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Geschlechtsreife
Die Geschlechtsreife wird als der Teil der Ontogenese eines Einzelwesens angesehen, wenn es die Phase seines Erwachsenwerdens erreicht und sich fortpflanzen kann. Sie ist auch beim Menschen die Bezeichnung für den Zielpunkt und Zustand der „Geschlechtsreifung“ (auch: Pubeszenz) zu einem Zeitpunkt während der Pubertät; beim Mann nach Erreichen der Spermarche und bei der Frau ab erster Ovulation nach Menarche. Der Prozess der Entwicklung von Organen und Funktionsträgern im Körper ist dann weitestgehend abgeschlossen. Für jedes vielzellige Tier (Metazoon) dauern die Phasen unterschiedlich lange an.
Geschlechtsreifung
Bei Säugetieren wird der entwicklungsphysiologische Vorgang der Geschlechtsreifung (Pubeszenz) mit seinem Ziel einer Bildung der Geschlechtsreife vor allem durch die Einwirkungen der Schilddrüse und des durch sie gebildeten Hormons Thyroxin gesteuert. Im weiteren Verlauf dieses Reifungsprozesses setzt beim männlichen Geschlecht die Produktion des Spermas ein (Spermarche), während das weibliche Geschlecht in die Lage versetzt wird, befruchtungsfähige Eizellen zu bilden und diese entweder nach Befruchtung auszutragen, oder andernfalls mit einer Regelblutung auszuspülen. Bei einem weiblichen Heranwachsenden signalisiert hier etwa ab Mitte der Pubertät eine erste Abbruchblutung ohne vorherige Ovulation (Menarche) das in der Regel nach einigen weiteren, unregelmäßigen anovulatorischen Blutungen stattfindende Erreichen der Geschlechtsreife mit einer ersten Ovulation und damit dem Ablauf eines ersten echten Ovulationszyklus.[1] Außerdem bilden sich deutlich sichtbar bei beiden Geschlechtern die sekundären Geschlechtsmerkmale aus.
Aus darwinistischer Perspektive ist die Erlangung der Geschlechtsreife bei einer Vielzahl der Nachkommen Kriterium für das Bestehen der jeweiligen Phänotypen im Konkurrieren mit Vergleichsindividuen.
Geschlechtsreifung des Menschen
Beim Menschen ist die Geschlechtsreifung im Vergleich zu anderen (auch langlebigen) Primaten erheblich verzögert.
Die Entwicklung für die menschlichen Geschlechtsmerkmale zur Geschlechtsreife schon vor und dann besonders im Verlaufe der Pubertät wird vor allem bei der Frau durch Östrogene und beim Mann durch Androgene gesteuert. Neben dem Beginn der äußerlich zunächst kaum wahrnehmbaren inneren Entwicklung vor der Pubertät treten dann mit der Pubertät auch äußere und damit auch sichtbare Veränderungen ein. Hierzu gehören bei männlichen Heranwachsenden beispielsweise die Vergrößerung von Penis, Hoden und Hodensack, später der Stimmbruch und Beginn der Schambehaarung; bei weiblichen Heranwachsenden beispielsweise das Wachstum der weiblichen Brust und ebenfalls der Schamhaare.
Die Geschlechtsreifung findet jedoch mit dem Erreichen der Geschlechtsreife in aller Regel nicht ihren endgültigen Abschluss. Auch danach vollzieht sich bei gesunden Heranwachsenden noch eine Weiterentwicklung der primären wie sekundären Geschlechtsorgane und deren Funktion. So erhöht sich beispielsweise bei gesunden männlichen Heranwachsenden nach der Spermarche kontinuierlich die Spermienanzahl und -qualität im Ejakulat wie auch die Menge des Sekrets der sogenannten akzessorischen Geschlechtsdrüsen bis zu einem individuell sehr unterschiedlichen Maximum. Bei beiden Geschlechtern kann sich im Laufe der Pubertät nach Erreichen der Geschlechtsreife die Schambehaarung noch verstärken. Weiterhin sind verschiedene Hautveränderungen nicht nur im Gesicht (hier Pickel), sondern auch im Bereich der sekundären Geschlechtsmerkmale möglich (z.B. stärkere Pigmentierung).
Störungen oder Krankheitsfolgen
Bei Defekten der Testosteronrezeptoren oder bei Schädigungen der steuernden Nervenzentren im Hypothalamus oder durch Tumore kann die Geschlechtsreife ausbleiben.
Bei einer zerebral bedingten Überproduktion von Regulationshormonen der Geschlechtshormonsekretion, die eine überhöhte Ausschüttung von Gonadotropinen zur Folge hat, oder bei pathologischen Prozessen (beispielsweise Tumoren der Hypophyse), bei reaktiven beziehungsweise ektopischen Hormonproduktion (beispielsweise bei Hypothyreose), sowie einer genetisch bedingten Disposition kann die Pubertät und damit auch die Geschlechtsreife bei beiden Geschlechtern schon früher eintreten (sog. Pubertas praecox).
Eine Entfernung der Schilddrüse führt zu verlangsamtem Wachstum und verzögert den Prozess der Geschlechtsreife.
Siehe auch
Literatur
- Wolf D. Keidel (Hrsg.): Kurzgefasstes Lehrbuch der Physiologie. 6. überarbeitete Auflage, Thieme, Stuttgart/ New York NY 1985, ISBN 3-13-358606-8, (Erstausgabe 1970).
- Erwin J. Haeberle: Die Sexualität des Menschen: Handbuch und Atlas. (Originaltitel: The Sex Atlas. Dt. Übersetzung unter Mitw. von Ilse Drews), de Gruyter, Berlin/ New York NY 1983, ISBN 3-11-008753-7 (als aktualisierte Taschenbuchausgabe: Erwin J. Haeberle, Jörg Mair (Illustration): dtv-Atlas Sexualität (= dtv 3235). DTV, München 2005, ISBN 978-3-423-03235-3).
Einzelnachweise
- ↑ Wolf D. Keidel (Hrsg.): Kurzgefasstes Lehrbuch der Physiologie. 2. Auflage, Thieme, Stuttgart 1970, S. 208
Weblinks
- Immer früher reif - www.wissenschaft.de: Trend zur immer früheren Geschlechtsreife ist in Deutschland ungebrochen
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Geschlechtsreife aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar. |