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Reportagefotografie

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Fotografen im Fußballstadion
Fotografen bei der UEFA Euro 2008
Fotojournalisten in Indianapolis
Fotojournalist bei der Kieler Woche 2007

Die Reportagefotografie, der Fotojournalismus oder die Bildberichterstattung verwendet die Ausdrucksformen und Mittel der Fotografie, um Reportagen (vom Lateinischen reportare, siehe Reporter), das heißt Berichterstattungen über Hintergründe in Politik, Kultur, und anderen Bereichen von gesellschaftlichem Belang (z. B. Gerichtsverhandlungen, Unglücksfälle oder Verbrechen), zu illustrieren oder ausschließlich in bildhafter Weise darzustellen. Berichterstatter ist der Foto-Reporter (in Deutschland war jahrzehntelang der Begriff Bildjournalist üblich).

Diese Art der Fotografie ist gekennzeichnet durch:

  • Zeitlichen Bezug zur Abfolge eines Ereignisses
  • das Bemühen um Authentizität
  • Erzählcharakter zusammen mit anderen Methoden der Reportage

Geschichte

Im Krimkrieg (1853 bis 1856) fand das Medium der Fotografie begrenzt Anwendung, da die Kameras noch schwer und unhandlich waren. Deshalb wurde vor allem das Lagerleben abgebildet. (siehe auch Tatarenmeldung).[1]

Mathew B. Brady dokumentierte mit seinem Kamerateam, zu dem unter anderem Alexander Gardner, T. H. O’Sullivan und G. N. Barnard gehörten, den Sezessionskrieg 1861–1865 auf rund 7.000 Nassplatten-Negativen, von denen über tausend digitalisiert wurden und über die Website der Library of Congress abrufbar sind.[2] Davon wurden nur wenige zeitgleich einem größeren Publikum bekannt, da Bildvorlagen für den Druck zunächst aufwändig und weitestgehend manuell in Strichzeichnungen umgesetzt werden mussten (vgl. Holzstich; Kupferstich).[3]

Die moderne Bildberichterstattung und Pressefotografie entwickelte sich ab etwa 1880, als die ersten Fotos als Illustrationen in Zeitungen erschienen: Stephen H. Horgan veröffentlichte im „New Yorker Daily Graphic“ ein gerastertes Halbtonfoto. 1883 erschien das erste Foto in einer deutschen Publikation: Georg Meisenbach veröffentlichte in der LeipzigerIllustrirten Zeitung“ eine gerasterte Fotografie (siehe Autotypie). – Die Entwicklung einsatzbereiter Verfahren zur Bildtelegrafie[4] dauerte bis zum ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts (vgl. Arthur Korn[5]). Im November 1907 begannen regelmäßige Übertragungen zwischen Paris, Berlin und London. Am 17. März 1908 wurde das erste Fahndungsfoto in zwölf Minuten von Paris nach London übertragen und im „Daily Mirror“ abgedruckt. Durch dessen Veröffentlichung konnte ein flüchtiger Juwelenräuber gefasst werden. Der „Daily Mirror“ hatte 1904 als erste Zeitung zur Wiedergabe von fotografischen Bildinformationen vollständig auf den Autotypiedruck umgestellt.

Die Leica I von 1925, eine Kleinbild-Sucherkamera, die auch die Pressefotografie revolutionierte

Der Pressefotograf Erich Salomon, eigentlich Doktor der Jurisprudenz, der erst 1926 im Alter von 40 Jahren überhaupt mit der Fotografie in Kontakt kam, erregte nicht nur durch seine Bildreportagen und die meist mit der neuartigen, für damalige Verhältnisse äußerst lichtstarken und gleichzeitig relativ kleinen Ermanox-Kamera teilweise heimlich (oder genauer: „investigativ“) entstandenen Aufnahmen Aufsehen, die er 1931 in seinem Bildband Berühmte Zeitgenossen in unbewachten Augenblicken veröffentlichte – der Meister der candid camera (ein von der Londoner Zeitschrift „Graphic“ 1929 geprägter Begriff für Salomons Arbeitsweise[6]) erfand auch die Berufsbezeichnung Bildjournalist als solche.

An Wirkung und stilprägendem Einfluss kommen dem „König der Indiskreten“, wie ihn der französische Außenminister Aristide Briand einmal spontan nannte (und der dabei auf Salomons berühmtestem Foto abgebildet ist), nur wenige Fotografen gleich; zum Beispiel Henri Cartier-Bresson, der 1947 Mitbegründer der Fotoagentur Magnum Photos war und dessen Auffassung des fotografischen Metiers der Salomons wohl am nächsten kommt. Die Technik der „versteckten“ oder „unbemerkten“ Kamera wurde später allerdings von den Paparazzi auch systematisch missbraucht und deshalb vielfach in Verruf gebracht.

Die Einführung der Kleinbildkameras, allen voran der Leica (ab 1925), hatte weitreichende Auswirkungen auf den Fotojournalismus und änderte in mannigfacher Hinsicht auch die Sicht der Massen auf die Welt. – Das Berliner Boulevardblatt „Tempo” veröffentlichte von 1928-33 in täglich drei Ausgaben „Bilder vom Tage“. Zahlreiche Fotoagenturen wurden in den Zwanzigern gegründet; eine der erfolgreichsten war – vor allem durch ihre Geschwindigkeit, ihren großen Mitarbeiterstab und die Vielfalt ihrer Sujets – die Schweizer Pressebildagentur Keystone (seit 1892, in Deutschland seit 1924). Durch sie übermittelte Bilder der Berliner Maifeiern 1929 zum Beispiel, aufgenommen um 10.30 Uhr, erschienen sowohl in London als auch in New York noch am selben Abend in dort ansässigen Zeitungen.

Die Fotografie-Theoretikerin Gisèle Freund bemerkte dazu: „Die Einführung des Photos in der Presse ist ein Phänomen von außerordentlicher Bedeutung. Das Bild verändert die Sehweise der Massen […] Mit der Photographie öffnet sich ein Fenster zur Welt. Die Gesichter von Personen des öffentlichen Lebens, die Ereignisse, die sich in seinem Land abspielen und auch diejenigen, die außerhalb der Grenzen stattfinden, werden ihm vertraut. […] Die Photographie leitet das Zeitalter der visuellen Massenmedien ein, als das Einzelportrait durch das kollektive Massenportrait verdrängt wird. Gleichzeitig wird die Photographie zu einem mächtigen Instrument der Propaganda und der Manipulation.[7] Die Bilderwelt wird entsprechend den Interessen jener gestaltet, die die Presse besitzen: die Industrie, das Finanzkapital, die Regierungen.“[8] – Insbesondere „brachten es die Nationalsozialisten auch auf dem Gebiet der politischen Instrumentalisierung der Bilder zu einer traurigen Perfektion.“ (Ralf Hecht, a.a.O.; vgl. Leni Riefenstahl)

Erst 1923 konnte ein Bild (des Papstes Pius XI.) von Rom nach New York über den Atlantik geschickt werden. 1861 war die erste interkontinentale Telegraphenverbindung zwischen Nordamerika und Europa hergestellt worden (siehe auch: Seekabel). Seit Beginn des 20. Jahrhunderts ist der Bildbericht ein integraler Bestandteil der Zeitungen und Magazine (Picture Post, Paris Match, Life, Sports Illustrated, The Daily Mirror (London), The Daily Graphic (New York)); er sprach unter anderem große Lesergemeinden der 30er bis 50er Jahre an.

In den USA ergaben die sozialdokumentarischen Arbeiten der Farm Security Administration 1935–1942 und ihrer Fotografischen Sektion geleitet von Roy Stryker ein erhebliches Archiv des Lebens jener Zeit.[9]

1947 wurde die Agentur Magnum Photos gegründet, deren Mitglieder bis heute eine herausragende Position einnehmen.

Ethische Überlegungen

Am Beginn der geschichtlichen Entwicklung der Fotografie war diese von der Überlegung getragen, ein möglichst realistisches Abbild der „wahren“ Umwelt zu erstellen. Dies ist schon allein deshalb nicht möglich, weil die Fotografie den dreidimensionalen Raum auf eine Ebene mit beschränktem Ausschnitt reduziert. Dies kann die Bildaussage des Motivs unter Umständen bis zur Karikatur verzerren. Dennoch werden fotografischen Bildern hoher Wahrheitsgehalt und große Glaubwürdigkeit zugedacht.

Der Reportagefotograf hat daher eine hohe ethische Verantwortung, wenn er sich nicht als ein Instrument der Propaganda verwenden lassen möchte.

Ebenso ist die Grenze zur Verletzung der Intimsphäre und einer reinen Befriedigung der Sensationsgier (beispielsweise durch die inzwischen im Metier der Fotografen verbreiteten Paparazzi) schnell überschritten.

Technik

Die Entwicklung transportabler, kleiner Kameras (z.B. Leica) und empfindlicher Filme ermöglichte seit Beginn des 20. Jahrhunderts die Aufnahme am Ort des Geschehens sowie die Erfassung bewegter Vorgänge. Dies revolutionierte auch die Berichterstattung von den Kriegen jener Zeit: Die Fotografie konnte das Grauen der tatsächlichen Kampfhandlungen und des alltäglichen Sterbens im Feld transportieren.

Heute hat die Digitalfotografie eine Vormachtstellung erobert und ermöglicht eine weitere Beschleunigung der Berichterstattung. Unter der im Vergleich zum Film noch leichteren Manipulierbarkeit dieser Fotos hat allerdings die Glaubwürdigkeit weiter gelitten.

Weitere Fotografen

Siehe auch National Geographic

Organisationen

Mit Freelens existiert eine eigene Journalistenorganisation für Fotojournalisten. Als Bildjournalisten Tätige haben außerdem eigene Fachgruppen in den großen Journalistenverbänden dju/verdi und djv.

Ausbildung

Die Bezeichnung Fotojournalist ist nicht geschützt. Es gibt keine geregelte Ausbildung. Neben einer Lehre, die meist keinen Qualifikationsschwerpunkt auf Bildjournalismus setzt, ist ein Fotografie-Studium möglich.

Im Rahmen der Journalistenaus- und Weiterbildung bieten Journalistenschulen und Journalistenakademien Kurzzeitkurse zum Bildjournalismus an.

Seit Oktober 2010 gibt es an der Fachhochschule Hannover den Studiengang Bildjournalismus und Dokumentarfotografie unter Leitung von Rolf Nobel.

Die Hochschule Magdeburg bietet seit dem Wintersemester 2008/2009 den Studiengang "Bildjournalismus" an.

Siehe auch

  • Ikonologie - die Erforschung und Interpretation von Inhalt und Symbolik der Bildgegenstände unter Berücksichtigung von zeitgenössischen literarischen Quellen

Quellen

  1. Rudolf Walther: Fotografie: Wo Bilder zu Waffen werden. In: Die Zeit. Nr. 49, 30. November 2006
  2. The Library of Congress: Prints and Photographs Reading Room
  3. Jörg Albrecht: Was Ambrose Bierce von Shiloh sah („Die Zeit” Nr.26/1999) - Der amerikanische Schriftsteller und Journalist Ambrose Bierce beschrieb als Erster die Schrecken des Bürgerkrieges. Er war einer der bekanntesten Mitarbeiter von William Randolph HearstsSan Francisco Examiner“, der als erstes Skandalblatt der Zeitungsgeschichte gilt (vgl.: Yellow Press).
  4. Geschichte der technischen Bildübertragung (1843-1923) (Universität Konstanz)
  5. Andrea Westhoff: Kronprinz Wilhelm im Porträt – Vor 100 Jahren gelang Arthur Korn die erste Bildtelegrafie (Deutschlandfunk, 17. Oktober 2006)
  6. Erich Salomon, photographer (Comesaña News Agency - Stock Photo Library; mit Galerie)
  7. Bereits in Gardner’s Photographic Sketch Book of the War des frühen Lichtbildners Alexander Gardner (1865) wurden zahlreiche Manipulationen mit und an Fotos aus dem US-Bürgerkrieg nachgewiesen; vgl. Does The Camera Ever Lie? (Selected Civil War Photographs Collection, The Library of Congress)
  8. Freund, Gisèle: Photographie und Gesellschaft. München: Rogner & Bernhard bei Zweitausendeins, 1976. Zitiert nach: Ralf Hecht: Die modernen Medien der Weimarer Republik (Philipps-Universität Marburg, 1995)
  9. Sammlung der Fotos der Farm Security Administration

Literatur

Weblinks

Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Reportagefotografie aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.