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Friedrich Luft
Friedrich Luft (geb. 24. August 1911 in Friedenau; gest. 24. Dezember 1990 in Berlin) war einer der bedeutendsten Theaterkritiker Deutschlands.
Leben
Friedrich Luft war der Sohn eines deutschen Studienrates und einer schottischen Mutter. Sein älterer Bruder ist der deutsch-amerikanische Physiologe und Hochschullehrer Ulrich Cameron Luft. Er wuchs in der Bundesallee 74 (seinerzeit: Kaiserallee) in Friedenau auf und besuchte das nahe gelegene Friedenauer Gymnasium am Maybachplatz (heute: Perelsplatz). Er studierte Germanistik, Anglistik und Geschichte in Berlin und Königsberg. Mit großem Interesse hörte er bei Max Herrmann die Vorlesungen über Theatergeschichte. Ab 1936 war er freier Autor. Er schrieb Feuilletons für das Berliner Tageblatt und die Deutsche Allgemeine Zeitung. Für die Heeresfilmstelle verfasste er zahlreiche Drehbücher, beispielsweise für die Filme Die Brieftaube im Einsatz und Das Pferd und die Gasmaske für das Pferd. Zudem produzierte er Texte für den Kabarettisten Werner Finck. Im Jahr 1940 heiratete er die Zeichnerin Heide Thilo.
Unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg arbeitete er zunächst für den 1945 gegründeten Tagesspiegel. Er hatte eine Kolumne unter dem Titel Urbanus mit bis heute lesenswerten Alltagsskizzen aus der Berliner Nachkriegszeit. Diese wurden 1948 vom Suhrkamp Verlag unter dem Titel Tagesblätter von Urbanus veröffentlicht. Die 1947 von der amerikanischen Besatzungsmacht gegründete Neue Zeitung nahm ihn als Feuilletonchef ihrer Berliner Ausgabe in Dienst, und zwar als Theater- und Filmkritiker, bis sie 1952 ihr Erscheinen einstellte.
Vor allem aber war er beim Rundfunksender RIAS die „Stimme der Kritik“.[1]Jeden Sonntagmittag, von der Erstsendung am 7. Februar 1946 bis zum 28. Oktober 1990 kurz vor seinem Tod, sprach er in dieser Funktion über Berliner Theaterpremieren der jeweils zurückliegenden Woche. Als rhetorische Eigenheiten galten sein schnelles und teilweise atemlos abgehackt wirkendes Sprechen, eine bisweilen drastische Ausdrucksweise verbunden mit barocken Schnörkeln wie auch die gleiche, immer wiederkehrende Verabschiedungsformel von den Hörern:
„Wir sprechen uns wieder, in einer Woche. Wie immer – gleiche Zeit, gleiche Stelle, gleiche Welle. Ihr Friedrich Luft“.[2]
Zusätzlich dazu schrieb er im weiteren Verlauf auch Beiträge für die Süddeutsche Zeitung und Die Welt. Von Luft stammte darüber hinaus das deutsche Dialogbuch zu dem David-Lean-Klassiker Die Brücke am Kwai aus dem Jahr 1957.
Friedrich Luft sprach fließend Englisch.[3] Er wohnte und arbeitete 50 Jahre lang bis zu seinem Tode nahe dem Nollendorfplatz in der Schöneberger Maienstraße 4. Dort erinnert eine Gedenktafel an den in Berlin seinerzeit sehr beliebten Kritiker. Luft wurde auf dem Waldfriedhof Dahlem beigesetzt. Die gemeinsame Grabstätte mit seiner Frau befindet sich in der Abt. 8U-43.
Im Jahr 1991 wurde in Akademie der Künste das „Friedrich-Luft-Archiv“ eingerichtet. Es beinhaltet Manuskripte der Kritiken seiner Rundfunksendung „Stimme der Kritik“ sowie eine Sammlung von Lufts Zeitungskritiken und Glossen aus den Jahren 1945 bis 1990, seine Bibliothek und ein Tonbandarchiv mit Mitschnitten seiner Rundfunksendungen aus den Beständen des RIAS.[4]
Veröffentlichungen (Auswahl)
- Luftballons, 1939
- Tagesblätter von Urbanus, 1948
- Puella auf der Insel (Kinderbuch), 1949
- Quatsch in schöner Gestalt… – Vom Tiefsinn unserer Redner und Schreiber. In: Die Welt, 4. Mai 1957
- Gustaf Gründgens,1958. Rembrandt-Verlag, Berlin (2. Aufl. 1960)
- Vom großen, schönen Schweigen (Charlie-Chaplin-Biografie), 1958
- Luftsprünge, 1962
- Stimme der Kritik, 1965. Velber bei Hannover (erste und zweite Auflage 1961 unter dem Titel Berliner Theater 1945–1961)
- Stimme der Kritik. Theaterereignisse seit 1965, 1979. Stuttgart
- Die Stimme der Kritik. Gespräch mit Hans-Christoph Knebusch. In der Reihe Zeugen des Jahrhunderts, 1991
Sonstiges
Die Berliner Morgenpost verleiht seit 1992 den „Friedrich-Luft-Preis“. Dieser – derzeit mit 7500 Euro dotierte – Preis würdigt jährlich die beste Berliner Theateraufführung.[5]
Literatur
- Petra Kohse: Gleiche Stelle, gleiche Welle – Friedrich Luft und seine Zeit. Aufbau-Verlag, Berlin 1998, ISBN 3351024827 oder ISBN 978-3351024826.
Weblinks
- Literatur von und über Friedrich Luft im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Hans-Jörg von Jena: Der Kritiker Friedrich Luft. Ein vertrauter Zeitgenosse. (In: Junge Freiheit vom 12. Februar 1999, mit Bezug auf die erschienene Biografie von Petra Kohse)
- Ulrich Weinzierl: Eine Theaterlegende namens Friedrich Luft. In: Die Welt vom 24. Dezember 2010
- Tätigkeit als Schauspieler und Drehbuchautor laut IMDb
Einzelnachweise
- ↑ Die Stimme der Kritik bei Deutschlandradio
- ↑ Mitteilungen des Studienkreises Rundfunk und Geschichte – Informationen aus dem Deutschen Rundfunkarchiv
- ↑ Author Friedrich Luft discusses censorship in West Berlin auf ThoughtEquity (online)
- ↑ Akademie der Künste: Archiv Darstellende Kunst: Friedrich Luft Archiv
- ↑ Theaterforschung: Friedrich-Luft-Preis
Personendaten | |
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NAME | Luft, Friedrich |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Theaterkritiker |
GEBURTSDATUM | 24. August 1911 |
GEBURTSORT | Berlin-Friedenau |
STERBEDATUM | 24. Dezember 1990 |
STERBEORT | Berlin |
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Friedrich Luft aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar. |