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Goliath (Panzer)
Als Goliath wurde ein deutscher Kleinstpanzer bezeichnet, der in den letzten Jahren des Zweiten Weltkriegs durch Funk- oder Kabelsteuerung Sprengladungen in feindliche Stellungen lenken konnte. Er ist als Sprengpanzer somit ein Vorläufer des Militärroboters. Er erhielt als Leichter Ladungsträger die offiziellen Bezeichnungen (Sonderkraftfahrzeug) Sd.Kfz. 302, spätere Ausführungen 303a und 303b.
Geschichte
Im Jahre 1940 wurde ein von der französischen Firma Kégresse entwickelter kleiner Sprengladungsträger in der Seine versenkt und von den Deutschen wieder geborgen. Nach einer genauen Untersuchung wurde im November 1940 der Auftrag an die Firma Borgward vergeben, ein über Kabel fernlenkbares kleines Raupenfahrzeug zu entwickeln, das mindestens 50 Kilogramm Sprengstoff tragen können sollte.
Der Verwendungszweck war, Bunker, Brücken, feindliche Stellungen oder sogar Panzer aus sicherer Entfernung mit Hilfe des Wagens sprengen zu können. Da die Sprengladung nicht abgesetzt werden konnte, wurde das komplette Fahrzeug mitgesprengt.
Borgward hatte 1940 auch den schweren Ladungsleger „Borgward B IV“ (Sd.Kfz. 301) entwickelt, der von einem Fahrer gelenkt und erst kurz vor dem Ziel per Funk ferngesteuert wurde. Mit diesem konnte eine Sprengladung von bis zu 500 Kilogramm über eine Vorrichtung im Ziel abgeworfen werden, wonach der Ladungsträger wieder verwendet werden konnte.
Der unbemannte „Goliath“ wurde von der deutschen Wehrmacht erstmals im April 1942 in der Elektroausführung und ab April 1943 auch in der Ausführung mit Verbrennungsmotor eingesetzt, unter anderem auch im Februar 1944 in Italien. Bei dem unbemannten Fernlenkfahrzeug handelt es sich eigentlich um eine rollende Sprengladung, die verdeckt ins Ziel gelenkt werden konnte.
Insbesondere bei Anzio konnte das Gerät während der Invasion gegen die anrückenden Alliierten militärisch erfolgreich eingesetzt werden. Die Ladungsträger waren außerdem bei der Niederschlagung des Warschauer Aufstandes 1944 und in der Schlacht um Breslau im Einsatz.
Vom Typ 302 und 303 wurden 2650 bzw. 5079 Stück produziert. Der Stückpreis für den Typ 302 mit E-Motor betrug 3000 Reichsmark, für die Verbrennungsmotormodelle rund 1000 Reichsmark.
Museale Rezeption
In folgenden Museen sind Goliaths ausgestellt:
- Wehrtechnische Studiensammlung Koblenz
- Museum für Militär- und Zeitgeschichte Stammheim am Main
- Militärhistorisches Museum der Bundeswehr, Dresden
- Heeresgeschichtliches Museum, Wien (dieses Exemplar wurde während des Warschauer Aufstandes 1944 eingesetzt)[1]
- Deutsches Panzermuseum, Munster
- Auto- und Technikmuseum, Sinsheim
- Bayerisches Armeemuseum, Ingolstadt (im Reduit Tilly)
- Bovington Tank Museum, Dorset
- Musée des Blindés, Saumur
- Musée de l’Armée, Paris
- Muzeum Militariów – Arsenał Miejski, Wrocław
- Muzeum Wojska Polskiego, Warszawa
- Muzeum Dopravy, Bratislava
- Königliches Dänisches Zeughausmuseum, Kopenhagen
- Armémuseum, Stockholm
Daten
„Goliath E“ Sd.Kfz. 302 „Gerät 67“ |
„Goliath V“ | ||
---|---|---|---|
Sd.Kfz. 303a „Gerät 671“ |
Sd.Kfz. 303b „Gerät 672“ | ||
Allgemein | |||
Hersteller | Borgward | Borgward, Zündapp & Zachertz | |
Herstellungszeitraum | April 1942 bis Januar 1944 | April 1943 bis September 1944 | ab November 1944 |
produzierte Stückzahl | 2650 | 4604 | 325 |
Stückpreis | ~3000 RM | ~1000 RM | |
Technische Daten | |||
Gewicht | 370 kg | 365 kg | 430 kg |
Sprengladung | 60 kg | 75 kg | 100 kg |
Länge /Breite / Höhe | 1,50 m / 0,85 m / 0,56 m | 1,62 m / 0,84 m / 0,60 m | 1,63 m / 0,91 m / 0,62 m |
Antrieb | Zwei Elektromotoren mit je 2,5 kW (Bosch MM/RQL 2500/24 RL2) |
2-Zylinder-Zweitaktmotor; 703 cm³ / 4500/min, 9,2 kW (12,5 PS) (Zündapp SZ7) | |
Geschwindigkeit | 10 km/h | 11,5 km/h | |
Tankinhalt | entfällt | 6 l | |
Fahrbereich | 0,8–1,5 km | 6–12 km (6–8 km im Gelände) | |
Bodenfreiheit | 11,4 cm | 16 cm | 16,8 cm |
Grabenüberschreitfähigkeit | 60 cm | 85 cm | 100 cm |
Panzerung (Front) | 5 mm Stahl | 10 mm Stahl |
Sonstiges
Im Ersten Weltkrieg im November 1915 konzipierte die Kaiserliche Marine ein Sprengboot. Es war drahtgesteuert und wurde Fernlenkboot (kurz FL) genannt.
Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs erwog die Luftwaffe, von einer bemannten Focke-Wulf Ta 154 aus eine unbemannte Ta 154 mit einer 2500 kg schweren Hohlladung an Bord mittels Drahtsteuerung in einen feindlichen Bomberpulk zu lenken. Erreichte sie eine geeignete Position, sollte der Draht gekappt und das Flugzeug per Funksignal gesprengt werden. Der Plan wurde nicht umgesetzt.[2]
Bilder
Sd.Kfz. 303 (Goliath) im Bovington Tank Museum
Sd.Kfz. 302 (elektr. Version) im Panzermuseum Munster
D-Day: sichergestellte Sd.Kfz. 302
Siehe auch
- Mittlerer Ladungsträger Springer, Sd.Kfz. 304
- SWORDS bis 2008 eingesetztes Gerät der US-Streitkräfte
- Teletank sowjetische ferngelenkte Panzer im 2. Weltkrieg
Einzelnachweise
- ↑ Heeresgeschichtliches Museum / Militärhistorisches Institut (Hrsg.): Das Heeresgeschichtliche Museum im Wiener Arsenal. Verlag Militaria, Wien 2016, ISBN 978-3-902551-69-6, S. 145
- ↑ Hans Redemann: Focke-Wulf Ta 154. Teil II, S. 56.
Literatur
- OKH: Dienstvorschrift D 654/10 Leichter Ladungsträger Sd.Kfz. 303 Gerätebeschreibung und Bedienungsanweisung. vom 1. April 1943.
- OKH: Dienstvorschrift D 654/11 Leichter Ladungsträger Sd.Kfz. 303 Ersatzteilliste. vom 1. April 1943.
- Markus Jaugitz: Die deutsche Fernlenktruppe. Teil 1: 1940–1943. Podzun-Pallas, Wölfersheim-Berstadt 1994, ISBN 3-7909-0502-X, (Waffen-Arsenal Special 10).
Weblinks
- Goliath (elektrische Version) in Fahrt, abgerufen am 26. September 2009
- Goliath im Museum in Tosny, Frankreich
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Goliath (Panzer) aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar. |