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Ana Marwan

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Ana Marwan beim Ingeborg-Bachmann-Preis 2022

Ana Marwan (* 1980 in Murska Sobota) ist eine slowenische Schriftstellerin, die Prosatexte in deutscher und slowenischer Sprache publiziert. Sie lebt im niederösterreichischen Wolfsthal.

Leben und Werk

Ana Marwan wuchs in Ljubljana auf, wo sie ein Studium der Vergleichenden Literaturwissenschaft absolvierte. Im Alter von 25 Jahren siedelte sie nach Wien über, wo sie Romanistik studierte. 2008 wurde sie für ihre Kurzgeschichte Deutsch nicht ohne Mühe mit dem Exil-Literaturpreis „Schreiben zwischen den Kulturen“ ausgezeichnet.[1][2] Der Wettbewerb richtet sich an Autoren mit Migrationserfahrungen, die deutsche Texte mit einer Länge von maximal 20 Seiten einreichen.[3]

Nach Tätigkeiten in der öffentlichen Verwaltung widmet sich Ana Marwan seit 2014 ausschließlich dem Schreiben und der künstlerischen Fotografie. 2019 erschien im Salzburger Otto Müller Verlag ihr erster Roman mit dem Titel Der Kreis des Weberknechts. Das Buch handelt vom selbsterklärten Misanthropen Karl Lipitsch, der sich von der Menschheit an einen fremden Ort zurückgezogen hat und an einem „allumfassenden“ philosophischen Werk arbeitet. Durch Zufall, möglicherweise, lernt er Mathilde kennen, die den Einsiedler „mit seinen unangenehm charaktermännlichen Rechthabereien“[4] in ihre Welt hineinzieht und dabei seine Überzeugungen und seine Selbstkontrolle aufbricht. Der Falter urteilte: „[Marwans] Schilderung, wie sich der grantige Mansplainer [...] von seiner vifen Nachbarin Mathilde umgarnen lässt, [entfaltet] fein gesponnenen Witz. Metaphorisch und biologisch ist freilich bei all dem Einwickeln und Spinnweben Obacht geboten: Die titelgebende Familie der Weberknechte kann keine Netze knüpfen. Das ändert nichts daran, dass Marwans Debüt bestens gelungen ist.“[5]

Ihr zweiter Roman mit dem Titel Zabubljena (wörtlich: Verloren) erschien 2021 im renommierten Verlag Beletrina in slowenischer Sprache. Die Protagonistin Rita, die sich – entweder als Angestellte oder Patientin – in einer „Anstalt“ befindet, verbringt ihr Leben mit der gewissenhaften Vivisektion des Herrn Jez, der es bald aufgibt, sich gegen die intensive Beobachtung zu sträuben. Was ihrem Auge entgeht, wird von der Phantasie ausgefüllt, und bald ist die Verflechtung der Personen so eng, dass es schwierig wird, sie zu unterscheiden. Der Roman wurde von der Presse positiv besprochen. So schrieb Veronika Šoster in der Zeitschrift Bukla: „Es ist ein kühner, unkonventioneller Roman, der auf die Verfahren der Postmoderne zurückblickt, sie aber auf ganz eigene Weise verdreht [...] Trotz seiner sperrigen Handlung ist der Roman eine subtile Studie über Haltungen und Gewohnheiten, Wünsche und Reue - alles, was uns zu Menschen macht.“[6]

2022 nahm Ana Marwan auf Einladung des Jurors Klaus Kastberger an den 46. Tagen der deutschsprachigen Literatur in Klagenfurt teil. Dort wurde sie für ihren Prosatext Wechselkröte mit dem Ingeborg-Bachmann-Preis ausgezeichnet.[2]

Auszeichnungen

  • 2008 Exil-Literaturpreis „Schreiben zwischen den Kulturen“ (für Deutsch nicht ohne Mühe)
  • 2019 Das Debüt – Bloggerpreis für Literatur (Nominierung auf der Shortlist; mit Der Kreis des Weberknechts)
  • 2022 Kritiško sito (Nominierung für den slowenischen Kritikerpreis; mit Zabubljena)
  • 2022 Ingeborg-Bachmann-Preis (für Wechselkröte)[7]

Publikationen (Auswahl)

  • Deutsch nicht ohne Mühe. In: Christa Sipplinger (Hrsg.), Preistexte 08. Das Buch zu den Exil-Literaturpreisen Schreiben zwischen den Kulturen, Edition Exil, Wien 2008. ISBN 978-3-901899-30-0
  • Der Kreis des Weberknechts, Otto Müller Verlag, Salzburg 2019. ISBN 978-3-7013-1271-9
  • Zabubljena, Beletrina, Ljubljana 2021. ISBN 978-961-284-733-3
  • Reise nach K. In: Helmut Neundlinger (Hrsg.): Hier ist Literatur! Reisen zu literarischen Erinnerungsorten in Niederösterreich, Literaturedition Niederösterreich, St. Pölten 2022. ISBN 978-3-902717-65-8

Einzelnachweise

  1. Ana Marwan „Der Kreis des Weberknechts“, Otto Müller, literaturblatt.ch (abgerufen am 24. Mai 2022).
  2. 2,0 2,1 Ana Marwan, Bachmannpreis (abgerufen am 24. Mai 2022).
  3. AutorInnen gesucht - der Verein Exil kürt neue Talente, Der Standard, 30. Mai 2008.
  4. Jung, weiblich, österreichisch, Der Standard, 25. Oktober 2019.
  5. Dominika Meindl, Falter 36/2019, 6. September 2019, S. 32.
  6. Veronika Šoster, Zabubljena, Bukla 160, Mai/Juni 2021, S. 4.
  7. Ana Marwan erhält den Bachmannpreis. Der Spiegel, 26. Juni 2022, abgerufen am 26. Juni 2022.

Weblinks

Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Ana Marwan aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.