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Geisha

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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig. Zum gleichnamigen Asteroiden siehe (1047) Geisha.
Geisha
Geisha in Kyōtos Stadtteil Gion

Eine Geisha [ˈgeːʃa] (jap. 芸者, „Person der Künste“) ist eine japanische Unterhaltungskünstlerin, die traditionelle japanische Künste darbietet.

Wortherkunft und Terminologie

Der Begriff Geisha, zusammengesetzt aus gei (, Kunst oder Künste) und sha (, Person), stammt aus dem Tokioter Dialekt und wurde von dort in die europäischen Sprachen übernommen. Das Hochjapanische kennt den Begriff geigi (芸妓, Künstlerin), im Kansai-Dialekt werden sie als geiko (芸子, Kind/Mädchen der Kunst) bezeichnet. Eine Geisha in Ausbildung wird in Tokio unter anderem hangyoku (半玉, Halb-Juwel) oder oshaku (雛妓) und in Kyōto maiko (舞妓, tanzendes Mädchen) genannt.

Historische Entwicklung

Zwei Shamisen spielende Geishas

Der Beruf der Geisha hat seine Ursprünge in den taikomochi oder hōkan (am ehesten vergleichbar mit Alleinunterhaltern bei Hofe) und wurde zunächst nur von Männern ausgeübt. Die ersten Frauen, die etwa ab dem 17. Jahrhundert den Beruf auszuüben begannen, wurden noch onna geisha (女芸者, „weibliche Geisha“) genannt.

Die Blütezeit der Geishas war im 18. und 19. Jahrhundert, in dieser Zeit waren ihre Dienste als Unterhalterinnen gefragt und erschwinglich; auch waren sie Trendsetterinnen im Bereich der Mode. Nach der Meiji-Restauration änderte sich ihre Rolle zu Bewahrerinnen der traditionellen Künste.

In den meisten japanischen Städten gab es in der Vergangenheit sogenannte Hanamachi („Blumen-Viertel“; hana ist auch ein Euphemismus für eine Prostituierte). In diesen Vergnügungsvierteln lebten Geishas in Okiyas, den Wohnhäusern einer Geishagemeinschaft, zusammen. Heutzutage existieren nur noch wenige hanamachi, die berühmtesten davon in Kyōto, dem Zentrum der japanischen Geisha-Kultur. Das größte und bekannteste hanamachi ist Gion. Die Zahl der Geishas geht stetig zurück, und ihre Dienste sind teuer und exklusiv.

Im Dezember 2007 debütierte in Tokio zum ersten Mal eine westliche Frau als Geisha, und zwar unter dem Namen Sayuki.[1] Seit 2012 gibt es zwei Ausländerinnen, die als Geisha in Japan arbeiten und die formell den japanischen Geisha-Verbänden angehören: Ibu, eine Geiko ukrainischer Abstammung, die in Anjo,[2] und Fukutaro (Isabella Onou), rumänische Staatsangehörige, die im Izu-Nagaoka Bezirk in Shizuoka arbeitet.[3]

Ausbildung

Maiko mit Juni-Kanzashi in Gion

Die Grundausbildung einer Maiko, einer Lerngeisha, begann früher traditionell mit sechs Jahren, sechs Monaten und sechs Tagen, also am 2190. oder 2191. Lebenstag. Mittlerweile ist sie jedoch seit 1952 erst ab dem Alter von 16 Jahren möglich und dauert dann normalerweise fünf Jahre. In dieser Zeit lernt die künftige Geisha die Grundlagen der traditionellen japanischen Künste wie Kalligrafie und das Spiel auf mehreren japanischen Musikinstrumenten, zum Beispiel Schamisen (Laute), Fue (Flöte) und Tsuzumi (Handtrommel). Eine Geisha muss auch gewandt in Konversation und eine gute Sängerin, Tänzerin und Gastgeberin sein und die Teezeremonie beherrschen. Die hohen Kosten für die Ausbildung werden von den Besitzerinnen der Okiya übernommen und müssen von den Geishas später zurückgezahlt werden. Viele Geishas üben ihren Beruf bis ins hohe Alter aus.

Um erfolgreich zu sein, muss eine Geisha anmutig, charmant, gebildet und geistreich wirken. Sie muss außerdem die Regeln der Etikette einwandfrei beherrschen und bei jeder Gelegenheit Haltung bewahren können.

Unterhaltung

Gion, 2003

Geishas treten für gewöhnlich bei Feiern oder Versammlungen auf, etwa in Teehäusern (茶屋, chaya) oder in traditionellen japanischen Lokalen (料亭, ryōtei). Die Buchung erfolgt bei einem kemban (検番), also bei einer „Geisha-Agentur“, die die Termine organisiert und die Zeitpläne für Auftritte und Ausbildung verwaltet. Die Kosten für eine Geisha richten sich nach ihrer Arbeitszeit, die traditionell als Brenndauer bestimmter Räucherstäbchen festgelegt wird, und werden „Räucherstäbchengebühr“ (線香代, senkōdai) oder „Juwelengebühr“ (玉代, kyokudai) genannt.

Kleidung und Accessoires

Typische Bemalung des Nackens und November-Kanzashi

Als im 17. Jahrhundert die ersten Frauen begannen, den Geisha-Beruf auszuüben, befürchteten die damaligen Kurtisanen (Oiran) Konkurrenzkämpfe. Deswegen wurde den Geishas auffällige Kleidung und Haarschmuck verboten. Traditionelle Berufskleidung der Geishas sind seidene Kimonos. Von November bis März sind diese wattiert, den Rest des Jahres – ungeachtet der Temperaturen – aus dünner Seide. Der Kimono und Obi einer Geisha können bis zu 20 kg wiegen.

An den Füßen tragen Geishas spezielle Holzsandalen, die Getas. Die Frisur besteht normalerweise aus einem schlichten Haarknoten, zu besonderen Gelegenheiten werden aber auch kunstvoll geschlungene, schwarze Perücken (Katsura) getragen. An der Frisur mit ihren Kanzashi einer Maiko kann man erkennen, in welchem Abschnitt ihrer Ausbildung sie gerade ist. Eine Maiko verwendet keine Perücken.

Auch wenn im Westen ein weiß gepudertes Gesicht mit einem rubinroten Schmollmund als Markenzeichen der Geishas gilt, wird dieses Make-up nur zu offiziellen Anlässen oder Aufträgen der Geisha angelegt. Je älter die Geisha wird, desto dezenter schminkt sie sich, da sie hauptsächlich mit ihrer Kunst Aufmerksamkeit erregen soll, nicht mit ihrer Schönheit. Des Weiteren ist das weiße Make-up darauf zurückzuführen, dass es früher nur Kerzenlicht gab. Das Weiß sollte das Licht reflektieren und so das Gesicht der Geisha im Kerzenschein betonen.[4] Das Gesicht wird mit einer weißen Paste geschminkt (Oshiroi). Ein Bestandteil des traditionellen Make-ups ist ein Muster im Nacken (zwei Linien im Alltag, drei Linien zu besonderen Anlässen), das dem Make-up eine erotische Ausstrahlung verleiht, da das Gesichts-Make-up wie eine Maske wirkt und nur wenig Haut den direkten Blicken ausgesetzt ist. Bevor eine Maiko ein volles Jahr tätig ist, darf sie nur die Unterlippe rot schminken. Nach einem Jahr Berufstätigkeit darf sie beide Lippen rot ausmalen.

Bild und Realität der Geishas und ihr Verhältnis zur Erotik

Geishas in der Edo-Zeit

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Während der Edo-Periode war Prostitution legal. Prostituierte, auch Oiran genannt, arbeiteten in lizenzierten Distrikten. Im 17. Jahrhundert ließen die Oiran manchmal Männer, die Geisha genannt wurden, gegen Bezahlung auf ihren Feiern auftreten. Später gab es in den Distrikten eine klare Unterscheidung zwischen Prostituierten und Geishas. Geishas waren sexuelle Beziehungen zu den Kunden verboten.

Geishas heute

Geishas beim 134. Miyako-Odori

Geishas sind Bewahrerinnen der traditionellen Künste. Erotik spielt bei der Unterhaltung der Gäste entweder gar keine oder nur eine untergeordnete Rolle. Es geht darum, den Geist zu beleben, eine intellektuelle Konversation zu führen und das tänzerische und musikalische Geschick der Geishas und Maikos zu bestaunen. Wer es schafft, in ein Teehaus zu kommen, wozu man einen Bürgen braucht, der bekommt einen niveauvollen Abend geboten: Freude, Unterhaltung und Geistreichtum. Durch die amerikanische Darstellung in der vergangenen Kriegszeit und der Filmindustrie hält sich ein falsches Bild von Geishas als Prostituierten. Aber selbst einige Japaner verstehen oft nicht, dass dieses Bild über die Geishas nicht mit der Realität übereinstimmt.[5]

Viele Geishas betreiben eine Website oder Blogs über ihr alltägliches Leben und sind erfolgreiche Geschäftsfrauen, die nicht mehr abhängig von einer Okiya sind.

Literatur

Sachbücher

  • Michael Stein: Japans Kurtisanen: Eine Kulturgeschichte der japanischen Meisterinnen der Unterhaltungskunst und Erotik aus zwölf Jahrhunderten. Iudicium, München 1997, ISBN 3-89129-314-3.
  • Liza Dalby, Dirk van Gunsteren (Übersetzer): Geisha. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg, 2004, ISBN 3-499-26491-9.
  • Mineko Iwasaki, Elke vom Scheidt (Übersetzerin): Die wahre Geschichte der Geisha. Ullstein, München 2004, ISBN 978-3-548-26186-7.
  • Ursula Richter: Das Leben der Geisha, die Wirklichkeit hinter der weißen Maske. Bastei Lübbe, Bergisch Gladbach, 2007, ISBN 978-3-404-60586-6; zuvor als :Das Lächeln der Geisha. Geheimnisse japanischer Lebenskunst. Ehrenwirt, Bergisch Glattbach 2005, ISBN 978-343-103629-9.

Romane

Spielfilme und Dokumentationen

Weblinks

 Commons: Geisha – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Aussie geisha speaks out, The Japan Times, 29. Juni 2008.
  2. Chunichi Shimbun, 1st of October 2011, 3rd opening
  3. Gilhooly, Rob: Romanian woman thrives as geisha (en). , The Japan Times, 23. Juli 2011. Abgerufen am 16. Dezember 2014. 
  4. arte: Geisha Azubi
  5. Geisha. TV-Dokumentation (45 Min.), gesendet am 12. März 2010 auf Arte.
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