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Dammriss

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Klassifikation nach ICD-10
O70 Dammriss unter der Geburt
ICD-10 online (WHO-Version 2013)

Ein Dammriss ist das Einreißen des Gewebes zwischen Vulva und After, des Damms, infolge starker Dehnung bei der Geburt. Meist kommt es beim Durchtritt des Kopfes oder der Schultern des Neugeborenen zum Riss. Dieser erfolgt meist an der schwächsten Stelle des Gewebes, also median vom Scheideneingang in Richtung After.

Schweregrade

Die Frau als Hausärztin, 1911. Fig. 207. Unvollständiger Dammriss, die gelockerte vordere und hintere Scheidenwand erkennen lassend. (bearbeitet)

Dammrisse werden je nach Ausdehnung in vier Schweregrade eingeteilt:

  • Dammriss I.°:
    Nur die Haut (Kutis) und das Unterhautgewebe (Subkutis) des Dammes werden verletzt (nicht aber die Dammmuskulatur selbst).
  • Dammriss II.°:
    Riss der Dammmuskulatur bis maximal an den äußeren Afterschließmuskel (Musculus sphincter ani externus) heran.
  • Dammriss III.°:
    Riss auch des äußeren Afterschließmuskels.
  • Dammriss IV.°
    Riss auch der Schleimhaut des Rektums.

Außerdem sind Rissverletzungen der Labien, der Klitoris, des Gebärmutterhalses bis hin zur Gebärmutter möglich. Das Einreißen des Dammes wird von der Frau während der Geburt kaum wahrgenommen, da dies meist im Zuge einer Wehe bei gleichzeitig stark gedehntem Damm erfolgt. Allerdings kann es in der Zeit nach der Geburt zu Schmerzen beim Sitzen, Laufen, beim Stuhlgang oder bei sportlichen Aktivitäten kommen. Nur selten leiden Frauen als Folge einer Dammverletzung dauerhaft unter Schmerzen beim Geschlechtsverkehr (Dyspareunie).

Vorbeugung

Faktoren wie die Elastizität des Gewebes, die Größe des Kindes, die Vorbereitung des Dammes, die Geschwindigkeit der Geburt sowie die Durchführung eines Dammschutzes können die Wahrscheinlichkeit einer Rissverletzung beeinflussen. Durch Dammmassagen während der Schwangerschaft beispielsweise kann das Gewebe gelockert und auf die Geburt vorbereitet werden. Einige Geburtshelfer/Hebammen wenden warme Kompressen an, um gleichermaßen die Elastizität des Gewebes zu steigern. Darüber hinaus kann ein Geburtsgel helfen, durch Verminderung der Reibungskraft im Geburtskanal die Geburt zu verkürzen und Dammrisse zu vermeiden.[1]

Der kindliche Kopf, dessen Fortschreiten verzögert werden sollte, bis sich die Muskelstrukturen des Damms (Perineums) entspannt haben.
Durchführung eines Dammschutzes

Behandlung

Ist es bei der Geburt zum Dammriss gekommen, sind – je nach Schweregrad – unterschiedliche Behandlungen des Risses nötig. Kleine Dammrisse ersten Grades können nach der Kontrolle ohne Naht verheilen, tiefere Risse werden schichtweise vernäht, um die funktionelle Lage aller Gewebe sicherzustellen. Besonders DR III ° und IV ° müssen fachgerecht ärztlich versorgt werden, um Beeinträchtigungen der Kontinenz zu vermeiden. Meist verheilen Dammrisse gut. Starke Blutungen sowie Entzündungen und daraus folgende Sekundärheilungen sind bei guter Hygiene selten. Bei der fachgerechten Versorgung der Dammverletzung durch den Arzt oder die Hebamme wird im Normalfall eine Lokalanästhesie eingesetzt, um weitere Schmerzen zu vermeiden.

Dammriss und Dammschnitt

Die Dehnung des Geburtsweges bei der Geburt führt nicht immer zu einem Reißen des Dammes. Dennoch hatte sich in den vergangenen Jahrzehnten der Dammschnitt zur Vorbeugung gegen einen Dammriss im klinischen Alltag durchgesetzt, was in einigen Kliniken zu Dammschnittraten von bis zu 50 % führte. In den letzten Jahren kam es zu einer Neubewertung des Themas, sodass heute das kontrollierte Reißen einem Dammschnitt häufig vorgezogen wird. Argumente, die für dieses Vorgehen sprechen, sind, dass Dammrisse oft nur geringgradige Verletzungen darstellen, die zudem häufig nur schwache Gewebestellen (seltener die Muskulatur) betreffen und leichter verheilen als ein gezielter Schnitt. Als Argument dagegen wird hingegen vorgebracht, dass Dammrisse unkontrolliert weiterreißen können bis schließlich auch die Schließmuskulatur des Afters oder die Schleimhaut des Enddarmes betroffen sein kann. Im Sinne der Kindes- und Müttergesundheit muss die Notwendigkeit eines Dammschnittes somit individuell beurteilt werden. Der routinemäßige Dammschnitt ist dabei ebenso unnötig wie das Vermeiden eines Dammschnittes aus dogmatischen Gründen, da es viele Situationen gibt, in denen ein Dammschnitt zur Vermeidung kindlicher Gefährdung unumgänglich ist. Die Verkürzung der Austreibungsphase bei kindlichen Notlagen, ein sehr hoher straffer Damm, vaginal operative Geburtsbeendigung oder Frühgeburtlichkeit sind häufige Gründe, einen Dammschnitt zum Schutz des Kindes dem mütterlicherseits möglicherweise vermeidbaren Dammriss vorzuziehen. Der Dammschnitt bietet außerdem den Vorteil, die Druckbelastung des kindlichen Kopfes zu vermindern. Im Bedarfsfall kann man den Schnitt auch ohne Gefahr für den Schließmuskel am After verlängern.

Der Hinterkopf wird normalerweise in einer Position mit einer Beugung nach vorn gebracht. Dabei wird ein suprapubischen Druck aufrechterhalten.

Dammrisse bei nicht-menschlichen Primaten und anderen Tieren

Dammrisse als Geburtskomplikationen sind kein rein menschliches Phänomen. So wird z. B. bei Pferden[2] und Rindern[3] regelmäßig von Dammrissen berichtet. Auch von einem Westlichen Flachland-Gorilla[4] ist das Auftreten eines Dammrisses bekannt (obschon in Verbindung mit der Geburt siamesischer Zwillinge).

Einzelnachweise

  1. A. F. Schaub u. a.: Obstetric gel shortens second stage of labor and prevents perineal trauma in nulliparous women: a randomized controlled trial on labor facilitation. In: J. Perinat. Med. 36, 2008, S. 129–135.
  2. N. S. Saini, J. Mohindroo, S. K. Mahajan, M. Raghunath, V. Sangwan, A. Kumar u. a.: Surgical management of third degree perineal laceration in young mares. In: The Indian Journal of Animal Sciences. 83(5) 2013, S. 525–526.
  3. D. J. Dreyfuss, E. P. Tulleners, W. J. Donawick, N. G. Ducharme: Third-degree perineal lacerations and rectovestibular fistulae in cattle: 20 cases (1981–1988). In: Journal of the American Veterinary Medical Association. 196(5), 1990, S. 768–770.
  4. S. Langer, K. Jurczynski, A. Gessler, F. J. Kaup, M. Bleyer, K. Mätz-Rensing: Ischiopagus Tripus Conjoined Twins in a Western Lowland Gorilla (Gorilla gorilla). In: Journal of comparative pathology. 150(4), 2014, S. 469–473.

Weblinks

Wiktionary: Dammriss – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
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Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Dammriss aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.