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Des Fremdlings Abendlied

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Des Fremdlings Abendlied ist der Titel eines 1821 erschienenen Gedichts von Georg Philipp Schmidt von Lübeck. Herausgegeben wurde es im Rahmen eines Gedichtbands Schmidt von Lübecks durch Heinrich Christian Schumacher. Das Werk ist auch unter dem Titel Der Wanderer bekannt, den Franz Schubert seiner Vertonung des Gedichts gegeben hat. Das melancholische Gedicht gehört, nicht zuletzt dank der vielzitierten Schlusszeile und der Schubert-Vertonung, zu den bekanntesten Gedichten der deutschen Romantik.

Text

„Ich komme vom Gebirge her
Die Dämm‘rung liegt auf Wald und Meer;
Ich schaue nach dem Abendstern
Die Heimath ist so fern, so fern.

Es spannt die Nacht ihr blaues Zelt
Hoch über Gottes weite Welt,
Die Welt so voll und ich allein,
Die Welt so groß und ich so klein.

Sie wohnen unten Haus bei Haus,
Und gehen friedlich ein und aus;
Doch ach, des Fremdlings Wanderstab
Geht landhinauf und landhinab.

Es scheint in manches liebe Thal
Der Morgen- und der Abend-Strahl,
ich wandle still und wenig froh,
und immer fragt der Seufzer: wo?

Die Sonne dünkt mich matt und kalt,
Die Blüthe welk, das Leben alt,
Und was sie reden, tauber Schall,
Ich bin ein Fremdling überall.

Wo bist du, mein gelobtes Land,
Gesucht, geahnt und nie gekannt?
Das Land, das Land so hoffnunggrün,
Das Land, wo meine Rosen blüh’n?

Wo meine Träume wandeln geh’n,
Wo meine Todten aufersteh’n,
Das Land, das meine Sprache spricht,
Und alles hat, was mir gebricht?

Ich übersinne Zeit und Raum,
Ich frage leise Blum‘ und Baum;
Es bringt die Luft den Hauch zurück:
‚Da, wo du nicht bist, ist das Glück!‘“[1].

Analyse

Formale Aspekte

Das Gedicht umfasst acht Strophen zu je vier Zeilen mit vierhebigen Jamben. Außerdem nutzt er ausschließlich Paarreime.

Inhaltliche Aspekte

Die erste Strophe beginnt mit der Schilderung einer malerischen Seelenlandschaft. In den Strophen eins bis fünf wird die Schwermut des lyrischen Ichs dargestellt. Es ist von einer Sehnsucht nach Heimat getrieben, kann aber in der „vollen“ und „großen Welt“ nicht bestehen. Ebenso distanziert es sich von der Gesellschaft, deren Reden ihm als „tauber Schall“ erscheinen, wobei er zugleich das „friedliche“ Leben anderer Menschen bewundert. Seine Sehnsucht macht ihm eine Rückkehr in die unvollkommene Welt unmöglich, weshalb er schwermütig konkludiert: „Ich bin ein Fremdling überall.“.

Die Strophen sechs und sieben bringen die Wunschvorstellungen des lyrischen Ichs von einem „gelobten Land“, das er vergeblich gesucht und geahnt hat, zum Ausdruck. In diesem Land manifestieren sich die innersten Wünsche des lyrischen Ichs.

Die finale achte Strophe drückt die Unvereinbarkeit der Natur seiner Innenwelt mit jener der Außenwelt aus, und endet mit dem tragischen anmutenden „Hauch der Luft“: „Da, wo du nicht bist, ist das Glück.“

Bedeutung

Das in melancholischem Ton verfasste Gedicht ist ein typisches Werk der deutschen Romantik. Es behandelt zahlreiche wesentliche Motive romantischer Lyrik, wie etwa Sehnsucht, Heimweh, Einsamkeit, Weltschmerz und Wanderschaft. Die letzte Zeile des Gedichts gehört zu den bekanntesten Zitaten der Romantik, da sie sentenzenhaft das romantische Gefühl des Weltschmerzes, der Verzweiflung aufgrund der Unzulänglichkeit der Welt und der unstillbaren Sehnsucht, zum Ausdruck bringt.

Vertonungen Franz Schuberts

Der Wanderer

Franz Schubert hat für seine Lied-Vertonung das Gedicht mit dem Titel „Der Wanderer“ versehen und somit das Wandermotiv noch stärker gewichtet. Für sein Kunstlied hat Schubert das Gedicht gekürzt, leichte Änderungen am Text vorgenommen und die Strophenstruktur aufgelöst. Das Lied trägt im Schubert-Werkverzeichnis die Nummer D 489 (in einer früheren Version des Verzeichnisses: D 493) und ist nicht zu verwechseln mit dem Lied D 649, welches gleichfalls den Titel „Der Wanderer“ trägt, aber ein anderes Gedicht (von Friedrich von Schlegel) vertont.

Das Lied ist in cis-moll gehalten. Das Vorspiel ist geprägt von Triolen in wechselnden Akkorden und nimmt die melancholische Stimmung vorweg. Der schwermütige Anfangsteil ist mit „Sehr langsam“ überschrieben und steigert sich beim Übergang zur Beschreibung des „gelobten Landes“ (bei Schubert „geliebtes Land“ [2]) über „Etwas geschwinder“ bis zu „Geschwind“. Der tragische Schlussteil, der freilich in Dur endet, ist wieder a tempo zu spielen. Neben diesen Tempowechseln ist das Stück auch reich an Crescendi, Decrescendi, Dissonanzen und anderen dramatisierenden Stilmitteln.

Wanderer-Fantasie

In der viersätzigen Wanderer-Fantasie für Klavier verarbeitete Schubert die musikalischen und außermusikalischen Themen seines Liedes.

Literatur

  • Georg Philipp Schmidt von Lübeck: Gedichte, Altona 1847.
  • Schubert-Album für mittlere Stimme– Band I. C. F. Peters, Leipzig.

Einspielungen

Einzelnachweise

  1. Georg Philipp Schmidt von Lübeck: Gedichte. Altona 1847. S 76.
  2. ‘‘Schubert-Album für mittlere Stimme– Band I‘‘. C. F. Peters, Leipzig. Seite 185.

Weblinks

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