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Birobidschan

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Stadt
Birobidschan
Биробиджан
Wappen
Wappen
Föderationskreis Ferner Osten
Region Jüdische Autonome Oblast
Stadtkreis Birobidschan
Bürgermeister Andrei Parchomenko
Gegründet 1915
Frühere Namen Tichonkaja (bis 1931)
Stadt seit 1937
Fläche 169 km²
Bevölkerung 75.413 Einwohner
(Stand: 14. Okt. 2010)[1]
Bevölkerungsdichte 446 Einwohner/km²
Höhe des Zentrums 80 m
Zeitzone UTC+10
Telefonvorwahl (+7)42622
Postleitzahl 679002–679017
Kfz-Kennzeichen 79
OKATO 99 401
Website biradm.ru
Geographische Lage
Koordinaten 48° 47′ N, 132° 56′ O48.783333333333132.9333333333380Koordinaten: 48° 47′ 0″ N, 132° 56′ 0″ O
Birobidschan (Russland)
Red pog.svg
Lage in Russland
Birobidschan (Jüdische Autonome Oblast)
Red pog.svg
Lage in der Jüdischen Autonomen Oblast
Liste der Städte in Russland

Birobidschan (russisch Биробиджа́н, jiddisch ביראָבידזשאַן) ist mit 75.413 Einwohnern (Stand 14. Oktober 2010)[1] die Hauptstadt der Jüdischen Autonomen Oblast im Föderationskreis Fernost, Russland. Sie liegt am Amur-Zufluss Bira 172 km westlich der Großstadt Chabarowsk.

Geschichte

Gegründet 1915 unter dem Namen Tichonkaja (Тихонькая) und am 28. März 1928 unter Stalin mit dem Status einer Siedlung städtischen Typs versehen, wurde der Ort 1931 in Birobidschan umbenannt.[2] 1937 wurden die Stadtrechte verliehen.

Der Name Birobidschan leitet sich von den beiden Flüssen Bira und Bidschan ab, die in dieser Gegend zusammenfließen. Die Stadt hat einen Bahnhof an der Transsibirischen Eisenbahn.

Bevölkerungsentwicklung

Jahr Einwohner
1939 29.648
1959 40.667
1970 55.724
1979 68.630
1989 83.667
2002 77.250
2010 75.413

Anmerkung: Volkszählungsdaten

Medien

In der Stadt erscheint u. a. seit 1930 täglich außer am Samstag und Sonntag die jiddischsprachige Zeitung Birobidschaner Schtern, früher in zwei Ausgaben in russischer und jiddischer Sprache, seit einigen Jahren nur noch als zweisprachige Ausgabe.[3] Sie gehört zu den rund 100 jiddischsprachigen Medien weltweit. Während der Sowjetzeit wurde eine Zeitschrift herausgegeben, die sich Najlebn (= „Neuleben“ bzw. „Neuanfang“) nannte und neue Siedler anlocken sollte. In Najlebn wurden u. a. Gedichte von Oleksandr Bejderman veröffentlicht. In Birobidschan wird auch ein Radioprogramm auf Jiddisch ausgestrahlt.

Jüdisches Leben

Zweisprachiges Ortseingangsschild in Birobidschan

Aufgrund der Emigration von Juden nach Israel und Europa leben nur noch wenige Juden in Birobidschan.[4] In Schulen wird neben Russisch auch in Jiddisch unterrichtet. Die dort noch lebenden Juden gaben bei einer Umfrage, warum sie Jiddisch lernen wollen, an, dass dies die Sprache ihrer Ahnen sei und dass diese bewahrt werden müsse. Dennoch gaben über 80 % Russisch als ihre Muttersprache an. Das jüdische Kammermusiktheater und ein jiddisches Theater haben sich bis heute erhalten.[5] Die Menschen in Birobidschan leben vorwiegend von der Landwirtschaft und von der Arbeit in industriellen Betrieben (z. B. Schuh- und Strumpf-Fabriken, Landmaschinenbau Dalselmasch).

In der Sowjetunion wurde die Religionsausübung erschwert und war zeitweise mit Risiken verbunden. Trotzdem versammelten sich gläubige Juden seit der Gründung der Oblast regelmäßig in Privathäusern zu Gottesdiensten. Die Gemeinde hatte allerdings lediglich einen Kantor und keinen Rabbiner zur Verfügung.[6]

Die letzte Synagoge brannte im Jahr 1950 nieder. Erst in den 1980er Jahren wurde bei einer Aufbauaktion zu Ehren des 50-jährigen Jubiläums Birobidschans eine Synagoge in einem Holzhaus eingeweiht. Die alten Juden, denen ihre Religion noch vertraut gewesen war, lebten zum Großteil nicht mehr. Die Synagoge wurde von einem jüdischen Mann und mehreren älteren Frauen zum Gebet genutzt. Sie verehrten allerdings Jesus und waren Anhängerinnen der Siebenten-Tags-Adventisten.[7]

In den 1990er-Jahren wurde eine neu erbaute Synagoge eröffnet. Seit einigen Jahren lehrt dort der aus Israel zugezogene Rabbiner Mordechai Scheiner (alternative Schreibweise Mordechai Sheiner). Die Gemeinde hat unter anderem eine Jugendorganisation, die sich Chaverim nennt.

Weiterführende Bildungseinrichtungen

Söhne und Töchter der Stadt

Klimatabelle

Birobidschan
Klimadiagramm
JFMAMJJASOND
 
 
6
 
-17
-29
 
 
5
 
-11
-26
 
 
13
 
-1
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35
 
10
-3
 
 
61
 
18
3
 
 
108
 
24
10
 
 
147
 
26
14
 
 
154
 
24
12
 
 
88
 
18
5
 
 
35
 
9
-4
 
 
19
 
-5
-17
 
 
11
 
-15
-27
Temperatur in °C,  Niederschlag in mm
Quelle: Roshydromet
Monatliche Durchschnittstemperaturen und -niederschläge für Birobidschan
Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez
Max. Temperatur (°C) −16,6 −10,9 −1,2 9,5 18,2 23,5 26,1 24,0 18,1 8,5 −5,1 −15,2 Ø 6,6
Min. Temperatur (°C) −29,4 −26,4 −16,5 −3,4 3,0 9,5 14,1 12,4 4,9 −4,3 −16,9 −26,6 Ø −6,6
Niederschlag (mm) 6 5 13 35 61 108 147 154 88 35 19 11 Σ 682
Regentage (d) 2 2 4 6 10 12 13 13 10 5 4 3 Σ 84
T
e
m
p
e
r
a
t
u
r
−16,6
−29,4
−10,9
−26,4
−1,2
−16,5
9,5
−3,4
18,2
3,0
23,5
9,5
26,1
14,1
24,0
12,4
18,1
4,9
8,5
−4,3
−5,1
−16,9
−15,2
−26,6
Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez
N
i
e
d
e
r
s
c
h
l
a
g
6
5
13
35
61
108
147
154
88
35
19
11
  Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez


Quelle: Roshydromet

Siehe auch

Literatur

  • Die große Politik in der kleinen Welt von Birobidschan. Wahlkampf im Jüdischen Autonomen Gebiet in Russlands Fernem Osten. In: NZZ, 24. November 2007, Internationale Ausg. S. 6.
  • Antje Kuchenbecker: Zionismus ohne Zion. Birobidžan: Idee und Geschichte eines jüdischen Staates in Sowjet-Fernost. Metropol Verlag, Berlin 2000, ISBN 3-932482-20-4.
  • Matthias Messmer: Stalins utopisches Jerusalem. In: Neue Zürcher Zeitung, 10. Oktober 2013, S. 45.
  • Hannes Meyer: Gorod Birobidshan. In: Ders: Bauen und Gesellschaft. Schriften, Briefe, Projekte. Verlag der Kunst, Dresden 1980 (Fundus-Bücherei 64/65), S. 139–147.
  • Robert Weinberg: Birobidshan. Stalins vergessenes Zion. Illustrierte Geschichte 1928–1996. Neue Kritik, Frankfurt (Main), 2003, ISBN 978-3-8015-0367-3.

Weblinks

 Commons: Birobidschan – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 Itogi Vserossijskoj perepisi naselenija 2010 goda. Tom 1. Čislennostʹ i razmeščenie naselenija (Ergebnisse der allrussischen Volkszählung 2010. Band 1. Anzahl und Verteilung der Bevölkerung). Tabellen 5, S. 12–209; 11, S. 312–979 (Download von der Website des Föderalen Dienstes für staatliche Statistik der Russischen Föderation)
  2. Matthias Messmer: Stalins utopisches Jerusalem. In: NZZ.ch. 30. Oktober 2013, abgerufen am 23. Oktober 2022.
  3. Биробиджанер Штерн. In: gazetaeao.ru. Archiviert vom Original am 15. Juli 2017; abgerufen am 23. Oktober 2022 (русский).
    Идиш – Издательский дом Биробиджан. In: gazetaeao.ru. Archiviert vom Original am 29. März 2016; abgerufen am 23. Oktober 2022 (ייִדיש).
  4. Antje Kuchenbecker: Kein Ort zum Bleiben. In: Die Zeit. Nr. 41/1993, 8. Oktober 1993, archiviert vom Original am 8. Januar 2011; abgerufen am 23. Oktober 2022.
  5. Chaim Frank: Die Geschichte der Ostjuden: Zaristisches Rußland, Sowjetunion, GUS: Birobidschan. In: HaGalil. 2014, abgerufen am 23. Oktober 2022.
  6. Robert Weinberg: Birobidshan. Stalins vergessenes Zion.
  7. Gary Matoso, Lisa Dickey: The last Jews of Birobidzhan. In: f8.com. 1995, archiviert vom Original am 6. August 2007; abgerufen am 23. Oktober 2022 (english).
  8. Как раньше писали про тяжёлую атлетику. In: shtanga.kcn.ru. 1. Juni 2004, archiviert vom Original am 28. Juli 2014; abgerufen am 23. Oktober 2022 (русский). i Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.shtanga.kcn.ru
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