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Gerrit van der Veen

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Skulptur Kunstenaarsverzet 1940-1945 von Carel Kneulman in Amsterdam zur Erinnerung an die Gruppe um Gerrit van der Veen

Gerrit Jan van der Veen (* 26. November 1902 in Amsterdam; † 10. Juni 1944 in Overveen) war ein niederländischer Bildhauer und Widerstandskämpfer gegen die deutsche Besetzung der Niederlande während des Zweiten Weltkriegs.

Biographie

Laufbahn als Bildhauer

Nach Abschluss der Mittelschule begann Gerrit Jan van der Veen eine Ausbildung zum Mechaniker bei den Nederlandse Spoorwegen. Sein künstlerisches Talent zeigte sich in seinen Hobbys, der Erstellung von Trickfilmen, wozu er selbst einen Apparat erfand, sowie von Karikaturen und Holzfiguren. Einen ersten öffentlichen Erfolg hatte er, als er in Zaandam einen Wettbewerb für Amateurbildhauer gewann (ca. 1924). Von 1925 bis 1928 arbeitete er für die Bataafse Petroleummaatschappij in Curaçao. Nachdem er durch entschlossenes Handeln ein Feuer auf einem englischen Tanker eingedämmt und so ein Übergreifen der Flammen auf weitere Ölvorräte verhindert hatte, erhielt er von seinem Arbeitgeber eine Prämie, die es ihm ermöglichte, in die Niederlande zurückzukehren und sich als Bildhauer niederzulassen.[1]

Denkmal von Königin Emma in Baarn, geschaffen von van der Veen

Nach einer Zulassungsprüfung absolvierte van der Veen ein Studium an der Rijksakademie van beeldende kunsten in Amsterdam bei Professor Jan Bronner. 1930 wurde er mit der Silbermedaille des Prix de Rome ausgezeichnet. Nach Anlaufschwierigkeiten als freischaffender Künstler erhielt er in der Folge regelmäßige Aufträge, vor allem für Büsten und Figuren wie etwa ein Denkmal von Königin Emma in Baarn. Durch seine Kontakte nach Curaçao bekam er den Auftrag, eine monumentale Uhr für einen Platz in Willemstad zu entwerfen. Sein letztes Werk war die Skulpturengruppe De Eendracht Van Het Land vor dem Bahnhof von Utrecht.[1]

Im Widerstand

Nach der Besetzung der Niederlande durch die deutsche Wehrmacht weigerte sich Gerrit van der Veen als Angehöriger des Luftschutzes eine Arier-Erklärung zu unterschreiben. In der Folge entwickelte sich van der Veen, der von Freunden als zuvor „zurückhaltend“ und „schüchtern“ charakterisiert wurde, zu einer leidenschaftlichen und dominierenden Figur des Widerstandes gegen die Deutschen, „ein Besessener“[2]. Zunächst engagierte er sich in Künstlerkreisen und gehörte zu den Initiatoren einer Eingabe an den deutschen Reichskommissar für die Niederlande, Arthur Seyß-Inquart, die von 1900 Künstlern unterzeichnet und in der ein politischer Einfluss der Besatzer auf das kulturelle Leben zurückgewiesen wurde. Als einige Wochen später vom Nederlandse Kring van Beeldhouwers bei einer Versammlung angeregt wurde, mit den Deutschen einen Kompromiss auszuhandeln, verließ er gemeinsam mit Freunden aufgebracht die Sitzung.[1] Ab 1942 wurde er Redakteur der illegalen Zeitung De Vrije Kunstenaar, in der er etwa im August 1942 ein Pamphlet gegen die beginnenden Deportationen von jüdischen Menschen schrieb mit dem Titel Manifest bij de wederinvoering der slavernij.[1]

Gemeinsam mit dem Drucker Frans Duwaer richtete van der Veen die Persoonsbewijzencentrale (PBS) ein, wo von einem Team von Grafikern, Druckern und Papierfachleuten rund 65.000 gefälschte Personaldokumente und rund 75.000 Lebensmittelkarten produziert wurden, mit denen zum Beispiel jüdische Menschen versorgt wurden. Die Papiere waren auch von den strengsten Kontrolleuren nicht als Fälschung zu erkennen.[2] Hergestellt wurden auch 16.000 Tabak-Coupons: Viele der im Widerstand Tätigen waren wegen des großen nervlichen Drucks starke Raucher.[3] Neben dieser Arbeit beteiligte er sich zunehmend am bewaffneten Widerstand. Am 10. Februar legte er ein Feuer auf dem lokalen Arbeitsamt in Amsterdam, das aber nur wenig Schaden anrichtete.

Am 27. März 1943 war Gerrit van der Veen gemeinsam mit dem Schriftsteller Willem Arondeus an einem Sprengstoffanschlag auf das Einwohnermeldeamt an der Apollobuurt, ebenfalls in Amsterdam, beteiligt. In selbst genähten Polizeiuniformen verschafften sie sich Zutritt und betäubten das Überwachungspersonal. Dann rissen sie die Stahlschubladen mit den Karteikarten aus den Schränken, zerrten diese heraus, überschütteten sie mit Benzin und zündeten sie an. Zudem wurden fünf Zeitbomben angebracht, so dass das Gebäude schließlich lichterloh brannte.[2] Dem Anschlag folgte eine Welle von Verhaftungen, die mit der Erschießung von zwölf Widerständlern endeten. Unter den Hingerichteten waren auch Arondeus sowie der Österreicher Karl Gröger. Am 29. April 1944 war die Staatsdruckerei in Den Haag Ziel eines Überfalles, bei dem 10.000 Blanko-Ausweise erbeutet wurden. Mit von der Partie war Gerhard Badrian, ein aus Deutschland geflohener Jude, der sich als SS-Mann ausgab. Nur 24 Stunden später, in der Nacht zum 1. Mai 1944, machte die Gruppe um van der Veen den wiederholten Versuch, Gefangene aus dem Gefängnis von Amsterdam zu befreien, was zuvor fünfmal misslungen war. Dabei wurde die Gruppe in ein Feuergefecht mit den deutschen Wachen verwickelt und van der Veen von zwei Kugeln in den Rücken getroffen. Schwer verletzt und teilweise gelähmt wurde er von Badrian in sein Untergrundversteck getragen.[4] Am 12. Mai 1944 wurde er dort vom Sicherheitsdienst gefunden und verhaftet. Am 10. Juni wurde er gemeinsam mit Duwaer und fünf weiteren Angeklagten zum Tode verurteilt und noch am selben Tag in den Dünen von Overveen hingerichtet.[1]

Beerdigt wurde Gerrit van der Veen nach Kriegsende auf dem Erebegraafplaats Bloemendaal.

Ehrungen

Im Juni 1945 wurde die Euterpestraat in Amsterdam, wo die deutsche Polizei ihre Zentrale gehabt hatte, in Gerrit van der Veenstraat umbenannt. Dort hat auch eine Schule ihren Sitz, die nach ihm benannt ist. Am 7. Mai 1946 wurde van der Veen posthum mit dem Verzetskruis (dt. = Widerstandskreuz) geehrt sowie im Mai 1953 mit der US-amerikanischen Auszeichnung Medal of Freedom. 1973 wurde in Amsterdam die Skulptur Kunstenaarsverzet 1940-1945 von Carel Kneulman in Amsterdam enthüllt. 2002 erhielt er den Ehrentitel Gerechter unter den Völkern.[5]

Weblinks

 Commons: Gerrit van der Veen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 E.G. Groeneveld: Veen, Gerrit Jan van der (1902-1944). Biografisch Woordenboek van Nederland, 12. November 2013, abgerufen am 17. Dezember 2014 (niederländisch).
  2. 2,0 2,1 2,2 Barbara Beuys: Leben mit dem Feind: Amsterdam unter deutscher Besatzung 1940-1945. Hanser, 2012, abgerufen 17. Dezember.
  3. Shirley Haasnoot/Bas Kromhout: Tien grote Nederlandse verzetshelden. Historisch Niewsblad, , abgerufen am 14. Dezember 2014 (niederländisch).
  4. René van Heijningen: Gerhard Joseph Badrian. NIOD, April 2012, abgerufen am 18. Dezember 2014 (niederländisch).
  5. Veen van der Gerrit. Yad Vashem, abgerufen am 17. Dezember 2014.
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Gerrit van der Veen aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.