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Pierre-Auguste Renoir
Pierre-Auguste Renoir [pjɛːʁ oˈgyst ʁəˈnwaːʁ] (geb. 25. Februar 1841 in Limoges, Limousin; gest. 3. Dezember 1919 in Cagnes-sur-Mer, Côte d'Azur, oft nur Auguste Renoir genannt) war ein französischer Maler des Impressionismus.
Leben
Kindheit und Jugend
Renoir wurde als Kind einer Familie der Arbeiterklasse geboren. Sein Vater war Schneider und seine Mutter Zuschneiderin. Als Pierre-Auguste drei Jahre alt ist (1845), zieht die Familie nach Paris und findet Unterkunft in der Nähe des Louvre, das damals nicht nur Museum ist, sondern auch Büros und Wohnräume beherbergt.
Mit 13 Jahren tritt Renoir eine Lehre als Porzellanmaler an. Bereits mit 15 Jahren kann er das so gut, dass ihm die Manufaktur anspruchsvolle Malarbeiten anvertraut, die sonst den erfahrenen Porzellanmalern vorbehalten sind. Von seinem Lohn kann er eigenständig leben und sogar seine Eltern unterstützen. Um diese Zeit setzen sich jedoch mechanische Druckverfahren für Porzellan durch, und die Manufaktur muss schließen, als er 17 Jahre alt ist.
Renoir muss nun seinen Lebensunterhalt mit dem Bemalen von Fächern und Markisen und dem Kolorieren von Wappen bestreiten.
Renoirs impressionistische Phase
1861-1864 studiert Renoir Malerei in der Klasse des Schweizer Malers Charles Gleyre. Bald jedoch sucht er sich andere künstlerische Vorbilder als seinen Lehrer, nämlich Gustave Courbet und Diaz de la Pena, denen er zufällig bei der Malarbeit im Wald begegnet und die ihn ermuntern, stets nach dem Leben und dem Modell zu malen.
Er schließt Freundschaft mit Claude Monet, Alfred Sisley und Frédéric Bazille und malt mit ihnen gemeinsam im Freien. 1864 wird zum ersten Mal ein Bild von ihm für den Pariser Salon, oft einfach nur Salon genannt, angenommen. Im Salon von 1868 war er mit dem Bild Lise mit dem Sonnenschirm vertreten, für das Lise Tréhot Modell stand. Sie war von etwa 1865 bis 1871 Renoirs Geliebte.
Seine Erfahrungen im Freien wirken sich auch auf seine Atelierbilder aus. Kritiker werden auf ihn aufmerksam und loben die Frische und Natürlichkeit seiner Bilder. Trotzdem finden sich kaum Käufer. 1869 lebt er in solch bitterer Armut, dass er, wie er später selbst schreibt, nicht einmal jeden Tag etwas zu essen hat.
1870, im Deutsch-Französischen Krieg, meldet sich Renoir freiwillig zu einem Kavallerieregiment, hat jedoch das Glück, weit weg von den Kampfhandlungen stationiert zu werden. 1871, nach Paris zurückgekehrt, gerät er in den Aufstand der Pariser Kommune. Von den Kommunarden in die Wehrpflicht gezwungen, gerät er in dramatische Schwierigkeiten, als er aus Paris zu fliehen versucht und von den Truppen der Gegenseite gefangen genommen wird.
Nach dem Krieg nimmt er bald wieder Kontakt zu seinen Freunden Monet und Sisley auf und verbringt in den Sommern der 1870er viel gemeinsame Zeit mit ihnen und mit Édouard Manet. Ein sehr bekanntes Gemälde von ihm aus jener Zeit zeigt die Familie Monet im Garten ihres Hauses in Argenteuil. Von Manet gibt es eine eigene Interpretation des gleichen Themas. Beide, Manet und Renoir, hatten ihre Staffeleien nebeneinander gestellt und die gleiche Szene gemalt.
Renoir liebt es, gesellschaftliche Anlässe darzustellen und Lebensfreude in Bilder umzusetzen. Trotz der Bewegungen der dargestellten Personen wie bei „Tanz im Moulin de la Galette“ und der Ausgelassenheit integriert er kleine Stillleben.
Anders als Monet und die anderen Impressionisten bemüht sich Renoir weiterhin um die Aufnahme seiner Bilder in den Salon, beteiligt sich jedoch 1874 mit großem Enthusiasmus an der Vorbereitung und Durchführung der ersten Impressionisten-Ausstellung, ebenso an der Ausstellung von 1876.
Es gelingt ihm, Bilder an die Kunsthändler Paul Durand-Ruel und Père-Martin zu verkaufen. Durand-Ruel, ein großer Förderer der Impressionisten, gibt ihm Geld, so dass er sich ein Atelier mieten kann. Diese Einnahmen sind jedoch so knapp bemessen, dass sie gerade eben ausreichen, um den Lebensunterhalt zu bestreiten.
Seine finanzielle Situation wendet sich Mitte der 1870er Jahre zum Guten, als er den Zollbeamten Victor Chocquet und den Verleger Georges Charpentier kennenlernt und von ihnen Aufträge für Porträts und ein großes Tafelbild bekommt. Durch die Fürsprache der einflussreichen Madame Charpentier weitet sich sein Bekanntenkreis in der besseren Gesellschaft aus, und er bekommt in den folgenden Jahren so viele Porträtaufträge, dass sie ihm zeitweise sogar lästig werden.
1881 und 1882 unternimmt er drei große Reisen nach Algerien, Italien und wieder nach Algerien. 1882 porträtiert er in Palermo den Komponisten Richard Wagner.
Die nachimpressionistische Lebensphase
Nach einem Aufenthalt 1881 in Italien, während dem er ein um 1400 verfasstes Handbuch für Maler liest, orientiert er sich stark an Raffaels Fresken und an Jean-Auguste-Dominique Ingres, es beginnt die sogenannte "Ingres Periode" oder auch "trockene Periode". Renoir beginnt, sich von Grund auf neu zu orientieren, er wendet sich vom Spontanen ab und zeichnet die Formen schärfer, bleibt aber bei den Motiven voller Lebensfreude. Er wendet sich vom Impressionismus ab und dem Klassizismus zu. Eine Reise im September 1883 führt ihn auf die Insel Guernsey, wo eine Reihe von Gemälden entstehen, unter anderem Moulin Huet Bay[1].
Um 1883 herum gerät er in eine schöpferische Krise. Beim Publikum und bei der Kritik spürt er in jener Zeit laues Desinteresse, und über sich selbst äußert er, dass er sich in einer künstlerischen Sackgasse befindet. Die Arbeit jener Jahre kulminiert in dem Bild Die großen Badenden von 1887, in das er Jahre an Vorstudien investiert hat und das eine Fülle kunsthistorischer Zitate enthält.
Am 23. März 1885 schenkt ihm seine Geliebte Aline Charigot, die er Anfang der 1880er Jahre kennengelernt und die ihn nach Italien begleitet hatte, sein erstes Kind, den Sohn Pierre Renoir, der später als Schauspieler bekannt wurde. Am 14. April 1890 heiratet Renoir Aline. Der zweite Sohn Jean Renoir, geboren 1894, ergriff später den Beruf des Filmregisseurs. Der dritte Sohn Claude, auch "Coco" genannt, wurde am 4. August 1901 geboren. Ende der 1880er Jahre findet er wieder seine Freude an der Farbigkeit und am flüssigen, sinnlichen Malen. Seine Abkehr von seinem impressionistischen Malstil der 1870er Jahre bleibt jedoch endgültig.
Um 1892 zeigen sich bei Renoir die ersten Anzeichen von Rheumatoider Arthritis. Damals wurde fälschlicherweise Gicht diagnostiziert. Er merkt durch mehrere Kuraufenthalte, dass es ihm im milden Mittelmeerklima besser geht und zieht 1907 endgültig nach "Les Collettes", einem Landhaus mit großem Garten in Cagnes-sur-Mer bei Nizza. Heute befindet sich dort ihm zu Ehren ein Museum. [2]
Trotz seiner Krankheit malt er unaufhörlich. Renoir sitzt mittlerweile im Rollstuhl und lässt sich, nach eigenen Angaben, täglich den Pinsel an die Hand binden, da er ihn nicht mehr halten kann.
Pïerre-Auguste Renoir starb im Jahr 1919 im Alter von 78 Jahren und hinterlässt rund 6000 Werke von Landschaftsbildern, Stillleben, Porträts von Erwachsenen und Kindern, Aktbildern, Bildern vom Tanzvergnügen und vom Familienleben. Sein Grab befindet sich auf dem Friedhof in Essoyes im Département Aube in der Champagne.
Werke (Auswahl)
Bild | Titel | Entstanden | Größe, Material | Ausstellung/Sammlung/Besitzer |
---|---|---|---|---|
Mademoiselle Romaine Lascaux | 1864 | 81 × 65 cm, Öl auf Leinwand | Cleveland Museum of Art in Cleveland | |
Der Maler Bazille an seiner Staffelei | 1867 | 105 × 73 cm, Öl auf Leinwand | Musée d'Orsay in Paris | |
Diana als Jägerin | 1867 | 197 × 132 cm, Öl auf Leinwand | National Gallery of Art in Washington D. C. | |
Lise mit dem Sonnenschirm | 1867 | 184 × 115 cm, Öl auf Leinwand | Folkwang Museum in Essen | |
Der Zirkusclown | 1868 | 192 × 128 cm, Öl auf Leinwand | Kröller-Müller Museum in Otterlo | |
Im Sommer | 1868 | 85 × 59 cm, Öl auf Leinwand | Alte Nationalgalerie in Berlin | |
Das Ehepaar Sisley | 1868 | 105 × 75 cm, Öl auf Leinwand | Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud in Köln | |
Der Froschteich (La Grenouillère) | 1869 | 66 × 86 cm, Öl auf Leinwand | Schwedisches Nationalmuseum in Stockholm | |
Der Spaziergang | 1870 | 80 × 64 cm, Öl auf Leinwand | J. Paul Getty Museum in Los Angeles | |
Odaliske | 1870 | 69 × 123 cm, Öl auf Leinwand | National Gallery of Art in Washington D. C. | |
Pont-Neuf | 1872 | 74 × 93 cm, Öl auf Leinwand | National Gallery of Art in Washington D. C. | |
Madame Monet auf dem Diwan | 1872 | 54 × 73 cm, Öl auf Leinwand | Museu Calouste Gulbenkian in Lissabon | |
Claude Monet, malend in seinem Garten in Argenteuil | 1873 | 46 × 60 cm, Öl auf Leinwand | Wadsworth Atheneum in Hartford (Connecticut) | |
Madame Monet und ihr Sohn | 1874 | 51 × 68 cm, Öl auf Leinwand | National Gallery of Art in Washington D. C. | |
Die Loge | 1874 | 80 × 64 cm, Öl auf Leinwand | Courtauld Institute of Art in London | |
Tänzerin | 1874 | 142 × 93 cm, Öl auf Leinwand | National Gallery of Art in Washington D. C. | |
Die Pariserin | 1874 | 82 × 101 cm, Öl auf Leinwand | National Museum Cardiff in Cardiff | |
Die Schaukel | 1876 | 92 × 73 cm, Öl auf Leinwand | Musée d’Orsay in Paris | |
Bal au Moulin de la Galette | 1876 | 131 × 175 cm, Öl auf Leinwand | Musée d’Orsay in Paris | |
Der Ausflug des Konservatoriums | 1876-1877 | 187 × 117 cm, Öl auf Leinwand | Barnes Foundation in Merion bei Philadelphia | |
Jeanne Samary | 1878 | 173 × 102 cm, Öl auf Leinwand | Eremitage in Sankt Petersburg | |
Madame Charpentier und ihre Kinder | 1878 | 131 × 88 cm, Öl auf Leinwand | Metropolitan Museum of Art in New York | |
Die Welle | 1879 | 64,8 × 99,2 cm, Öl auf Leinwand | Art Institute of Chicago in Chicago | |
Ruderer in Chatou | 1879 | 81 × 100 cm, Öl auf Leinwand | National Gallery of Art in Washington D. C. | |
Das Frühstück der Ruderer | 1880-1881 | 130 × 173 cm, Öl auf Leinwand | Phillips Collection in Washington D. C. | |
Der Dogenpalast in Venedig | 1881 | 54,5 × 65 cm, Öl auf Leinwand | Sterling and Francine Clark Art Institute in Williamstown (Massachusetts) | |
Früchte des Südens | 1881 | 51 x 68,5 cm, Öl auf Leinwand | Art Institute of Chicago in Chicago | |
Die Regenschirme | 1881-1885 | 180 × 115 cm, Öl auf Leinwand | National Gallery in London | |
Richard Wagner | 1882 | 53 × 46 cm, Öl auf Leinwand | Musée d'Orsay in Paris | |
Tanz in der Stadt | 1882-1883 | 180 × 90 cm, Öl auf Leinwand | Musée d'Orsay in Paris | |
Tanz auf dem Land | 1882-1883 | 180 × 90 cm, Öl auf Leinwand | Musée d'Orsay in Paris | |
Porträt von Paul Haviland | 1884 | 57 × 43 cm, Öl auf Leinwand | Nelson-Atkins Museum of Art in Kansas City | |
Nachmittag der Kinder in Wargemont | 1884 | Öl auf Leinwand | Museum Alte Nationalgalerie, Berlin | |
Das Kind mit Peitsche | 1885 | 81 × 92 cm, Öl auf Leinwand | Eremitage in Sankt Petersburg | |
Die großen Badenden | 1887 | 115 × 170 cm, Öl auf Leinwand | Philadelphia Museum of Art in Philadelphia | |
Junge Mädchen am Klavier | 1892 | 116 × 90 cm, Öl auf Leinwand | Musée d'Orsay in Paris | |
Jean Renoir, nähend | 1900 | 55 × 46 cm, Öl auf Leinwand | Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud in Köln | |
Das Urteil des Paris | 1908 | 81 × 100 cm, Öl auf Leinwand | Phillips Collection in Washington D. C. | |
Badende, ihr Bein abtrocknend | 1910-1911 | 84 × 65 cm, Öl auf Leinwand | Museu de Arte de São Paulo in São Paulo | |
Ruhe nach dem Bad | 1918-1919 | 110 × 160 cm, Öl auf Leinwand | Musée d'Orsay in Paris |
Rezeption
In der von Kurator Colin Bailey konzipierten Ausstellung Renoir, Impressionism, and Full-Length Painting in der Frick Collection in New York City 2012 kann man Renoir nicht nur als Farb-, sondern insbesondere auch als Kleidermode-Kenner erleben.[3] In die Schau wurden ausschließlich seine hochformatigen Ganzkörperbilder aus den Jahren zwischen 1874 und 1885 einbezogen.[4]
Der 2012 gedrehte Film Renoir zeigt neben dem Protagonisten Renoir die Schauspielerin Catherine Hessling, eines seiner letzten Aktmodelle, die mit seinem Sohn Jean Renoir verheiratet war.
Literatur
- Edmond Renoir: Mein Bruder Auguste Renoir. Der Brief von 1879. Aus dem Französischen übersetzt von Elisabeth Edl. Piet Meyer Verlag, Basel 2007.
- Jean Renoir: Mein Vater Auguste Renoir. (Originaltitel: Renoir). Diogenes, Zürich 1981, ISBN 3-257-22425-7.
- Julius Meier-Graefe: Renoir. Insel-Verlag, Frankfurt am Main 1986, ISBN 3-458-32556-5.
- Bruce Bernard (Hrsg.): Die großen Impressionisten. Delphin-Verlag, München 1987, ISBN 3-7735-5323-4.
- Auguste Renoir. Gemälde 1862–1917. Katalog zur gleichnamigen Ausstellung in der Kunsthalle Tübingen. DuMont Verlag, Köln 1996.
- Pierre-Auguste Renoir. Wie Seide gemalt. Katalog zur gleichnamigen Ausstellung in den Kunstsammlungen Chemnitz. Hirmer Verlag, München 2011.
- Karin Sagner: Renoir und seine Frauen. Sandmann Verlag, München 2012.
Weblinks
- Literatur von und über Pierre-Auguste Renoir im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Informationen zu Pierre, Auguste, Renoir im BAM-Portal
- Werke von Pierre-Auguste Renoir bei Zeno.org
- Pierre-August Renoir, Catalogue raisonnée. Publikation des Verlages und Galerie Bernheim-Jeune, Paris, 2007
- Renoir. „Zwischen Bohème und Bourgeoisie“ – Die frühen Jahre. Website zur Ausstellung von April bis August 2012 im Kunstmuseum Basel
Einzelnachweise
- ↑ The Nationalgallery, Moulin Huet Bay, abgerufen am 15. Juni 2011
- ↑ Internetseite der Stadt Cagnes-sur-mer mit Musée Renoir (fr)
- ↑ Die dahinter stehende Tatsachen waren laut Bailey: "Renoirs Vater und Brüder waren Schneider. Seine Mutter und viele seiner Freundinnen waren Näherinnen."
- ↑ Deutschlandradio Kultur vom 16. Februar 2012: „Große Würfe“ – Die Frick Collection in New York zeigt Pierre-Auguste Renoirs Ganzkörperbilder.
Personendaten | |
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NAME | Renoir, Pierre-Auguste |
KURZBESCHREIBUNG | französischer Maler des Impressionismus |
GEBURTSDATUM | 25. Februar 1841 |
GEBURTSORT | Limoges |
STERBEDATUM | 3. Dezember 1919 |
STERBEORT | Cagnes |
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