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Avantgardefilm

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Unter Avantgardefilm, auch Experimentalfilm, versteht man Filme, die in ihren Motiven und in ihrer Inszenierung abseits der Konventionen des Mediums und der Sehgewohnheiten des Publikums auf avantgardistische Weise neue Ausdrucksmöglichkeiten erforschen.

Das Experiment als Versuch mit offenem Ausgang verstanden, bedeutet im Film (wie auch in anderen Künsten) ein Abgehen von üblichen - hier in erster Linie kommerziellen - Erwartungen. Das betrifft Inhaltliches - wie etwa im Surrealismus - und die Filmtechnik mit ihren Möglichkeiten, etwa der Abstraktion, durch Schnitt, Kamerabewegung, Doppelbelichtung etc. Auch wenn die Techniken des Films spezifische sind, entwickelte sich der Experimentalfilm doch in enger Beziehung zur bildenden Kunst, vor allem deshalb, weil diese treibende Kraft künstlerischer Entwicklungen war und durch ihren Marktwert mehr wahrgenommen wurde als der Experimentalfilm, der um eine Öffentlichkeit stets kämpfen musste. Das begann sich erst in den 90er Jahren des 20. Jhdts. zu ändern, als der Film insgesamt, spät aber doch, als gleichwertiges künstlerisches Medium wahrgenommen wurde und durch neue Techniken (Video, DVD) Einzug in die Museen und Galerien fand.

Die Position des Nicht-Kommerziellen erlaubte dem Experimentalfilm nicht nur mit seinen filmischen Möglichkeiten zu experimentieren - was ja auch in künstlerisch anspruchsvollen Spiel- und Dokumentarfilmen geschah und ebenso genannt wurde - sondern als Avantgarde- oder Undergroundfilm neue Bereiche gesellschaftlicher Wahrnehmung zu erschließen, was durch Tabubrüche, besonders auf dem Gebiet der Sexualität, zu zahlreichen Skandalen führte, so etwa geschehen bei Un chien andalou von Luis Buñuel und Salvador Dalí, Un chant d'amour von Jean Genet oder bei etlichen Werken des New American Cinema und des österreichischen Films der 60er Jahre.

Der Anspruch der Avantgarde schloss den Wunsch nach Verbreitung der Filme nicht aus, im Gegenteil. Ihr dienten nach dem Krieg das von der Belgischen Cinemathek in Brüssel und Knokke in Abständen von vier Jahren veranstaltete Experimentalfilmfestival, die von den Filmemachern in den 60er Jahren veranstalteten Filmschauen in München und Hamburg und vor allem ihr Zusammenschluss zu Cooperativen nach dem Vorbild der Amerikaner in London, Wien und Hamburg und schließlich die Gründung von Filmverleihen in Paris (Light Cone) , Wien (Sixpack Film) und Osnabrück (Cine Pro), mehr oder weniger nach amerikanischem Vorbild (New York Film-makers’ Cooperative, Canyon Cinema).

Geschichte

In Europa

Zu den europäischen Pionieren des Experimentalfilms in den 1920er Jahren gehören Luis Buñuel, Henri Chomette, René Clair, Jean Cocteau, Bruno Corra, Charles Dekeukeleire, Marcel Duchamp, Germaine Dulac, Viking Eggeling, Oskar Fischinger, Hans Fischinger, Arnaldo Ginna, Fernand Leger, Hans Richter, Walter Ruttmann.

Nach dem Zweiten Weltkrieg, speziell ab den 1960er Jahren:

Österreich – Marc Adrian, Martin Arnold, Valie Export, Kurt Kren, Peter Kubelka, Mara Mattuschka, Lisl Ponger, Ferry Radax, Hans Scheugl, Ernst Schmidt jr., Peter Tscherkassky, Peter Weibel. Nur bedingt gehören Michael Haneke und Herbert Vesely hier hin.

Deutschland – Robert Bramkamp, Michael Brynntrup, Bastian Clevé, Hellmuth Costard, Heiko Daxl, Heinz Emigholz, Thomas Feldmann, Wilhelm Hein und Birgit Hein, Karl Kels, Christoph Janetzko, Lothar Lambert, Lutz Mommartz, Matthias Müller, Werner Nekes, Dore O., Ralf Palandt, Ingo Petzke, Thomas Struck, Klaus Wyborny.

Großbritannien – Stephen Dwoskin, Peter Gidal, Malcolm LeGrice.

Schweden – Peter Weiss

Schweiz – Pipilotti Rist

Weltweit

Zu den wichtigen nordamerikanischen Experimentalfilmern zählen Kenneth Anger, Bruce Baillie, Stan Brakhage, Robert Breer, Bruce Conner, Tony Conrad, Maya Deren, Hollis Frampton, Ernie Gehr, Barry Gerson, Curtis Harrington, Gregory Markopoulos, Marie Menken, Pat O'Neill, Sidney Peterson, Ron Rice, Jack Smith, Michael Snow, Andy Warhol und Joyce Wieland.

Australien – Arthur Cantrill, Corinne Cantrill, Peter Mudie, Albie Thoms and Paul Winkler

Japan – Takahiko Iimura, Shin’ya Tsukamoto

Neuseeland – Len Lye

Filme, Dokumentationen

  • Die kritische Masse - Film im Underground Hamburg 68, Dokumentarfilm, Deutschland 1998, produziert von Die Thede
  • Dial H-I-S-T-O-R-Y, von Johan Gimonprez, Experimenteller Dokumentarfilm, 1997, ausgestellt in der Documenta X.

Literatur

  • Birgit Hein: Film im Underground, Ullstein, Frankfurt, Berlin, Wien, 1971
  • Ingo Petzke (Hg.): Das Experimentalfilm-Handbuch, Schriftenreihe des deutschen Filmmuseums, Frankfurt am Main 1989
  • Jean Petrolle, Virginia Wright Wexman (Hg.): Women and Experimental Filmmaking, Urbana: University of Illinois Pr., 2005
  • Lauren Rabinovitz: Points of resistance : women, power & politics in the New York avant-garde cinema, 1943-71, 2nd edition, Univ. of Illinois Press, 2003
  • Hans Scheugl/Ernst Schmidt jr.: Eine Subgeschichte des Films. Lexikon des Avantgarde-, Experimental- und Undergroundfilms, Band 1 und 2. Frankfurt, Suhrkamp, 1974
  • Hans Scheugl: Erweitertes Kino. Die Wiener Filme der 60er Jahre, Wien 2002
  • P. Adams Sitney: Visionary Film. The American Avant-Garde 1943-1978, Second Edition, Oxford University Press 1979
  • Peter Weiss: Avantgarde Film. Frankfurt am Main, Suhrkamp, 1995. ISBN: 978-3518114445

Siehe auch

Weblinks (allgemein)

Weblinks (Personen/Projekte)

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