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Astarte
Astarte, ugaritisch ʿAthtartu, phönizisch: ʿštrt, altgriechisch Αστάρτη (Astártē), hebräisch עַשְׁתֹּ֔רֶת (Aschtoräth), aramäisch: ʿAthtar; war die Himmelskönigin und Liebesgöttin mehrerer westsemitischer Völker. Auf einer Inschrift von Delos wird die Astarte von Askalon zusammen mit Aphrodite als die Göttin der Seefahrer genannt.
Verbreitung des Kultes
Aštart wurde in Syrien und an der levantinischen Küste verehrt. In Emar am mittleren Euphrat war sie neben Išḫara und dNIN.KUR die wichtigste Göttin.[1] In Ugarit wird sie vor allem mit Ba’al verbunden.[2] Sie ist jedoch der Anat untergeordnet.[3] In der 18. Dynastie wurde der Kult der Astarte auch in Ägypten eingeführt[4]. Aštart kann auch als Beiname von Meret verwendet werden.[5]
Nach Sanchuniathon soll Astarte einen aus der Luft gefallenen Stern aufgehoben und auf der heiligen Insel Tyros geweiht haben.[6]
Mythen
Der Papyrus Astarte und das unersättliche Meer erzählt den vermutlich syrischen Mythos vom Kampf der Götter gegen den Meeresgott Jam in einer ägyptischen Version. Astart, als Tochter des Ptah bezeichnet, ist hier die Botin, die Jam besänftigen soll.
Darstellung und Symbole
Antike Darstellungen der phönizischen Astarte zeigen meist eine Frauenfigur mit nacktem Oberkörper. Die nackten Brüste sind deutlicher Hinweis auf den lebenspendenden Aspekt der Liebes- und Fruchtbarkeitsgöttin. In manchen Darstellungen – insbesondere in Form der mesopotamischen Inanna oder Ištar – wird dies betont, indem sie die Brüste zusätzlich mit den Händen stützt bzw. nach oben schiebt.
Universelle Symbole und Astronomie
Ein verbreitetes Merkmal der Astarte ist die Schlange, die sie in Händen hält. Die Symbolik der Schlange ist sehr vielschichtig und verweist auf die zahlreichen gegensätzlichen, heute oft widersprüchlich erscheinenden Aspekte des Wesens der Göttin, „das zugleich männlich, weiblich oder aus sich selbst entstanden sein kann. Als ein Tier, das tötet, ist sie Tod und Zerstörung; als eines, das periodisch seine Haut erneuert, ist sie Leben und Auferstehung; eingerollt wird sie mit den Zyklen der Manifestation gleichgesetzt.“[7] Ein weiteres ihrer Symbole ist ihre Krone, die teils als Kuhgehörn, teil als Mondsichel, dem universellen Symbol der Weiblichkeit, teils als Kombination aus beidem verstanden wird. Oft wird diese Form noch durch die Sonnenscheibe ergänzt. Außerdem erscheint daneben oft die Venus, der Abend- bzw. Morgenstern, meist dargestellt als großer, achteckiger Stern.
Antikes Ägypten
In ihrer Funktion als Kriegsgöttin wurde Astarte im antiken Ägypten meist sitzend auf einem Pferd dargestellt. Ihre Attribute waren Schild und Speer, zuweilen noch verstärkt durch den Löwenkopf der Göttin Sachmet[8]. Dabei blieb hier – anders als z. B. in der griechischen Pallas Athene – die Verbindung von kämpferischen und erotischen Elementen durchaus erhalten; in manchen Darstellungen erscheint sie „nackt und steht auf einem Löwen, aus ihren Hüften wachsen Schlangen und sie hält Lilien oder Schlangen als Symbole für Erotik und Fruchtbarkeit ihn ihren Händen.“[9]
Verwandte Götter
Verwandte Rollen spielten die ägyptische Isis, die babylonische Ištar, die altarabische, besonders in Palmyra verehrte Al-Lāt, sowie die griechischen Göttinnen Aphrodite und Demeter. In Ägypten wurde Astarte als Liebes- und Kriegsgöttin verehrt. Dem Namen nach ist sie auch mit dem ugaritischen ʿAthtar verwandt. Der Kult um die Liebesgöttin gelangte mit der Ausbreitung der phönizischen Kolonien nach Westen über Karthago bis in den Norden Marokkos. Im antiken Griechenland wurde Astarte mit Hera[10] oder Aphrodite gleichgesetzt, letzteres zum Beispiel im sizilianischen Eryx[11]. Die Etrusker verehrten sie als Uni-Astre, woraus im antiken Rom ebenfalls die Göttermutter Juno wurde[12].
Der im marokkanischen islamischen Volksglauben gefürchtete weibliche Besessenheitsgeist Aisha Qandisha hat vielleicht im Tempelkult Astartes seine Wurzeln.
Von Astarte wurde der Name des männlichen Gottes beziehungsweise Dämons Astaroth abgeleitet[13][14] beziehungsweise Astarte mit Astaroth gleichgesetzt oder als alternative Schreibweise angesehen[15][16].
Astarte in der Bibel
König Salomo förderte zeitweise die Verehrung der Astarte (1. Könige Kap. 11, Vers 5).
„Da schrien sie zum Herrn und sagten: Wir haben gesündigt; denn wir haben den Herrn verlassen und den Baalen und Astarten gedient. Befrei uns jetzt aus der Gewalt unserer Feinde; wir wollen wieder dir dienen“[17]. Das Volk Israel verstieß mit der Verehrung von Astarte gegen das erste Gebot der Bibel (2. Mose 20, 3; 5. Mose 5, 7).
Von anhaltender Bedeutung der joschianischen Kultreform war der Versuch, einen bildlosen JHWH als einzig erlaubten Gegenstand der Verehrung zu etablieren und die Verehrung anderer Götter oder Mächte in sichtbarer Form zu verhindern. Die Archäologen Finkelstein und Silberman sind aber der Ansicht, dass dieser Versuch nicht besonders erfolgreich war. Als Beleg nennen sie zahlreiche Götterfiguren, die überwiegend mit der Göttin Astarte identifiziert werden, die in Privathäusern aus dem 7. Jh. vor Chr. gefunden werden konnten.[18]
Siehe auch
Literatur
- Hans Bonnet: Astarte, in: Lexikon der ägyptischen Religionsgeschichte, Hamburg 2000 ISBN 3-937872-08-6 S. 55–57.
- Stephanie L. Budin: A Reconsideration of the Aphrodite-Ashtart Syncretism. In: Numen 51/2, 2004, S. 95–145.
- Eduard Meyer: Astarte. In: Wilhelm Heinrich Roscher (Hrsg.): Ausführliches Lexikon der griechischen und römischen Mythologie. Band 1,1, Leipzig 1886, Sp. 645–655 (Digitalisat).
- Charles Virrolleaud: La déesse Anat-Astartè dans les poèmes de Ras-Shamra, In: Revue des Études Semitiques, 1937, S. 4–22.
sowie in künstlerischer Umsetzung
- Gerd Scherm, Brigitte Tast: Astarte und Venus. Eine foto-lyrische Annäherung (Schellerten 1996), ISBN 3-88842-603-0
Weblinks
- Rüdiger Schmitt: Astarte. In: Michaela Bauks, Klaus Koenen, Stefan Alkier (Hrsg.): Das wissenschaftliche Bibellexikon im Internet (WiBiLex), Stuttgart 2006 ff. – Abgerufen am 4. September 2008.
Einzelnachweise
- ↑ Daniel Fleming: Nābû and Munabbiātu: Two new Syrian religious Personnel. Journal of the American Oriental Society 113/2, 1993, 175–183
- ↑ Jean Leclant, Astarté a cheval d'après les représentations égyptiennes. Syria 37, 1/2, 1960, 1
- ↑ Jean Leclant, Astarté a cheval d'après les représentations égyptiennes. Syria 37, 1/2, 1960, 2
- ↑ Jean Leclant, Astarté a cheval d'après les représentations égyptiennes. Syria 37, 1/2, 1960, 3
- ↑ B. van de Walle, La déesse semitique Istar dans un texte egyptien. La Nouvelle Clio 8/9, 1955–1957, p. 282
- ↑ Sanchuniathon's phönizische Geschichte: nach der griechischen Bearbeitung des Philo von Byblos, Lübeck 1837, S. 12
- ↑ J. C. Cooper, J. C. (dt. 1986, orig. 1976) Illustriertes Lexikon der traditionellen Symbole
- ↑ Nadja Türk-Gothe: Meritneith – Das antike Ägypten (Memento vom 12. April 2013 im Internet Archive) mit ausführlichem Quellenverzeichnis
- ↑ K. Meyer: Sphinx-Suche (Memento vom 18. Dezember 2011 im Internet Archive), siehe auch Zentrum Astarte (Memento vom 29. November 2011 im Internet Archive)
- ↑ Stephanie L. Budin, A Reconsideration of the Aphrodite-Ashtart Syncretism. Numen 51/2, 2004, 96
- ↑ Stephanie L. Budin, A Reconsideration of the Aphrodite-Ashtart Syncretism. Numen 51/2, 2004, 95–145
- ↑ Manfred Barthel: Glanz und Geheimnis der Antike, zitiert von Wilfried Bluhm
- ↑ Michelle Belanger: The Dictionary of Demons: Names of the Damned. Woodbury, Minnesota: Llewellyn Publications 2010, S. 49.
- ↑ Astaroth. In: Augustin Calmet: Calmet’s Dictionary of the Holy Bible. Eighth Edition, revised with large additions, by Edward Robinson, 1837, S. 114.
- ↑ Swift Edgar: The Vulgate Bible. Volume II · Part B: The Historical Books: Douay-Rheims Translation. Cambridge, Massachusetts: Harvard College 2011, S. 1876.
- ↑ R. A. Boulay: Flying Serpents and Dragons. The Story of Mankind’s Reptilian Past. Revised and Expanded Edition. Escondido, California: The Book Tree 1999, S. 91.
- ↑ 1. Samuel Kap. 12, Vers 10; aus Neue Jerusalemer Bibel Einheitsübersetzung
- ↑ Israel Finkelstein / Neil A. Silberman: Keine Posaunen vor Jericho. Die archäologische Wahrheit über die Bibel, C. H. Beck, München 2003, S. 309
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