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Borgholz
Borgholz Stadt Borgentreich
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Koordinaten: | 51° 37′ N, 9° 16′ O51.6216666666679.2591666666667226Koordinaten: 51° 37′ 18″ N, 9° 15′ 33″ O |
Höhe: | 202–244 m |
Fläche: | 14,06 km² |
Einwohner: | 1.129 |
Eingemeindung: | 1. Jan. 1975 |
Postleitzahl: | 34434 |
Vorwahl: | 05645 |
Lage von Borgholz in Borgentreich |
Borgholz gehört zur Stadt Borgentreich im Kreis Höxter in Nordrhein-Westfalen.
Geografie
Borgholz liegt in Ostwestfalen in der Nähe der Bundesstraße 241 sowie der ehemaligen Bahnstrecke Holzminden–Scherfede und ist etwa 8 Kilometer westlich der Weser und 15 Kilometer östlich des Eggegebirges gelegen.
Demographie
Mitte des 17. Jahrhunderts lebten in Borgholz ca. 400 Einwohner. Bis 1759 stieg die Einwohnerzahl nur auf ca. 500. Bis 1802 wuchs die Zahl dann schnell auf 902, und bis 1846 war ein Anstieg auf 1329 zu verzeichnen. Bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs schwankte die Einwohnerzahl zwischen 1100 und 1300. Durch Flüchtlingsströme stieg die Population 1948 auf einen Rekordstand von 1744, sank aber bis 1961 wieder auf rund 1200 Einwohner. Bis 1990 wuchs die Bevölkerung noch einmal auf 1300, sank jedoch seitdem auf deutlich unter 1200[1]. Eine Studie im Auftrag der Bezirksregierung Detmold aus dem Jahr 2009 prognostiziert für das Stadtgebiet Borgentreich einen starken Bevölkerungsrückgang bis 2030 um 16,4%[2].
Geschichte
Fürstbistum Paderborn (1291-1802)
Vorlage:Ehemalige Städte im Fürstbistum Paderborn Vorlage:Rittersitze im Fürstbistum Paderborn An einem nach drei Seiten hin abfallenden Ausläufer eines noch im 14. Jahrhundert gerodeten Höhenrückens nord-östlich von Borgentreich liegt die ehemalige Stadt Borgholz. Sie wird erstmals 1291 genannt – gleich zwei urkundliche Nachrichten belegen, dass es Borcholte zu dieser Zeit bereits gab. Sie verdankt ihre Entstehung, wie auch die Stadt Borgentreich, den Auseinandersetzungen über das Recht der Landeshoheit zwischen den Erzbischöfen von Köln und den Bischöfen von Paderborn im 13. Jahrhundert. Die Erzbischöfe von Köln versuchten, durch einen Ring von Städten und Burgen das westliche Hoheitsgebiet des Bischofs von Paderborn einzugrenzen.
Den Befehl zur Anlage des befestigten Ortes hoch über dem Tal des Jordan hatte Bischof Otto von Paderborn 1290 erteilt. Er übertrug dem Bertold Schuwen einen Burgmannsitz, den ersten Burgmannsitz in der bischöflichen Burg[3]. Die Gründungsurkunde oder eine Urkunde über die Stadtrechtsverleihung wurden bisher nicht gefunden. In einer Urkunde von 1295 wird Borgholz bereits als Stadt bezeichnet. Nach ihrer Gründung lebten in der Stadt nach vorsichtiger Schätzung etwa 500 Einwohner. Aus einem Katasterplan von 1831 kann entnommen werden, dass die gesamte Stadt einschließlich der Burg von einer Mauer umgeben war, die eine Fläche von 6,22 Hektar umschloss. Die Gesamtanlage lässt darauf schließen, dass Borgholz bis zu diesem Zeitpunkt über seine ursprünglichen Mauern nicht erweitert worden ist. Innerhalb der Mauern war aber noch viel freies Gelände für zukünftige Bauten in Reserve gehalten worden.
Im Dreißigjährigen Krieg wurde Borgholz mehrfach erobert. So wurde Borgholz im Jahre 1622 von den Truppen Christians von Braunschweig besetzt und, nach kurzzeitigem Verlust an die Kaiserliche Armee unter Führung Graf Anholts, zurückerobert. 1632 wurde die Stadt von hessischen Truppen besetzt und geplündert. Am Ende des Krieges 1648 hatte Borgholz noch ca. 400 Einwohner. Die Zerstörung aller Stadtarchive während des Krieges macht eine genaue Rekonstruktion der Ereignisse jedoch unmöglich.[4]
1756 begann der Siebenjährige Krieg und traf Borgholz hart, sowohl durch Truppeneinquartierungen als auch durch größere militärische Auseinandersetzungen im Warburger Land. Während des Verlaufs des Krieges waren Soldaten verschiedener Nationen und Kriegsfraktionen im Dorf untergebracht und mussten von der Bevölkerung versorgt werden. An 1758 quartierten sich in Borgholz Braunschweiger, Franzosen, Hannoveraner, Hessen, Nassauer und Preußen ein. Nach dem Sieg der Briten (in Koalition mit mehreren deutschen Fürsten) in der Schlacht bei Warburg errichtete der britische General Granby 1760 in Borgholz sein Hauptquartier. Die Bevölkerung wurde gezwungen, die Truppen zu versorgen. Erst 1763, am Ende des Krieges, zogen die britischen Truppen ab.[5]
Preußen und Deutsches Reich (1802-1918)
In Reaktion auf den Friede von Lunéville marschierte Preußen im August 1802 in das Hochstift Paderborn ein und beendete dessen Existenz als selbstständiger Staat. Damit wurde auch Borgholz Teil Preußens. Die Niederlage des preußischen Königs im Krieg mit Frankreich 1806 führte zum Frieden von Tilsit, durch den die westelbischen Gebiete 1807 den Franzosen zugesprochen worden. Die französische Herrschaft ging sowohl mit hohen Abgabenlasten als auch mit Modernisierungen einher, etwa der Abschaffung ständischer Privilegien. Auch die allgemeine Wehrpflicht wurde eingeführt. 16 Borgholzer, die zum Einsatz im französischen Russlandfeldzug gezogen wurden, galten im Herbst 1814 als gefallen oder vermisst.[6]
Nach der Niederlage Napoleons gerieten die ca. 1.100 Einwohner Borgholz' im Jahre 1813 wieder unter preußische Herrschaft. Schon 1829 stellte ein Gerichtsurteil fest, dass Borgholz "[..]kaum den Namen einer Stadt[..]" verdiene. Ab 1841 fiel der Ort schließlich auch juristisch unter die neue Westfälische Landgemeindeordnung, so dass Borgholz spätestens ab diesem Zeitpunkt nur noch als Titularstadt bezeichnet wurde.[7]
Die preußische Herrschaft in Borgholz endete mit der Niederlage des Deutschen Reichs im Ersten Weltkrieg, in dessen Verlauf auch 48 Borgholzer fielen.[8]
Zweiten Weltkrieg
Im Zweiten Weltkrieg wurde Borgholz am 14. Februar 1945 erstmals direkt angegriffen. An diesem Tag griffen Jagdbomber in zwei Wellen den Bahnhof Borgholz an. Bei diesem Luftangriff wurden mehrere deutsche und ein ungarischer Soldat getötet. Im April 1945 wurden Truppen der SS-Panzerbrigade Westfalen nach Borgholz gesandt, um die anrückenden US-Truppen aufzuhalten. Am 6. April 1945 wurde der Ort von Teilen der 3. US-Panzerdivision (Taskforce Welborn und Taskforce Lovelady) angegriffen. Amerikanische Panzer rückten langsam in den Ortskern vor, stießen jedoch auf teils heftigen Widerstand verschanzter SS-Truppen. Beide Seiten setzten im begrenzten Maße Artillerie ein. Die Gefechte dauerten einen ganzen Tag. Auf deutscher Seite kamen 12 Soldaten sowie ein Zivilist ums Leben. Nach US-Angaben fielen im Raum Borgholz 24 Soldaten. 44 Wohnhäuser und 14 landwirtschaftliche Gebäude wurden zerstört oder beschädigt. Dies markierte für Borgholz das Ende des Zweiten Weltkriegs, in dem insgesamt 93 Borgholzer gefallen und 32 vermisst waren.[9]
Bundesrepublik Deutschland
Am 1. Januar 1975 wurde Borgholz in die Stadt Borgentreich eingegliedert.[10]
Glaubensgemeinschaften
Katholische Kirche
Die Katholische Pfarrkirche Mariae Verkündigung ist als Pfarre 1295 erwähnt. Der Ort Borgholz gehörte seit der Gründung zum Bistum Paderborn und seit 1297 zum Archidiakonat des Paderborner Domkämmerers (Iburg, später Brakel). Ab 1650 wurden Kirchenbücher geführt. Seit 1954 wurde die Pfarre dem Dekanat Borgentreich zugeordnet. Ab 1650 gab es eine Kaplanei. Die Liboriuskapelle ist 1740 erbaut worden. Heute steht ein von einem Pfarrer bewohntes Pfarrhaus und ein Pfarrheim. Im Jahre 1946 waren 88 % der Bevölkerung katholisch.
Im Jahre 1809 ereignete sich in Borgholz der sogenannte Singekrieg: die Bevölkerung weigerte sich, das neu eingeführte Gesangbuch des Bistums Paderborn in Hochdeutsch zu singen.[11]. Dieses historische Ereignis wurde 2010 in einem Theaterstück Der Singerkrieg von Borgholz, in drei Akten, von Laienschauspielern nach dem Drehbuch von H. Multhaupt, aufgeführt.[12]
Jüdische Gemeinde
Ab 1652 sind zwei jüdische Familien in Borgholz belegt. Um 1807 gab es 13 jüdische Familien in Borgholz und 1871 betrug die Zahl der jüdischen Bürger 65. Die Zahl der Bürger mit jüdischem Bekenntnis fiel bis 1930 auf 8 ab. Die Synagoge in Borgholz ist im Jahre 1838 von der jüdischen Gemeinde an der Kleinen Strasse, nahe dem Marktplatz, errichtet worden. Nachdem schon 1937 Fenster eingeworfen und Bänke umgeworfen wurden, wurde die Synagoge während der Reichspogromnacht am 9. November 1938 teilweise zerstört. Die Häuser der ortsansässigen Juden wurden in der gleichen Nacht von Nationalsozialisten gestürmt. Ein großer Teil des Besitzes der jüdischen Einwohner wurde zerstört oder gestohlen. In den folgenden Monaten wurden die Borgholzer Juden durch den Staat enteignet. 1942 wurden alle verbliebenen Juden aus Borgholz deportiert.[13] Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Synagoge als Garage bzw. Abstellraum genutzt. Das Gebäude sollte Mitte der 1990er Jahre in das Freilichtmuseum in Detmold transloziert werden. Daraus ergab sich eine öffentliche Diskussion vor Ort. Im Jahre 1995 hat die Stadt Borgentreich das Gebäude erworben und nach der Renovierung[14] dient es heute als sozio-kulturelles Begegnungsstätte.
Ein jüdischer Friedhof lag außerhalb des Orts, zeitweise gab es eine jüdische Schule.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Bahnhofsmuseum Borgholz
Auf der seit 1984 stillgelegten Bahnstrecke Scherfede - Holzminden für Personenverkehr befindet sich das Bahnhofsmuseum Borgholz. Die Strecke wurde im Jahre 1876 eingeweiht, das heute denkmalgeschützte Bahnhofsgebäude wurde 1884 eröffnet. Dem Gründer und langjährigen Kurator des Museums Erich Menke wurde am 30. März 2000 das Bundesverdienstkreuz verliehen. Zum Inventar des Museums zählt die komplette Einrichtung eines typischen kleinen Landbahnhofs. Das Museum kann auf Anfrage besichtigt werden.[15]
Uerdinger Schienenbus VT 98; Bj.1961. Er war lange Jahre Bestandteil der Fahrzeugsammlung und wurde in das Industriemuseum Ennepetal überstellt.
Bekannte Söhne und Töchter
- Pantaleon Bruns, Weihbischof zu Paderborn und Abt zu Abdinghof, (1670 in Borgholz, + 1727)
Einzelnachweise
- ↑ Krus 1990: 353
- ↑ Bevölkerungsentwicklung in Ostwestfalen-Lippe bis 2030. Weblink: http://www.bezreg-detmold.nrw.de/300_RegionOWL/080_Strukturdaten/Praesentation/10-02-16_Bevoelkerungsentwicklung_OWL_bis_2030.pdf
- ↑ Burg Borgholz
- ↑ Krus 1990: 144-147
- ↑ Krus 1990: 29-41
- ↑ Krus 1990: 149-156
- ↑ Krus 1990: 157-176
- ↑ Krus 1990: 245-253
- ↑ Krus 1990: 290-297
- ↑ Martin Bünermann, Heinz Köstering: Die Gemeinden und Kreise nach der kommunalen Gebietsreform in Nordrhein-Westfalen. Deutscher Gemeindeverlag, Köln 1975, ISBN 3-555-30092-X.
- ↑ Hagemann, J.: Der Singekrieg in Borgholz 1809: in Die Warte, Nr. 63, Herbst 1987, S. 31 f. bzw. H. Multhaupt: Witwe Wollust probte den Aufstand. Ein Singekrieg in der Kirche von Borgholz lähmte vor 200 Jahren einen ganzen Ort. Die Warte, Nr. 145. 2010
- ↑ http://www.nw-news.de/lokale_news/warburg/warburg/3847714_Die_Unbeugsamen.html
- ↑ Krus 1990: 286-290
- ↑ http://www.rheinische-landeskunde.lvr.de/projekte/projekte_abgeschlossen/synagoge_roedingen/literatur_seifen_2008.pdf Bericht über die Synagoge S.320ff.
- ↑ http://www.museumsbahnhof.de/kontakt.html
Literatur
- Horst-D. Krus 1990: 700 Jahre Borgholz (1291–1991). Geschichte einer Landschaft im Hochstift. Stadt Borgentreich/Festausschuss 700 Jahre Borgholz: Borgentreich. ISBN 3-9801168-5-9.
- Heinrich Schoppmeyer (Autor), Heinz Stoob (Herausgeber): "Westfälischer Städteatlas. Borgholz (Borgentreich)" Eine Veröffentlichung der Historischen Kommission für Westfalen. Geschichtsort - Stadt / Stadtmappe Borgholz: X (Landkarte)- ISBN 978-3-89115-202-7
Weblinks
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