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Erich Fischer (Journalist)

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Erich Fischer (* 10. Juli 1908 in Essen; † vermutlich 1996[1]) war ein deutscher Journalist. Seine Karriere führte ihn von der Presse- und Propagandaarbeit für die Hitlerjugend über die Reichspressestelle der NSDAP in das Reichspropagandaministerium. Nachdem er dort 1942 die Leitung der Abteilung Deutsche Presse übernommen hatte, fungierte er als Pressesprecher der nationalsozialistischen Reichsregierung. Nach dem Zweiten Weltkrieg arbeitete er als Verlagsmanager für den Spiegel.

Leben und Wirken

Vor 1945

Fischer arbeitete von 1926 bis 1929 als Volontär und von 1929 bis 1931 als Vermessungstechniker beim Katasteramt in Buer (Westfalen). Er wurde im Juli 1927 Mitglied der NSDAP, gehörte auch der SA an[1] und war als Gauredner aktiv. Er engagierte sich aber vor allem in der Hitlerjugend, in der er bis zum Oberbannführer aufstieg. Von 1928 bis 1932 fungierte er in der HJ als Presse- und Propagandaleiter Westfalen-Nord. 1930 übernahm er zunächst nebenamtlich, später hauptamtlich die Hauptschriftleitung der Kölner HJ-Zeitschrift Fanfare.

Von 1935 bis 1937 leitete Fischer das Presse- und Propagandaamt der HJ. In dieser Funktion bemühte er sich um eine politische Säuberung der Jugendpresse und gab 1935 das Handbuch der HJ, Die junge Kameradschaft, heraus. Er leitete auch den Pressedienst der Reichsjugendführung und hatte die Hauptschriftleitung der Jungvolk-Zeitschrift Der Morgen inne, bis er aus der HJ ausgeschlossen wurde, weil er angeblich einen „Rachefeldzug“ gegen Baldur von Schirach geführt hatte.[2]

Fischer wurde daraufhin Leiter des Amtes „Pressepolitischer Apparat“ in der Reichspressestelle der NSDAP, die sämtliche reichsdeutsche Zeitungen kontrollierte, und Hauptschriftleiter des NS-Pressebriefs. Im Oktober 1939 trat er gemeinsam mit Otto Dietrich unter Beibehaltung seiner Ämter in der Reichspressestelle als Referent in die Presseabteilung des Reichspropagandaministeriums ein, wo er zugleich stellvertretender Leiter der Abteilung Deutsche Presse wurde. Für kurze Zeit arbeitete er 1939 auch als Hauptschriftleiter der Zeitschrift Der neue Weg. 1940 trat er der SS bei.[1] Bei der SS erreichte er im Jahr darauf den Rang eines SS-Sturmbannführers.[3] Im November 1940 erhielt er im Propagandaministerium den Rang eines Oberregierungsrats. Im März 1942 wurde er zum Ministerialrat befördert und als Nachfolger Hans Fritzsches Leiter der Abteilung Deutsche Presse. Fischer fungierte als letzter Pressesprecher der Reichsregierung[4] und gab damit auf den Reichspressekonferenzen die Richtlinien vor. Am 4. April 1945 wurde er von Joseph Goebbels zur Wehrmacht verabschiedet.

Nach 1945

1950 begann Fischer als Manager des Hamburger Pressebüros Woischnik zu arbeiten, das mit Autoren wie Paul Karl Schmidt und Hans-Georg Studnitz für den antikommunistischen Volksbund für Frieden und Freiheit Flugblätter und Broschüren produzierte, um für den Marshallplan und die Europa-Idee zu werben.[4] 1952 ging Fischer zum Nachrichtenmagazin Der Spiegel, für das er als Verlagsmanager des Düsseldorfer Büros für die Anzeigenakquise im Raum Rhein-Ruhr zuständig war. Am 26. Oktober 1962, zu Beginn der Polizei-Aktion gegen den Spiegel (Spiegel-Affäre), wurde er in Düsseldorf verhaftet. Beamte des BKA hatten ihn trotz nicht vorhandener äußerlicher Ähnlichkeit mit Rudolf Augstein verwechselt.[5]

Schriften

  • (Hrsg.): Die junge Kameradschaft. Zeitgeschichte Verl. u. Vertriebs-Ges, Berlin 1935.
  • mit Hans Krebs et al. (Hrsg.): Die junge Kameradschaft. Ein Jahrbuch für die Deutsche Jugend. Westfalen-Verl, Dortmund (1938).

Literatur

  • Willi A. Boelcke (Hrsg.): Kriegspropaganda 1939 - 1941. Geheime Ministerkonferenzen im Reichspropagandaministerium. Dt. Verl.-Anst, Stuttgart 1966.
  • Lutz Hachmeister: Ein deutsches Nachrichtenmagazin. Der frühe Spiegel und sein NS-Personal. In: Lutz Hachmeister, Friedemann Siering (Hrsg.): Die Herren Journalisten. Die Elite der deutschen Presse nach 1945. C.H. Beck, München 2002, S. 87–120.
  • Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich, Frankfurt am Main 2007.

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 Deutsches Reich und Protektorat Böhmen und Mähren, September 1939 - September 1941. bearb. von Andrea Löw. Oldenbourg, München 2012, ISBN 9783486585247, S. 280.
  2. Willi A. Boelcke (Hrsg.): Kriegspropaganda 1939 - 1941. Geheime Ministerkonferenzen im Reichspropagandaministerium. Dt. Verl.-Anst, Stuttgart 1966, S. 66.
  3. Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich, Frankfurt am Main 2007, S. 151.
  4. 4,0 4,1 Klaus Körner: Von der antibolschewistischen zur antisowjetischen Propaganda. Dr. Eberhard Taubert. In: Arnold Sywottek (Hrsg.). Der kalte Krieg - Vorspiel zum Frieden?. Lit, Münster, Hamburg 1994, ISBN 9783894736026 (Jahrbuch für historische Friedensforschung. 2), S. 54–68, hier S. 60; Klaus Körner: Politische Broschüren im Kalten Krieg. 1967 (sic!) bis 1963. In: Deutsches Historisches Museum.
  5. Christoph Gunkel: 50 Jahre SPIEGEL-Affäre. Jagd auf „Libelle“. In: Spiegel online, 17. September 2012, (abgerufen 29. Dezember 2014); Lutz Hachmeister: Ein deutsches Nachrichtenmagazin. Der frühe Spiegel und sein NS-Personal. In: L. Hachmeister, F. Siering (Hrsg.): Die Herren Journalisten. Die Elite der deutschen Presse nach 1945. C.H. Beck, München 2002, S. 87.
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