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Die schönsten Sagen des klassischen Altertums
Die schönsten Sagen des klassischen Altertums sind eine Sammlung antiker Mythen, die der deutsche Schriftsteller Gustav Schwab in den Jahren 1838 bis 1840 in drei Bänden herausgab. Schwabs Ziel war die Nacherzählung möglichst vieler Sagenkreise des griechischen und römischen Altertums in flüssigem Stil, wobei er sich besonders eng an die Originale anschloss und sie über weite Strecken fast unverändert übersetzte. Sein Zielpublikum waren ursprünglich Schüler der höheren Schulen, aber schon früh ging er dazu über, das Werk auch jungen Frauen und Erwachsenen zu empfehlen. Die Sammlung wurde in zwölf Sprachen übersetzt und ist das am weitesten verbreitete Werk seiner Art.
Entstehung und Bedeutung
Gustav Schwab beschäftigte sich bereits während seiner Tätigkeit beim Metzler-Verlag in Stuttgart intensiv mit der Herausgabe antiker griechischer und römischer Werke. Seine Kenntnisse der griechischen Mythologie erweiterte er durch das Auswerten antiker Quellentexte.
Der erfahrene und hingebungsvolle Lehrer sah sich schließlich vor die Aufgabe gestellt, der deutschsprachigen Jugend die antiken Mythen näherzubringen. Bei seiner Übersetzungsarbeit legte er großen Wert darauf, den Originaltexten gerecht zu werden, schwächte grausame oder erotische Passagen aber konsequent ab. „Nur dafür hat der Verfasser gesorgt, daß alles Anstößige entfernt bleibe […]“[1] Schwab verwendete eine Vielzahl von Quellen aus griechischer und römischer Zeit, die er beherzt kombinierte. „Erst wenn man diese wirre Buntscheckigkeit der Vorlagen erwägt, die Schwab übersetzt hat, erst dann versteht man die wunderbare Geschlossenheit des Vortrags, in dem die Sagen wiedergegeben sind, recht zu würdigen“.[2]
In mehreren neueren Ausgaben wurde versucht, zu kürzen und eine Kindern oder Jugendlichen gemäßere Sprache zu verwenden, etwa in Josef Guggenmos’ Fassung von 1960.[3] Die ursprüngliche Version ist ein Klassiker der deutschsprachigen Literatur und gilt bis heute als maßgebliche Sammlung dieser Art im deutschsprachigen Raum. Sie wurde in zahlreiche Sprachen übersetzt: Ins Chinesische, Englische, Finnische, Mazedonische, Niederländische, Litauische, Serbische, Serbokroatische, Slowakische, Slowenische, Spanische und Türkische.
Inhalt
Gustav Schwabs Sammlung gliedert sich in drei Bände:
- Erster Band
- Erstes Buch: Prometheus; Die Menschenalter; Deukalion und Pyrrha; Io; Phaethon; Europa; Kadmos; Pentheus; Perseus; Ion; Dädalos und Ikaros
- Zweites Buch: Die Argonautensage
- Drittes Buch: Meleager und die Eberjagd; Tantalos; Pelops; Niobe; Salmoneus
- Viertes Buch: Aus der Heraklessage
- Fünftes Buch: Bellerophontes; Theseus; Die Sage von Ödipus
- Sechstes Buch: Die Sieben gegen Theben; Die Epigonen; Alkmaion und das Halsband; Die Sage von den Herakliden
- Zweiter Band
- Erstes bis fünftes Buch: Die Sagen Trojas
- Dritter Band
- Erstes Buch: Die letzten Tantaliden
- Zweites und drittes Buch: Odysseus
- Viertes bis sechstes Buch: Äneas
Auszug
Das erste Kapitel des ersten Buches, die Sage um Prometheus, beginnt mit folgenden Sätzen:[4]
„Himmel und Erde waren geschaffen: das Meer wogte in seinen Ufern, und die Fische spielten darin; in den Lüften sangen beflügelt die Vögel; der Erdboden wimmelte von Tieren. Aber noch fehlte es an dem Geschöpfe, dessen Leib so beschaffen war, daß der Geist in ihm Wohnung machen und von ihm aus die Erdenwelt beherrschen konnte. Da betrat Prometheus die Erde, ein Sprößling des alten Göttergeschlechtes, das Zeus entthront hatte, ein Sohn des erdgebornen Uranossohnes Iapetos, kluger Erfindung voll. Dieser wußte wohl, daß im Erdboden der Same des Himmels schlummre; darum nahm er vom Tone, befeuchtete denselben mit dem Wasser des Flusses, knetete ihn und formte daraus ein Gebilde nach dem Ebenbilde der Götter, der Herren der Welt. Diesen seinen Erdenkloß zu beleben, entlehnte er allenthalben von den Tierseelen gute und böse Eigenschaften und schloß sie in die Brust des Menschen ein. Unter den Himmlischen hatte er eine Freundin, Athene, die Göttin der Weisheit. Diese bewunderte die Schöpfung des Titanensohnes und blies dem halbbeseelten Bilde den Geist, den göttlichen Atem ein.“
Einzelnachweise
- ↑ Aus dem Vorwort zur ersten Auflage auf www.sagen.at, Stand 23. Dezember 2009.
- ↑ Gustav Schwab: Sagen des klassischen Altertums. Insel-Verlag , Leipzig 1937, S. 1015 (aus dem Nachwort des Verlages).
- ↑ Datensatz auf d-nb.info, Stand 23. Dezember 2009.
- ↑ Wortlaut gemäß gutenberg.spiegel.de, Stand 21. Januar 2013.
Ausgaben (Auswahl)
- Gustav Schwab: Sagen des klassischen Altertums. Insel-Verlag, Frankfurt am Main und Leipzig 2001. ISBN 3-458-34492-6.
- Gustav Schwab (Hrsg.) und Josef Guggenmos (Bearb.): Die schönsten Sagen des klassischen Altertums. Ravensburger Buchverlag, Ravensburg 2006. ISBN 978-3-473-35261-6.
Literatur
- Marek Hałub: Das literarische Werk Gustav Schwabs. Wydawn. Uniw. Wrocławskiego, Wrocław 1993 (= Acta Universitatis Wratislaviensis; 1467; Germanica Wratislaviensia; 101). ISBN 83-229-0845-8
- Daniela Evers: Die schönsten Sagen des klassischen Altertums. Zur Bedeutung und Funktion der Bearbeitungen antiker mythologischer Erzählungen in der Kinder- und Jugendliteratur des 19. Jahrhunderts. St. Ingbert: Röhrig 2001, ISBN 3-86110-282-X (Mannheimer Studien zur Literatur- und Kulturwissenschaft 25), S. 111–142
- Daniela Evers: Eine „Vorschule höherer Bildung“: Gustav Schwabs Werk ‚Die schönsten Sagen des klassischen Altertums‘. In: Kai Brodersen (Hrsg.): Die Antike außerhalb des Hörsaals. Münster/Hamburg/London 2003, S. 69–76
Weblinks
- Sagen des klassischen Altertums auf www.textlog.de, Stand 23. Dezember 2009.
- Schwab, Gustav: Sagen des klassischen Altertums. - Genauer u. möglichst unveränd. Abdr. d. Ausg. letzter Hand. - Leipzig : Insel-Verl., 1909. - 1. 516 S.. - 2. 507 S.
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