Jewiki unterstützen. Jewiki, die größte Online-Enzyklopädie zum Judentum.
Helfen Sie Jewiki mit einer kleinen oder auch größeren Spende. Einmalig oder regelmäßig, damit die Zukunft von Jewiki gesichert bleibt ... Vielen Dank für Ihr Engagement! (→ Spendenkonten) |
How to read Jewiki in your desired language · Comment lire Jewiki dans votre langue préférée · Cómo leer Jewiki en su idioma preferido · בשפה הרצויה Jewiki כיצד לקרוא · Как читать Jewiki на предпочитаемом вами языке · كيف تقرأ Jewiki باللغة التي تريدها · Como ler o Jewiki na sua língua preferida |
Der Mensch in der Revolte
Der Mensch in der Revolte (franz. L’homme révolté), erschienen 1951, ist eine Sammlung philosophisch-politischer Essays des französischen Philosophen und Schriftstellers Albert Camus, der dem Existentialismus zugeordnet wird. Im Unterschied zum vorangegangenen Essay Der Mythos des Sisyphos will Camus hier nicht nur „das Übel, welches ein Einzelner erlitt“ schildern, sondern die Entwicklung des Nihilismus zur „kollektiven Pest“ in Philosophie, Politik und politischer Theorie protokollieren.
Inhalt
Diese Sammlung von Essays gleicht einer Parforcejagd durch die Ideengeschichte der Moderne, durch die aus Geschichtsphilosophien aller Spielarten hervorgegangenen politischen Theorien und Praxen. Albert Camus entdeckt hier untergründige Verwandtschaften zwischen scheinbar gegensätzlichen Ideologien; er spitzt die einzelnen Theorien und politischen Strategien bis zum Selbstwiderspruch zu, widerlegt eingefahrene Interpretationen:
- Im vorgeblich antibourgeoisen Marxismus entdeckt er unter anderem eine recht bürgerliche Wissenschaftsfrömmigkeit.
- Den auf szientistische Exaktheit bedachten Positivismus entlarvt Camus als unwissenschaftlich.
Ähnlich führt er die Absurditäten politischer Bewegungen unterschiedlichster Couleur vor Augen:
- Der klassische, angeblich freiheitliche Anarchismus bakuninscher Prägung war tatsächlich eher autoritär und diktatorisch.
- Die jakobinischen „Freunde des Volkes“ blieben zur Zeit der Französischen Revolution einsame, isolierte und von den Massen nicht verstandene Sektierer.
- Selbst die Nationalsozialisten, selbsterklärte und fanatische Antisemiten, arbeiteten bei ihrer als „Erlösung“ vorgestellten „nationalen Revolution“ mit biblischen Versatzstücken. Camus, glänzender Polemiker, schildert Hitler als „gestiefelten Jehova“.
- Nietzsche, den Alpenwanderer, Übermensch-Künder und unnachgiebigen Kritiker der jüdisch-christlichen „Herdenmoral“, gesellt der Autor passenderweise zum Dekalog-Empfänger Moses auf den Berg.
Camus’ Fazit aus „zwei Jahrhunderten metaphysischer oder historischer Revolte“: Mit fanatischen Anhängern einer Ideologie oder eines Glaubens lässt sich nicht diskutieren. Die einen streben nach innerweltlicher, die anderen nach außerweltlicher Erlösung. Beiden entgeht die sich jeweils aktuell bietende, relative Veränderungsmöglichkeit, deren Wahrnehmung eine fortgesetzte „Spannung“ und Aufmerksamkeit erfordert. Ein „gelobtes Land“ absoluter Gerechtigkeit und Aufrichtigkeit gibt es hier nicht zu entdecken.
Speziell gegen den Ostblock gerichtet schreibt Camus: Der autoritäre Sozialismus hat die lebendige Freiheit beschlagnahmt zugunsten einer idealen, erst noch kommenden Freiheit. Die Aussage wird in der Literatur als auch gegen Jean-Paul Sartre gerichtet verstanden, der sich zu dieser Zeit für die KPF erklärt hatte.
Ausgaben
- L’homme révolté. Gallimard, Paris (1951) 2002, ISBN 2-07-032302-1
- Der Mensch in der Revolte. Rowohlt, Reinbek (1953) 2006, ISBN 3-499-22193-4
Literatur
- Heinz R. Schlette, Martina Yadel: Albert Camus, L’homme révolté. Eine Einführung und Register. Reihe: Philosophie. Die blaue Eule, Essen 1987, ISBN 3-89206-156-4
- Edgar Neis: Albert Camus' Die Pest, Der Mythos von Sisyphos, Der Mensch in der Revolte. Königs Erläuterungen und Materialien, 165. C. Bange Verlag, Hollfeld 5. neub., erw. Aufl. 1977, zuletzt 1996 ISBN 3-8044-0202-X
Romane
Der Fremde |
Die Pest |
Der Fall |
Der glückliche Tod |
Der erste Mensch
Dramen
Revolte in Asturien |
Caligula |
Die Besessenen |
Das Missverständnis |
Der Belagerungszustand |
Die Gerechten
Das Exil und das Reich (Novellen)
Die Ehebrecherin |
Der Abtrünnige oder ein verwirrter Geist |
Die Stummen |
Der Gast |
Jonas oder der Künstler bei der Arbeit |
Der treibende Stein
Hochzeit des Lichts (Essays)
Hochzeit in Tipasa |
Der Wind in Djémila |
Sommer in Algier |
Die Wüste
Heimkehr nach Tipasa (Essays)
Minotaurus |
Die Mandelbäume |
Prometheus in der Hölle |
Kleiner Führer durch Städte ohne Vergangenheit |
Helenas Exil |
Das Rätsel |
Heimkehr nach Tipasa |
Das Meer (Bordtagebuch)
Weitere Essays
Licht und Schatten |
Der Mythos des Sisyphos |
Briefe an einen deutschen Freund |
Die Befreiung von Paris |
René Leynaud |
Pessimismus und Tyrannei |
Der Ungläubige und die Christen |
Warum Spanien? |
Verteidigung der Freiheit |
Der Mensch in der Revolte |
Betrachtungen zur Todesstrafe |
Weder Opfer noch Henker
Tagebücher
Tagebuch. Mai 1935 – Februar 1942 |
Tagebuch. Januar 1942 – März 1951 |
Reisetagebücher
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Der Mensch in der Revolte aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar. |