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Bankhaus A. Levy & Co.
Das Bankhaus A. Levy &. Co. war ein Kölner Kreditinstitut, das bis zu seiner Liquidation im Jahr 1936 eine bedeutende Rolle für die Kreditwirtschaft weit über die Kölner Region hinaus spielte.
Gründerjahre
Über die Gründungsphase des jüdischen Bankhauses A. Levy &. Co. („Levybank“) ist wenig bekannt. Gegründet wurde das Bankhaus im Jahr 1858 durch Hermann Abraham Löb (dann: Levy; * 1825, † 1873), dessen Vater Abraham Levy (* 1797) als Kassenbote bei Sal. Oppenheim begonnen hatte. Sohn Hermann Löb-Levy war seit 1852 mit Johanna Coppel verheiratet (* 1832, † 1902), deren ebenfalls jüdische Eltern in Solingen eine Stahlwaren- und Waffenfabrik betrieben. Aus der Ehe gingen 4 Kinder hervor (Albert, Elise, Fanny und Louis), von denen Louis Heymann (später Hermann) Levy das Friedrich-Wilhelm-Gymnasium (Köln) und für zwei Semester die Handelshochschule in Antwerpen besuchte, bevor er nach dem frühen Tode seines Vaters 1873 in die väterliche Bank eintrat und dort seit 1877 als Teilhaber fungierte. Köln war damals das führende Bankenzentrum im Westen. Hier residierten insbesondere Bankhaus J. D. Herstatt (seit 1782), Sal. Oppenheim (1789), Bankhaus J. H. Stein (1790) oder A. Schaaffhausen’scher Bankverein (seit 1791).
Aufstieg der Bank
Nach der Heirat mit Anna Emma Hagen nahm er 1893 deren Geburtsnamen Hagen an und nannte sich fortan Louis Hagen. Er unterstützte mit seiner Bank die aufstrebende rheinisch-westfälische Industrie mit einer Art frühem Investmentbanking, indem er neben Emissionsfinanzierungen vor allem Gründungen und Fusionen von Unternehmen förderte.
Die Gründung der Kölner Land- und Seekabelwerke AG im Mai 1898 erforderte hohen Kapitalbedarf, der durch die Levybank mit einer 50-prozentigen Aktienbeteiligung mit Hilfe eines Bankenkonsortiums gedeckt wurde, die vom Konsortium 1901 an Felten & Guilleaume veräußert wurde. Der Beteiligungserwerb förderte das Wachstum dieses Kölner Unternehmens. Dadurch erregte Louis Hagen Aufmerksamkeit in der westdeutschen Industrie. Auch den Zusammenschluss des Hörder Bergwerks- und Hütten-Vereins mit der Phoenix AG für Bergbau und Hüttenbetrieb (1906) trieb der Kölner Bankier entscheidend voran. Häufig kooperierte die Levybank mit dem bereits etablierten Bankhaus Sal. Oppenheim & Cie., so auch bei der Sanierung des Scherl-Verlags (1913). Louis Hagens Bank hatte Verbindung zu den Vereinigten Stahlwerke van der Zypen & Wissener Eisenhütten AG, Eschweiler Bergwerksverein und Felten & Guilleaume. Die Levybank leitete 1904 die Interessengemeinschaft zwischen dem A. Schaaffhausen’scher Bankverein mit der Dresdner Bank ein, sorgte für die Fusion der Kölnische Maschinenbau- AG[1] mit der Berlin-Anhalter-Maschinenfabrik [Bamag] (Mai 1909), der Carlswerk AG mit der A. E. G.(1915) oder für die Angliederung der Zechen „Nordstern“ und „Zollverein“. 1923 favorisierten Oppenheim und Levy eine Interessengemeinschaft zwischen den Versicherungen Allianz und Colonia, die jedoch nicht zustande kam. Die Phoenix AG für Bergbau und Hüttenbetrieb befand sich 1925 in einer Krise, die durch Liquiditätskredite von der Darmstädter und Nationalbank und dem Bankhaus Levy abgewendet werden konnte.[2] Die in Köln gegründete Deutsch-Südamerikanische Telegraphengesellschaft benötigte 27,65 Millionen Mark für die Überseekabelverlegung nach Pernambuco, an der sich die Levybank in einem Bankenkonsortium mit einer Konsortialquote von 4,63 % beteiligte.[3] Das Bankhaus A. Levy stieg innerhalb kurzer Zeit in den Finanzmärkten des Reiches auf und gehörte spätestens seit 1926 durch die Aufnahme in das Reichsanleihekonsortium zum „Adelsstand“ des deutschen Bankwesens.[4] Durch Vermitllung der Levybank erwarb Ende 1927 Friedrich Flick gemeinsam mit August Thyssen Aktien im Wert von 75 Millionen Reichsmark an der Phoenix AG.[5] Die Verbindung zu Flick war intensiver, denn die Levybank stellte gemeinsam mit dem Kölner Bankhaus J. H. Stein dem wachsenden Flick-Konzern Akzeptkredite und Rembourskredite zur Verfügung und war mit dem Bankhaus Stein zu insgesamt 6 % am Flick-Anleihekonsortium beteiligt.[6]
Bankenkrise und Nazizeit
1922 begann eine zehnjährige Interessengemeinschaft (heute: Ergebnisabführungsvertrag) mit dem ebenfalls jüdischen Bankhaus Sal. Oppenheim.[7] Während dieser Interessengemeinschaft entstand bei der Levybank 1929 eine sich verschärfende Liquiditätskrise, verursacht durch nicht mehr mobilisierbare Großkredite an die Industrie und Kommunen. Diese wurden durch Auslandsschulden in Fremdwährung refinanziert, die im August 1931 mindestens 50 Millionen Reichsmark erreichten und von den Auslandsgläubigern zurückgefordert wurden. Die hieraus entstehende Liquiditätskrise bedrohte über die Interessengemeinschaft auch Oppenheim, sodass man sich im November 1932 entschloss, diese Gewinn- und Verlustgemeinschaft aufzuheben.
Die Krise des Bankhauses Levy war auf das fragwürdige Geschäftsgebaren Hagens zurückzuführen und hätte nach Auffassung Friedrich Carl von Oppenheims auch ohne „Arisierung“ stattfinden müssen.[8] Hagen hatte sich 75-jährig 1931 aus dem Bankgeschäft zurückgezogen und seine Aufgaben dem Prokuristen Hermann Leubsdorf übertragen, der auch die Gesellschafterfunktion bei Levybank und Oppenheim übernahm. Hagen hatte im November 1930 den langjährigen Vorstand der Rheinischen Braunkohlenwerke, Paul Silverberg[9], zum Kommanditisten des Bankhauses und Mandatar der Hagen-Erben bestimmt.[10] Die Krise war durch die Boykottanstrengungen der Nationalsozialisten im Rahmen der „Arisierung“ noch verschärft worden. Nach des Tod Hagens im Jahr 1932 stieg Paul Silverberg als Kommanditist bei der Levybank ein, doch die Zeit des Bankhauses war abgelaufen. Robert Pferdmenges trat neben Paul Silverberg als Gesellschafter bei der Levybank ein, doch die Reichsbank forderte die stille Liquidation. Ende 1933 zog sich der jüdische Silverberg in die Schweiz zurück. Die Krisensituation des Bankhauses konnte nur durch erheblichen finanziellen Aufwand vom Bankhaus Oppenheim und den Hagen-Erben stabilisiert werden. Das Bankhaus A. Levy wurde bis zum 31. Dezember 1935 fortgeführt, um Gerüchte über einen bevorstehenden Konkurs zu vermeiden.[11] Schließlich wurden sämtliche Konten, Konsortialbeteiligungen und Wertpapierbestände auf Sal. Oppenheim übertragen. Am 1. Januar 1936 wurden die Hagen-Erben aus der Gesellschafter-Haftung entlassen.
Im „Deutschen Volkswirt“ vom 31. Januar 1936 wurde die Eingliederung des Bankhauses A. Levy in das Bankhaus Sal. Oppenheim & Cie. ausdrücklich aufgrund der sich ergebenden und genutzten „Gelegenheit ..., durch die jetzt vorgenommenen personellen Änderungen den Rest des nichtarischen Charakters zu beseitigen“, begrüßt.[12] Brisant war ein Runderlass vom 27. März 1933 vom Kölner OB Günter Riesen, dem Nachfolger Adenauers als OB. Riesen, ein ausgewiesener Kämpfer der NS-Bewegung, war einstmals Prokurist der Levybank und verbot nun „jüdischen Unternehmen“, in Zeitungen zu inserieren, wovon insbesondere die Levybank und Oppenheim betroffen waren.[13] Am 31. Dezember 1938 ist das Bankhaus Levy auf Hagens Erben übergegangen und am 10. Januar 1939 endgültig liquidiert worden.[14]
Durch die Verschmelzung auf Oppenheim befürchtete der „Völkische Beobachter“ am 23. Januar 1936 die Entstehung einer „rein jüdischen Bank“ großen Formats, und noch im Januar mussten die jüdischen Teilhaber Wilhelm Chan und Otto Kaufmann (Oppenheim) und Hermann Leubsdorf (Levybank) ihre Gesellschafterstellung aufgeben. Robert Pferdmenges führte das Bankhaus Oppenheim treuhänderisch für die Familie Oppenheim während des Zweiten Weltkriegs. Mit der Übernahme der Aktiva und Passiva durch Oppenheim war der Name des Bankhauses A. Levy & Co. aus der Bankenwelt verschwunden.
Einzelnachweise
- ↑ diese erhielt am 14. September 1859 den Auftrag zur Erstellung der Dachkonstruktion (Dachstuhl und Vierungsturm) des Kölner Doms
- ↑ Alfred Reckendrees, Das Stahl-Trust Projekt: Die Gründung der Vereinigten Stahlwerke, 2000, S. 143
- ↑ Hans Pohl, Zur Vorgeschichte des ersten deutschen Überssekabels nach Südamerika, o. J., S. 239
- ↑ Thorsten Beckers, Der Privatbankier: Nischenstrategien in Geschichte und Gegenwart, 2003, S. 34
- ↑ Kim Christian Priemel, Flick: Eine Konzerngeschichte vom Kaiserreich bis zur Bundesrepublik, 2008, S. 142
- ↑ Johannes Bähr/Axel Drecoll/Bernhard Gotto, Der Flick-Konzern im Dritten Reich, 2008, S. 36
- ↑ Vanessa Conze, Das Europa der Deutschen, 2005, S. 287
- ↑ Albert Fischer, Jüdische Privatbanken im „Dritten Reich“, in: Scripta Mercaturae, Zeitschr. f. Wirtschafts- u. Sozialgeschichte 28 (1994), S. 1 ff.
- ↑ kein Bankier, sondern seit September 1903 Vorstand bei Rheinbraun
- ↑ Magazin der Wirtschaft vom 7. November 1930
- ↑ Ingo Köhler, Die „Arisierung“ der Privatbanken im Dritten Reich, 2003, S. 351
- ↑ Der deutsche Volkswirt 10/1936, Nr. 18 vom 31. Januar 1936, S. 826
- ↑ Ingo Köhler, a.a.O., S. 119
- ↑ RGVA Bestand 1458, Findbuch 1, Akte 454, F. 51
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