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Bilateria

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Bilateria
Scherengarnele (Stenopus hispidus)

Scherengarnele (Stenopus hispidus)

Systematik
Domäne: Eukaryoten (Eucaryota)
ohne Rang: Opisthokonta
ohne Rang: Holozoa
ohne Rang: Vielzellige Tiere (Metazoa)
ohne Rang: Gewebetiere (Eumetazoa)
ohne Rang: Bilateria
Wissenschaftlicher Name
Bilateria
Hatschek, 1888

Die Bilateria sind die bilateralsymmetrisch gebauten triploblastischen Gewebetiere (Eumetazoa). Der wissenschaftliche Name des Taxons ist von lateinisch bis und latus abgeleitet und bedeutet „Zweiseitige“ oder „Zweiseitentiere“.

Merkmale

Die Bilateria zeigen wenigstens im Larvenstadium Bilateralsymmetrie, das heißt, die linke Körperhälfte ist spiegelbildlich zur rechten Körperhälfte aufgebaut. Es sind keine weiteren Körperhälften symmetrisch zueinander. Im Erwachsenenstadium können einzelne Organe nicht symmetrisch ausgebildet sein, zum Beispiel die Leber des Menschen oder die Vorderscheren der Winkerkrabben. Die erwachsenen Stachelhäuter sind sekundär radiärsymmetrisch.

Alle Bilateria verfügen ursprünglich über ein Vorder- und ein Hinterende sowie einen Mund. Im Verlauf der stammesgeschichtlichen Entwicklung können diese Merkmale aber reduziert worden sein, beispielsweise bei Parasiten. Die Hauptachse des Körpers verläuft durch das Vorder- und das Hinterende. Bei einigen Gruppen der Bilateria ist diese ursprüngliche Bewegungsrichtung jedoch abgeändert, zum Beispiel schwimmen Tintenfische morphologisch gesehen nach oben oder unten.

Die erwachsenen Bilateria leben überwiegend solitär und frei beweglich. Die Hauptachse liegt meist in der Fortbewegungsrichtung. Sie suchen meist aktiv nach Nahrung, wobei die Entwicklung eines Kopfabschnittes mit einem übergeordneten Teil des Nervensystems, also einem Cerebralganglion oder Gehirn eine wesentliche Rolle spielt. Dieses als Cephalisation bezeichnete Ereignis ist während der Evolution in verschiedenen Linien der Bilateria aufgetreten.

Allgemeine Anordnung der nervalen Strukturen im Bauplan eines bilateralen Tieres.

Meist ist während der Bewegung eine bestimmte Körperseite zum Boden gerichtet. Diese wird als Bauch- oder Ventralseite bezeichnet. Sie weist entsprechende Strukturen zur Bewegung des Körpers, wie Kriechsohlen oder Extremitäten auf. Der Ventralseite entgegengesetzt liegt die Dorsalseite. Die imaginäre Trennfläche zwischen Dorsal- und Ventralseite wird Dorsoventralebene genannt. Im rechten Winkel auf der Dorsoventralebene steht die Symmetrieebene des Körpers der Bilateria, die Sagittalebene. Sie trennt die rechte von der linken Körperhälfte.

Sessile und in Kolonien lebende Lebensformen sind in wenigen Gruppen der Bilateria vertreten, zum Beispiel bei Kamptozoa und Bryozoa. Diese haben zudem eine mit dieser Lebensweise verbundene filtrierende Nahrungsaufnahme.

Ein weiteres, für alle Bilateria charakteristisches Merkmal ist das dritte Keimblatt (Mesoderm), das während der Gastrulation angelegt wird und sich zwischen die beiden primären Keimblätter Ektoderm und Entoderm schiebt. Es ist meist mesentodermaler Herkunft, es wird also vom Entoderm gebildet. Aus dem Mesoderm wird die Muskulatur, das Bindegewebe und das Epithel um die sekundäre Leibeshöhle Coelom gebildet. Ein drittes Keimblatt besitzen schon die frühsten bekannten Vertreter der Bilateralia wie Vernanimalcula (580 bis 600 Millionen Jahre vor heute).

Systematik

Die Systematik der Bilateria ist von Hypothesenbildung und Kontroversen geprägt. Die Tatsache, dass der Urmund, also der Blastoporus der Gastrula zum endgültigen Mund oder zum After wird, hat zur klassischen Unterscheidung von Urmündern (Protostomia) und Neumündern (Deuterostomia) geführt. Nur die Neumünder lassen sich durch die eindeutige Apomorphie der Neubildung des Mundes, der auf der Ventralseite des Embryos neu durchbricht, der Entstehung und Lage des Nervensystem und weiterer weiterentwickelter Merkmale als Monophylum klären.

Durch neue morphologische und molekulargenetische Untersuchungen hat die phylogenetische Großgliederung der Bilateria starke, jedoch kontrovers diskutierte Neuordnungen erfahren.

Systematik auf Grundlage morphologischer Daten

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Die Monophylie der beiden großen Gruppen Spiralia und Deuterostomia ist gut begründet. Die Spiralia haben das sehr spezifische Muster der Spiralfurchung als Apomorphie. Die dritte große Gruppe der Tentaculata (Kranzfühler) ist dagegen weder monophyletisch, noch ihre Position in der innerhalb der Bilateria frei von Widersprüchen. Traditionell werden sie wegen Ähnlichkeiten in der Entwicklung des Coeloms in die Nähe der Deuterostomia gestellt und mit diesen zu den Radialia vereinigt, deren gemeinsames Merkmal die Radiärfurchung ist. Ebenfalls traditionell ist die Zusammenfassung der Arthropoda und Annelida zu den Artikulata. Gemeinsames Merkmal beider Gruppen ist die homonome Segmentierung, also die Einteilung des Körpers in gleichartige Abschnitte.


Bilateria 

 Neumünder (Deuterostomia) 
 Ambulacraria 

 Stachelhäuter (Echinodermata)


     

 Kiemenlochtiere (Hemichordata)



     

 Chordatiere (Chordata)



     

Pfeilwürmer (Chaetognatha)


 Tentaculata 


 Hufeisenwürmer (Phoronida)


     

 Moostierchen (Bryozoa)



     

 Armfüßer (Brachiopoda)




     

 Nemathelminthes 


 Bauchhärlinge (Gastrotricha)


 Cycloneuralia 
 Nematoida 

 Fadenwürmer (Nematoda)


     

 Saitenwürmer (Nematomorpha)



 Scalidophora 

 Priapswürmer (Priapulida)


     

 Hakenrüssler (Kinorhyncha)


     

 Korsetttierchen (Loricifera)








 Spiralia 


 Schnurwürmer (Nemertini)


     

 Spritzwürmer (Sipuncula)


     

 Kelchwürmer (Kamptozoa)


     

 Weichtiere (Mollusca)


 Articulata 

 Ringelwürmer (Annelida)


     

 Gliederfüßer (Arthropoda)





     
 Gnathifera 


 Kratzwürmer (Acanthocephala)


     

 "Rädertierchen (Rotatoria)"



     

 Kiefermündchen (Gnathostomulida)



     

 Plattwürmer (Plathelminthes)






Systematik auf Grundlage molekularer Daten

Auf Grundlage molekulargenetischer Vergleiche der 18S-rDNA, also des eigenständigen DNA-Abschnittes der Ribosomen, der ihre kleine Untereinheit codiert, wurde eine größtenteils neue Gliederung der Bilateria vorgeschlagen. [1][2]

Die Gruppen Tentakulata und Artikulata wurden aufgelöst. Die Tentakulata wurden mit den Trochozoen zur neuen Großgruppe der Lophotrochozoa vereinigt. Widersprüchlich ist dabei jedoch, dass die drei Gruppen der ehemaligen Tentakulata, die Brachiopoda, Phoronida und Bryozoa, keine Spiralfurchung wie der Rest der Lophotrochozoa aufweisen. Die Spiralfurchung müsste also wegen der entfernten Lage der Bryozoa und dem Rest der Tentakulata in zwei Fällen sekundär reduziert worden sein, mit gleichzeitiger Rückkehr zur Radiärfurchung.

Die Arthropoda wurden mit den Cycloneuralia zur neuen Gruppe der Ecdysozoa (Häutungstiere) zusammengefasst, deren gemeinsame Merkmale die Häutung der mehrschichtigen Cuticula und weitere molekulare Besonderheiten sind.[3] Die Arthropoda weisen superfizielle Furchung statt der Spiralfurchung der restlichen Ecdysozoa auf, jedoch wird angenommen, dass diese sich aus der Spiralfurchung entwickelt haben könnte. In der schon weitläufig anerkannten Gruppe der Ecdysozoa werden die beiden Modellorganismen Caenorhabditis elegans (Nematoda) und Drosophila melanogaster (Arthropoda) als verwandt betrachtet.

Die beiden neuen Großgruppen der Lophotrochozoa und Ecdysozoa lassen sich nur schwer anhand morphologischer Kriterien begründen. In den meisten aktuellen Lehrbüchern findet daher noch die alte, auf morphologischen Kriterien begründete Systematik Anwendung.


Bilateria 
 Neumünder (Deuterostomia) 
 Ambulacraria 

 Stachelhäuter (Echinodermata)


     

 Kiemenlochtiere (Hemichordata)



     

 Chordatiere (Chordata)



 Urmünder (Protostomia) 

 Pfeilwürmer (Chaetognatha)


 Häutungstiere (Ecdysozoa) 


 Gliederfüßer (Arthropoda)


 Nematoida 

 Fadenwürmer (Nematoda)


     

 Saitenwürmer (Nematomorpha)




 Scalidophora 

 Priapswürmer (Priapulida)


     

 Hakenrüssler (Kinorhyncha)


     

 Korsetttierchen (Loricifera)




 Lophotrochozoa 

 Brachiozoa 

 Armfüßer (Brachiopoda)


     

 Hufeisenwürmer (Phoronida)



     

 Weichtiere (Mollusca)


     

 Ringelwürmer (Annelida)


     

 Spritzwürmer (Sipunculida)


     

 Schnurwürmer (Nemertini)



     

 Kelchwürmer (Kamptozoa)


     

 Plattwürmer (Plathelminthes)


     

 Bauchhärlinge (Gastrotricha)



     

 Kratzwürmer (Acanthocephala)


     

 Rädertierchen (Rotatoria)


     

 Kiefermündchen (Gnathostomulida)





     

Moostierchen (Bryozoa)





In erster Abweichung zu dieser Gliederung wird neben die Stammgruppen der Urmünder und Neumünder ein basaler Stamm, die Acoelomorpha, gestellt.

Als zweite Abweichung wird in der aktuell diskutierten Neueinteilung der Protostomia eingeräumt, dass neben den Ecdysozoa und Lophotrochozoa ein weiterer Überstamm Platyzoa entweder als Schwesterntaxon oder eher als Untertaxon der Lophotrochozoa zu führen ist. Dieses Taxon vereint die acht Stämme Kelchwürmer, die Plattwürmer, die Bauchhärlinge, die Kratzwürmer, die Rädertierchen, die Kiefermündchen und die in obiger Gliederung nicht angeführten Stämme Micrognathozoa und Cycliophora unter einem Dach.

In der Systematik des Tierreiches wird die Sicht als Schwesterntaxon gewählt.

Externe Systematik und Evolutionsmodelle

Im Gegensatz zu den Bilateria sind die Hohltiere primär radiärsymmetrisch gebaut. Die Schwämme oder (Porifera) weisen zumeist keine Symmetrie auf. Aufgrund des Spermienaufbaus sowie der Organisation der Muskelzellen werden die Bilateria in der Phylogenetik mit den Rippenquallen (Ctenophora) als Taxon Acrosomata zusammengefasst. Die Acrosomata-Hypothese schränkt die plausiblen Szenarien zur evolutiven Entstehung der Bilateria auf spezifische Weise ein: Beispielsweise dadurch, dass bei den Rippenquallen trotz großer Formenvielfalt keine großen Körperhohlräume zu beobachten sind und dies dementsprechend auch für die frühesten Bilateria gelten könnte. Die Bilateria wären demnach schrittweise aus einer kompakt-gallertigen Lebensform hervorgegangen, die nur von feinen Verdauungskanälen durchzogen war, aber noch keine Hohlräume aufwies, aus denen man z.B. die Entstehung des Coelom plausibel erklären könnte. In früheren Modellen zur Evolution der Bilateria hatte man dagegen versucht, das Coelom aus den großen Verdauungsräumen von Anthozoen-Polypen (Cnidaria) abzuleiten.[4]

Siehe auch

Quellen

Einzelnachweise

  1. Aguinaldo, A. M. A.;Turbeville, J. M.; Linford, L. S.; Rivera, M. C.; Garey, J. R.; Raff, R. A.; Lake, J. A. (1997): Evidence for a clade of nematodes, arthropods and other moulting animals. Nature 387, S. 489-493 doi:10.1038/387489a0.
  2. Kenneth M. Halanych: THE NEW VIEW OF ANIMAL PHYLOGENY. In: Annual Review of Ecology, Evolution, and Systematics. 35, 2004, S. 229–256, doi:10.1146/annurev.ecolsys.35.112202.130124.
  3. Maximilian J. Telford; Sarah J. Bourlat; Andrew Economou; Daniel Papillon; Omar Rota-Stabelli: The evolution of the Ecdysozoa. Phil. Trans. R. Soc. B (2008) 363, 1529–1537, PMC 2614232 (freier Volltext).
  4. Rolf Siewing (Hg.): Lehrbuch der Zoologie Bd. 2: Systematik. Gustav Fischer Verlag Stuttgart, 3.Aufl. 1985, S.209

Literatur

  • Wehner, R.; Gehring, W.: Zoologie. 24., vollst. überarb. Aufl. Georg Thieme Verlag, New York, 2007 ISBN 978-3-13-367424-9
  • Westheide, W.; Rieger, R.: Spezielle Zoologie. Teil 1: Einzeller und Wirbellose Tiere. 2. Aufl. Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg 2007 ISBN 3-8274-1575-6

Weblinks

 Commons: Bilateria – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Tree of Life Web Project - Bilateria

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