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Deutschbund
Der Deutschbund war eine der ersten Organisationen der völkischen Bewegung, die sich im Deutschen Kaiserreich herausbildete. Er war rassistisch und antisemitisch.[1]
Geschichte
Der Deutschbund wurde 1894 vom Journalisten Friedrich Lange in Berlin gegründet und war von Beginn an entschieden rassistisch, antisemitisch und antisozialdemokratisch eingestellt. Dank seiner behördlich anmutenden Struktur, seiner finanziellen Ressourcen und einflussreichen Mitglieder bildeten sich in zahlreichen Städten und Regionen des Deutschen Kaiserreiches sogenannte Deutschbund-Gemeinden, deren Mitgliedszahl bis zum Ersten Weltkrieg auf etwa 1.500 anwuchs.[2] Mitte der 1920er-Jahre betrug die Mitgliederzahl des Bundes bereits 3.200,[3] womit er eine der stärksten völkischen Organisationen der Weimarer Republik war.
Die Mitglieder („Brüder“) dieser Gemeinden entstammten vielfach protestantisch-konservativen Honoratiorenkreisen. Die Gemeinden agierten als verschwörerische Zirkel, die Mitglieder empfanden sich als rassische Elite und strebten eine Vertiefung des „Deutschtums“ in politischer, religiöser, sozialer, wirtschaftlicher und kultureller Hinsicht an. Das elitäre Selbstverständnis des Bundes begründete auch seinen Anspruch, den „Generalstab“ und die „Kriegsakademie“ zu bilden, welche Offiziere für die völkischen Massenorganisationen liefern sollte.[4]
Der Aufnahmeantrag des Bundes enthielt einen Absatz, der die Aufnahme an die arische Abstammung knüpfte. Vor Ort führten die Deutschbund-Mitglieder ein Stammverzeichnis, in dem die Abstammung bekannter „Arier“ und „Nichtarier“ des Ortes aufgeführt war. Einer Vollmitgliedschaft im Deutschbund ging eine einjährige Probezeit voraus.
Trotz zahlreicher Krisen behauptete der Bund auch nach dem Ersten Weltkrieg seine Führungsposition in der völkischen Bewegung. Besonderen Anteil daran hatte der Jurist und thüringische Ministerialrat Max Robert Gerstenhauer (1873–1940), von 1921 bis zu seinem Tode Bundesgroßmeister. Ihm ist auch die frühe Annäherung an den Nationalsozialismus und die NSDAP zuzuschreiben, zu der er bereits Mitte der 1920er-Jahre persönliche enge Kontakte knüpfte. 1930 trat die Führung des Deutschbundes geschlossen in die Partei ein, die Mitglieder wurden zur uneingeschränkten Zusammenarbeit mit der NSDAP verpflichtet. Das Oberste Parteigericht der NSDAP erkannte auch aufgrund dessen am 25. April 1934 den Deutschbund als älteste völkische Vereinigung an und erlaubte Parteimitgliedern die Doppelmitgliedschaft.
Der Bund hielt ein Mitteilungsblatt, die „Deutschbund-Blätter“, und war Herausgeber zahlreicher völkischer Werke. Mit dem Armanen-Verlag in Leipzig bestanden Beziehungen, er publizierte u.a. eine 40-Jahres-Gedenkschrift, deren geringer Umfang zugleich auf die relative Bedeutungslosigkeit des Vereins zu Beginn der NS-Regierungszeit hindeutet. 1945 wurde der Deutschbund von den Alliierten verboten.
Organisatorische Gliederung
Die Spitze des Bundes bildete die Bundesleitung mit Bundesgroßmeister, Bundeswart, Bundeskanzler und Bundeskammer. Als Untergliederungen bestanden von Gaukanzlern geleitete Gaue sowie lokale Deutschbund-Gemeinden unter der Leitung von „Deutschmeistern“.[5]
Aktivisten
- Adolf Bartels
- Heinrich Blume
- Arthur Boehm-Tettelbach
- Heinrich Claß
- Paul Förster
- Theodor Fritsch
- Max Robert Gerstenhauer
- Friedrich Lange
- Paul Langhans
- Wilhelm Teudt
- Franz Winterstein
Publikationen des Bundes (Auswahl)
- Aus deutschem Herzen. Lyrische und halbepische Dichtungen, ausgewählt vom Deutschbund, Norden: Soltau's Verlag, 1898
- Deutschbund-Blätter. Vertrauliche Mitteilungen für unsere Mitglieder, Melsungen/Berlin: Selbstverlag des Deutschbundes, 1901-1943
- Deutsche Lieder ausgewählt vom Deutschbund, Berlin: Selbstverlag des Deutschbundes, 1908
- Deutscher Volkswart. Monatsschrift für volksdeutsche Erziehung, Leipzig 1913-1927
- Deutsches Liederbuch. 502 Vaterlands-, Kriegs-, Volks- und Wanderlieder, Gotha: Verlag der Kanzlei des Deutschbundes, 1916 (10. Aufl.)
- Was ist und was will der Deutschbund?, Friedrichroda: J. Schmidt o.J. (um 1918)
- M.R. Gerstenhauer: Rassenlehre und Rassenpflege, Deutschbund (Hrsg.), Zeitz: Sis-Verlag 1920
- Stammrolle des Deutschbundes, Melsungen: Bernecker 1926
- Arbeitsplan in der Rassenfrage, Melsungen: Deutschbund e.V. 1931
- Was wir wollen. [Wer wir sind; Was wir tun], Melsungen: Deutschbund e. V. 1931
- Deutschbund-Mitteilungsblatt. Für wesensdeutsche Geistespflege, Berlin: Selbstverlag des Deutschbundes 1931-1940
- Deutschbund-Nachrichten. Mitteilungen für unsere Mitglieder, Melsungen: Bernecker 1938-1943
Zweckgemeinschaften
Als „Zweckgemeinschaften“ waren dem Deutschbund u.a. angegliedert:[6]
- Teudt-Stiftung und Rassenamt
- Deutsche Heimatschule Bad Berka und ab 1931 Altenburg[7]
- Deutschvölkische Hauptstelle
- Deutsche Kunstgesellschaft
- Deutschchristliche Arbeitsgemeinschaft
- Deutschvölkischer Schriftstellerverband
- Adolf-Bartels-Stiftung (später: Bartelsbundkorrespondenz)
- Arbeitsamt für das Deutschtum des Auslands
Einzelnachweise
- ↑ Daniela Kasischke-Wurm: Antisemitismus im Spiegel der Hamburger Presse während des Kaiserreichs, 1884-1914, LIT Verlag Münster, 1997, Seite 434 von 457 Seiten, Online bei Google-Gooks
- ↑ Stefan Breuer: Der Streit um den „nordischen Gedanken“ in der völkischen Bewegung, in: Zeitschrift für Religions- und Geistesgeschichte, Heft 1/2010, S.3, Potsdam 2010
- ↑ Gregor Hufenreuter: Völkisch-religiöse Strömungen im Deutschbund, in Uwe Puschner / Clemens Vollnhals (Hrsg.): Die völkisch-religiöse Bewegung im Nationalsozialismus, Göttingen 2012, S. 219
- ↑ Stefan Breuer: Der Streit um den „nordischen Gedanken“ in der völkischen Bewegung, in: Zeitschrift für Religions- und Geistesgeschichte, Heft 1/2010, S.3, Potsdam 2010
- ↑ N.N. Schriftgut von NSDAP und NS-Organisationen in Lippe, online unter Portal der Archive in NRW
- ↑ Ebda.
- ↑ diese wurde am 2. März 1931 von Kurt Bromme und Vertretern des Deutschbunds ins Leben gerufen und war inhaltlich wie personell an der Schule in Bad Berka orientiert. Dozenten in Altenburg waren z.B. Ernst Schrumpf mit „Der deutsche Goethe“, Georg Stammler mit „Deutsche Not und Deutsche Hoffnung“, Max Gerstenhauer mit „Rasse und Volkstum“ sowie „Staat und Wirtschaft“ und Theodor Scheffer mit „Blut und Eisen in der deutschen Geschichte“
Literatur
- Stefan Breuer: Die Völkischen in Deutschland. Kaiserreich und Weimarer Republik. WBG, Darmstadt 2008. ISBN 978-3-534-21354-2
- Dieter Fricke: Der Deutschbund, in Uwe Puschner (Hrsg.) u. a.: Handbuch der völkischen Bewegung 1871-1918, Saur, München 1999. ISBN 3-598-11421-4
- Ascan Gossler: Friedrich Lange und die "völkische Bewegung" des Kaiserreichs. Archiv für Kulturgeschichte 83, 2001, S. 377-411
- Gregor Hufenreuter: Völkisch-religiöse Strömungen im Deutschbund, in Uwe Puschner / Clemens Vollnhals (Hrsg.): Die völkisch-religiöse Bewegung im Nationalsozialismus, Vandehoeck & Ruprecht, Göttingen 2012, S. 219-233
- Stefan Kuhn: Der Deutschbund, Magisterarbeit Friedrich-Meinecke-Institut der Freien Universität Berlin, 2000
- Werner Kulz Hg.: Festschrift des Deutschbundes zur 40-Jahr-Feier in Frankfurt am Main vom 25. bis 27. Mai 1934. (40 S.) Armanen, Leipzig 1934
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