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Guernsey
Bailiwick of Guernsey (engl.) Bailliage de Guernesey (frz.) | |||||
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Amtssprache | Englisch, Französisch | ||||
Hauptstadt | St. Peter Port | ||||
Staatsform | Britischer Kronbesitz1 | ||||
Staatsoberhaupt und Regierungschef | Elisabeth II. Herzogin der Normandie | ||||
Fläche | 78 km² | ||||
Einwohnerzahl | 65.849[1] (Stand 2014) | ||||
Bevölkerungsdichte | 836 Einwohner pro km² | ||||
Währung | Guernsey-Pfund (GGP) | ||||
Zeitzone | UTC±0 UTC+1 (März bis Oktober) | ||||
Kfz-Kennzeichen | GBG bzw. GBA für Alderney | ||||
Internet-TLD | .gg | ||||
Telefonvorwahl | +44 1481 (Festnetz) | ||||
1 direkt der britischen Krone unterstellt, jedoch kein Teil des Vereinigten Königreichs
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Guernsey [ˈɡɜːnzi, engl.] oder Guernesey [ɡɛʁ.nə.zɛ, frz.] ist die zweitgrößte der britischen Kanalinseln. Die Kanalinseln sind weder Teil des Vereinigten Königreiches noch Kronkolonie, sondern als Kronbesitz (englisch crown dependency) direkt der britischen Krone unterstellt. Sie sind gesonderte Rechtssubjekte und daher auch nicht Teil der Europäischen Union.
Geografie
Die Insel ist ein Hügelland mit Steilküsten, besonders im Süden. Sie eignen sich vor allem für Viehzucht und Gartenbau. Guernsey ist ein bedeutendes Touristenziel für Natur- und Vogelliebhaber.
Zur Vogtei gehören neben der Hauptinsel Guernsey außerdem die Inseln Alderney, Sark, Herm, Jethou, Brecqhou, Burhou sowie weitere kleine Eilande.
Klima und Vegetation
Die Insel hat wegen des Einflusses des Golfstroms und aufgrund ihrer geschützten Lage im Golf von Saint-Malo ein mildes, fast mediterranes Klima. Temperaturen unter null Grad Celsius sind extrem selten, andererseits erreicht das Meerwasser auch im Hochsommer kaum Temperaturen über 20 Grad.
Da es keinen Frost gibt, gedeihen auf der Insel neben Fuchsien und Guernseylilien (die Nationalblume der Insel) auch Zypressen, Bananenstauden und Palmen.
Monatliche Durchschnittstemperaturen und -niederschläge für Guernsey
Quelle: WMO
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Geschichte
Vorgeschichte
Guernsey wurde durch den eustatischen Anstieg des Meeresspiegels nach der letzten Eiszeit um 4000 v. Chr. vom französischen Festland getrennt. Eine Besiedlung ist bereits seit dem Mesolithikum (Jehou) nachgewiesen. Bisher fehlen altsteinzeitliche Funde wie auf Jersey. Die Insel besitzt keine eigenen Feuersteinvorkommen, jedoch wurden nördlich von Alderney offenbar angespülte Kiesel aus submarinen Vorkommen genutzt. Die bisher älteste neolithische Fundstelle ist Les Fouaillages im Norden der Insel, in den 1790er Jahren durch Ian Kinnes vom British Museum ausgegraben. Die Insel weist zahlreiche Gang- und Galeriegräber aus der Jungsteinzeit auf sowie teilweise anthropomorphe Menhire. Der bedeutendste steht heute auf dem Friedhof der Kirche von Câtel. Auch zahlreiche Funde der Glockenbecherkultur sind bekannt.
Antike
Der antike Name der Insel war Sarmia (oder sarma, armia, sarnia). Trotz der schwierigen Navigationsbedingungen durch einen Tidenhub von fast zwölf Metern war der Hafen von St. Peter Port bereits in römischer Zeit ein wichtiges Handelszentrum, wie unter anderem ein Wrack aus dem 2. Jahrhundert in der Hafeneinfahrt belegt.
Mittelalter
Die Inseln wurden durch den Heiligen Samson von Dol (vgl. Dol-de-Bretagne) christianisiert und waren ursprünglich Teil des Herzogtums Bretagne, fielen dann aber an den Herzog der Normandie. Im Jahre 1066 eroberte der Herzog der Normandie Wilhelm der Eroberer England und wurde englischer König. Die Kanalinseln blieben aufgrund der Personalunion zwar in königlichem Besitz, wurden aber nie Teil des Vereinigten Königreiches.
Neuzeit
Im 17. Jahrhundert fanden auf der Insel zahlreiche Hexenprozesse statt. So gestand – unter welchen Umständen auch immer – 1617 Collette du Mond, an einem Sabbat beim Chateau de Rocquaine teilgenommen zu haben. Im frühen 18. Jahrhundert wurden zahlreiche Küstenbefestigungen gegen die Gefahr eines französischen Angriffs errichtet (Martello-Türme). Außerdem ließ Sir John Doyle, Vizegouverneur von Guernsey, den Kanal zuschütten, der die beiden Inseln trennte, die Guernsey bildeten. Auf ihn geht auch Fort Grey zurück, in dem heute ein Schiffswrack-Museum untergebracht ist.
Aus Guernsey stammte Generalmajor Isaac Brock (1769–1812). Er gilt als „Retter Kanadas“ im Krieg von 1812 gegen die USA.
Im Jahre 1815 gab es auf der Insel Guernsey ein geldpolitisch interessantes Experiment. Die Folgen der Napoleonischen Kriege machten sich in ganz Europa bemerkbar, auch auf dieser Insel. Die Inselbewohner produzierten Lebensmittel weit über den Eigenbedarf hinaus, doch die eingetriebenen Steuern und Zinszahlungen an Londoner Banken brachten den Zahlungsverkehr schließlich ganz zum Erliegen. Der in dieser Zeit amtierende Gouverneur von Guernsey, Daniel de Lisle Brock, schlug den Bau einer Markthalle für 4000 Pfund Sterling vor, die der Wirtschaft neuen Auftrieb geben würde. Diese 4000 Pfund sollten einfach selber gedruckt und als eine Art Zweitwährung im Umlauf gebracht werden. Nach fünf Jahren hatte sich die Halle voll amortisiert, das heißt, sie hatte ihre Abschreibungen voll verdient und die 4000 Pfund, die inzwischen auf der ganzen Insel in Umlauf gewesen waren und Umsätze aller Art bewirkt hatten, standen dem Investor der Markthalle wieder vollständig bar zur Verfügung, wurden nicht mehr benötigt und verbrannt. Nach diesem Prinzip wurden so nacheinander mehrere Bauvorhaben mit selbstgedrucktem und später wieder vernichtetem Geld verwirklicht. Jedoch kam bis 1835 durch den Eingriff fremder Banken und eine reduzierte Geldmenge die Wirtschaft wieder zum Erliegen. Manche Anhänger der Freiwirtschaft, darunter Hermann Benjes, betrachten das „Mirakel von Guernsey“ als Vorläufer umlaufgesicherten Geldes[2] nach Silvio Gesell, der einen Artikel über das Experiment schrieb.[3]
Der französische Dichter Victor Hugo wurde 1851 in Frankreich inhaftiert und musste ins Exil. Er ließ sich erst auf der Kanalinsel Jersey und dann auf Guernsey nieder, wo er bis 1871 in St. Peter Port im Hauteville House lebte, das heute als Museum dient und besichtigt werden kann. Im September 1883 besuchte der französische Maler Auguste Renoir die Insel, und es entstand eine Reihe von Gemälden, unter anderem Moulin Huet Bay.[4]
Im Zweiten Weltkrieg befürchtete man nach der Eroberung Frankreichs einen deutschen Angriff. Deshalb wurden die auf Guernsey ansässigen Deutschen und Österreicher interniert. Am 20. Mai 1940 verließ das britische Schiff SS Biarritz mit 1000 Soldaten, dem Vizegouverneur und seiner Familie sowie französischen Soldaten und britischem Verwaltungspersonal die Insel, die somit vollständig demilitarisiert war. Zahlreiche Kinder wurden nach England evakuiert. Am 30. Juni 1940 landeten fünf Junkers-Truppentransporter, und die Insel wurde von der deutschen Wehrmacht besetzt. Die nicht auf Guernsey geborenen britischen Staatsangehörigen wurden im Lager Lindele in Biberach an der Riß (zu der Stadt besteht heute eine offizielle Partnerschaft) interniert. Die deutsche Besatzungsmacht baute auf Guernsey Befestigungsanlagen[5] und sollte als Ausgangspunkt für Angriffe gegen England dienen. Auf Alderney wurde als Außenstelle von Neuengamme das Konzentrationslager Aurigny („Lager Sylt“) gebaut, in dem vor allem osteuropäische Zwangsarbeiter gefangen gehalten wurden. Während der Besatzungszeit wurde von Linksverkehr auf Rechtsverkehr umgestellt. Der Befreiungstag am 9. Mai wird jedes Jahr feierlich begangen. Es existiert auch ein Besatzungsmuseum in Les Houards, Forest.[6]
Politische Gliederung
Politisch gehören zur Vogtei Guernsey auch die Inseln Alderney, Sark, Herm, Brecqhou, Jethou, Burhou und andere noch kleinere Eilande. Guernsey gehört weder zum Vereinigten Königreich noch zur EU. Es besteht jedoch eine Zollunion. Die Vogtei gibt eigene Banknoten heraus und prägt eigene Münzen.
Die Vogtei Guernsey wird in zwölf Gemeinden (parishes) gegliedert, von denen Alderney und Sark einen Sonderstatus haben und als Dependencies bezeichnet werden:
Parish | Einwohner (2001) | Fläche (km²) | Vorlage:Imagemap Guernsey1 | |
---|---|---|---|---|
1 | Castel | 8.975 | 10,2 | |
2 | Forest | 1.549 | 4,1 | |
3 | Saint Andrew | 2.409 | 4,5 | |
4 | Saint Martin | 6.267 | 7,3 | |
5 | Saint Peter Port | 16.488 | 6,4 | |
6 | Saint Pierre du Bois | 2.188 | 6,2 | |
7 | Saint Sampson | 8.592 | 6,3 | |
8 | Saint Saviour | 2.696 | 6,4 | |
9 | Torteval | 973 | 3,1 | |
10 | Vale | 9.573 | 8,9 | |
Alderney | 2.400 | 7,9 | ||
Sark | 600 | 5,5 |
Herm und Jethou gehören zum Parish Saint Peter Port. Burhou gehört zum Dependency Alderney. Brecqhou gehört zum Dependency Sark.
Wirtschaft
Etwa 32 % des Bruttosozialprodukts von Guernsey werden durch Finanzdienstleister (Banken, Versicherungen, Fondsgesellschaften) erwirtschaftet. Traditionelle Einnahmequellen wie Tourismus, Maschinenbau und Gartenbau, hauptsächlich Tomaten und Schnittblumen (insbesondere Freesien), sind eher im Rückgang begriffen. Niedrige Steuern haben Guernsey als Steueroase für Private Equity Fonds populär werden lassen. Als Mitglied einer Zollunion mit der EU werden zahlreiche Regularien der EU aber auch hier angewandt. Wie auch andere Offshore-Finanzzentren gerät Guernsey immer mehr unter Druck, seine Gesetze an die Bedingungen der internationalen Politik anzupassen, insbesondere was die Transparenz von Kapitalzuflüssen anbelangt. Derzeit wird das Steuerrecht reformiert, um die Regularien von EU und OECD zu erfüllen. Seit dem 1. Januar 2008 gilt ein neues Null-Zehn Körperschaftsteuergesetz, wonach die meisten Körperschaften keine Körperschaftsteuer zahlen, das Anbieten bestimmter Bankdienstleistungen aber mit 10 % besteuert wird. Aufgrund dieser Umstände entsteht ein voraussichtlicher Fehlbetrag von ca. 45 Mio. Pfund, der durch ein erhöhtes Wirtschaftswachstum und indirekte Besteuerung ausgeglichen werden soll.
Verkehr
Auf Guernsey erfolgt die Fortbewegung über die Straße. Die CT Plus Guernsey Limited betreibt acht Buslinien,[7] die weite Teile der Insel erschließen. International angeschlossen ist die Insel über den Flughafen Guernsey sowie mehrere Häfen.
Städtepartnerschaft
Siehe auch
Literatur
- Ian Kinnes, Jenny A. Grant: Les Fouaillages and the megalithic monuments of Guernsey (Alderney). Ampersand Press in association with the States of Guernsey Ancient Monuments Committee, Alderney 1983, ISBN 0-946346-01-1.
- Mark Patton: Neolithic communities of the Channel Islands (British Archaeological Reports; Bd. 240). Tempus Reparatum, Oxford 1995, ISBN 0-86054-776-0 (zugl. Dissertation, London University 1990).
- Heather Sebire: The Archaeology & Early History of the Channel Islands. Tempus Books, Stroud 2005, ISBN 0-7524-3449-7.
- Mary Ann Shaffer/ Annie Barrows The Guernsey Literary and Potatoe Peel Pie Society . The Dial Press, New York, 2008; Dt. Deine Juliet. Ins Deutsche übertragen von Margarete Längsfeld und Martina Tichy. Rowohlt, Reinbek 2009, ISBN 978-3-499-24593-0
Weblinks
Sarmia (Guernsey) in Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft.
- States of Guernsey
- This is Guernsey
- Guernsey Touristboard
- Quellen zum „Lager Lindele“
- Zur deutschen Besatzung
- Besatzungsmuseum
- Revierinformationen zu Guernsey auf SkipperGuide.de
- Kanalinseln Infos
Einzelnachweise
- ↑ Guernsey - FRENDY.de
- ↑ Hermann Benjes: Das Mirakel von Guernsey (PDF) Abgerufen am 11. Februar 2015.
- ↑ Silvio Gesell: Die Guernsey-Markthalle. In: Die Freiwirtschaft durch Freiland und Freigeld, Nr. 6/1922. (Enthalten in Silvio Gesell: Gesammelte Werke, Gauke Verlag für Sozialökonomie, Kiel 1988–2009, Band 14.)
- ↑ The Nationalgallery, Moulin Huet Bay, abgerufen am 15. Juni 2011
- ↑ Homepage, Channel Islands Occupation Society (englisch)
- ↑ www.germanoccupationmuseum.co.uk
- ↑ buses.gg - the home of Guernsey's bus service, abgerufen am 29. August 2012
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