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Diakoniewerk Bethel

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Dieser Artikel behandelt das freikirchliche Sozialunternehmen mit Sitz in Berlin. Für das landeskirchliche Sozialunternehmen in Bielefeld siehe Von Bodelschwinghsche Stiftungen Bethel.

Das Diakoniewerk Bethel gGmbH mit Sitz in Berlin ist ein Sozialunternehmen,[1] das eng mit dem Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden (BEFG) verbunden war.[2] Das Diakoniewerk betreibt das Krankenhaus Bethel Berlin in Lichterfelde[3] und zahlreiche Sozialeinrichtungen in Berlin und in anderen Teilen Deutschlands.

Geschichte

1887 gründeten der Berliner Baptistenpastor Eduard Scheve und seine Ehefrau Berta das Diakonissenhaus Bethel[1] in Friedrichshain.[4] Das Diakonissenhaus zog 1899 nach Moabit und wurde 1904 als Diakonissenhaus Bethel e.V. eingetragen.[5] 1932 zog das Diakonissenhaus wieder um, nach Dahlem. Von 1939 bis 1945 betrieben die Diakonissen eine Klinik und Kuranstalt in Neuruppin. Außerdem waren sie in Hannover und in Königsberg aktiv.[4] Bereits seit den 1920er Jahren gab es Pläne, ein Krankenhaus zu gründen, diese konnten aber erst nach dem Niedergang des Nationalsozialismus umgesetzt werden: zunächst ab April 1945 für wenige Monate in Dahlem, danach in Lichterfelde.[1]

Für eine kurze Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg arbeitete der spätere Colonia Dignidad-Gründer Paul Schäfer für Bethel als Jugenderzieher. 1947 wurde er fristlos entlassen wegen homosexueller Beziehungen zu seinen minderjährigen Schützlingen[6].

Das Diakoniewerk Bethel e.V. wurde 1976 eingetragen,[4] es stand unter Kontrolle der Diakonissen.[7] 1986 wurde Karl Behle beauftragt, „den diakonischen Auftrag und die ökonomischen Erfordernisse wieder in Einklang zu bringen“, dem Vorstand trat er 1989 bei.[8]

Aktuelle Entwicklungen

2011 änderte das Diakoniewerk seine Rechtsform und wurde eine gemeinnützige GmbH.[9]

2014 schloss die Diakonissengemeinschaft drei langjährige Diakonissen durch Kündigung aus, da sie nicht mehr am kommunitären Leben der Schwestern teilnehmen würden. Es waren die schwerkranke Gabriele P., die seit fünf Jahren in einem Sanatorium lebte; die 85-jährige Rosemarie M., die ihre pflegebedürftige Schwester pflegte; und die 79-jährige Jutta W., die bei den Armen in Nepal bleiben wollte, die sie die letzten 40 Jahren betreut hatte. Der BEFG-Generalsekretär Christoph Stiba distanzierte sich im Namen der Kirche von diesem Ausschluss. Nach Stefan Süß(a) ist ein Diakonissenmutterhaus für die Versorgung seiner Diakonissen bis zu ihrem Tod verantwortlich.[10] Im Rahmen eines juristischen Vergleichs mit den Eltern der 2015 verstorbenen Gabriele P. nahm Bethel 2017 ihren Ausschluss rückwirkend zurück. Im Gegenzug verzichteten die Eltern auf Erstattung der Sanatoriumskosten.[11]

2016 ging mit der Diakoniegemeinschaft Bethel gGmbH die Diakonissen-Schwesternschaft in das Diakoniewerk auf.[12][13]

Im Sommer 2017 wurden schwere Vorwürfe gegen das Diakoniewerk erhoben. Die Leiterin der ev.-freikirchlichen Gemeinde Leverkusen sprach von „einem massiven Governance (Steuerungs-)-Problem des Bethel-Konzerns“.[14] Das journalistische Portal Correctiv berichtete, Karl Behle habe das Diakoniewerk vollständig unter seine Kontrolle gebracht.[15] Behle beziehe ein Jahresgehalt von 700.000 Euro, was die Gemeinnützigkeit des Diakoniewerkes gefährden könne.[16] Das zuständige Diakonie-Dachverband Diakonisches Werk Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz war erschüttert und stellte vier Forderungen an das Diakoniewerk Bethel, sollte es Mitglied im Diakonischen Werk bleiben wollen.[2][17][18] Die gesetzte Frist zur Erfüllung dieser Forderungen habe das Diakoniewerk verstreichen lassen.[19][20][21] Januar 2018 beschloss der Dachverband, Bethel auszuschließen. Der Diakoniewerk ficht diesen Beschluss an.[22][23]

Weblinks

Anmerkungen

(a) Pfarrer Stefan Süß, Rektor des Naëmi-Wilke-Stift in Guben, einer Diakonissenanstalt der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche.[24]

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 Daniela Martens: HeilSTÄTTEN: Flachbildschirme im Haus Gottes. In: Der Tagesspiegel. Nr. 22242, 2014-12-01 S. 11.
  2. 2,0 2,1 Kontroverse um freikirchliches Diakoniewerk Bethel spitzt sich zu. In: idea.de. 17. Juli 2017, abgerufen am 15. August 2017 (Eingeschränkter Zugang).
  3. Krankenhaus Berlin Lichterfelde Bethel. Abgerufen am 26. August 2017.
  4. 4,0 4,1 4,2 Diakonissenhaus Bethel. In: Baptistische Orte in Berlin und Brandenburg. Landesverband Berlin-Brandenburg im Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden in Deutschland K.d.ö.R, 25. März 2016, abgerufen am 20. August 2017.
  5. Emdener Straße 15. In: Baptistische Orte in Berlin und Brandenburg. Landesverband Berlin-Brandenburg im Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden in Deutschland K.d.ö.R, 25. März 2016, abgerufen am 19. August 2017.
  6. Nach fast zehn Jahren konnte der Chef der Colonia Dignidad gefaßt werden: Das Ende einer langen Jagd. In: Die Welt. Jahrgang 60, Nr. 60, 2005-03-12 S. 6.
  7. Leonard Kehnscherper, Jonathan Sachse, Frederik Richter: Gottes Werk und Behles Beitrag. In: Correctiv.org. 5. Juli 2017, abgerufen am 18. August 2017: „[Die Diakonissen] bildeten formal auch das oberste Organ des Diakoniewerks Bethel und waren für alle grundlegenden Entscheidungen zuständig.“
  8. Bethel: Wechsel im Vorstandsvorsitz. In: Das Krankenhaus. Nr. 1, Kohlhammer, 2013, S. 98.
  9. Diakoniewerk Bethel gemeinnützige GmbH, Berlin. In: Bundesanzeiger Handelsregister-Eintragungen. 2011-06-24
  10. Claudia Keller: Kündigung trotz Krankheit: Bethel-Diakoniewerk schließt drei langjährige Schwestern aus. In: Der Tagesspiegel. 28. Mai 2015, abgerufen am 15. August 2017.
  11. Claudia Keller: Späte Gerechtigkeit: Diakoniewerk einigt sich mit Eltern vor Gericht. In: Der Tagesspiegel. Nr. 23031, 2017-02-17 S. 10.
  12. Diakoniewerk Bethel gemeinnützige GmbH. In: Bundesanzeiger Handelsregister-Eintragungen. 2016-08-11
  13. Claudia Keller: Nächstenhiebe: Gabriele Piel war Bethel-Diakonisse. Dann erkrankte sie und wurde später ausgeschlossen. In: Der Tagesspiegel. Nr. 23030, 2017-02-16 S. 10.
  14. Klaus Rösler: Interessenkonflikt im Diakoniewerk Bethel? Leverkusener Gemeindeleiterin sieht „ein massives Gouvernance-Problem“. Die OnckenStiftung, 2. Juni 2017, abgerufen am 20. August 2017.
  15. Leonard Kehnscherper, Jonathan Sachse, Frederik Richter: Gottes Werk und Behles Beitrag. In: Correctiv.org. 5. Juli 2017, abgerufen am 18. August 2017: „Im Kern geht es darum, dass Geschäftsführer Behle das Diakoniewerk Bethel mit einem Jahresumsatz von mehr als 75 Millionen Euro inzwischen nicht nur vollständig unter seine Kontrolle gebracht – sondern sich offenbar sogar als seinen Besitz einverleibt hat.“
  16. Frederik Richter, David Wünschel: Sind 700.000 Euro Jahresgehalt angemessen für den Leiter eines Diakoniewerkes? In: Correctiv.org. 21. Juli 2017, abgerufen am 19. August 2017.
  17. Nach Vorwürfen gegen Geschäftsführer: Diakoniewerk Bethel droht Ausschluss aus Dachverband. In: Rbb-online.de. 21. Juli 2017, abgerufen am 15. August 2017.
  18. Hannes Heine: Diakoniewerk Bethel unter Druck: Geschäftsführer soll sich persönlich bereichert haben. Der Dachverband hat Frist für Erklärung gesetzt. In: Der Tagesspiegel. Nr. 23192, 2017-08-01 S. 7.
  19. Jonathan Sachse: Nachdem das Diakoniewerk Bethel Forderungen des Dachverbands nicht akzeptiert hat, droht Ausschluss. In: Correctiv.org. 1. August 2017, abgerufen am 18. August 2017.
  20. 700.000 Euro Gehalt für Diakonie-Vorstand. In: Berliner Morgenpost. 2017-08-02 S. 11.
  21. Silvia Perdoni: Das Geschäft mit der Gemeinnützigkeit: Undurchsichtige Finanzen: Dachverband will Bethel-Ausschluss. In: Berliner Zeitung. Nr. 179, 2017-08-03 S. 16.
  22. Jonathan Sachse: Diakonie schließt Wohlfahrtskonzern Bethel aus: Ein Manager verwandelte das Unternehmen in seinen Privatbesitz. In: Correctiv.org. 31. Januar 2018, abgerufen am 18. April 2018.
  23. Diakonie schließt umstrittenes Werk aus. In: idea.de. 29. Januar 2018, abgerufen am 18. April 2018 (Eingeschränkter Zugang).
  24. Naëmi-Wilke-Stift: Impressum. Abgerufen am 28. August 2017.
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