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Fritz Crzellitzer

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Fritz Crzellitzer (geb. 14. August 1876 in Berlin; gest. 7. Mai 1942 in Tel Aviv) war ein deutscher Architekt.

Herkunft

Fritz Crzellitzers war Sohn des Breslauer Kaufmanns Emil Crzellitzer (1838-1901) und von Betty Weinberg (gestorben 1882). Fritz hatte eine älter Schwester Rose (geboren 1874). Nach Bettys Tod heiratete sein Vater Adele Brutkiewitz (1862-1902), die Mutter von Fritz' Halbbrüdern Erich (geboren 1885) und Hans (geboren 1888).

Emils Vater Simon Czellitzer (1806-1878), der zunächst Konditor in Ohlau war, übersiedelte wegen fehlendem Erfolg nach Breslau. Simons erste Frau Amalie Joachimsohn (1810-1836) starb früh, ebenso ihr Sohn 1834 Jakob als Säugling 1834 und Tochter Dorothea (1832-1837) an Auszehrung. Seine zweite Frau Rosalie Friedländer (1811-1868) ist Mutter von Emil und Siegfried (1839-1908), dem Vater des Augenarztes und Genealogen Arthur Czellitzer (1872-1943). Eine von Simon gegründete Zuckerwarenfabrik in Breslau wurde dort insbesondere für ihre "Brustkaramellen" bekannt und beschäftigte zeitweilig bis zu 20 Arbeiter. Später wurde das durch Siegfried weitergeführte Unternehmen technisch von der mit Dampfmaschinen arbeitenden Konkurrenz überholt.

Emil kam nach jahrelanger Suche um eine feste Anstellung als vereidigter Makler zu einem großen Vermögen, u.a. als geheimer Beauftragter der Preußischen Regierung beim Aufkauf von Aktien im Zuge von Bismarcks Plänen zur Verstaatlichung der Eisenbahn, und als Händler an der Berliner Börse. Emil wohnte 1883 in der Sigismundstrasse Nr.3, eine Etage unter Adolf Menzel und besaß später ein Haus in der Matthäikirchstraße Nr.5.

Leben

Fritz zeigte früh eine Begabung für Musik, Malerei und Bildhauerei. Auf Anraten des Vaters studierte er ab 1894-1896 Hochbau an der Könglichen Technischen Hochschule zu Berlin in Charlottenburg. 1904 heiratete er die ca. gleichaltrige Martha Schoenflies. Ihre drei Kinder waren Franz (1905-1979), Robert (1907-1940) und Hedwig (1909-1957). Martha hatte zeitweise angestrebt, Opernsängerin zu werden und auch die drei Kinder waren musikalisch und künstlerisch veranlagt. Franz, der nach Israel emigrierte war ein bekannter Komponist. Robert starb bei einem Luftangriff in Frankreich und hinterließ seine Frau Ruth Neufeld und zwei Kinder. Hedwig arbeitete als Modezeichnerin erst in Frankreich, dann in Italien, wo sie den bekannten deutschstämmigen Rundfunkredakteur Vittorio Cramer (geb. 1907) heiratete und 1940 eine Tochter bekam.

Fritz arbeitete zunächst im Staatsdienst und wurde Regierungsbaumeister. Später ließ er sich in Berlin als Privatarchitekt nieder. Zugleich war er als sachverständiger Gutachter für verschiedene Hypothekenbanken tätig.

Villa Stubenrauchstraße 9 in Berlin-Zehlendorf, Aquarell 1910[1]

1906 erwarb er ein Grundstück in Berlin-Zehlendorf und baute dort im Stile von Hermann Muthesius eine große Villa für seine Familie und eine kleinere für seine Schwiegermutter. Sein in einem großen Garten gelegenes Wohnhaus besaß ein hohes Giebeldach, einen Musiksaal im Erdgeschoss und ein Atelier im Obergeschoss. 1908 baute er den Marstall der Villa Thyssen in der Nähe des Stienitzsees in Hennickendorf bei Berlin. Eine Villa ähnlich seinem Wohnhaus entwarf Crzellitzer 1909 in Berlin-Lichterfelde für den befreundeten Maler Moritz Posener, Vater des späteren Architekturhistorikers Julius Posener.

Australische Botschaft in Berlin, 2008

An der Berliner Wallstraße baute er 1912-1913 einen Industriekomplex mit eigenem Stichkanal zur Spree. In dem Gebäude saßen vor dem Krieg verschiedene Firmen, 1945 kurzzeitig das Zentralkomitee der KPD, 1946-1992 der Dietz Verlag und seit 2003 die Australische Botschaft. Czellitzer entwarf zudem mehrere Villen am Griebnitzsee.

Über die familiären Verbindungen seiner Frau Martha erhielt er die 1913 den Auftrag, in ihrer Heimatstadt Landsberg an der Warthe eine Volkswohlfahrtshaus zu bauen, das von dem Landsberger Industriellen Max Bahr finanziert wurde. Das Gebäude umfasste eine Sporthalle, eine Bibliothek mit Leseraum und Vereinsräume für Jugendorganisationen. Es wurde bald im 1. Weltkrieg als Lazarett, und ab 1920 als Schule genutzt. Während des zweiten Weltkrieges war der Innenhof Sammelplatz für die Landsberger Juden zum Transport in Konzentrations- und Vernichtungslager. Der niedrigere Trakt mit Turnhalle wurde im zweiten Wektkrieg zerstört und an der Stelle später ein neues Schulgebäude errichtet. Der erhaltene Haupttrakt von Crzellitzers Ensemble wurde um- und ausgebaut und wird als Gebäude der Fachoberschule für Elektrotechnik „Henryk Sucharski“ genutzt.[2]

Infolge des in den 1920er Jahren zunehmenden Antisemitismus gingen die Entwurfsaufträge zurück, und die Tätigkeit als Gutachter trat für Crzellitzer in den Vordergrund.

1928-1930 baute Crzellitzer in Landsberg auch ein öffentliches Hallenbad (Volksbad). Das Gebäude wurde auch nach dem zweiten Weltkrieg als Badeanstalt genutzt, und dann in eine Turnhalle umgewandelt. Auch das Volksbad wurde von Max Bahr finanziert, der nach dem Krieg 1945 unter ungeklärten Umständen erschossen wurde.[2]

Seit 1930 litt Crzellitzer zunehmend an Herzbeschwerden, die bis 1938 mehrfach zu Schwächenanfällen führten, und ihn monatelang am Ausgehen hinderten. Im Sommer 1939 erwirkte Hedwig seine und Marthas Ausreise zu sich nach Italien. Wenige Tage später erhielten sie und alle anderen immigrieten Juden die Ausweisung aus Italien. Nachdem ihre Aufenthaltsgenehmigung wegen Fritz' schlechtem Gesundheitszustand mehrfach verlängert worden war, reisten sie im März 1940 zu Franz nach Tel Aviv aus, wobei Martha auf dem Schiff eine fiebrige Blinddarmentzündung erlitt. Dort starb Fritz 1942. Seine Liedkompositionen hat Karl 1970 herausgegeben.

Werke

Bauten

  • Gorzów Wielkopolski (Landsberg an der Warthe)
    • Ulica Dabrowskiego, Volkswohlfahrtshaus 1913-1914
    • Ulica Wladislawa Jagielly, Volksbad 1928-1930
  • Berlin-Zehlendorf (→ Liste der Kulturdenkmale in Berlin-Zehlendorf)
    • Stubenrauchstraße Nr. 7, kleinere Villa 1906-1907
    • Stubenrauchstraße Nr. 9, größere Villa 1906-1907
    • Stubenrauchstraße Nr. 12, Villa 1928
  • Berlin-Lichterfelde, Baseler Str. 79, Wohnhaus Posener 1909
  • Berlin Mitte, Wallstraße 76-79, Industriekomplex (→ Australische Botschaft in Berlin#Geschichte des Botschaftsgebäudes)
  • Hennickendorf (Rüdersdorf), Berliner Strasse, Marstall

Kompositionen

  • Karl Crzellitzer (Hrsg.): Einundzwanzig Lieder. Mittellage, für Gesang und Klavier, Tel Aviv 11970, Robert Forberg, Bonn 1975

Literatur

  • Arthur Czellitzer: Geschichte meiner Familie. 1940, Leo Baeck Institute, S. 36-43
  • Julius Posener: Fast so alt wie das Jahrhundert. Birkhäuser, 1993, S. 50f.
  • Myra Warhaftig: Deutsche Jüdische Architekten vor und nach 1933 – Das Lexikon. S. 110 ff.

Einzelnachweise

  1. Oscar Grüner, Heinrich Metzendorf, Hermann Muthesius, Max Hans Kühne, Josef Franz Maria Hoffmann: Moderne Villen in Meisteraquarellen. 64 Tafeln, Friedrich Wolfrum & Co., Wien und Leipzig 1910
  2. 2,0 2,1 Günter Schlusche and Claudia Marcy: Report on the Architectural Tour, Seite 1-4 in: Architectural Tours 2012 (7 Seiten pdf), Gesellschaft zur Erforschung des Lebens und Wirkens deutschsprachiger jüdischer Architekten
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Fritz Crzellitzer aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.