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Barbara Köhler

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Barbara Köhler (* 11. April 1959 in Burgstädt; † 8. Januar 2021[1]) war eine deutsche Lyrikerin, Essayistin und Übersetzerin.

Leben

Barbara Köhler wuchs im sächsischen Penig auf und besuchte in Plauen die Erweiterte Oberschule, an der sie auch ihr Abitur ablegte. Danach ließ sie sich zur Facharbeiterin für textile Flächenherstellung ausbilden, arbeitete dann aber in Karl-Marx-Stadt als Altenpflegerin und als Beleuchterin am Theater Chemnitz. Zwischen 1985 und 1988 absolvierte Barbara Köhler ein Literaturstudium am Literaturinstitut „Johannes R. Becher“. Zu dieser Zeit wohnte sie im Chemnitzer Stadtteil Kaßberg. Erste Werke Köhlers erschienen in Zeitschriften, zwei Jahre war sie anschließend am Bezirksliteraturzentrum Karl-Marx-Stadt wissenschaftlich tätig.

Nach der Wiedervereinigung wurde Köhler arbeitslos und versuchte sich deshalb als freie Autorin. Sie veröffentlichte 1991 ihren ersten Gedichtband Deutsches Roulette, schrieb für diverse Zeitungen und verfasste Essays sowie Katalogbeiträge zur bildenden Kunst. Seit 1994 lebte Köhler in Duisburg.

Eine Schreibwerkstatt für Studierende führte sie 2009 als Poet in residence an der Universität Duisburg-Essen durch. 2012 hatte sie die Thomas-Kling-Poetikdozentur der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn inne.[2]

Barbara Köhler starb Anfang 2021 nach langer Krankheit im Alter von 61 Jahren.

Positionen

Die formal unterschiedlichen Gedichte Köhlers lassen das Ich im sprachlichen Raum als übergeordnetes Thema erkennen. Seit 1996 erzeugte die Autorin auch Textinstallationen, beispielsweise im November 1997 die Ausstellung words for windows 2 im Landtag Nordrhein-Westfalen.

In Köhlers literarischem Ansatz könnte die Aufforderung Machen Sie Unterschiede auf ihrem Plakat SPRACHSPIEL als ein Motto gelesen werden. Ein zentrales Anliegen ihres Werkes ist es, weibliche Perspektiven – und ihr Verschwinden – in Denken und Grammatik sichtbar zu machen. So ist in ihrem Gedichtband Niemands Frau (2007) die Rede von Lücken, in denen Frauen verschwanden. Dieser Band schreibt die altgriechische Odyssee neu und stellt dabei auch die überlieferten Haltungen der weiblichen Figuren in Frage. Köhler, so Mirjam Bitter, ging es immer auch um Körper und nicht allein um Sprachspiele: Textur als Gewebefaserung und -struktur werde etwa in „NACHTSTÜCK : ARRHYTHMIE“ mit dem Körpergewebe Haut in Verbindung gebracht.[3]

In der Laudatio des Peter-Huchel-Preises wurde ihr attestiert, dass sie ein „raffiniertes Netz von Sprachbildern und Bildsprache“ erschaffe, das „ganz selbstverständlich im Alltag auch die Wucht des Politischen“ einfange.[4]

Veröffentlichungen

Deutsches Roulette (1991)

Lyrik

  • Deutsches Roulette. Gedichte 1984–1989. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1991.
  • Blue Box. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1995.
  • In Front der See. 1995.
  • 36 Ansichten des Berges Gorwetsch. Dörlemann, Zürich 2013.[5]
  • Istanbul, zusehends. Gedichte, Lichtbilder (Schriftenreihe der Kunststiftung NRW, Bd. 6). Lilienfeld Verlag, Düsseldorf 2015, ISBN 978-3-940357-48-9.

Prosa

  • Retrospektive. (1991)
  • Wittgensteins Nichte. Vermischte Schriften, Mixed Media. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1999.
  • Mit Osmar Osten: Ungarisches Wasser. (2000)
  • Rondeau Allemagne i inne wiersze. (2005)
  • Niemands Frau. Gesänge zur Odyssee. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2007.
  • Duisburg für Anfänger. literurport.de 2010[6]
  • Neufundland. Schriften, teils bestimmt. Edition Korrespondenzen, Wien 2012.
  • 42 Ansichten zu Warten auf den Fluss, Edition Korrespondenzen, Wien 2017, ISBN 978-3-902951-28-1. (44 Neunzeiler, entstanden im Sommer 2016 in Castrop-Rauxel auf der bewohnbaren Skulptur Warten auf den Fluss [namens Emscher] der Rotterdamer Künstlergruppe Observatorium)

Literaturkritische Arbeiten:

Übersetzungen

  • Gertrude Stein: zeit zum essen. eine tischgesellschaft. objects, food and portraits by Gertrude Stein. (Audio-CD, 2001)
  • Gertrude Stein: Tender Buttons. Zarte knöpft. (2004)
  • Samuel Beckett: Trötentöne / Mirlitonnades. Gedichte. (2005)

Auszeichnungen

Nach der Auszeichnung 2017 wurde dieses Gedicht an der Fassade der Alice-Salomon-Hochschule angebracht

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Barbarba Köhler ist tot: "Friedliebend im Geist". (Nachruf der Kunststiftung NRW, der Edition Korrespondenzen, der Galerie m, des Lilienfeld Verlags und des Museums DKM). In: boersenblatt.net. 11. Januar 2021, abgerufen am 11. Januar 2021.
  2. Poetikdozentin: Barbara Köhler lehrt an Uni Bonn. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 3. April 2012, S. 28.
  3. Mirjam Bitter: Transpositionen von Text, Textil und Textur. Barbara Köhlers und Rosi Braidottis Entwürfe beweglicher, aber nicht haltloser Subjektivitäten. In: An Odyssey for our time. Barbara Köhler’s Niemands Frau. Hrsg. Georgina Paul. Rodopi, Amsterdam 2013, S. 117–138, S. 121. (Bitter liest Köhlers Lyrik Niemands Frau parallel mit Braidottis philosophischem Text Transpositions. On Nomadic Ethics, Polity Press, Cambridge, 2006, repr. 2012, ISBN 978-0-7456-3595-8. Inhaltsverzeichnis)
  4. Barbara Köhler (2016) | Peter-Huchel-Preis für deutschsprachige Lyrik. Abgerufen am 8. August 2020.
  5. Rezension: Carola Wiemers: Worte verbinden sich zu Geröll. deutschlandradiokultur.de, 26. April 2013
  6. Duisburg für Anfänger, Präsentation auf literaturport.de, 2010.
  7. Ein öffentlicher Text. Debatte um Gomringer-Gedicht. In: FAZ vom 5. September 2017.
  8. Endstelle, in: FAZ 17. Juni 2017
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Barbara Köhler aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.