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Emil Kaim (Sammler)

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Emil Kaim (hebräisch: אמיל חיים‎, ; geb. 1872 in Breslau; gest. 1951 in Zürich) war ein jüdischer Geschäftsmann und Kunstsammler in Schlesien.

Leben

Kaim leitete in Breslau die Firma Kaim & Schlesinger, die er von seinem Vater übernommen hatte und die vor allem im Holzhandel aktiv war. Er baute in der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg für seine Frau Sophie, geb. Glücksmann,[1] und sich in der Kleinburgstraße (heute ulica Januszowicka) eine Villa, in der Künstler, Kunsthandwerker und Wissenschaftler der Stadt häufig zu Gast waren. Zuvor hatte er offenbar in der Hohenzollernstraße 72 gewohnt.[2] Das Ehepaar Kaim unterstützte junge Künstler wie den Komponisten Edmund Nick. Auch der Schlesisches-Museums-Verein erhielt von Emil und Sophie Kaim finanzielle Hilfe. Das Ehepaar engagierte sich auch für die Einrichtung des Jüdischen Museums in Breslau.

Emil Kaim betrieb auch ein Sägewerk in Berlin und zusammen mit Albert Seligson aus Berlin seit 1921 das Elbsägewerk Schöna GmbH. In einem eigenen Haus in Schöna verbrachte das Ehepaar Kaim regelmäßig seine Ferien. Nachdem die Kaims als Juden des Ortes verwiesen worden waren, lobte der Bürgermeister das Sägewerk, das möglicherweise schon vorher in Konkurs gegangen war, zum Verkauf oder zur Verpachtung aus. Kaims Haus in Schöna kaufte ein Bäcker aus Heidenau.[3]

1937 musste Kaim sein Geschäft in Breslau aufgeben, zwei Jahre später die Villa. Er zog zunächst mit seiner Frau in eine Wohnung in der Kurfürstenstraße (heute ulica Racławicka) und 1941 in das „Judenhaus“ in der Wallstraße 10 (heute ulica Włodkowica). Von dort aus wurde das Ehepaar im Juni 1943 nach Theresienstadt deportiert, wo es fast zwei Jahre lang überlebte, ehe es im Januar 1945 mit dem Transport von etwa 1200 Juden in die Schweiz ausreisen konnte, den die Orthodox Rabin Union of the United States and Canada initiiert hatte. Am 7. Februar wurden die meist älteren Insassen dieses Zuges in der Schweiz freigelassen.[4] Emil Kaim verstarb einige Jahre später in der Schweiz. Eine Tochter namens Hulda war bereits 1945 im Alter von 37 Jahren verstorben.[1][5]

Sammlung Kaim

Die Bibliothek des Ehepaars Kaim umfasste etwa 1500 Bände, darunter Werke über Kunstgeschichte und Musikwissenschaften. Das Exlibris hatte Rose Eisner entworfen, die in der Kronprinzenstraße 10 in Breslau lebte.[6] Ferner besaßen Sophie und Emil Kaim etliche wertvolle Bilder und Kunstgegenstände, die zum Schmuck ihrer Villa angeschafft worden waren. Darunter befanden sich Werke von Lovis Corinth, Anselm Feuerbach, Carl Spitzweg, Wilhelm Trübner und Charles Tooby (1863–1918).

Verbleib der Sammlung

Die Bilder befanden sich bis 1940 in Emil Kaims Besitz und wurden dann von den Nationalsozialisten beschlagnahmt. Während einige Bilder ins Schlesische Museum der Bildenden Künste in Breslau überführt wurden, gingen die anderen in privaten Besitz über.[7]

Marinus de Seeu, Berufung des heiligen Matthäus

Das Bild Berufung des heiligen Matthäus dürfte um 1530 gemalt worden sein. Seine Geschichte vor der Zeit in Kaims Besitz ist unbekannt. Es gelangte 1942 ins Schlesische Museum der Bildenden Künste. Zunächst einem unbekannten niederländischen Künstler zugeschrieben, wurde es später Marinus de Seeu oder einem seiner Nachahmer zugeschrieben. Das Bild wurde nach Kamenz überführt und gelangte von dort aus 1946 nach Warschau ins Nationalmuseum. Dort wurde es einem anderen Maler zugeordnet, ehe Marinus de Seeu als Schöpfer des Bildes angenommen wurde.[8]

Eine möglicherweise von Carl Spitzweg stammende dunkle Landschaft ging 1941 an Professor Neubert in Breslau.[9]

Wilhelm Trübner, Kaffeetisch am Starnberger See

Trübners Kaffeetisch am Starnberger See aus dem Jahr 1909 wurde 1910 auf der Ausstellung der Berliner Sezession und 1911 in einer Ausstellung, in der Kunstwerke aus Breslauer Privatsammlungen zu sehen waren, gezeigt. Damals befand es sich schon im Besitz Kaims. 1941 wurde das Ölgemälde an Erich Wiese (1891–1979) verkauft. Sein weiteres Schicksal ist unbekannt. Das Bild wurde mitunter mit einer anderen Version des Gemäldes, die seit 1910 in der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe hing, verwechselt.[10]

Der Bärtige Mann mit Helm und Harnisch, der ebenfalls von Trübner stammte, befand sich kurzzeitig im Schlesischen Museum der Bildenden Künste und wurde schon 1942 an Hildebrand Gurlitt in Hamburg weiterverkauft. Es befindet sich heute in Privatbesitz.[11]

Lovis Corinth, Lesendes Mädchen

Lovis Corinths Lesendes Mädchen ist verschollen. Das 50 mal 70 cm große Ölbild zeigte eine auf dem Rücken liegende junge Dame, die in ein Buch vertieft war.[12] Es befand sich bis 1945 im Schlesischen Museum der Bildenden Künste und ist seitdem verschwunden.[13]

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 Todesanzeige für Hulda Kaim
  2. Mitteilungen des Exlibrisvereins zu Berlin, 1908, S. 15
  3. Novemberpogrom
  4. Reinhard R. Doerries, Hitler's Intelligence Chief. Walter Schellenberg. The Man Who Kept Germany's Secrets, Enigma Books New York, 2009, ISBN 978-1-929631-77-3 , S. 183
  5. Weitere Todesanzeige für Hulda Kaim
  6. Mitteilungen des Exlibrisvereins zu Berlin 1908, S. 14
  7. Emil Kaim auf silesianartcollections.eu
  8. Berufung des heiligen Matthäus
  9. Dunkles Landschaftsbild auf Lostart.de
  10. Kaffeetisch am Starnberger See
  11. Bärtiger Mann mit Helm und Harnisch auf Lostart.de
  12. Ein lesendes Mädchen
  13. Lesendes Mädchen bzw. Lesende Frau auf Lostart.de
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Emil Kaim (Sammler) aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.