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Elieser Sudit

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Elieser Sudit (Mitte) mit Menachem Begin

Elieser Sudit (geb. 9. Februar 1925; gest. 5. Februar 2011) war ein israelischer Sprengstoffexperte und Terrorist. Er behauptete, Urheber und Haupttäter des Attentatsversuchs auf Konrad Adenauer im Jahr 1952 gewesen zu sein.

Leben

Sudit stammte aus Serbien,[1] nach anderen Angaben kam er 1936 aus Bessarabien nach Palästina.[2] Er gehörte dem Irgun Tzwa’i Le’umi an und war seiner eigenen Aussage nach seit seinem 15. Lebensjahr Bombenkonstrukteur in dieser Organisation. Zeitweise arbeitete er als Sprengstoffexperte in dem Bergbaubetrieb Itzchak Sadeh in Beit Nebala. Während der britischen Mandatszeit kämpfte er gegen die Briten, wurde festgenommen und zu 15 Jahren Haft verurteilt. Er entkam jedoch 1947 aus dem Gefängnis in Akkon.

In seinen 1994 in hebräischer Sprache veröffentlichten Memoiren nahm er für sich in Anspruch, Urheber und Haupttäter des Attentatsversuchs auf Konrad Adenauer gewesen zu sein.[3] Er habe im Frühjahr 1952 Kontakt mit Menachem Begin aufgenommen, nachdem dieser zum Widerstand gegen die Wiedergutmachungsverhandlungen zwischen Konrad Adenauer und David Ben-Gurion aufgerufen hatte. Sudit beschloss daraufhin, so sein Bericht, ein Zeichen zu setzen und als „Symbol des Zorns“ einen oder mehrere Bombenanschläge zu begehen. Begin habe seine Pläne gutgeheißen und ein Treffen mit den Knesset-Abgeordneten Jochanan Bader und Chaim Landau sowie dem ehemaligen Chef des Etzel-Nachrichtendienstes Abba Scherzer organisiert, auf dem beschlossen worden sei, dass Sudit von Paris aus operieren sollte.

Der von Sudit in Paris gebaute Sprengsatz wurde in einem Band des Kleinen Brockhaus versteckt und an Adenauer geschickt. Die Bombe explodierte bei Untersuchung durch einen Sprengmeister und verletzte diesen tödlich. Sudit und 4 weitere Israelis wurde mehrere Tage später in Paris durch die französische Polizei festgenommen, allerdings konnte keinem die Beteiligung an dem Attentat nachgewiesen werden. Weil Waffen in seinem Zimmer gefunden worden waren, wurde Sudit zu vier Monaten Haft verurteilt. Über die Gerichtsverhandlung berichtete Elie Wiesel in der Zeitung Yediot Ahronot.

Die Ereignisse spielten sich laut Sudit folgendermaßen ab: Er wollte bei der Vorbereitung des Anschlags mit seinem Jugendfreund Jakow Hewel zusammenarbeiten. Um die Anschläge zu finanzieren, soll Begin seine eigene goldene Uhr angeboten haben. Stattdessen trieb Scherzer genügend Geld auf, um Sudits Reise nach Frankreich zu finanzieren. In Europa sollte er später auf verschiedenen Wegen weiteres Geld erhalten; unter anderem sollte ihn ein Mittelsmann über die Schweiz mit finanziellen Mitteln versehen.

Sudit beschaffte sich die Grundbestandteile für seine Bomben und verpackte sie mit Hilfe seiner Ehefrau Dror und seiner Schwägerin Na'ama. Sprengkapseln und elektrische Zünder wurden in Zigarren und Zigarrenhülsen versteckt, das TNT wurde in zwei Flaschen für ein Asthmamedikament gefüllt, das dem granulatartigen Sprengstoff optisch ähnelte. Mit diesen Materialien im Gepäck reiste Sudit nach Paris, wo er Jona Preger in sein Vorhaben einweihte und von diesem Geld leihen konnte, mit dem er einen Band des Kleinen Brockhaus und weiteres Material für den Bombenbau kaufte, soweit es sich nicht anderweitig beschaffen ließ: Die Spiralfeder für einen der Selbstauslöser z. B. stammte aus der Matratze seines Hotelbetts. In dem dicken Lexikonband sollte der Sprengstoff versteckt werden, der explodieren sollte, sobald das Buch aus dem Schuber gezogen wurde. Preger sorgte auch dafür, dass Sudit in Kontakt mit einem Mann kam, der ihm eigentlich weitere 1000 Dollar aus der Schweiz mitbringen sollte, ihm aber letzten Endes nur 500 Dollar übergab. Dieser Mann dürfte Jakob Farshtej gewesen sein.

Angeblich brachte Jakow Hewel dann die für Adenauer bestimmte Bombe nach Deutschland, wo sie unter den Händen eines Sprengmeisters, der das verdächtige Paket zu untersuchen hatte, explodierte und diesen tötete.

Nach Bekanntwerden des Attentatsversuchs konnte Sudit Paris nicht verlassen, weil ihm das nötige Geld fehlte. Er wurde in diesen Tagen von Jona Preger engagiert, um ein Waffenarsenal im Club Betar in der Rue de Lancry zu räumen, das für den Unabhängigkeitskrieg in Palästina angelegt worden war und der Polizei nicht in die Hände fallen sollte, die gerade den Knesset-Abgeordneten Elieser Shostak festgenommen hatte. Preger und Sudit versenkten einen großen Teil der Waffen im Canal Saint-Martin, den Rest behielt Sudit bei sich und versteckte ihn in seinem Hotelzimmer. Als er merkte, dass ihm Fahnder auf der Spur waren, verließ er das Hotel, verbrachte eine Nacht im Freien und traf sich dann mit Hewel und einem weiteren Mann, der versprach, ihnen kanadische Pässe zu verkaufen: Jakob Farshtej. Während Hewel auf diese Weise fliehen konnte, musste der mittellose Sudit in Paris bleiben und wurde einige Tage später festgenommen, ebenso Farshtej und drei weitere Israelis. Weil die Waffen in seinem Zimmer gefunden worden waren, wurde Sudit schließlich zu vier Monaten Haft verurteilt. Über die Gerichtsverhandlung berichtete Elie Wiesel in der Zeitung Yediot Ahronot.

Die Behauptungen Sudits, speziell die einer unmittelbaren Beteiligung Begins an der Planung des Adenauer-Attentates, sind umstritten.

Elieser Sudit lebte später in der Nähe von Tel Aviv.[4]

Artikel Israelnetz von Carmen Shamsianpur, 25. März 2022

Israelische Briefbombe an Adenauer vor 70 Jahren

Ein Attentat, das niemand aufklären wollte

Am 27. März 1952 explodiert in einem Münchner Polizeipräsidium eine Briefbombe. Das Päckchen ist an den damaligen deutschen Bundeskanzler Adenauer adressiert. Als möglicher Drahtzieher hinter dem Attentat gilt Israels späterer Premierminister Begin.

Es war das erste und blieb das einzige tödliche Attentat auf einen Kanzler der Bundesrepublik Deutschland – tödlich jedoch nicht für Konrad Adenauer, sondern für einen Beamten, der das verdächtige Päckchen untersuchen wollte.

Anschlag nicht der Rede wert

Zwei Jugendliche hatten es von einem Unbekannten mit dem Auftrag entgegengenommen, es zur Post zu bringen. Der Mann war angeblich in Eile. Als die beiden jedoch bemerkten, dass er ihnen folgte, brachten sie das Paket für Adenauer nicht zur Post, sondern zur Polizei. Dort verletzte es einen Sprengmeister so stark, dass er kurz nach der Explosion starb. Natürlich nahmen verschiedene Stellen sofort Ermittlungen auf – allerdings geheime. Ein Anschlag auf den Regierungschef ist schließlich kein Kavaliersdelikt. Je mehr sich jedoch eine Urheberschaft israelischer Oppositioneller herauskristallisierte, desto mehr schien das Interesse an einer Aufklärung zu schwinden. Sogar Adenauer selbst tat die Sache plötzlich als Bagatelle ab.

Begin gegen Adenauer

Den „Opfern“ des Anschlags, der deutschen Bundesregierung, schien genauso wenig an einer Strafverfolgung gelegen zu sein wie den Tätern. Tatsächlich legte kein anderer als der Bombenbauer selbst, Elieser Sudit, 50 Jahre später die Hintergründe offen. Menachem Begin sei das Hirn der Operation gewesen. Es war kein Zufall, dass der Friedensnobelpreisträger zwei Jahre vor dieser Veröffentlichung gestorben war. Was hatte Begin gegen Adenauer? Als israelischer Oppositioneller war der spätere Premierminister ein erbitterter Gegener deutscher Wiedergutmachungszahlungen, die Deutschland und Israel in Den Haag aushandelten. Deutsches Geld könne niemals für jüdisches Blut bezahlen.

Aufklärung hätte den Deal platzen lassen

Deutsche Neonazis schimpfen noch heute über die Zahlungen, die Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg an Israel leistete. Dabei hatte die junge Bundesrepublik lebhaftes Interesse an einem wie auch immer gearteten „Ausgleich“. Es war ihr einziger Weg, sich international wieder Glaubwürdigkeit zu verschaffen. In Israel sprach man im Gegensatz zu Deutschland in dem Zusammenhang übrigens nie von „Wiedergutmachung“. Aber nicht Deutschland hätte im Falle eines aufgeklärten israelischen Attentats den Rückzieher gemacht. Es war allgemein bekannt, dass das „Blutgeld“, wie Begin es nannte, in Israel starke Emotionen und Gegenwehr hervorrief. Sondern eine Aufklärung hätte diese Gegenwehr in Israel verstärken können. Nämlich dann, wenn deutsche Kriminalbeamte mit SS-Vergangenheit (andere gab es kaum) Israelis vor Gericht gebracht hätten. Der Zeitpunkt dafür war unpassend und das Interesse an einer Einigung mit Israel viel größer als an der Aufklärung des stümperhaften Anschlagversuchs.

Wer war der Täter?

Elieser Sudit bekennt sich zum Bau der Briefbombe. Er habe niemanden töten wollen und allen sei klar gewesen, dass das Päckchen nie bei Adenauer ankommen würde. Sie wollten lediglich „etwas gegen die Reparationen unternehmen.“ Das sagte er 2006 in einem Interview mit der israelischen Tageszeitung „Ha’aretz“. Für eine Bombe, die niemanden töten sollte, war sie allerdings sehr scharf und von großer Sprengkarft. Und Begin? Außer den Enthüllungen Sudits gibt es keine Beweise gegen ihn. Alle Zeugen sind verstorben. Andere, die Begin nahestanden, halten die Anschuldigungen für unwahrscheinlich. „Ha’aretz“ nennt einen Historiker, der das Reparationsabkommen untersuchte, Jehiam Weitz, Begins persönlichen Sekretär Jehiel Kadischai sowie Herzl Marov, den Direktor vom „Menachem Begin Heritage Center“ in Jerusalem. Da es weder eine Verurteilung noch Ermittlungen gegen Begin gab, kann man ihn allenfalls als „mutmaßlichen“ Drahtzieher bezeichnen.

Einzelnachweise

  1. E. Hausen, Verantwortlicher von Adenauer-Attentat gestorben, auf: israelnetz.com, 16. November 2016
  2. Spaßige Verdrehungen. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 15. Juni 2006
  3. Sudit veröffentlichte seine autobiographische Schrift im Eigenverlag ohne ISBN. Ins Deutsche übersetzt, lautet ihr Titel Im Auftrag des Gewissens.
  4. Henning Sietz, Im Auftrag des Gewissens, auf: faz.net, 12. Juni 2006

Andere Wikis

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