Bernhard Strebel (Historiker)

Bernhard Strebel (* 1962) ist ein deutscher Historiker, Sachbuchautor, und Herausgeber sowie Gutachter zur Aufarbeitung der Zeit des Nationalsozialismus.

Leben

Bernhard Strebel studierte Geschichte und Literaturwissenschaften an der Universität Hannover, wo er 2001 an der Fakultät für Geistes- und Sozialwissenschaften seine Dissertation schrieb zum Thema Das KZ Ravensbrück. Geschichte eines Lagerkomplexes. Die Schrift wurde später auch in die französische Sprache übersetzt mit einem Vorwort von Germaine Tillion.

Mit der 2002 von ihm übersetzten, kommentierten und herausgegebenen Autobiographie der Holocaust-Überlebenden Ruth Herskovits-Gutmann - deren Familie mit der des hannoverschen Rabbiners Lesser Knoller befreundet war - unter dem deutschen Titel Auswanderung vorläufig nicht möglich.

Im Auftrag der Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften veröffentlichte Strebel gemeinsam mit Carola Sachse und Jens-Christian Wagner 2003 einen „Überblick“ über die Zwangsarbeit für Forschungseinrichtungen der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft in der Zeit des Zweiten Weltkrieges. Seine 2013 veröffentlichte Schrift über das Massaker von Celle von 1945 erschien in der Schriftenreihe Celler Beiträge zur Landes- und Kulturgeschichte des Stadtarchivs Celle sowie des Bomann-Museums.

In der Nachfolge des verstorbenen Heimatkundlers RWLE Möller, und im Auftrag des Rates der Stadt Celle erstellte er in zweijähriger Arbeit bis 2010 ein Gutachten über die Straßennamen in Celle und personelle Verbindungen mit dem Nationalsozialismus. Insbesondere die Ausarbeitung Strebels hinsichtlich der NS-Verstrickungen des ehemaligen Celler Oberbürgermeisters Helmuth Hörstmann führte zu großer öffentlicher Aufmerksamkeit. Der sich selbst als „Hobbyhistoriker“ bezeichnende Celler Jurist Peter Weise verlieh den angeblich „falschen Schlussfolgerung“ des promovierten Geschichtswissenschaftlers Strebel den Titel der „Unwissenschaftlichkeit“ - und musste sich diesen Vorwurf schließlich öffentlich selbst gefallen lassen. Ihm entgegnete Hans-Ulrich Thamer, Mitglied der Bewertungskommission zu den Celler Straßennamen und Lehrbeauftragter für Neuere und Neueste Geschichte an der Wilhelms-Universität Münster:

„Der Vorwurf der Unwissenschaftlichkeit ist ein beliebtes Verfahren, etwas Unbeliebtes herunter zu hängen. Dieser Vorwurf ist hinsichtlich des Gutachtens von Dr. Strebel in keiner Zeile gerechtfertigt.“

In der Folge kam es auch zu Kontroversen über eine mögliche öffentliche Diskussion, wie sie sich Udo Hörstmann, der Sohn des ehemaligen Oberbürgermeisters gewünscht hatte, oder nur eine „[...] hinter verschlossenen Türen vor einem geladenen etwa 100-Personen-Kreis“ abzuhaltende Aussprache über Strebels Gutachten.

Veröffentlichungen

Autorenschaft

• Das KZ Ravensbrück. Geschichte eines Lagerkomplexes. Mit einem Geleitwort von Germaine Tillion. Schöningh, Paderborn u. a. 2003, ISBN 3-506-70123-1 (zugleich Dissertation unter dem Titel Der Lagerkomplex des KZ Ravensbrück, Uni Hannover 2001).
  • in französischer Übersetzung von Odile Demange: Ravensbrück. Un complexe concentrationnaire (= Pour une histoire du XXe siècle). Mit einem Geleitwort von Germaine Tillion. Fayard, Paris 2005, ISBN 2-213-62423-2.
• zusammen mit Jens-Christian Wagner: Zwangsarbeit für Forschungseinrichtungen der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft 1939–1945. Ein Überblick (= Ergebnisse. Vorabdrucke aus dem Forschungsprogramm „Geschichte der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft im Nationalsozialismus“, Nr. 11). Herausgegeben von Carola Sachse im Auftrag der Präsidentenkommission der Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften e. V. (MPG). Forschungsprogramm „Geschichte der Kaiser-Wilhelm- Gesellschaft im Nationalsozialismus“, Berlin 2003 (online frei verfügbar; PDF, 620 kB).
• Celle April 1945 revisited. Ein amerikanischer Bombenangriff, deutsche Massaker an KZ-Häftlingen und ein britisches Gerichtsverfahren (= Celler Beiträge zur Landes- und Kulturgeschichte. Schriftenreihe des Stadtarchivs und des Bomann-Museums Celle, Band 38). 2. Auflage. Herausgegeben von der Stadt Celle. Verlag für Regionalgeschichte, Bielefeld 2013, ISBN 978-3-89534-938-6.#
• „Es ist nicht ganz einerlei, wie die Straße heißt, in der man wohnt.” Straßennamen in Celle und personelle Verbindungen mit dem Nationalsozialismus. Durchgesehene und ergänzte Fassung. Im Auftrag der Stadt Celle. Hannover 2010 (Gutachten; online frei verfügbar; PDF, 758 kB).

Herausgeberschaft

• Ruth Herskovits-Gutmann: Auswanderung vorläufig nicht möglich. Die Geschichte der Familie Herskovits aus Hannover. Herausgegeben, übersetzt (aus dem Englischen) und kommentiert von Bernhard Strebel. Wallstein-Verlag, Göttingen 2002, ISBN 3-89244-507-9 (Auszüge bei Google Books).

Weblinks

• Literatur von und über Bernhard Strebel (Historiker) im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek