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Gerontologie
Gerontologie (gr. γέρων géron „Greis“, λόγος lógos „Lehre“), auch Alters- oder Alternswissenschaft genannt, ist die Wissenschaft vom Altern der Menschen.
Definition
Die Gerontologie untersucht das Altsein und das Älterwerden und wird deshalb auch als Alters- und Alternswissenschaft bezeichnet. Sie erforscht die damit verbundenen Phänomene, Probleme und Ressourcen interdisziplinär und steht im Austausch mit verschiedenen Natur-, Human-, Sozial- und Geisteswissenschaften: „Gerontologie beschäftigt sich mit der Beschreibung, Erklärung und Modifikation von körperlichen, psychischen, sozialen, historischen und kulturellen Aspekten des Alterns und Alters, einschließlich der Analyse von alternsrelevanten und alternskonstituierenden Umwelten und sozialen Umwelten.“[1] Auch die aktuellen Probleme alter Menschen und der Sozialpolitik prägen die Forschungsfragen der Gerontologie.
In Österreich ist Gerontologie Bestandteil der Berufsausbildung in einigen Pflegeberufen; in Deutschland in der Altenpflege-Ausbildung ein dreistündiges Pflichtfach.
Disziplinen
Zur Gerontologie zählen im erweiterten Sinne: Altenhilfe (Unterstützung älterer Menschen durch Institutionen), Alterssoziologie oder Gerontosoziologie (Erforschung soziologischer Aspekte), Biogerontologie (Erforschung der biologischen Ursachen), Demographie (Bevölkerungsentwicklung), Geriatrie (Forschung, Diagnose, Therapie und Rehabilitation von Krankheiten im Alter), Gerontopsychiatrie (Diagnose und Therapie psychischer Erkrankungen im Alter), Gerontopsychologie (Erforschung der psychologischen Aspekte), Gerontopsychotherapie (Seelische Unterstützung im Alter - siehe auch Hauptartikel Psychotherapie), Seniorenmanagement (Organisation des Alltags älterer Menschen), soziale Gerontologie (Erforschung der sozialen Aspekte) und praktische Theologie (theologische Deutung des Alterns).
Aufgaben der Gerontologie
Die Gerontologie reflektiert den Wandel des Altersbildes in der Gesellschaft. Zielgruppe sind hierbei die allgemeine Öffentlichkeit, die Senioren selbst, beruflich mit Senioren befasste Gruppen und die Politik. Als Medium zwischen Universitäten und Allgemeinheit dienen Seniorentage und Kongresse. Zur gerontologischen Forschung zählen die Untersuchung der biologischen Grundlagen des Älterwerdens ebenso wie die Veränderung der sozialen Systeme. Sozialwissenschaften und Demographie bilden Nachbarwissenschaften der Gerontologie. Ziel der Gerontologie ist die Verknüpfung unterschiedlicher Fachbereiche wie Geriatrie, Gerontopsychiatrie, Altenpflege und Sozialarbeit zu einer eigenständigen wissenschaftlichen Disziplin. Es ist eine verstärkte Zuwendung zu pragmatischen Fragestellungen zu beobachten. Auch Disziplinen der Volkswirtschaftslehre bedienen etwa die Frage nach einer optimalen Ausgestaltung des Rentensystems. Wirtschaftswissenschaftliche Kenntnisse werden aufgrund der steigenden Managementorientierung des Bereiches in Zukunft zunehmen. Die Deutsche Bundesregierung hat bislang sechs Altenberichte veröffentlicht, welche die Situation alter Menschen untersuchen (1991 – 2010).
Studien- und Fortbildungsmöglichkeiten
Im Zuge des Bologna-Prozesses wurden die alten Diplomstudiengänge (Diplom-Gerontologie, Diplom-Psychogerontologie) weitestgehend in Bachelor- und Masterstudiengänge umgewandelt. Aktuell besteht in Deutschland im Bereich der Gerontologie folgendes Studienangebot:
Hochschulen
- Technische Universität Dortmund[2]
- Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg[3]
- Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg[4]
- Universität Stuttgart[5]
- Universität Vechta [6]
Fachhochschulen
- Hochschule Lausitz [7]
- Ev. Fachhochschule Ludwigshafen [8]
- Hochschule Mannheim (Kontaktstudium Angewandte Gerontologie)
- Hochschule Zittau/Görlitz (Weiterbildungsstudiengang Soziale Gerontologie M.A.)
In der Schweiz bieten unter anderen die "Schule für Angewandte Gerontologie"[9] und das Bildungszentrum Gesundheit und Soziales in Chur verschiedene Lehrgänge zu gerontologischen Themen an, darunter jeweils ein Nachdiplomstudium Gerontologie.
Wissenschaftliche Fachgesellschaften und Verbände (D-A-CH)
- Dachverband der Gerontologischen und Geriatrischen Wissenschaftlichen Gesellschaften Deutschlands e.V. (DVGG; der Dachverband umfasst ca. 3.500 Mitglieder aus)
- Deutsche Gesellschaft für Geriatrie (DGG)
- Deutsche Gesellschaft für Gerontopsychiatrie und -psychotherapie (DGGPP)
- Deutsche Gesellschaft für zahnärztliche Prothetik und Werkstoffkunde (DGZPW)
- Deutsche Gesellschaft für Alterszahnmedizin (DGAZ)
- Deutsche AlternsWissenschaftliche Gesellschaft Vechta (DAWG)
- in Kooperation mit
- Österreichische Gesellschaft für Geriatrie und Gerontologie (ÖGGG)
- Schweizerische Gesellschaft für Gerontologie (SGG•SSG)
- weiterhin kooperierende Verbände sind:
- Bundesarbeitsgemeinschaft der Klinisch-Geriatrischen Einrichtungen (BAG) e.V.
- Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen (BAGSO) e.V.
- Deutscher Verband für Physiotherapie - Zentralverband der Physiotherapeuten/Krankengymnasten (ZVK) e.V.
- Deutsche Gesellschaft für Gerontologie und Geriatrie (DGGG)
- Deutsche Gesellschaft für Alternsforschung (DGfA)
- Arbeitsgemeinschaft f. Neuropsychopharmakologie u. Pharmakopsychiatrie (AGNP)
- Arbeitskreis für Gerostomatologie e.V. (AKG)
- Interdisziplinäre Arbeitsgemeinschaft für Angewandte Gerontologie e.V. (IAAG)
- Forschungsgesellschaft für Gerontologie (FFG)
- Arbeitsgemeinschaft Geriatrie Bayern e.V.
- Geriatrie-Förderverein Mittelfranken e.V.
- Ärztliche Arbeitsgemeinschaft zur Förderung der Geriatrie in Bayern e.V. (AFGiB)
- Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und Onkologie e.V. (DGHO)
- Arbeitskreis Geriatrische Onkologie der DGHO
- Deutsche Gesellschaft für Psychologie (DGPS)
- Sektion Alter(n) und Gesellschaft der Deutschen Gesellschaft für Soziologie (DGS)
- Zentrum Altern und Gesellschaft (ZAG)
Siehe auch
Literatur
- Gerontologie allgemein
- P. B. Baltes und M. M. Baltes: Gerontologie: Begriff, Herausforderung und Brennpunkte, in: Paul B. Baltes, Jürgen Mittelstrass (Hrsg.) Zukunft des Alterns und gesellschaftliche Entwicklung. Berlin, Walter de Gruyter, Berlin, 1992, S. 1–34.
- Vern L. Bengston und K. Warner Schaie (Hrsg.): Handbook of Theories of Aging. New York 1999. (engl.)
- James E. Birren (Hrs.): Handbook of the psychology of aging. Amsterdam, Elsevier Academic Press, 2009 - 6. ed., 5. [print]. 564 S. ISBN 0-12-101265-4 (engl.)
- Andreas Kruse und Mike Martin (Hrsg): Enzyklopädie der Gerontologie. Hans Huber,Bern 2004, ISBN 3-456-83108-0.
- K. U. Mayer und P. B. Baltes (Hrsg. 1996, 2nd ed. 1999): Die Berliner Altersstudie. Berlin: Akademie Verlag. ISBN 3-05-002574-3.
- Wolf Oswald, Ursula Lehr, Cornel Sieber, Johannes Kornhuber (Hrsg.). Gerontologie: Medizinische, psychologische und sozialwissenschaftliche Grundbegriffe, 3. vollst. überarb. Auflage, Stuttgart: Kohlhammer 2006.
- Hans-Werner Wahl und Vera Heyl: Gerontologie – Einführung und Geschichte. Kohlhammer Verlag, Stuttgart 2004.
- Ursula Staudinger und Heinz Häfner: Was ist Alter(n)? Springer, Heidelberg, 2008. 248 Seiten. ISBN 3-540-76710-X
- Spezielle Themen
- Backes, Gertrud M.; Clemens, Wolfgang: Lebensphase Alter. Eine Einführung in die sozialwissenschaftliche Alternsforschung. 2., erw. Aufl., Weinheim/München: Juventa 2003.
- Christian Carls: Das Neue Altersbild. Münster: Lit-Verlag 1996.
- Birgit Jansen, Fred Karl, Hartmut Radebold, Reinhard Schmitz-Scherzer: Soziale Gerontologie. Beltz Verlag, Weinheim und Basel 1999, ISBN 3-407-55825-2.
- Leopoldina: Gewonnene Jahre. Empfehlungen der Akademiengruppe Altern in Deutschland. Nova Acta Leopoldina N. F. BD. 107, NR. 371 (2009), Altern in Deutschland Band 9, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, 2009, 80 Seiten, ISBN 978-3-8047-2550-8.
- Bernhard Mann: Altern und Gesellschaft - zwischen Handlungskompetenz und "Ageism". In: Soziologische Revue. Heft 2. April 2002. S. 133–149 ISSN 0343-4109.
- Rosenmayr, Leopold: Die späte Freiheit. Das Alter - ein Stück bewußt gelebten Lebens. Severin und Siedler. Berlin 1983, ISBN 3-88680-046-6
- Rosenmayr, Leopold: Die Kräfte des Alters. Edition Atelier. Wien 1999, ISBN 3-900379-44-0
- Schmitz-Scherzer, Reinhard: Alter und Freizeit. Wissenschaft+Praxis. Kohlhammer. Stuttgart-Berlin-Köln-Mainz 1975, ISBN 3-17-002281-4
- Fachzeitschriften
- The Gerontologist bei Oxford Journals. (engl.)
- Zeitschrift für Gerontologie und Geriatrie (ISSN 0948-6704) bei Springer.
- GeroPsych - The Journal of Gerontopsychology and Geriatric Psychiatry (ISSN 1662-9647) bei Hogrefe (vormals Zeitschrift für Gerontopsychologie und -Psychiatrie (ISSN 1011-6877) bis Ende 2009 bei Huber).
Weiterhin existieren eine Reihe von Fachzeitschriften anderer Disziplinen (z.B. Psychologie, Soziologie, Pädagogik, Geriatrie, Neurologie usw.) mit gerontologischen Inhalten.
- Hoch- und Höchstaltrigkeit
- Luczak Hania: Alt werden in Japan. Die Abkehr vom Egoismus. Japan: Die Insel der glücklichen Alten. In: GEO Magazin 12/05.
- Shino Nemoto, Toren Finkel: Das Wunder der über 120-Jährigen. Spektrum der Wissenschaft, November 2004, S. 70 – 75, ISSN 0170-2971
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Definition in: Paul B. Baltes und Margret Maria Baltes, 1992, S. 8
- ↑ Weiterbildungsstudiengang Soziale Gerontologie
- ↑ Institut für Psychogerontologie (Masterstudiengang Gerontologie M.Sc.)
- ↑ Institut für Gerontologie (Aufbaustudiengang Gerontologie)
- ↑ Universität Stuttgart (Berufsbegleitender Weiterbildungsstudiengang Master:Online Integrierte Gerontologie M.Sc.)
- ↑ Bachelor- und Masterstudiengang Gerontologie B.A. / M.A.
- ↑ Weiterbildungsstudiengang Gerontologie M.A.
- ↑ Weiterbildungsstudiengang Sozialgerontologie, MA
- ↑ SAG-Schule für Angewandte Gerontologie
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