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Dieter E. Zimmer
Dieter Eduard Zimmer (* 24. November 1934 in Berlin-Pankow; † Juni 2020 in Berlin[1]) war ein deutscher Journalist, Autor und Übersetzer.
Leben
Zimmer studierte Literatur- und Sprachwissenschaft in Berlin, Genf und den USA. Ab 1959 lebte er in Hamburg und war dort lange Redakteur der Wochenzeitung Die Zeit, von 1973 bis 1977 ihr Feuilletonchef. Ab 2000 war Zimmer als freier Schriftsteller, Literaturkritiker, Übersetzer und Publizist in Berlin tätig. Er veröffentlichte Bücher und Zeitschriftenartikel zu Fragen der Psychologie, Biologie, Anthropologie, Medizin, Linguistik, Kommunikationswissenschaft und des Bibliothekswesens. Ab 1989 war Zimmer Herausgeber der deutschen Gesamtausgabe von Vladimir Nabokovs Schriften. Über Zimmers Bedeutung als Übersetzer Nabokovs schrieb Marcel Reich-Ranicki:
„Was er in dieser Hinsicht als Übersetzer, Herausgeber und Bibliograph geleistet hat, ist so enorm und so exzeptionell, dass es anmaßend erscheinen mag, seine Arbeit mit den üblichen lobenden Sätzen zu bedenken. Nur soviel: Wir verdanken ihm mehr als den meisten deutschen Lyrikern und Romanciers unserer Tage. Wozu haben wir eigentlich die vielen Literaturpreise, die so gern jenen verliehen werden, die schon zehnmal preisgekrönt wurden?“[2]
Als Übersetzer hat Zimmer unter anderem Werke von Nabokov, James Joyce, Edward Gorey, Nathanael West, Ambrose Bierce und Jorge Luis Borges ins Deutsche übertragen.[3]
In Büchern und Essays beschäftigte er sich ab Anfang der 1970er Jahre mit der Intelligenzforschung und dabei vor allem mit der Frage, ob Intelligenz erblich ist. Er vertrat dabei den nativistischen Standpunkt, wonach der Intelligenzquotient in hohem Maße erblich sei.[4]
In einer Laudatio zum 80. Geburtstag lobte Josef Joffe Zimmers intellektuelle „Unbestechlichkeit“, seine „knappe und klare Sprache“, mit der es ihm gelinge, auch komplizierte Sachverhalte verständlich zu machen, und sein umfassendes Wissen, weswegen man ihn einen „Renaissance-Menschen“ nennen könne.[5]
Dieter E. Zimmer starb im Juni 2020 im Alter von 85 Jahren in Berlin.[6]
Ehrungen und Auszeichnungen
- Friedrich-Perthes-Preis des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, 1964
- Theodor-Wolff-Preis des Bundesverbands der Deutschen Zeitungsverleger (BVDZ), 1969
- Preis für Wissenschaftspublizistik der Deutschen Gesellschaft für Psychologie, 1982
- Medienpreis für Sprachkultur der Gesellschaft für deutsche Sprache, 1990
- Preis des Anglistentags für Wissenschaftsjournalismus, 1991
- Helmut-M.-Braem-Übersetzerpreis, 1996
- Helmut-Sontag-Preis des Deutschen Bibliotheksverbands, 1997
- Dr. phil. h. c. (Technische Universität Dresden, 2003)[7]
- Heinrich Maria Ledig-Rowohlt-Preis, 2008
Schriften
- Vladimir Nabokov – Bibliographie des Gesamtwerkes. 1963/64.
- Ein Medium kommt auf die Welt. 1970.
- Der Streit um die Intelligenz. 1975.
- Ich möchte lieber nicht, sagte Bartleby. 1978.
- Unsere erste Natur. 1979.
- Der Mythos der Gleichheit. 1980.
- Die Vernunft der Gefühle. 1981.
- Hühner – Tiere oder Eiweißmaschinen? Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1983, ISBN 978-3-499-17748-4.
- Schlafen und träumen. 1984.
- Redens-Arten. Über Trends und Tollheiten im neudeutschen Sprachgebrauch. Haffmans, Zürich 1986, ISBN 3-251-00071-3, 220 S.
- So kommt der Mensch zur Sprache. Über Spracherwerb, Sprachentstehung und Sprache & Denken. Haffmans, Zürich 1986, ISBN 3-251-00072-1, 201 S., Taschenbuchausgabe Heyne Sachbuch Nr. 19/310, Heyne, München 1994 ff., ISBN 3-453-07812-8, 203 S.
- Tiefenschwindel – Die endlose und die beendbare Psychoanalyse. 1986.
- Experimente des Lebens. 1989.
- Die Elektrifizierung der Sprache. 1991.
- Deutsch und anders – Die Sprache im Modernisierungsfieber. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1998 ff., ISBN 3-499-60525-2, 382 S. (rororo; 60525, rororo-Sachbuch).
- Die Bibliothek der Zukunft. Hoffmann und Campe, Hamburg 2000. Neubearbeitete Taschenbuchausgabe: Ullstein, München 2001, ISBN 3-548-36283-4, 394 S.
- A Guide to Nabokov’s Butterflies and Moths. Selbstverlag, Hamburg 2001/03, ISBN 3-00-007609-3, 388 S. Text, 21 Farbtafeln. (Web-Edition.)
- Sprache in Zeiten ihrer Unverbesserlichkeit. Hoffmann und Campe Verlag, Hamburg 2005, ISBN 3-455-09495-3, 368 S.[8]
- Nabokov reist im Traum in das Innere Asiens. Mitarbeit Sabine Hartmann, Rowohlt, Reinbek 2006, ISBN 3-498-07663-9, 320 S., Abb., Karte.
- Die Wortlupe – Beobachtungen am Deutsch der Gegenwart. Hoffmann und Campe, Hamburg 2006, ISBN 3-455-09531-3, 224 S.
- Wirbelsturm Lolita – Auskünfte zu einem epochalen Roman. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 2008, ISBN 3-498-07666-3, 224 S.
- Ist Intelligenz erblich? Eine Klarstellung. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 2012, ISBN 3-498-07667-1, 320 S.
Weblinks
- Literatur von und über Dieter E. Zimmer im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Website von Dieter E. Zimmer, mit mehr als 1000 Seiten Volltext, Webalben, Bibliographien, Nabokov Family Web
Einzelnachweise
- ↑ Willi Winkler: „Dieter E. Zimmer gestorben“, Süddeutsche Zeitung vom 28. Juni 2020
- ↑ Marcel Reich-Ranicki: Vladimir Nabokov – Aufsätze. Ammann Verlag & Co, Zürich 1995. ISBN 3-250-10277-6. S. 76
- ↑ Liste der Übersetzungen auf Zimmers Webseite dezimmer.net, Zugriff am 30. September 2013.
- ↑ Dieter E. Zimmer: Ist Intelligenz erblich? Eine Klarstellung. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 2012, Kapitel 1.
- ↑ Josed Joffe: Der Renaissance-Mann. Dieter E. Zimmer zum 80. Geburtstag. Die Zeit, 27. November 2014, Nr. 49
- ↑ Markus Ehrenberg: Dieter E. Zimmer ist mit 85 Jahren gestorben, tagesspiegel.de, erschienen und abgerufen am 29. Juni 2020.
- ↑ Ehrenpromovenden der TH/TU Dresden. Technische Universität Dresden, abgerufen am 25. Januar 2015.
- ↑ Rezension in der ZEIT
Personendaten | |
---|---|
NAME | Zimmer, Dieter E. |
ALTERNATIVNAMEN | Zimmer, Dieter Eduard (vollständiger Name) |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Journalist, Autor und Übersetzer |
GEBURTSDATUM | 24. November 1934 |
GEBURTSORT | Berlin-Pankow |
STERBEDATUM | Juni 2020 |
STERBEORT | Berlin |
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Dieter E. Zimmer aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar. |
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