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Robert Bosch GmbH

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Robert Bosch GmbH
Logo
Rechtsform GmbH
Gründung 15. November 1886
Sitz Stuttgart, DeutschlandDeutschland Deutschland[1]

Leitung

  • Volkmar Denner[2] (Vorsitzender der Geschäftsführung) * Stefan Asenkerschbaumer * Michael Bolle * Christian Fischer * Stefan Hartung * Markus Heyn * Harald Kröger * Christoph Kübel * Rolf Najork * Uwe Raschke * Peter Tyroller
Mitarbeiter 398.200 (2019)[3]
Umsatz 77,7 Mrd. Euro (2019)[3]
Branche Mischkonzern
Website bosch.de
Stand: 11. März 2020 Vorlage:Infobox Unternehmen/Wartung/Stand 2020
Verwaltungssitz der Robert Bosch GmbH in Gerlingen

Die Robert Bosch GmbH ist ein im Jahr 1886 von Robert Bosch gegründetes deutsches Unternehmen mit rechtlichem Sitz in Stuttgart[1] und Hauptverwaltung in Gerlingen, das unter anderem als Automobilzulieferer, als Hersteller von Industrietechnik (Rexroth), von Gebrauchsgütern (Elektrowerkzeuge, Haushaltsgeräte) sowie von Energie- und Gebäudetechnik (Thermotechnik, Sicherheitssysteme) tätig ist. Mit seiner Automobilsparte, die im Jahr 2019 für 60 % des Konzernumsatzes verantwortlich war,[3] ist die Robert Bosch GmbH der weltweit größte Automobilzulieferer.[4]

Das Unternehmen hatte im Jahr 2019 in Deutschland rund 132.700 Mitarbeiter; zusammen mit den rund 440 Tochter- und Regionalgesellschaften in 60 Ländern arbeiteten rund 398.200 Mitarbeiter bei Bosch. 2019 wurde ein weltweiter Umsatz von 77,7 Milliarden Euro erzielt.

Besitzverhältnisse

Verfassung der Robert Bosch GmbH

Die Robert Bosch Stiftung hält 92 % der Anteile der Robert Bosch GmbH, hat aber keine Stimmrechte. Die Kommanditgesellschaft Robert Bosch Industrietreuhand KG ist mit aktiven und ehemaligen Mitgliedern der Geschäftsleitung, Vertretern der Familie Bosch und Persönlichkeiten des Wirtschaftslebens besetzt und hat 93 % der Stimmrechte, jedoch praktisch keine GmbH-Anteile.

Die restlichen Anteile und Stimmrechte sind im Besitz der Nachfahren des Firmengründers Robert Bosch. Aufgrund dieser Konstruktion zwischen Beteiligung und Stimmrecht, sowie der – für ein Unternehmen dieser Größenordnung untypischen – Gesellschaftsform der GmbH fließen die Unternehmensgewinne der Robert Bosch GmbH an die gemeinnützige Robert Bosch Stiftung oder verbleiben in der GmbH.

Auf der vom Manager Magazin erstellten Liste der 500 reichsten Deutschen wird das Vermögen der Bosch-Familie für das Jahr 2013 auf 3,0 Milliarden Euro geschätzt (2012: 3,2 Mrd. Euro), was Rang 33 entspricht. (siehe auch Chronologie der reichsten Deutschen)

Bedeutende Lenker des Unternehmens nach Hans Walz (1926 bis 1963) waren Hans Lutz Merkle (1963 bis 1984) und Hermann Scholl, der von 1993 bis 2003 Geschäftsführer war und anschließend von 2003 bis 2012 den Vorsitz der Bosch Industrietreuhand KG übernahm. Seit dem 1. Juli 2012 ist Scholl Ehrenvorsitzender der Bosch-Gruppe.[5]

Wesentliche Gesellschaften der Bosch-Gruppe in Deutschland

  • Robert Bosch Power Tools GmbH (100 %)
  • Bosch Service Solutions GmbH (100 %)
  • Bosch Automotive Service Solutions GmbH (100 %)
  • Robert Bosch Car Multimedia GmbH (100 %) (seit Anfang 2008 Rechtsnachfolger der Blaupunkt GmbH, für die bei Bosch verbliebenen Bereiche)
  • Bosch Sensortec GmbH (100 %)
  • Bosch Engineering GmbH (100 %)
  • Robert Bosch Tool Corporation USA (100 %), mit der 100%igen Tochter Dremel Corporation
  • Bosch Emission Systems GmbH & Co. KG (100 %)
  • Robert Bosch Fahrzeugelektrik Eisenach GmbH (100 %)
  • Bosch Rexroth AG (100 %)
  • BSH Hausgeräte GmbH (100 %)
  • Bosch Sicherheitssysteme GmbH (100 %)
  • Bosch Sicherheitssysteme Montage und Service GmbH (100 %)
  • Bosch Thermotechnik GmbH (100 %) (siehe Junkers & Co., Buderus, Bosch Industriekessel und Bosch KWK Systeme)
  • ETAS GmbH (100 %)
  • Robert Bosch Automotive Steering GmbH (100 %)
  • AIG Planungs- und Ingenieurgesellschaft mbH (100 %)
  • Hawera Probst GmbH (100 %)
  • Bosch Healthcare Solutions GmbH (100 %)
  • Bosch.IO GmbH (100 %)
  • Bosch SoftTec GmbH (100 %)
  • Bosch Solarthermie GmbH (100 %)
  • Bosch Power Tec GmbH (100 %)
  • Bosch Connected Devices and Solutions GmbH (100 %)
  • Robert Bosch Battery Systems GmbH (100 %)
  • Lithium Energy and Power GmbH (50 %); gemeinsam mit GS Yuasa (25 %) und Mitsubishi Corporation (25 %)
  • ITK Engineering (100 %)
  • Robert Bosch Manufacturing Solutions GmbH (100 %)
  • EM-motive GmbH (100 %)
  • Coup GmbH (100 %)

Gliederung des Unternehmens

Die Bosch-Gruppe gliedert sich in vier Unternehmensbereiche:

  1. Kraftfahrzeugtechnik (englisch Mobility Solutions),
  2. Industrietechnik (englisch Industrial Technology),
  3. Gebrauchsgüter (englisch Consumer Goods) und
  4. Energie- und Gebäudetechnik (englisch Energy and Building Technology)[6]

In den Unternehmensbereichen sind jeweils mehrere Geschäfts- und Produktbereiche zusammengefasst.

Kraftfahrzeugtechnik

Der Unternehmensbereich Kraftfahrzeugtechnik wurde 2004 erstmals weltweit umsatzstärkster Automobilzulieferer und erreichte auch 2018 mit 47,6 Milliarden Euro Umsatz wieder diesen Rang.[4] Im Jahr 2019 erzielte die Kraftfahrzeugtechnik von Bosch 46,8 Milliarden Euro Umsatz – das waren 60 % des Gesamtumsatzes.

Zu diesem Unternehmensbereich gehören folgende Geschäftsbereiche:

  • Powertrain Solutions (PS): Einspritztechnik, Motorsteuerung und Abgasnachbehandlung für Diesel- und Benzinmotoren sowie Komponenten für elektrische Antriebe inkl. Brennstoffzellentechnologie, 2018 hervorgegangen aus den früheren Geschäftsbereichen Diesel Systems und Gasoline Systems[7]
  • Chassis Systems Control (CC): ABS, ESP, Fahrerassistenzsysteme, Drehzahl-, Lenkwinkel- und Drehratensensoren, Bremskraftverstärker und Bremsscheiben
  • Electrical Drives (ED): Motoren und Antriebe für Fensterheber, Sitzverstellung und Schiebedach, Stellmotoren für ABS und ESP, Wischersysteme, Motorkühlung, Antriebe für E-Bikes und E-Scooter
  • Car Multimedia (CM): elektronische Systeme an der Schnittstelle zum Fahrzeugnutzer
  • Automotive Electronics (AE): Halbleiter, Sensoren und Steuergeräte für Karosserieelektronik, Bremsregelsysteme und Motorsteuerung
  • Automotive Steering (AS): Lenksysteme, Lenksäulen sowie Lenkungs- und Getriebepumpen
  • Automotive Aftermarket (AA): Ersatzteile, Diagnose- und Werkstatttechnik, Franchisekonzepte für freie Reparaturwerkstätten: Bosch Car Service, seit 2009 auch das von ZF übernommene Konzept AutoCrew
  • Connected Mobility Solutions (CS): vernetzte Mobilitätsservices, gegründet 2018[8]
  • E-Bike (EB): E-Bike-Antriebssysteme mit Akkus und Steuerungen, Geschäft besteht seit 2009, 2020 wurde daraus ein eigenständiger Geschäftsbereich[9]

Der Geschäftsbereich Automotive Electronics unterhält seit 1971 Halbleiterwerke (Fabs) in Reutlingen. Seit 1995 ist dort ein Werk für die Herstellung von 6-Zoll-Wafern. Im März 2010 wurde eine neue Fabrik für 8-Zoll-Wafer (200 mm) eröffnet.[10][11] Seit 2018 baut Bosch in Dresden ein neues Halbleiterwerk für 300-mm-Wafer. Die neue Fabrik kostet rund eine Milliarde Euro und ist damit die größte Einzelinvestition in der Geschichte der Bosch-Gruppe.[12]

1995 brachte Bosch als erster Anbieter das Elektronische Stabilitäts-Programm (ESP) auf den Markt. Der Anteil der mit ESP ausgestatteten Pkw erreichte 2004 in Europa bei den neu zugelassenen Fahrzeugen 36 %. Seit 1. November 2014 müssen Neufahrzeuge mit ESP ausgestattet sein.

Im Jahr 2004 war der Dieselanteil bei neu zugelassenen Pkw in Westeuropa auf 48 % gestiegen. Bosch hatte diesen Trend maßgeblich geprägt. Mit der dritten Generation Common Rail hat Bosch das derzeit fortschrittlichste System am Markt, das Leistung, Verbrauch und Sauberkeit verbessert.

Eine weitere Entwicklung stellt das Dosiersystem Denoxtronic für die Abgasnachbehandlung mittels selektiver katalytischer Reduktion dar. Es benutzt Druckluftunterstützung und wird seit 2004 in der ersten Generation in Serie gefertigt. Die Nachfolgegeneration Denoxtronic 2 wird seit Mitte 2006 für Pkw kurz vor der Markteinführung in den USA angeboten. Die Produkte erlauben die Reduktion von Stickoxiden mittels Einspritzung eines Reduktionsmediums in den Abgastrakt von Kraftfahrzeugen. Die Umwandlung der Stickoxide findet im SCR-Katalysator statt.

Anfang April 2017 wurde bekannt, dass Bosch gemeinsam mit Daimler ein Entwicklungsprojekt für autonomes Fahren realisieren wird.[13] Indes wurde Anfang November 2018 bekannt, dass ein Roboter-Fahrdienst eingeführt werden soll.[14]

Alternativ zum Verbrennungsmotor investiert Bosch in die Brennstoffzellentechnologie und will führender Anbieter bei elektrischen Antriebssystemen werden.[15] Gemeinsam mit dem schwedischen Unternehmen PowerCell will Bosch ab 2022 für Nutzfahrzeuge und PKW Brennstoffzellen in Serie fertigen.[16] Im November 2019 wurde bekannt, dass Bosch gut 11 Prozent der Anteile von PowerCell hält.[17] Ebenso ist Bosch seit 2019 an Nikola Motors beteiligt, einem Hersteller für Elektrolastkraftwagen mit Brennstoffzellen aus Phoenix (Arizona).[18]

Industrietechnik

Zu diesem Unternehmensbereich, der 10 % (7,5 Milliarden Euro) zum Umsatz beiträgt (2019),[19] gehört die Tochtergesellschaft Bosch Rexroth AG als weltweiter Anbieter von Antriebs- und Steuerungstechnik. Bosch Rexroth bedient die Kernmärkte Fabrikautomation und Mobilhydraulik.

Auch ein Sondermaschinenbau, der Montageanlagen und Sondermaschinen für den Eigenbedarf der Bosch-Gruppe fertigt, ist dem Unternehmensbereich Industrietechnik zugeordnet.

Der ehemalige Geschäftsbereich Packaging Technology, der ebenfalls zu diesem Unternehmensbereich gehörte, wurde 2019 veräußert und 2020 in Syntegon Technology umfirmiert.

Gebrauchsgüter

Gebrauchsgüter machten 2019 rund 23 % (17,8 Milliarden Euro) des Umsatzes der Bosch-Gruppe aus. Dieser Unternehmensbereich gliedert sich in die beiden Geschäftsbereiche BSH Hausgeräte GmbH und Elektrowerkzeuge.

Seine Beteiligung an der BSH Hausgeräte GmbH erhöhte Bosch 2015 auf 100 %[20]. Die Tochtergesellschaft bietet Hausgeräte unter anderem unter den Marken Bosch, Siemens, Constructa, Neff und Gaggenau an.

Elektrowerkzeuge fertigt und vertreibt Bosch unter den Marken Bosch und Dremel für Industrie, Handwerk und Heimwerker. Unter dem Hausnamen „Bosch“ werden zum einen die Heimwerker-Produkte mit vorwiegend grüner Produktfarbe vertrieben, wohingegen Produkte, welche mehrheitlich für Industrie und Handwerk gedacht sind, unter dem Namen „Bosch professional“ in blauer Gehäusefarbe ausgeliefert werden. Umgangssprachlich sind letztere auch als „Bosch-Blau“ bekannt. Zum Produktprogramm zählt darüber hinaus auch Zubehör wie Bohrer und Sägeblätter sowie Gartengeräte.

Im Jahr 2003 führte Bosch als erster Anbieter die Lithium-Ionen-Technik bei akkubetriebenen Elektrowerkzeugen ein. Der so ausgestattete Akkuschrauber Ixo war mit sechs Millionen verkauften Einheiten (Stand: Oktober 2007) nach Eigenangaben das weltweit meistgekaufte Elektrowerkzeug seit 2004. Die Technik wird nach und nach auf andere Akku-Geräte übertragen.

Energie- und Gebäudetechnik

Die beiden Geschäftsbereiche Thermotechnik (Junkers, Buderus, Loos) und Sicherheitstechnik (Bosch Sicherheitssysteme GmbH) tragen mit 5,6 Milliarden Euro (2019) 7 % zum Umsatz der Bosch-Gruppe bei.

In der Thermotechnik ist Bosch Hersteller von Heizungsprodukten (Öl- und Gas-Kessel, Wärmepumpen) sowie von Warmwassergeräten.

Geschichte

1886 bis 1920

Die Firmengeschichte beginnt mit der Gründung der Werkstätte für Feinmechanik und Elektrotechnik in einem Hinterhof in Stuttgart-West am 15. November 1886. Ein Jahr später wurde der erste Niederspannungs-Magnetzünder von Bosch für Gasmotoren vorgestellt. Zehn Jahre später folgte der erste Magnetzünder für Automobile.

Die erste Fabrik eröffnete Bosch 1901 in Stuttgart. 1906 erfolgte die Fertigung des 100.000. Magnetzünders. Im gleichen Jahr wurde der Achtstundentag bei Bosch eingeführt. 1910 war die Gründung und Errichtung des Werks Feuerbach bei Stuttgart. 1913 begann die Fertigung von Scheinwerfern im „Lichtwerk“ Feuerbach.

Im Jahr 1917 wurde Bosch in eine Aktiengesellschaft umgewandelt.

Bis 1945

In den frühen 1920er Jahren wurde durch Illies & Company ein Verkaufsbüro für Bosch-Waren in Kalkutta, Indien gegründet. Über die nächsten drei Dekaden, agierte Bosch in Indien durch die Einfuhr von Waren.[21]

1926 wurde die Produktpalette um Scheibenwischer erweitert, ein Jahr später kamen Diesel-Einspritzpumpen dazu.

1929 gründete Bosch mit Zeiss Ikon und D.S. Loewe die Fernseh AG. In den Folgejahren leistete dieses Unternehmen Bedeutendes auf dem Gebiet der Fernsehtechnik.

1932 erfolgte der Kauf der Gasgeräteproduktion der Junkers & Co., die Entwicklung der ersten Bohrmaschine von Bosch und die Präsentation des ersten Blaupunkt-Autoradios.

Bereits Ende 1933 begannen Verhandlungen zwischen der Robert Bosch AG und den Nationalsozialisten über eine Verlagerung von Teilen der Rüstungsproduktion in das Landesinnere Deutschlands. Bosch gründete 1935 und 1937 zwei solcher Ausweichwerke: die Dreilinden Maschinenbau GmbH (DLMG) in Kleinmachnow bei Berlin und in Hildesheim die Elektro- und Feinmechanische Industrie GmbH – später Trillke-Werke GmbH (siehe Hildesheimer Wald: ELFI/Trillke/Bosch/Blaupunkt-Werk). Beide Werke dienten ausschließlich der Rüstungsproduktion. Diese „Schattenfabriken“ entstanden unter größter Geheimhaltung und in enger Zusammenarbeit mit den NS-Behörden. 1937 wurde aus der Bosch AG eine GmbH.

Die Bosch-Tochter DLMG in Kleinmachnow bei Berlin beschäftigte etwa 5.000 Personen, mehr als die Hälfte von ihnen waren Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter, Kriegsgefangene und weibliche KZ-Häftlinge, darunter viele Frauen aus dem Warschauer Aufstand. Sie mussten Zubehör für Flugzeuge der deutschen Luftwaffe produzieren. In Hildesheim entstand eine Tarnfabrik für die gesamte elektrotechnische Ausrüstung von Panzern, Zugmaschinen und Lastkraftwagen der Wehrmacht. Ab Oktober 1943 fuhr kein neuer deutscher Panzer mehr ohne die Starterelemente aus Hildesheim. 1944 arbeiteten 4.290 Männer und Frauen in den Trillke-Werken, davon waren 2.019 Zwangsarbeiter, Kriegsgefangene und Militärinternierte. Insgesamt mussten während des Zweiten Weltkrieges 2.711 Menschen im Hildesheimer Bosch-Werk arbeiten, die man aus den besetzten Ländern nach Deutschland verschleppt hatte. Während des Krieges wurde die Produktion weiter dezentralisiert, Bosch produzierte in einer immer größeren Zahl von Fabriken und verlagerte Teile der Fertigung an 213 Stellen in mehr als 100 Orten. Nach einer Studie zweier Historiker beschäftigte die Bosch-Gruppe „während des gesamten Krieges mindestens 20.000 Zwangsarbeiter“.[22]

Am 12. März 1942 starb Firmengründer Robert Bosch.

Angela Martin und Ewa Czerwiakowski haben im Rahmen eines Projektes der Berliner Geschichtswerkstatt zahlreiche ehemalige Zwangsarbeiterinnen und KZ-Häftlinge der DLMG und der Trillke-Werke interviewt, zur Geschichte der beiden Schattenfabriken recherchiert und dazu mehrere Bücher und Ausstellungen veröffentlicht.[23] 2016 wurde die Webseite „Bosch – Zwangsarbeit im Hildesheimer Wald“ freigeschaltet.[24]

Bis 2000

Nach dem Zweiten Weltkrieg begann Bosch 1953 eine Partnerschaft mit dem japanischen Konzern Denso. Zuletzt bestand eine nicht-strategische Finanzbeteiligung in Höhe von rund 5 % der Denso-Aktien, die Ende 2012 mit einem Erlös von 1,1 Mrd. € verkauft wurden.[25]

1951 wurde die indische Motor Industries Company Ltd. (MICO) gegründet, deren Anteile Bosch unmittelbar zu 49 % aufkaufte. MICO wurde zum alleinigen lokalen Vertriebshändler Boschs, bis 1953 eine MICO-Fabrik in Adugodi, Bangalore, gegründet wurde, welche verschiedene Produkte unter Bosch-Lizenz produzierte. 1961 hatte die Fabrik in Bangalore bereits 2000 Mitarbeiter und Bosch hatte über die Jahre 57,5 % der MICO-Firmentanteile aufgekauft. Weitere Investitionen folgten, eine zweite MICO-Fabrik wurde 1969–1971 in Nasik errichtet, eine dritte 1988 in Naganathapura in Betrieb genommen. In den späten 1980ern hatte Indien die zweitgrößte Anzahl an Bosch-Mitarbeitern außerhalb Deutschlands. 2008 wurde MICO in Bosch Limited umbenannt.[21]

1964 wurde die Robert Bosch Stiftung gegründet. Weitere wesentliche Veränderungen waren der Bau eines neuen Entwicklungszentrums in Schwieberdingen 1968 und der Umzug der Hauptverwaltung nach Gerlingen 1970.

Ab 1981 beteiligte sich das Unternehmen an der Telefonbau & Normalzeit GmbH in Frankfurt am Main, die 1985 in Telenorma umbenannt und zwei Jahre später vollständig übernommen wurde. Ab 1994 firmierte dieser Geschäftsbereich als Bosch Telecom GmbH.

Herausragende Entwicklungen des Unternehmens bis zum Jahr 2000 waren die Lambda-Sonde (1976), das erste elektronische Antiblockiersystem (ABS) 1978, die elektronische Motorsteuerung (Motronic) 1979, die Antriebsschlupfregelung (ASR) 1986, das Xenonlicht für Pkw (Litronic) 1991, das vor allem durch den Elchtest bekannt gewordene Elektronische Stabilitätsprogramm (ESP) 1995, die Common-Rail-Hochdruck-Dieseldirekteinspritzung 1997 und die Benzin-Direkteinspritzung im Jahr 2000.

Im Jahr 2000 wurde der Bereich Private Netze (heute Tenovis bzw. Avaya) verkauft.

21. Jahrhundert

Standort in Abstatt, 2004 eröffnet
Zentrum für Forschung und Vorausentwicklung in Renningen

2001 übernahm Bosch die Mannesmann Rexroth AG, später wurde diese in Bosch Rexroth AG umbenannt und umfasste die Geschäftsbereiche Hydraulik, Pneumatik, Indramat, Lineartechnik und Gießerei. 2018 wurde das Logo der Rexroth AG stark verändert. Der Zusatz: „a Bosch Company“ soll verdeutlichen, dass das Unternehmen noch enger zum Mutterkonzern rücken möchte. 2003 erfolgte die Übernahme der Buderus AG und Eingliederung der Heiztechnik in die BBT Bosch-Buderus-Thermotechnik GmbH. Im selben Jahr eröffnete Bosch ein neues Testzentrum in Vaitoudden in der Nähe von Arjeplog im nordschwedischen Lappland, 2004 kam ein neues Entwicklungszentrum in Abstatt dazu.

Wichtige Entwicklungen in diesen Jahren waren die Elektrohydraulische Bremse (EHB) 2001, die Common-Rail-Dieseleinspritzung mit Piezo-Injektoren, das Digital-Autoradio mit Laufwerk (Blaupunkt) und der Akku-Schrauber mit Lithium-Ionen-Akkumulator (Ixo) im Jahr 2003.

Bosch erhielt bisher drei Mal den Deutschen Zukunftspreis:

  • 2005 zusammen mit der Siemens VDO Automotive AG für die Entwicklung von Piezo-Injektoren, die den Kraftstoffverbrauch und die Schadstoffemission von Dieselmotoren reduzieren[26]
  • 2008 für kleine und preisgünstige mikromechanische Sensoren zum Einsatz in der Konsumelektronik[27]
  • 2013 zusammen mit Trumpf, der Universität Jena und dem Fraunhofer-Institut für Angewandte Optik und Feinmechanik für ein neues Produktionswerkzeug, das mit ultrakurzen Laserimpulsen präzise Materialbearbeitung in der industriellen Massenfertigung erlaubt[28]

Im Jahr 2008 gab Bosch Pläne für ein neues Zentrum für Forschung und Vorausentwicklung mit zunächst 1700 Mitarbeitern in Renningen bekannt. Im November 2014 zogen die ersten Abteilungen an den neuen Forschungsstandort um, bis zur Eröffnung im Oktober 2015 zogen 1700 Mitarbeiter ein.[29][30] In den Jahren 2017 und 2018 folgten die Bereiche Car Multimedia (CM) und Bosch Center for Artificial Intelligence (BCAI) und erhöhten den Mitarbeiterstand am Standort Renningen auf etwa 2200.[31]

Nach der Übernahme der in Erfurt ansässigen ersol Solar Energy AG (seit September 2009 Bosch Solar Energy AG) im Jahr 2008 war Bosch auch im Bereich der Solartechnik aktiv. Eine Expansion in diesem Bereich war geplant, unter anderem durch einen weiteren Zukauf. Im November 2009 wurde die Erlangung der Aktienmehrheit an der Aleo Solar AG bekanntgegeben. Im März 2013 gab Bosch die Absicht bekannt, sich nach aufgelaufenen Verlusten in Höhe von mehreren Milliarden Euro weitestgehend von der zuletzt rund 3000 Mitarbeiter, vor allem in Ostdeutschland, umfassenden Solarsparte zu trennen.[32]

2009 investierte die Bosch-Gruppe rund 3,6 Milliarden Euro in Forschung und Entwicklung (F+E-Quote: 9,4 %), über 3.850 Patente wurden angemeldet.[33] Neben der Verbesserung der Energieeffizienz in allen Geschäftsfeldern mit erneuerbaren Energien plant das Unternehmen den Ausbau neuer Geschäftsfelder wie Medizintechnik.[34]

Zu einem wichtigen Markt und Produktionsstandort für Bosch hat sich China entwickelt. Das Unternehmen hatte 2012 dort 34.000 Angestellte und einen Umsatz von 41,7 Mrd. Yuan, das entspricht etwa 5 Mrd. Euro.[35]

Im Januar 2013 nahm die Gruppe im Ranking der 500 größten Familienunternehmen Deutschlands der Zeitschrift Wirtschaftsblatt den dritten Platz ein.[36]

2013 wurde die Pneumatik-Sparte aus dem Bosch-Rexroth-Konzern ausgegliedert und verkauft. Sie firmiert heute unter dem Namen Aventics.

Im September 2014 wurde bekannt gegeben, dass Bosch die restlichen 50 % Anteile von Bosch-Siemens-Hausgeräte von Siemens übernimmt.[37] Die Aufwendungen dafür betrugen drei Milliarden Euro.[20]

Im September 2014 übernahm Bosch ZF Lenksysteme, ein Gemeinschaftsunternehmen von Bosch und ZF Friedrichshafen, komplett.[38] Das Unternehmen firmiert nun unter dem Namen Robert Bosch Automotive Steering GmbH.[39]

2014 meldete Bosch über 4000 Patente an.[40]

Am 9. Juni 2015 gab Bosch bekannt, dass ein Partner für ein Gemeinschaftsunternehmen oder ein Käufer für den Bereich Starter und Generatoren gesucht werde.[41] Im August 2016 wurde der Bereich in ein separates Tochterunternehmen ausgegründet, um es bis Mai 2017 verkaufen zu können.[42] Ende 2017 wurde der Verkauf der Tochtergesellschaft SEG Automotive Germany GmbH an ZMJ (Zhengzhou Coal Mining Machinery Group Co., Ltd.) und CRCI (China Renaissance Capital Investment) vollzogen.[43]

Auch 2018 bildete Bosch in Deutschland mit über 4.200 Patentanmeldungen in diesem Bereich die Spitze.[44] Im Bereich der Künstliche-Intelligenz-Patente gehört Bosch Anfang 2019 zu den ersten 20.[45] Im Bereich der Batterietechnik hat Bosch von 2000 bis 2018 1.539 Patente angemeldet und gehört daran gemessen zu den ersten fünf.[46]

Während der COVID-19-Pandemie verkündete Bosch, einen Schnelltest auf das SARS-CoV-2-Virus entwickelt zu haben. Schon kurze Zeit nachdem die Lage in Deutschland ernster wurde, konnte ein zuverlässiger (95 %) und schneller (2 h) Test präsentiert werden. Die Entwicklung ging deshalb so schnell, weil ein bestehendes Molekulardiardiagnose-Verfahren für SARS-CoV-2 umfunktioniert werden konnte. Der Test analysiert Proben nach charakteristischen RNA-Abschnitten, die das Virus auszeichnen. Der große Durchbruch ist dabei, dass das Verfahren deutlich schneller als der bisherige PCR-Test ist.[47]

Bosch kündigte an, von 2020 an CO2-Neutralität der Energieversorgung an allen Standorten weltweit zu erreichen.[48]

Geschäftsführung

Zusammensetzung

Die Geschäftsführung der Robert Bosch GmbH besteht aktuell aus elf Mitgliedern, dem Vorsitzenden der Geschäftsführung (seit 2012 Volkmar Denner) und seinem Stellvertreter (seit Juli 2013 Stefan Asenkerschbaumer)[49] sowie aus neun weiteren Geschäftsführern mit unterschiedlichen Verantwortungsbereichen und Funktionen.[50]

Vorsitzende der Geschäftsführung

Folgende Personen saßen in der Unternehmensgeschichte der Geschäftsführung vor:

Aufsichtsrat

Der 20-köpfige Aufsichtsrat wird vom Vorsitzenden Franz Fehrenbach aus Stuttgart geführt, der von 2003 bis 2012 Vorsitzender der Geschäftsführung der Robert Bosch GmbH war.[51] Sein Stellvertreter ist Frank Sell aus Leonberg. Dieser ist Vorsitzender des Betriebsrats des Werks Feuerbach und Vorsitzender des Gesamtbetriebsrates.[52]

Kritik

Im Jahr 2016 geriet die Robert Bosch GmbH in die Kritik, da sie die durch den Abgasskandal umstrittene Motorsteuerungssoftware entwickelt und an die Volkswagen AG geliefert haben soll. Seit 2008 soll die Robert Bosch GmbH dabei über 17 Millionen Motor- und Dosiersteuergeräte ausgeliefert haben, deren Software zum Teil unzulässige Abschalteinrichtungen enthielt.[53] Ingenieuren der Robert Bosch GmbH soll die Problematik bereits seit 2006 bekannt gewesen sein. Die kritisierte Software sollte in der Dokumentation verschwiegen werden.[54] Bosch legte in der Folge über 1,2 Milliarden Euro für Rechtsrisiken zurück. 2017 zahlte Bosch in einem Vergleich 304 Millionen Euro an US-Zivilkläger.[55][56][57] 2019 musste Bosch zur Beilegung der Rechtsstreitigkeiten in Deutschland unter anderem ein Bußgeld von 90 Millionen Euro zahlen.[58] Die Summe setzt sich jeweils zusammen aus der Ahndung der Ordnungswidrigkeit (2 Millionen Euro) und einer Gewinnabschöpfung (88 Millionen Euro). Das Bußgeld für Bosch fällt damit deutlich niedriger aus als bei Volkswagen und den Tochterfirmen Audi und Porsche. Diese wurden zu Bußgeldern von insgesamt mehr als zwei Milliarden Euro verurteilt.

Siehe auch

Literatur

Fachliteratur

Literarische Texte

  • François Bon: Retour usine. In: Temps machine. Verdier, Lagrasse 1993. (Literarische Darstellung der Produktion von Generatoren in einer Fabrik des Bosch-Konzerns in Stuttgart; auf französisch)

Weblinks

 Commons: Robert Bosch GmbH – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 gem. Handelsregister HRB 14000, Amtsgericht Stuttgart
  2. Impressum. Abgerufen am 25. Februar 2020.
  3. 3,0 3,1 3,2 Geschäftsbericht. Abgerufen am 29. April 2020.
  4. 4,0 4,1 Automobil Industrie: Die Top-100 Automobilzulieferer des Jahres 2018. In: www.automobil-industrie.de. Vogel Communications Group GmbH & Co. KG, 6. Juni 2019, abgerufen am 6. Mai 2020.
  5. Professor Dr.-Ing. Hermann Scholl Ehrenvorsitzender der Bosch-Gruppe Pressemitteilung vom 1. Juli 2012 (Memento vom 23. März 2013 im Internet Archive)auf bosch-presse.de
  6. Unternehmen. Abgerufen am 26. April 2018.
  7. Christina Deinhardt: Geschäftsbereich für Elektromobilität: Bosch gründet Powertrain Solutions. Abgerufen am 4. November 2019.
  8. Bosch gründet Geschäftsbereich für vernetzte Mobilitätsservices. Abgerufen am 26. April 2018.
  9. 10 Jahre Bosch eBike Systems. Abgerufen am 27. April 2020.
  10. Bosch opens eight-inch fab, EDN Network vom 18. März 2010. (Link nicht mehr abrufbar)
  11. Größte Bosch-Einzelinvestition, Presseinformation der Robert Bosch GmbH vom 18. März 2010. (Link nicht mehr abrufbar)
  12. Grundsteinlegung 300-Millimeter-Halbleiterwerk Dresden. Abgerufen am 10. September 2019.
  13. Andreas Floemer: Bosch und Daimler kooperieren beim vollautomatisierten und fahrerlosen Fahren. In: t3n.de. 4. April 2017, abgerufen am 30. November 2019.
  14. S-Klasse wird vollautonom: Roboter-Fahrdienst von Daimler und Bosch. welt.de/motor. 9. November 2018. Abgerufen am 12. November 2018.
  15. Thomas Gerlach: Der Diesel zieht nicht mehr. In: Die Tageszeitung: taz. 2018-12-21 ISSN 0931-9085, S. 4–5 (https://www.taz.de/!5558035/).
  16. Pressemeldung: Bosch steigt in die Serienfertigung von Brennstoffzellen für Lkw und Pkw ein - Kooperation mit Stack-Hersteller Powercell vereinbart. Robert Bosch GmbH, 29. April 2019, abgerufen am 5. Mai 2019.
  17. Pressemeldung: Robert Bosch GmbH aqcuires Midroc New Technology’s shares in PowerCell Sweden AB. PowerCell AB, 15. November 2019, abgerufen am 17. November 2019 (english).
  18. Pressemeldung: Bosch and Hanwha Have Invested Over $230 Million in Nikola. Nikola Motor Corporation, 5. September 2019, abgerufen am 26. September 2019 (english).
  19. Zahlen aus dem Geschäftsbericht 2019, abgerufen am 15. Juli 2019.
  20. 20,0 20,1 zeit.de vom 22. September 2014, Schiefergas statt Spülmaschine, abgerufen am 10. Oktober 2019.
  21. 21,0 21,1 Josefine Hoffmann: Agreements and Achievements – MICO in the German Bosch Archive. In: MIDA Archival Reflexicon. 2020 ISSN 2628-5029, S. 3-4 (https://www.projekt-mida.de/reflexicon/agreements-and-achievements-mico-in-the-german-bosch-archive/).
  22. Hendrik Ankenbrand: Zwangsarbeit: Die Schuld von Robert Bosch. ISSN 0174-4909 (https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/unternehmen/zwangsarbeit-die-schuld-von-robert-bosch-12605050.html).
  23. Angela Martin: Ich sah den Namen Bosch. Polnische Frauen als KZ-Häftlinge in den Dreilinden Maschinenbau GmbH. Metropol, Berlin 2002, ISBN 3-932482-79-4
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    Ausstellungen in Zusammenarbeit mit Hanna Sjöberg:
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