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Glockenblumen

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Campanula ist eine Weiterleitung auf diesen Artikel. Zum gleichnamigen Asteroiden siehe (1077) Campanula.
Glockenblumen
Wiesen-Glockenblume (Campanula patula), Illustration

Wiesen-Glockenblume
(Campanula patula), Illustration

Systematik
Asteriden
Euasteriden II
Ordnung: Asternartige (Asterales)
Familie: Glockenblumengewächse (Campanulaceae)
Unterfamilie: Campanuloideae
Gattung: Glockenblumen
Wissenschaftlicher Name
Campanula
L.

Die Glockenblumen (Campanula) sind die größte Pflanzengattung in der Familie der Glockenblumengewächse (Campanulaceae).

Beschreibung

Glockenblumen-Arten sind meist ausdauernde krautige Pflanzen, nur wenige Arten sind ein- oder zweijährig. In der großen Gattung gibt es sowohl polsterbildende als auch bodendeckende Arten. Die Laubblätter der meisten Glockenblumen-Arten weisen am Blattrand kleine weiße Drüsen auf. Nebenblätter fehlen.

Die Blüten stehen meist in traubigen oder zymösen Blütenständen. Die zwittrigen Blüten sind radiärsymmetrisch und fünfzählig. Die fünf Kelchblätter sind an ihrer Basis verwachsen. Die fünf Kronblätter sind röhrig oder glockenförmig, zu den typischen „Glocken“, verwachsen, meist sind die Spitzen frei, diese werden traditionsgemäß als „Kronzipfel“ bezeichnet. Die vorherrschenden Farben der Blütenkronblätter sind verschiedene Blautöne, lila oder weiß, seltener blühen sie hellgelb. Bei allen Arten kommen gelegentlich Individuen mit weißer (statt blauer) Krone vor. Es ist nur ein Kreis mit fünf fertilen Staubblättern vorhanden. Drei bis fünf Fruchtblätter sind zu einem unterständigen Fruchtknoten verwachsen.[1]

Sie sind meist protandrisch. Zuerst wird der Pollen an den Griffelhaaren abgelagert, danach verwelken die Staubbeutel und die Insekten können den Pollen vom Griffel absammeln.

Es werden Porenkapseln ausgebildet, eine auf nur wenige Gattungen beschränkte Unterform der Kapselfrüchte. Die vielen Samen werden durch Löcher ausgestreut. Glockenblumen sind dabei Wind- und Tierstreuer (Semachorie, einer speziellen Ausbreitungsstrategie von Pflanzen).

Standortbedingungen

Glockenblumen-Arten besiedeln verschiedenste Standorte. Sie kommen auf Wiesen, an Waldrändern, Wegrändern oder an Felsstandorten vor. Auch im Hochgebirge in Höhenlagen oberhalb von 2000 Meter sind zahlreiche Glockenblumen-Arten zu finden.[2]

Systematik und Verbreitung

Der Gattungsname Campanula wurde 1753 durch Carl von Linné in Species Plantarum[3] erstveröffentlicht. Der botanische Gattungsname Campanula bedeutet Glocke, Glöckchen und ist auf die Blütenform bezogen. Als Lectotypus wurde 1913 Campanula latifolia L. festgelegt. Im Umfang der Gattung nach C. Roquet et al. (2008)[4] sind Synonyme für Campanula: Annaea Kolak., Brachycodon Fed., Campanulastrum Small, Diosphaera Buser, Echinocodon Kolak., Fedorovia Kolak., Gadellia Schulkina, Hyssaria Kolak., Mzymtella Kolak., Neocodon Kolak. & Serdyuk., Pseudocampanula Kolak., Rapuntia Chevall., Rapuntium Post & Kuntze (orth. var.), Rotantha Small, Sachokiella Kolak., Symphiandra Steud. (orth. var.), Symphyandra A.DC. und Tracheliopsis Buser.[5]

Mehrere phylogenetische Studien haben unabhängig voneinander gezeigt, dass Campanula paraphyletisch oder polyphyletisch, also keine natürliche Gruppe ist.[6][4][7] Eine neue Klassifikation, die die Verwandtschaftsverhältnisse innerhalb der Gattung berücksichtigt, gibt es noch nicht. Da bisher etwa 90 Arten in phylogenetischen Studien untersucht worden sind, müssen weitere Studien mit einer sehr viel größeren Anzahl von Arten abgewartet werden. Siehe hierzu die ausführliche Diskussion in Roquet et al. (2008)[4] sowie Borsch et al. (2009).[7] Die Paraphylie oder Polyphylie von Campanula legt weiterhin nahe, dass die Ähnlichkeiten im Blütenbau durch konvergente Anpassungen an Bestäuber entstanden sind.

Die Gattung Campanula ist fast weltweit verbreitet. Campanula-Arten gedeihen hauptsächlich von arktischen bis in gemäßigte Gebiete der Nordhalbkugel. Am häufigsten kommen Campanula-Arten vom Mittelmeerraum bis zum Kaukasusraum vor.[8] In europäischen Hochgebirgen (Alpen, Kaukasus) kommen besonders viele Arten vor, die nur dort zu finden sind. Campanula ist weiterhin die Gattung mit den meisten kleinräumig verbreiteten Arten in Europa.[2] In China kommen über 22 Arten vor, 12 davon nur dort.[8]

Campanula bellidifolia subsp. besenginica in Kultur
Blütenstand der Borstigen Glockenblume (Campanula cervicaria)
Zwerg-Glockenblume
(Campanula cochleariifolia)
Chamisso-Glockenblume (Campanula dasyantha subsp. chamissonis)
Ring-Glockenblume (Campanula hofmannii); gut zu erkennen sind hier die grünen Kelchblätter.
Habitus und Blüten von Campanula oreadum
Pfirsichblättrige Glockenblume
(Campanula persicifolia)
Ausschnitt eines Blütenstandes der Punktierten Glockenblume (Campanula punctata)
Blütenstand und Laubblätter von Campanula punctata („Campanula takesimana“)
Blüte der Rundblättrigen Glockenblume (Campanula rotundifolia) mit Kelch- und Kronblättern
Aucher-Glockenblume (Campanula saxifraga subsp. aucheri)
Die gelben Blüten von Campanula sulphurea
Blütenstand der Gewöhnlichen Strauß-Glockenblume (Campanula thyrsoides subsp. thyrsoides)
Blütenstand der Nesselblättrigen Glockenblume (Campanula trachelium)
Einzeln stehende Blüten der Einblütigen Glockenblume (Campanula uniflora)
Habitus und Blüten von Campanula wilkinsiana

Es gibt etwa 300 bis 500 Campanula-Arten (Auswahl):[9][5]

Nicht mehr in die Gattung Campanula gehören:

Vielleicht nicht mehr in die Gattung Campanula gehört auch:

Nutzung als Zierpflanze

Einige Arten werden als Zierpflanzen für Beete, Pflanzgefäße und einige Arten sogar für kühle Räume als Zimmerpflanzen verwendet. Die meisten Glockenblumen werden gärtnerisch den Steingartenstauden zugeordnet, da ihre Blätter die Wärmeabstrahlung der Gesteine gut vertragen.

Im Gartenbau ist eine große Anzahl Hybriden entstanden.

Sorten (Auswahl):

  • Samenvermehrbare Sorten: ‘Blaue Clips’, ‘Weiße Clips’. Weitere Sorten: ‘Karpatenkrone’ (hellblau), ‘Karpatenglocke’ (dunkelviolett, 20 bis 30 cm).
    • Sorten von Campanula portenschlagiana (bedeckend): ‘Birch Hybrid’ (dunkelviolett, wüchsig), ‘Resholt’ (tiefviolett, nachblühend).
    • Sorten von Campanula poscharskyana (starkwüchsig): ‘Blauranke’ (hellblau), ‘E. H. Frost’ (weiß), ‘Stella’ (dunkelviolett).

Geschichte

Die Zartheit der meisten Blüten der Glockenblumen und die blaue Farbe haben Dichter und Erzähler sicherlich inspiriert, sich so viele Gedanken über diese Pflanze zu machen.

Schon im 16. Jahrhundert wurden die Pflanzen mit den Glockenblüten erwähnt.

Feen und Elfen werden oftmals mit den Blütenglocken als Kopfbedeckung dargestellt.

Im Februar 2001 wurde die Glockenblume zur Staude des Jahres gekürt.

Literatur

  • Cristina Roquet, Llorenç Sáez, Juan José Aldasoro, Alfonso Susanna, María Luisa Alarcón, Núria García-Jacas: Natural delineation, molecular phylogeny and floral evolution in Campanula. In: Systematic Botany. Band 33, Nr. 1, 2008, S. 203–217, doi:10.1600/036364408783887465.
  • Thomas G. Lammers: World Checklist and Bibliography of Campanulaceae. Kew Publishing, Richmond, Surrey, 2007, ISBN 978-1-8424-6186-0.
  • Bernd Hertle, Peter Kiermeier, Marion Nickig: Gartenblumen – Porträts und Pflegeanleitungen beliebter Gartenblumen und attraktiver Grünpflanzen. Gräfe und Unzer, München 1993, ISBN 3-7742-1796-3.
  • Sonja Kovačić: The genus Campanula L. (Campanulaceae) in Croatia, circum-Adriatic and west Balkan region. In: Acta Botanica Croatica. Band 63, Nr. 2, 2004, S. 171–202. (PDF-Datei).
  • Eugene Nasir: Flora of Pakistan 155: Campanulaceae. Department of Botany, University of Karachi, Karachi 1984, Campanula, S. 6–20 (online). (engl.)
  • A. Fedorov: Campanulaceae. In: B. K. Shishkin, E. G. Bobrov (Hrsg.): Flora of the USSR. Begründet von Vladimir Leontyevich Komarov. Volume XXIV: Dipsacaceae, Cucurbitaceae, Campanulaceae, Israel Program for Scientific Translations/Smithsonian Institution and the National Science Foundation, Jerusalem/Washington, D.C. 1972, ISBN 0-7065-1254-5, S. 92–321 (engl., übersetzt von R. Lavoott; russisches Original: Botanicheskii institut, Izdatel'stvo Akademii Nauk SSSR, Moskau/Leningrad 1957, S. 126–450), Digitalisat.
  • A. Fedorov, M. Kovanda: Campanulaceae. In: Der BibISBN-Eintrag Vorlage:BibISBN/0521087171 ist nicht vorhanden. Bitte prüfe die ISBN und lege ggf. einen neuen Eintrag an.
  • T. Borsch, N. Korotkova, T. Raus, W. Lobin, C. Löhne: The petD group II intron as a genus and species level marker: Utility for tree inference and species identification in the diverse genus Campanula (Campanulaceae). In: Willdenowia. Band 39, Nr. 1, 2009, S. 7–33, doi:10.3372/wi.39.39101.

Einzelnachweise

  1. W. M. M. Eddie, D. C. G. Cann: Campanula. In: J. Cullen et al: The European Garden Flora: a Manual for the Identification of Plants Cultivated in Europe, Both Out-of-doors and under Glass. Vol. 6, Dicotyledons (Part IV): Loganiaceae to Compositae, Cambridge University Press, Cambridge 2000, ISBN 0-521-42097-0. S. 466, Eingeschränkte Vorschau in der Google Buchsuche.
  2. 2,0 2,1 A. Fedorov, M. Kovanda: Campanulaceae. In: Der BibISBN-Eintrag Vorlage:BibISBN/0521087171 ist nicht vorhanden. Bitte prüfe die ISBN und lege ggf. einen neuen Eintrag an.
  3. Carl von Linné: Species Plantarum. Band 1, Lars Salvius, Stockholm 1753, S. 163 (Digitalisat).
  4. 4,0 4,1 4,2 4,3 C. Roquet, L. Sáez, J. J. Aldasoro, A. Susanna, M. L. Alarcón, N. García-Jacas: Natural Delineation, Molecular Phylogeny and Floral Evolution in Campanula. In: Systematic Botany. Band 33, Nr. 1, 2008, S. 203–217, doi:10.1600/036364408783887465 Abstract bei BioOne.
  5. 5,0 5,1 5,2 Campanula im Germplasm Resources Information Network (GRIN), USDA, ARS, National Genetic Resources Program. National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland. Abgerufen am 22. März 2015.
  6. W. M. M. Eddie, T. Shulkina, J. Gaskin, R. C. Haberle, R. K. Jansen: Phylogeny of Campanulaceae s. str. inferred from ITS sequences of nuclear ribosomal DNA. In: Annals of the Missouri Botanical Garden. Band 90, Nr. 4, 2003, S. 554–575 (online).
  7. 7,0 7,1 T. Borsch, N. Korotkova, T. Raus, W. Lobin, C. Löhne: The petD group II intron as a species level marker: utility for tree inference and species identification in the diverse genus Campanula (Campanulaceae). In: Willdenowia. Band 39, Nr. 1, 2009, S. 7–33, doi:10.3372/wi.39.39101.
  8. 8,0 8,1 8,2 8,3 Deyuan Hong, Thomas G. Lammers, Laura L. Klein: Campanula., S. 530 - textgleich online wie gedrucktes Werk, In: Flora of China Editorial Committee: Wu Zheng-yi, Peter H. Raven, Deyuan Hong (Hrsg.): Flora of China. Volume 19, Cucurbitaceae through Valerianaceae, with Annonaceae and Berberidaceae. Science Press und Missouri Botanical Garden Press, Beijing und St. Louis, 2011, ISBN 978-1-935641-04-9.
  9. 9,0 9,1 9,2 9,3 9,4 Rafaël Govaerts, Thomas G. Lammers: World Checklist of Campanulaceae. Campanula. Royal Botanic Gardens, Kew, Internet-Veröffentlichung, zuletzt eingesehen am 19. Januar 2015.
  10. 10,0 10,1 10,2 S. Castroviejo, J. J. Aldasoro, M. Alarcón, mit Beiträgen von Ralf Hand: Campanulaceae. Campanula. In: Euro+Med Plantbase - the information resource for Euro-Mediterranean plant diversity. Berlin 2010.
  11. Burkhard Biel, Kit Tan: A new species of Campanula (Campanulaceae) from the island of Samothraki, NE Greece. In: Phytologia Balcanica. Band 16, Nr. 3, 2010, S. 351–353 (PDF-Datei).
  12. Kit Tan, Burkhard Biel: Nomenclatural Note. In: Phytologia Balcanica. Band 17, Nr. 2, 2011, S. 265 (PDF-Datei).
  13. 13,0 13,1 Saša Stefanović, Dmitar Lakušić: Molecular reappraisal confirms that the Campanula trichocalycina-pichleri complex belongs to Asyneuma (Campanulaceae). In: Botanica Serbica. Band 33, Nr. 1, 2009, S. 21–31 (PDF-Datei).
  14. 14,0 14,1 Fabio Conti, Dmitar Lakušić: Asyneuma pichleri (Campanulaceae), a neglected species of the Balkan Peninsula. In: Plant Systematics and Evolution. Band 247, Nr. 1–2, S. 23–36 DOI:10.1007/s00606-004-0136-0.

Weblinks

 Commons: Glockenblumen (Campanula) – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien
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