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Gerd Hegemann

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Gerd Hermann Hegemann (* 5. September 1912 in Warstein; † 28. Januar 1999 in München) war ein deutscher Chirurg und Hochschullehrer.

Herkunft, Studium und Berufseinstieg

Gerd Hegemann war der Sohn des Mediziners und Heilanstaltdirektors Ferdinand Hegemann und dessen Ehefrau Hella, geborene Uhlenbrock. Er beendete seine Schullaufbahn 1931 am humanistischen Gymnasium in Brilon und begann zunächst Rechtswissenschaft zu studieren.[1] Ab 1931 absolvierte er dann ein Medizinstudium an den Universitäten Freiburg im Breisgau, Bonn, Berlin sowie Münster.[2] Nach dem medizinischen Staatsexamen wurde er an der Universität Münster 1936 zum Dr. med. promoviert und 1937 approbiert. Nach dem Medizinalpraktikum in Dresden war er in Münster ab Spätsommer 1937 − unterbrochen von einem halbjährigen Studienaufenthalt in Lyon − am Hygiene-Institut bei Karl Wilhelm Jötten und ab 1939 am Pathologischen Institut bei Friedrich Klinge als Assistenzarzt tätig.[1]

Zweiter Weltkrieg – Sanitätsoffizier

Nach Beginn des Zweiten Weltkrieges war Hegemann, Angehöriger der SA und Mitglied der NSDAP seit 1937, als Chirurg bei einer Sanitätskompanie eingesetzt. Ab August 1943 war er wissenschaftlicher Assistent bei Paul Rostock an der Berliner Chirurgischen Universitätsklinik. Zudem war der Stabsarzt als beratender Chirurg bei der Lehrgruppe C der Militärärztlichen Akademie tätig sowie ab 1944 in der Abteilung des „Beauftragten für medizinische Wissenschaft und Forschung" Paul Rostock, die dem „NS-Generalkommissar für das Sanitäts- und Gesundheitswesen“ Karl Brandt unterstellt war.[3] Nach Kriegsende gab er im Zuge des Nürnberger Ärzteprozesses eine eidesstattliche Erklärung zur Verteidigung des angeklagten Rostock ab.[4]

Er heiratete 1944 Ursula Isphorsing.[1]

Nach 1945

Habilitation in Marburg, Chirurgie-Professur in Erlangen und Wirken

Er war ab 1945 an der Chirurgischen Klinik der Universität Marburg beschäftigt, wo er sich 1948 für Chirurgie habilitierte und anschließend als Privatdozent sowie ab 1953 als Oberarzt beziehungsweise ab 1954 als außerplanmäßiger Professor wirkte. Anfang November 1955 wurde er auf den Lehrstuhl für Chirurgie an die Universität Erlangen berufen, wo er als Direktor auch der Chirurgischen Universitätsklinik vorstand.[2] Er wurde Anfang Dezember 1977 emeritiert.[1]

Hegemann wirkte auf dem gesamten Gebiet der Chirurgie, jedoch hauptsächlich im Bereich der Bauch-, Thorax- und Gefäßchirurgie. Er operierte 1959 an der Chirurgischen Universitätsklinik Erlangen erstmals am offenen Herzen.[5] Er trieb den Ausbau der Chirurgischen Klinik in Erlangen voran und war Verfasser vieler fachspezifischer Publikationen.

Erlanger Professorenkrieg − Auseinandersetzung mit Julius Hackethal

Medienwirksam wurde 1963/64 ein heftiger Konflikt zwischen Klinikdirektor Hegemann und seinem langjährigen Oberarzt sowie außerplanmäßigen Professor Karl Heinz Hackethal, später bekannt als Julius Hackethal, an der Universität Erlangen ausgetragen. Ausgangspunkt war die Neubesetzung von Oberarztstellen durch Hegemann im November 1963, wo Hackethal nicht wie von ihm selbst erwartet stellvertretender Chefarzt der Chirurgischen Klinik wurde und sich dadurch benachteiligt sah. Die Kontroverse um die Stellenneubesetzungen zwischen Hackethal und Hegemann führten dazu, dass der sich von Hackethal bedroht fühlende Hegemann diesem Operationsverbot erteilte und ein Disziplinarverfahren gegen ihn anstrengte. Hackethal unterrichtete anschließend nur noch an der Schule für Krankengymnastinnen und hielt eine Vorlesung in „Allgemeiner Chirurgie“. Von Kollegen der Medizinischen Fakultät wurden dessen Vorlesungen als nicht ausreichend wissenschaftlich gerügt und darin Vorwürfe gegen Hegemann ausgemacht, die eines Professors unwürdig seien. Schließlich wurde gegen Hackethal ein Dienststrafverfahren wegen Beleidigung, Nötigung und Störung des Dienstbetriebes angestrengt und ihm vorläufig die Lehrbefugnis entzogen. Hackethal hatte zwischenzeitlich Hegemann zahlreicher schwerer Kunstfehler bezichtigt und die Wiederaufnahme eines bereits 1959 eingestellten Verfahrens gegen Hegemann betrieben (Hintergrund war der Todesfall einer Patientin nach einer von Hegemann vorgenommenen Operation am Herzen). Des Weiteren wandte er sich an die Staatsanwaltschaft um Hegemann mit Operationsverbot zu belegen wegen einer angeblich hohen Mortalitäts-Quote bei Operationen. Der Konflikt gipfelte jeweils in der Beantragung eines Waffenscheins durch die Kontrahenten, da beide gegenseitig einen Anschlag auf ihre Person fürchteten. Mittlerweile waren auch der bayerische Kultusminister Theodor Maunz und der Berufsverband Deutscher Chirurgen mit der Auseinandersetzung befasst, die zudem Unruhe in die Ärzteschaft brachte und auch Patienten tangierte. Es liefen Ermittlungsverfahren gegen Hegemann und Hackethal, wobei das Verfahren gegen Hegemann aufgrund unzutreffender Vorwürfe bald eingestellt wurde. Hackethal wurde danach in einem weiteren Verfahren die Verbreitung seiner Anschuldigungen gegen Hegemann untersagt. Anfang Februar 1964 beendete Hackethal sein Dienst- und Beamtenverhältnis mit der Erlanger Universität und widerrief noch während laufender Verfahren bald darauf alle von ihm gegen Hegemann erhobenen Vorwürfe.[6][7]

Ehrungen und Mitgliedschaften

  • Mitglied der Physikalisch-medizinischen Sozietät (1956)[1]
  • Vorsitzender der Bayerischen Chirurgen-Vereinigung (1965) und später Ehrenmitglied[1]
  • Bayerischer Verdienstorden (1975)
  • Goldener Ehrenring der Stadt Erlangen (1979)[1]
  • Max-Lebsche-Medaille der Vereinigung Bayerischer Chirurgen(1988)[8]
  • Gerd-Hegemann-Reisestipendium von der Vereinigung der Bayerischen Chirurgen[9]

Schriften (Auswahl)

  • Beitrag zur Kenntnis der Myoblastenmyome, Bottrop i. W. 1937, (zugleich Universität Münster, Med. Diss., 1938)
  • Die individuelle Reaktionsweise bei chirurgischen Infektionsprozessen, Springer-Verlag, Berlin/ Göttingen/ Heidelberg 1949 (zugleich Universität Marburg, Medizinische Fakultät, Habilitatiuonsschrift v. 10. Juli 1948)
  • Allgemeine und spezielle chirurgische Operationslehre, Springer-Verlag, 2. Auflage, Berlin, Heidelberg, New York 1958 (Mehrteiliges Werk)

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 1,5 1,6 Renate Wittern (Hrsg.): Die Professoren und Dozenten der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen 1743 - 1960, Teil 2: Medizinische Fakultät, Erlangen 1999, S. 71
  2. 2,0 2,1 Deutsche Biographische Enzyklopädie, Band 4 Görres–Hittorp, München 2006, S. 554
  3. Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich, Frankfurt am Main 2007, S. 237
  4. Erschließungsband zur Mikrofiche-Edition: Mit einer Einleitung von Angelika Ebbinghaus zur Geschichte des Prozesses und Kurzbiographien der Prozeßbeteiligten. S. 102. Karsten Linne (Hrsg.): Der Nürnberger Ärzteprozeß 1946/47. Wortprotokolle, Anklage- und Verteidigungsmaterial, Quellen zum Umfeld. Im Auftrag der Hamburger Stiftung Sozialgeschichte des 20. Jahrhunderts herausgegeben von Klaus Dörner, Deutsche Ausgabe, Mikrofiche-Edition, München 1999
  5. Hans-Michael Körner (Hg.) unter Mitarbeit von Bruno Jahn: Große Bayerische Biographische Enzyklopädie. Band 1 A-G, München 2005, S. 787
  6. Napoleon in der Klinik – Affären. In: Der Spiegel, Ausgabe 6/1964 vom 5. Februar 1964, S. 30-32
  7. Paul Stein: Professoren ohne Pistolen. In Erlangen fand der Ärzte-Streit ein schnelles Ende. In: Die Zeit, Ausgabe 28 vom 10. Juli 1964
  8. Helmut Friess (Hrsg.): 100 JAHRE Vereinigung der Bayerischen Chirurgen 1911−2011, Aktiv Druck GmbH, Ebelsbach 2011, S. 270
  9. Helmut Friess (Hrsg.): 100 JAHRE Vereinigung der Bayerischen Chirurgen 1911−2011, Aktiv Druck GmbH, Ebelsbach 2011, S. 253
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