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Das befreite Jerusalem (Epos)
Das befreite Jerusalem (ital.: La Gerusalemme liberata) ist ein Epos von Torquato Tasso.
Entstehung des Werkes
Tasso arbeitete über 15 Jahre an seinem Hauptwerk, das er im April 1574 vollendete. Er las es im folgenden Sommer dem Herzog Alfonso II. d’Este und den Prinzessinnen vor. Die angenehmste Zeit seines Lebens war vorüber, seine besten Werke bereits geschrieben; auf einmal sah er sich mit unvermuteten Problemen konfrontiert. Anstatt seinem Instinkt zu vertrauen und das Werk zu veröffentlichen, fühlte er sich unsicher.
Er sandte Manuskripte des Gerusalemme verschiedenen Größen seiner Zeit zu – Schriftstellern, Theologen, Philosophen - , um deren Meinungen einzuholen. Er bat sie, ihre Kritik zu äußern, und wollte ihre Vorschläge, soweit sie sich mit seinen Vorstellungen deckten, in sein Werk aufnehmen. Im Mai begab sich Tasso nach Padua und Vicenza und bat den großen Gelehrten Gian Vincenzo Pinelli (1535–1601) das Werk zu prüfen. Im September 1575 begab er sich nach Rom, wo er sein Werk Scipio Gonzago, Flaminio de’ Nobili, Silvio Antoniano, Pier Angelis Bargeo, Sperone Speroni, sowie in Florenz dem bekannten Schriftsteller Vincenzo Borghini unterbreitete.
Das Ergebnis: Jeder dieser aufrichtigen Freunde lobte das Werk zwar im Allgemeinen, wollte aber an Einzelheiten feilen: an der Handlung, am Titel, an einzelnen Episoden, an der Wortwahl oder am moralischen Grundton. Einer wünschte es sich regelmäßiger, klassischer, ein anderer wollte einen eher romantischen Ton; ein Freund merkte an, die Inquisition würde die übernatürlichen Teile des Werkes nicht tolerieren, ein weiterer wünschte den Ausbau der verzaubertsten Passagen, der Liebesgeschichten von Armida, Clorinda und Erminia. So musste sich Tasso gegen all diese Einwürfe wehren. Die Zeit hat gezeigt, dass Tassos selbstgewählte Kritiker nicht geeignet waren, das Werk richtig einzuschätzen. Sie meinten, die von Tasso gewählte epische Form würde nicht zum romantischen Inhalt des Gedichtes passen. So rieten sie Tasso nicht das einzig Richtige, die Veröffentlichung des Werkes, sondern eine Überarbeitung.
Tasso, von seinen Studien, dem anstrengenden Leben am Hofe und seiner Arbeit als Literat auch so schon übermäßig gefordert, verkraftete diese zusätzliche Anstrengung nicht mehr. Seine Gesundheit begann zu leiden: Er klagte über Kopfschmerzen, litt an malaria-ähnlichen Fieberschauern und wünschte, Ferrara zu verlassen. So begann er Verhandlungen mit dem Hof von Florenz zu führen, was den Herzog von Ferrara, der nichts so sehr hasste, wie wenn ihn ein Höfling wegen eines rivalisierenden Herzogs verließ, verärgerte. Er argwöhnte, wenn er Tasso gehen ließe, würde das Gerusalemme Tassos neuen Herren, den Medici, gewidmet werden. Deshalb entschied er, dass Tasso keine Erlaubnis erhalten solle, den Hof zu verlassen.
Inhalt des Werkes
Das Werk beschreibt die anfängliche Uneinigkeit und die Rückschläge der Christen bei der Eroberung Jerusalems und ihren schließlichen Erfolg.
Am Anfang des Werkes klagt sich Sofronia, eine christliche Jungfrau aus Jerusalem, selbst eines Verbrechens vor dem moslemischen Herrscher Jerusalems an, um dadurch ein allgemeines Massaker an der christlichen Minderheit in Jerusalem zu verhindern. Ihr Geliebter Olindo versucht sie zu retten, und bezichtigt sich daher ebenfalls eines Verbrechens vor dem islamischen Herrscher.
Clorinda, eine jungfräuliche Kriegerin, schließt sich in Jerusalem den Moslems an. Der christliche König Tankred verliebt sich in sie. Während einer nächtlichen Schlacht, in der Clorinda einen christlichen Belagerungsturm in Brand setzt, wird sie versehentlich von Tankred getötet. Bevor sie stirbt, konvertiert sie zum Christentum und wird von Tankred getauft. (Der Charakter der Clorinda ist durch Vergils Figur Camilla und durch Ariosts Bradamante inspiriert.) Die Umstände von Clorindas Geburt, die als kaukasisches Mädchen von afrikanischen Eltern geboren wurde, sind Motiven aus dem Roman Aithiopika von Heliodorus von Emesa nachgebildet.
Erminia (in deutschen Übersetzungen oft „Hermine“), eine Jungfrau aus Antiochia, verliebt sich in Tankred und fleht die Bevölkerung Jerusalems an, ihm zu helfen. Doch als sie feststellt, dass Tankred Clorinda liebt, wird sie eifersüchtig. Eines Nachts stiehlt sie die Rüstung von Clorinda und verlässt Jerusalem, um Tankred zu suchen. Aber sie wird von christlichen Soldaten, die sie mit Clorinda verwechseln, angegriffen, und so flieht sie in einen nahegelegenen Wald. Dort wird sie von einer Schafhirtenfamilie umsorgt. Im weiteren Verlauf des Werkes tritt sie in Begleitung von Anhängerinnen der Zauberin Armida auf, schließlich aber verlässt sie die moslemische Bevölkerung und wechselt zur christlichen Seite. Als Tankred im Kampf schwer verwundet wird, heilt sie ihn.
Da erscheint die sarazenische Zauberin Armida (Homers Zauberin Circe und der Zauberin Alcina in Ariosts Orlando furioso nachempfunden) im Lager der Christen und fragt nach deren Ziel; ihre Reden führen zu einem Streit unter den christlichen Rittern. Ein Teil der Ritter verlässt das Lager mit ihr und wird kurz darauf von der Zauberin in Tiere verwandelt. Armida versucht danach den berühmten christlichen Kreuzritter Rinaldo zu töten (sein Name erscheint auch in Ariostos Orlando furioso); aber sie verliebt sich in ihn und nimmt ihn mit auf eine magische Insel. Zwei christliche Ritter suchen Rinaldo und entdecken die magische Festung der Zauberin. Es gelingt ihnen zu Rinaldo vorzudringen und sie geben ihm einen Spiegel aus Diamanten. Als Rinaldo in den Spiegel schaut, erkennt er die um ihn verzauberte Welt und verlässt die Zauberinsel, um vor Jerusalem weiter zu kämpfen. Armida bleibt mit gebrochenem Herzen zurück. Sie versucht Selbstmord zu begehen, aber rechtzeitig findet Rinaldo sie und verhindert dies. Er überredet sie, zum Christentum überzutreten.
Rezeption des Werkes
Das Werk war sehr erfolgreich in Europa innerhalb der folgenden zwei Jahrhunderte. Verschiedene Kritiker hingegen verurteilten das Werk aufgrund seiner magischen Extravaganzen und dem konfusen erzählenden Inhaltsverlauf des Werkes.
Werke, die auf dem Epos beruhen
Musik (Auswahl)
- Giaches de Wert, La Gerusalemme Liberata. Madrigale (um 1595)
- Pierre Guedron, Ballet de la Delivrance de Renaud (Paris, 1617)
- Claudio Monteverdi, Il Combattimento di Tancredi e Clorinda (1624), gedruckt im achten Madrigalbuch (1638)
- Biagio Marini, Le lagrime d'Erminia (Parma, nach 1620)
- Girolamo Giacobbi, Il Tancredi (Bologna, vor 1629)
- Michelangelo Rossi, Erminia sul Giordano (Rom, 1633)
- Benedetto Ferrari, Armida (Venedig, 1639). Musik verloren
- Marco Marazzoli, Armida (Ferrara, 1641)
- Jean-Baptiste Lully, Armide (Paris, 1686)
- Carlo Pallavicino, La Gerusalemme liberata (Venedig, 1687)
- Carlo Francesco Pollarolo, Gli avvenimenti di Erminia e di Clorinda (Venedig, 1693). Musik verloren
- Teofilo Orgiani, Amori di Rinaldo con Armida (Brescia, 1697). Musik verloren
- André Campra, Tancrède (Paris, 1702)
- Philipp II., Herzog von Orléans, Suite d'Armide ou La Jérusalem délivrée (Fontainebleau, 1704)
- Giovanni Maria Ruggieri, Armida abbandonata (Venedig, 1707)
- Giuseppe Boniventi, Armida al campo (Venedig, 1708)
- Teofilo Orgiani, Armida regina di Damasco (Verona, 1711). Musik verloren
- Georg Friedrich Händel, Rinaldo (London, 1711)
- Giacomo Rampini, Armida in Damasco (Venedig, 1711)
- Giuseppe Maria Buini, Armida abbandonata (Bologna, 1716)
- Antonio Vivaldi, Armida al campo d'Egitto (Venedig, 1718)
- Giuseppe Maria Buini, Armida delusa (Venedig, 1720)
- Henry Desmarest, Renaud, ou La Suite d'Armide (Paris, 1722)
- Georg Caspar Schürmann, Das eroberte Jerusalem, oder Armida und Rinaldo (Braunschweig, 1722)
- Antonio Bioni, Armida abbandonata (Prag, 1725)
- Antonio Bioni, Armida al campo (Breslau, 1726)
- Tomaso Albinoni, Il trionfo di Armida (Venedig, 1726)
- Antonio Pollarolo, L'abbandono di Armida (Venedig, 1729)
- Luca Antonio Predieri, Armida placata (Wien, 1750)
- Giovanni Battista Mele, Armida placata (Madrid, 1750)
- Carl Heinrich Graun, Armida (Berlin, 1751)
- Francesco Geminiani, The Inchanted Forrest (London, 1754)
- Tommaso Traetta, Armida (Wien, 1761)
- Niccolò Jommelli, Armida abbandonata (Neapel, 1770)
- Antonio Salieri, Armida (Wien, 1771)
- Christoph Willibald Gluck, Armide (Paris, 1777)
- Josef Mysliveček, Armida (Mailand, 1780)
- Joseph Haydn, Armida (1784)
- Gioacchino Rossini, Armida (Naples, 1817)
- Johannes Brahms Rinaldo (1858) Kantate
- Antonín Dvořák Armida (1904)
- Judith Weir, Armida (2005)
Theaterstücke
- Max Turiel, Clorinda Deleste, El Camino del Sol. Teilweise adaptiert aus Gerusalemme Liberata, ISBN 84-934710-8-9, Ediciones La Sirena 2006.
Gemälde
Ausführlichere Angaben finden sich als Appendix in: Max Wickert, The Liberation of Jerusalem (Oxford University Press, 2009)
- Lorenzo Lippi: (1647/1650), Kunsthistorisches Museum, Gemäldegalerie, Wien
- Poussin's Illustration zu Jerusalem Delivered (1630er): Zwei Versionen von "Tancred und Erminia" Thema existieren seit 1630. Das erste Gemälde befindet sich in der Ermitage in Sankt Petersburg, das zweite Gemälde im Barber Institute of Fine Arts, Birmingham
- Theodor Hildebrandt - Tancred und Clorinda (um 1830)
- Robert Seymour - Jerusalem Delivered, mit über 100 Figuren, ausgestellt in der Royal Academy, London 1822
- Eugène Delacroix - Clorinda rettet Olindo und Sophronia
- François Boucher - Rinaldo und Armida
- Francesco Hayez - Rinaldo und Armida
- Paolo Finoglio - Eine Sammlung von Bildern zu Befreites Jerusalem (1640)
- Gian Battista Tiepolo - Rinaldo verzaubert von Armida, 1742/45, Art Institute of Chicago
- Gian Battista Tiepolo , Villa Valmarana, Vicenza
- Domenico Tintoretto - Tancred tauft Clorinda, 1586—1600, Museum of Fine Arts Houston
Literatur
- Gerusalemme liberata ed. Luca Caretti (Mondadori, 1983)
Weblinks
- Commons: Gerusalemme liberata – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
- Originaltext:
- Wikisource: Gerusalemme liberata – Quellen und Volltexte (Italienisch)
- Vollständiges Buch als PDF
- Übersetzungen:
- Das befreite Jerusalem. Bei: Zeno.org.
- Das befreite Jerusalem. Online-Text, Projekt Gutenberg-DE.
- Das befreite Jerusalem in der bildenden Kunst (italienisch)
Einzelnachweise
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