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Georg L. Berger

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Georg L. Berger (* 12. September 1893 in Würzburg[1]; † 1977 in Egglkofen) war ein Kaufmann, HJ-Führer und Ministerialrat, der durch Arisierungen und enge Zusammenarbeit mit dem NS-Regime Leiter des Lebensmittelkonzerns Ankerbrot wurde.

Leben

Berger besuchte die Volks- und Realschule und machte eine kaufmännische Lehre.[1] Von 1911 bis 1922 war er Buchhalter in verschiedenen Firmen, unterbrochen von 1912 bis 1918 durch den Militärdienst und die Teilnahme am Ersten Weltkrieg im 8. Bayerischen Feldartillerie-Regiment.[1] Zwischen 1922 und 1926 war er Prokurist in Reutte. Es folgte von 1927 bis 1934 die selbstständige Tätigkeit als Bücherrevisor, Steuer- und Rechtsberater und Wirtschaftstreuhänder.[1]

Berger trat am 1. Juni 1931 in die NSDAP ein (Mitgliedsnummer 547 083)[1] und war bis 1944 zahlendes Mitglied. Im Mai 1934 begann seine Tätigkeit als Reichsrevisor im Reichsrevisionsamt der Reichsleitung der NSDAP.[1] 1935 wurde er zum Leiter des Verwaltungsamtes der Reichsjugendführung ernannt. Mit diesem Amt war die Funktion des Reichskassenverwalters der Hitlerjugend verbunden.[2]:S. 959 1936 folgte die Ernennung zum Gebietsführer der Hitlerjugend.[1] 1937 wurde er, wie beispielsweise auch Hartmann Lauterbacher, verbeamtet und Ministerialrat.[3] Im Juni 1939 schied er auf eigenen Wunsch aus der Reichsjugendführung aus.[2]:S. 965 Anschließend war er auf Empfehlung des nationalsozialistischen Parteifunktionärs und Politikers Alfred Proksch bis September 1942 Generaldirektor des Nahrungsmittelkonzerns Ankerbrot.[3] Es folgte eine Verwendung als Direktor im Reichsfinanzministerium.[2]:S. 588 Seit November 1939 war er Mitglied im Aufsichtsrat der Deutschen Umsiedlungs-Treuhandgesellschaft.[1]

Berger bewohnte mit seiner Familie die arisierte Villa Fritz Mendels, des jüdischen Alt-Eigentümers und Gründers der Firma Ankerbrot im 18. Wiener Bezirk. In einem Polizeibericht vom 20. Juni 1942 wurde kritisiert, Berger habe seine Villa „mit einem unerhörten, in einem krassen Widerspruch zu den durch die Kriegslage gebotenen Sparmaßnahmen stehenden Aufwand“ ausgebaut. Außerdem habe Berger Nahrungsmittel aus der Firma für private Zwecke gehortet. Er wurde daher im Jahre 1942 wegen Korruption angeklagt und suspendiert. Dennoch verblieb er bis 1944 in Mendels Villa.

Er diente im Zweiten Weltkrieg als Soldat in Ost-Österreich und geriet in sowjetische Kriegsgefangenschaft. Nach dem Krieg kehrte er nach Angaben seines Sohnes als gebrochener Mann zurück. Er arbeitete später als Handelsvertreter.

Er starb in Egglkofen, der Heimat seiner zweiten Frau Thilde Altmann, wo er auch beerdigt wurde. Sein Sohn in zweiter Ehe ist der Unternehmensberater Roland Berger, vor der Eheschließung Roland Altmann.[3]

Aufarbeitung der Vergangenheit

Viele Jahre lang hatte Roland Berger seinen Vater als NS-Opfer dargestellt, nach seiner Darstellung im guten Glauben an die Richtigkeit der Aussagen seines Vaters.[4] Er beauftragte 2019 die deutschen Historiker Michael Wolffsohn und Sönke Neitzel, die Vergangenheit seines Vaters aufzuarbeiten.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 1,5 1,6 1,7 Michael Buddrus: Totale Erziehung für den totalen Krieg. Hitlerjugend und nationalsozialistische Jugendpolitik (= Texte und Materialien zur Zeitgeschichte. 13). Zwei Teile. De Gruyter Saur, Berlin/Boston 2003, ISBN 978-3-11-096795-1, S. 1121.
  2. 2,0 2,1 2,2 Michael Buddrus: Totale Erziehung für den totalen Krieg. Hitlerjugend und nationalsozialistische Jugendpolitik (= Texte und Materialien zur Zeitgeschichte. 13). Zwei Teile. De Gruyter Saur, Berlin/Boston 2003, ISBN 978-3-11-096795-1.
  3. 3,0 3,1 3,2 Interview: Schönfärberei oder Selbstbetrug? Roland Berger stellt sich der Wahrheit über seinen Vater Georg. Abgerufen am 19. Oktober 2019.
  4. Roland Berger, sein Nazivater und die Schuld der deutschen Wirtschaft. In: handelsblatt.com. 18. Oktober 2019, abgerufen am 18. Oktober 2019.
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Georg L. Berger aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.