wehrmacht: 1935 aus der Reichswehr hervorgegangene Streitkräfte während der Zeit des Nationalsozialismus bis zum Jahr 1945.
- Alliierte Streitkräfte zwischen 1945 und 1994.
- Bundeswehr: die Streitkräfte der Bundesrepublik Deutschland seit 1955.
- Kasernierte Volkspolizei: von 1952 bis 1956 die Streitkräfte der DDR.
- Nationale Volksarmee: von 1956 bis 1990 die Streitkräfte der DDR.
Siehe auch
- Listen
- Liste der Streitkräfte der Welt
- Liste von Militärs (Militärpersonen)
- Liste von Staaten ohne Militär
- Militärformen
- Frauen im Militär
- Kriegsgefangene
- Militärgerichtsbarkeit, Haager Landkriegsordnung, Genfer Konventionen
- Militärischer Befehl
- Militärwissenschaft, Militärsoziologie, Soziologie des Krieges
- Militarismus
- Portal:Militär
Literatur
- Hans Delbrück: Geschichte der Kriegskunst im Rahmen der politischen Geschichte, 4 Bde., [Berlin 1900–1920], Neuaufl.: Walter de Gruyter, Berlin 2000, ISBN 3-11-016886-3.
- Autorenkollektiv: Wörterbuch zur Deutschen Militärgeschichte, 2 Bde. (Schriften des Militärgeschichtlichen Instituts der Deutschen Demokratischen Republik) , Militärverlag der DDR, Berlin (Ost) 1985, ISBN 3-327-00239-8.
Weblinks
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Militär aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar. |