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Eduard Deisenhofer
Eduard Deisenhofer (* 27. Juni 1909 in Freising; vermisst seit 31. Januar 1945) war ein SS-Oberführer. Er diente in mehreren Kampfeinheiten sowohl an der Ost- als auch an der Westfront und erwarb hierbei einige Auszeichnungen, wie die Nahkampfspange in Silber und das Ritterkreuz. Deisenhofer kann als ein interessantes Beispiel eines „gebildeten“ SS-Offiziers gesehen werden, von denen auch viele im Sicherheitsdienst tätig waren.
Leben
Herkunft und Bildungsgang
Deisenhofer war das dritte Kind des Freisinger Bezirktstierarztes und Schlachthof-Direktors Eduard Deisenhofer und seiner Ehefrau Mechthild Piller. Von 1915 bis 1919 besuchte er die Volksschule Freising, danach bis 1928 die humanistischen Gymnasien Freising und Günzburg/Donau, wo er Ostern 1928 das Abitur ablegte. Im Anschluss war er für drei Semester Student der Chemie an der Technischen Hochschule München, ehe er sich ab dem Wintersemester 1929/30 dem Studium der Rechtswissenschaften zuwandte, zunächst an der Universität München, ab dem Sommersemester 1930 an der Universität Rostock und vom Wintersemester 1930/31 bis zum Wintersemester 1933/34 an der Universität Würzburg, wo er im Februar 1934 die Referendarsprüfung bestand. An der Universität Göttingen promovierte er 1944 bei Wilhelm Ebel und Hans Niedermayer zum Thema Der Begriff der Sitte im Reichserbhofrecht. Die mündliche Prüfung seiner Promotion fand am 22. August 1944 statt. Zudem ist diese Arbeit ist unter kriegsmäßigen Verhältnissen, zum Teil im Felde, entstanden.[1][2][3]
Militärischer Werdegang
Vorkriegszeit
Während seiner Studienzeit wurde Deisenhofer Mitglied der NSDAP und bald danach der SA. Bereits zum 1. Oktober 1930 wechselte er zur SS und wurde 1934 zur Waffen-SS einberufen. Vom späteren SS-Brigadeführer und Generalmajor der Waffen-SS Gottfried Klingemann wurde er als ein „klar und gerecht denkender Mann von energischem und zähem Charakter“ beschrieben. In der Schutzstaffel stieg Deisenhofer schnell auf und wurde schon bald mit verschiedenen Führungsaufgaben betraut. So diente er zunäcst in der Leibstandarte-SS Adolf Hitler, bevor er 1935, nun im Range eines SS-Hauptsturmführers, in das KZ Dachau versetzt wurde.
1936 wurde Deisenhofer in den SS-Wachverband „Oberbayern“ versetzt. Danach leistete er Dienst in Totenkopfverbänden: SS-Wachtruppe „Sachsen“ (ab 1. April 1936 SS-Wachsturmbann III „Sachsen“) und SS-Totenkopf-Standarte 3 „Thüringen“.
Einsatzerfahrung in der Frühphase des Zweiten Weltkriegs
Mit der „Oberbayern“ (nunmehr zur Totenkopfstandarte ausgebaut) war er während des Polenfeldzugs den Einsatzgruppen zugeteilt.
Nach dem Polenfeldzug wurde die Standarte „Oberbayern“ in die neu aufgestellte SS-Division Totenkopf eingegliedert. Deisenhofer, jetzt SS-Sturmbannführer (Major), wurde das Kommando über das II. Bataillon des SS-Totenkopf-Infanterie-Regiments 1 übertragen. Diesen Verband führte er in der Anfangsphase des Westfeldzugs; für seine Tapferkeit im Kampf wurde ihm zu dieser Zeit das Eiserne Kreuz Erster Klasse verliehen.
Noch im Mai 1941 wurde Deisenhofer aus den Kampfhandlungen herausgelöst und mit der Führung des II. Bataillons der SS-Freiwilligen-Standarte Nordwest beauftragt, einer neu aufgestellten niederländischen und belgischen Freiwilligen-Formation.
Nach Aushebung und Ausbildung des II. Bataillons der „Nordwest“ wurde Deisenhofer für kurze Zeit nach Berlin zum SS-Ersatz-Bataillon „Ost“ versetzt, bevor er im August 1941 das Kommando über das I. Bataillon des SS-Panzer-Grenadier-Regiments 9 „Germania“ übernahm, eines der Infanterie-Regimenter der 5. SS-Panzer-Division „Wiking“, das gegenwärtig an der Ostfront eingesetzt war.
Anschließend wurde er im Februar 1942 zurück zur Division „Totenkopf“ versetzt und tat Dienst als Kommandeur des I./SS-Totenkopf-Infanterie-Regiments 1. Die Division „Totenkopf“ wurde der Heeresgruppe Nord angegliedert, die den Auftrag hatte, in Richtung Leningrad vorzustoßen. In der Nähe von Demjansk war diese Divison zunächst in sehr heftige Gefechte verwickelt und wurde später ganz eingekesselt. Hierbei soll Deisenhofer abermals seine gute Führungskompetenz unter Beweis gestellt haben, so dass ihm das Kommando über die größere Kampfgruppe übertragen wurde, deren Teil sein schwer erschöpftes Bataillon war. Diese führte er während des Ausbruchs aus dem Kessel und sah sich mehr als 35 Tage Nahkampfhandlungen ausgeliefert; in diesem Zusammenhang wurde er auch mit der Silbernen Nahkampfspange ausgezeichnet.
Am 20. April 1942 erfolgte seine Beförderung zum SS-Obersturmbannführer (Oberstleutnant). Kurze Zeit später wurde er wegen seiner Verdienste in der Kesselschlacht von Demjansk mit dem Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes ausgezeichnet. Die dezimierten Reste der „Totenkopf“ wurden zur Neuaufstellung nach Frankreich kommandiert und Deisenhofer nach Berlin versetzt.
Tätigkeiten in der Ausbildung militärischen Nachwuchses
Deisenhofer wurde als Kommandeur eines motorisierten SS-Ersatz-Bataillons beauftragt. Nach seiner dritten Verwundung wurde er an die SS-Junkerschule in Bad Tölz versetzt. Bei seiner dortigen Ankunft wurde ihm mitgeteilt, dass er als Lehrgruppenkommandeur eingesetzt werde, was einen Einsatz sowohl in der Panzertruppenschule als auch der Leichten Infanterieschule Wünsdorf zur Folge hatte.
Ende April 1943 wurde Deisenhofer abermals nach Berlin versetzt, um im Führungshauptamt der Waffen-SS als Ausbildungsleiter der SS-Infanterie-und Gebirgstruppen-Inspektion zu fungieren. Ab November 1943 war er dort Chef des Amts XI und zuständig für die Inhalte der Offiziersausbildung zuständig war.
Divsionskommando und späte Kriegsphase
Im Frühmärz 1944 wurde Deisenhofer als Regimentskommandeur des SS-Panzergrenadier-Regiments 21 der 10. SS-Panzer-Division „Frundsberg“ verwandt.
Unter Deisenhofers Kommando war das Regiment zusammen mit der 9. SS-Panzer-Division „Hohenstaufen“ an der erfolgreichen Befreiung der eingekesselten 1. Panzerarmee des Generalobersts Hans-Valentin Hube beteiligt. Hiernach wurde er zum Standartenführer (Oberst) befördert.
Im Anschluss wurde die „Frundsberg“ in der Normandie eingesetzt, um nach der Operation Overlord den Vorstoß der alliierten 21st Army Group unter Führung des Feldmarschalls Bernard Montgomery in der Schlacht um Caen zu stoppen. Deisenhofer führte das Regiment in heftigen Gefechtshandlungen, insbesondere der Kämpfe am „Hügel 112“ und der Abwehr der alliierten Operation Epsom.
Mitte Juli 1944 wurde Deisenhofer zurück an die Ostfront versetzt, um das Kommando über die 5. SS-Panzer-Division „Wiking“ zu übernehmen, mit der er sich in der Gegend um Modlin heftigen Kampfhandlungen ausgeliefert sah.
Um weitere Befehle zu empfangen, wurde er Mitte August 1944 nach Berlin versetzt.
So kommandierte er ab Ende August die 17. SS-Panzergrenadier-Division „Götz von Berlichingen“, die in Rückzugsgefechte bei der Saar verwickelt war. Deisenhofer befehligte die Division während ihrer schweren Kampfhandlungen gegen die Amerikaner nahe der Mosel und ihrem anschließenden Rückzug in Richtung Metz. Ende September wurde er im Kampf verwundet und zur Genesung zurück nach Berlin versetzt.
Am 31. Dezember wurde er beauftragt, eine Kampfgruppe aus Rekruten des SS-Truppenübungsplatzs zu organisieren, um Bad Saarow zu verteidigen.
Am 1. Januar 1945 wurde Deisenhofer zum SS-Oberführer befördert. Ende Januar versetzte man ihn nach Arnswalde in Pommern, um die 15. Waffen-Grenadier-Division der SS (lettische Nr. 1) zu kommandieren. Zur Wahrnehmung dieses Auftrags begann er eine Dienstreise in Richtung Norden, während der ein sowjetisches Boden-Kampfflugzeug seinen Dienstwagen angriff: Deisenhofer, sein Fahrer und sein Adjutant wurden getötet. Da aber Beweise für Deisenhofers Tod fehlen, gilt er nicht als getötet, sondern offiziell als vermisst. Seine sterblichen Überreste wurden nicht gefunden.
Familie
Am 30. Januar 1936 heiratete Eduard Deisenhofer Edeltraut Holzapfel. Mit ihr hatte er drei Töchter, von denen eine bei einem Bombenangriff im Mai 1943 getötet wurde.
Auszeichnungen
Deisenhofers SS-Dienstgrade | |
---|---|
Datum | Rang |
SS-Scharführer | 8. Juli 1932 |
SS-Truppführer | 17. Mai 1933 |
SS-Obertruppführer | 21. August 1933 |
SS-Sturmführer | 8. November 1933 |
SS-Obersturmführer | 20. April 1934 |
SS-Hauptsturmführer | 15. September 1935 |
SS-Sturmbannführer | 2. Oktober 1938 |
SS-Obersturmbannführer | 20. April 1942 |
SS-Standartenführer | 20. April 1944 |
SS-Obersturmbannführer | 20. April 1942 |
SS-Oberführer | 1. Januar 1945 |
- Deutsches Kreuz in Gold (1942)
- Ostmedaille (1942)
- Infanterie-Sturmabzeichen(?)
- Eisernes Kreuz Zweiter (1940) und Erster (1940) Klasse
- Verwundetenabzeichen in Schwarz (1940) und Silber (?)
- Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes (1942)
- Totenkopfring (?)
- Sudetenland-Medaille (1938)
- Ostmark-Medaille (1938)
- Nahkampfspange (Silber) (1942)
Literatur
- Fellgiebel, Walther-Peer: Die Träger des Ritterkreuzes des Eisernen Kreuzes 1939–1945 – Die Inhaber der höchsten Auszeichnung des Zweiten Weltkrieges aller Wehrmachtsteile. Podzun-Pallas, Friedberg 2000, ISBN 978-3-7909-0284-6.
- Yerger, Mark C: Waffen-SS Commanders: The Army, Corps and Divisional Leaders of a Legend: Augsberger to Kreutz, Schiffer Publishing. Atglen, Pennsylvania 1997, ISBN 978-0-7643-0356-2.
Weblinks
- Commons: Eduard Deisenhofer – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
- Immatrikulation von Eduard Deisenhofer im Matrikelportal der Universität Rostock
- Deisenhofers Dissertation (1944) in der Google Buchsuche
Einzelnachweise
- ↑ Adressbuch der deutschen Tierärzte, tierärztlichen Behörden, Hochschulen und Vereinigungen. Schoetz, Berlin 1928, S. 23.
- ↑ Universität Rostock: Immatrikulation von Eduard Deisenhofer.
- ↑ Eduard Deisenhofers Lebenslauf, in: Der Begriff der Sitte im Reichserbhofrecht (Diss), Göttingen 1944, Seite 57.
Personendaten | |
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NAME | Deisenhofer, Eduard |
ALTERNATIVNAMEN | Deisenhofer, Eduard |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher SS-Oberführer |
GEBURTSDATUM | 27. Juni 1909 |
GEBURTSORT | Freising |
STERBEDATUM | 31. Januar 1945 |
STERBEORT | bei Arnswalde |
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Eduard Deisenhofer aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar. |