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Gottschalk von Kreuznach

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Gottschalk von Kreuznach oder Gotschalck von Katzenelnbogen, auch Gotschalke von Worms u. ä. (geb. im 14. Jahrhundert, vermutlich in Katzenelnbogen; gest. zwischen 1409 und 1421, vermutlich in Kreuznach) war ein deutscher jüdischer Unternehmer, der in Köln, Worms, Kreuznach und Frankfurt am Main wirkte.

Leben

Kölner Prozess

1378 erhob Graf Diether VIII. von Katzenelnbogen (1340–1402) für „seinen“ Juden Gottschalk und dessen Schwiegervater Manasse aus Worms beim Rat der Stadt Köln eine Schadenersatzklage über 2600 bzw. 2550 Gulden wegen vorenthaltener Gelder, die von beiden dort bei jüdischen Geschäftspartnern eingelegt worden waren; 1386 wurden dem Grafen 2000 Gulden zugesprochen.[1][2]

Worms

1379 stand Manasses Schwiegersohn Gottschalk in Worms in Geschäftsverbindung mit Isaak von Aschaffenburg[1] und hatte 140 Gulden an die Grafen Eberhard von Zweibrücken (1325–1394) und Heinrich II. von Sponheim-Bolanden (* um 1324; † 1393)[3], einen Schwager Diethers VIII. von Katzenelnbogen, verliehen.[4] Mane (Manasse) und sein Schwiegersohn Gottschalk gewährten 1380 den Brüdern Friedrich und Wolf von Meckenheim[5] ein Darlehen über 200 Gulden guter Wormser Währung.[6]

Ansiedlung in Kreuznach

Spätestens seit 1382 lebte dieser jüdische Bankier Gottschalk aus Katzenelnbogen in Kreuznach. Ihm gehörte das Haus an der Ecke Lämmergasse / Mannheimerstraße 12 nahe dem Eiermarkt, das nach ihm noch lange „Gottschalk des Juden Haus“[7] genannt wurde (später auch: Löwensteiner Hof). 1385 gewährte Gottschalk dem Mainzer Erzbischof Adolf von Nassau (1353–1390) ein Darlehen von 300 schweren Gulden Mainzer Währung.[8] Auf Bitten Diethers VIII. von Katzenelnbogen gab Erzbischof Adolf 1388 dem Gottschalk von Worms, des Grafen Juden (= Gottschalk von Kreuznach), sowie dessen Ehefrau, Kindern, und ihrem Gesinde, gegen eine jährliche Zahlung von 8 Gulden freies Geleit: Sie dürfen zwei Jahre lang in der Stadt Bensheim oder in anderen Städten des Erzstiftes wohnen,[9] machten von dem Privileg aber offenbar keinen Gebrauch.

In Kreuznach wurde 1390 auch für Gottschalks Bruder Samuel von Katzenelnbogen und seine Familie von Graf Simon III. von Sponheim (nach 1330–1414) ein Schutzbrief ausgestellt.[10]

Niederlassung in Frankfurt am Main

1395 kaufte Gottschalk von Kreuznach ein Haus in Frankfurt zwischen dem „Haus Rosenbusch“ (Große Fischergasse 18) und dem Hof von Johann von Holzhausen, behielt aber seinen bisherigen Hauptwohnsitz in Kreuznach bei. Die Stadt Frankfurt nahm 1397 ein Darlehen über 600 Gulden bei ihm auf.[1] Gottschalk schenkte dem Rat der Stadt Hirschkühe, die 1400 im Hirschgraben gehalten wurden.[11][12]

Auf Gottschalks Intervention hin schaffte 1398 Erzbischof Johann von Nassau-Wiesbaden-Idstein (um 1360–1419) den Würfelzoll für Juden beim Grenzübertritt zum Erzstift Mainz ab.[13][1] Dieser Leibzoll war bereits 1379 und 1384 von dessen Bruder Erzbischof Adolf von Nassau abgeschafft worden, wurde aber auf die Intervention König Ruprechts III. hin 1401 wieder eingeführt.[14]

Inhaftierung in Kreuznach und Freilassung gegen Lösegeld

Unter dem Vorwurf des Wuchers wurden Gottschalk, seine Frau Bulyn und seine Kinder 1404 von Simon III. von Sponheim in Kreuznach ins Gefängnis geworfen und erst gegen eine sehr hohe Lösegeldzahlung freigelassen. Die Vereinbarung über die Lösegeldzahlung sah vor, dass Simon III. von Sponheim und König Ruprecht III. von der Pfalz (1352–1410) jeweils die Hälfte des enormen Restvermögens Gottschalks mit Ausnahme der im Wohnhaus befindlichen Werte und Dokumente erhalten sollten. Beide erhielten 7000 Gulden, 5150 Gulden hatte Simon III. schon in Mainz ausgezahlt bekommen.[15] Für Gottschalk siegelten 1404 bei dieser Vereinbarung die Ritter Johann von Löwenstein [der Alte] und Johann vom Stein.[16]

Gottschalk wurde anschließend im März 1404 von König Ruprecht III. gegen eine jährliche Zahlung von 10 Gulden für fünf Jahre in Schutz genommen.[17] Alle Familienmitglieder, auch Gottschalks Schwager Gumprecht und seine Familie, die bis zum Frühjahr 1405 inhaftiert waren,[18] mussten Graf Simon III. Urfehde schwören.[19]

Auf dem Königlichen Tag am Dreikönigstag 1406 in Mainz beklagte sich der Mainzer Erzbischof Johannn von Nassau-Wiesbaden-Idstein bei König Ruprechts III. über dessen Umgang mit Judengeldern und seinen Eingriff in die Sponheimer landesherrlichen Rechte im Fall des Gottschalks von Kreuznach.[20]

Letzte Jahre

1406 bekundeten Gottschalk und seine Frau Bulyn vor Schultheiß und Schöffen in Kreuznach die Übertragung einer Jahresgülte auf ihr Wohnhaus.[21][12]

In einer Urkunde von Pfalzgraf Ludwig III. bei Rhein (1378–1436) und Graf Johann V. von Sponheim († 1437) wird 1421 das Haus in Kreuznach erwähnt, in dem die Jüdin Bulyn, Witwe des Juden Gottschalks wohnt.[22]

Familie

Gottschalks Frau Bulyn († nach 1421) war die Tochter des Manasse (Mannus, Man), der aus Köln stammte und in Worms Kreditgeschäfte betrieb,[2] und seiner Frau Rose (Röschin, Rosselin) († nach 1453). Als Gottschalks und Bulyns Kinder werden genannt:

  • (Tochter), verheiratet mit Joël (Johel), Sohn des Geldverleihers Ber († 1393), in Frankfurt, vermutlich später nach Köln gezogen,[1]
  • Bele („Bella“, die „Schöne“), verheiratet mit Süßkind von Rothenburg († um 1423/26) in Frankfurt,[1]
  • Gele (Kele) (die „Gelbe“, „Blonde“) († nach 1400), wurde 1400 mit ihren Kindern in Frankfurt für zwei Jahre als Bürgerin aufgenommen,[23][1]
  • David († nach 1397), 1393 bis 1397 in Frankfurt erwähnt,
  • Samuel (Smuhel, Smohel) († nach 1439), 1410 in Frankfurt, 1420 in Bingen und 1421 in Kreuznach erwähnt,[24] 1434 vom Mainzer Erzbischof Dietrich Schenk von Erbach (1390–1459) in Schutz genommen.[25]
  • Abraham.[26]

Gottschalks Bruder Samuel und Gottschalks Schwager Gumprecht, Bulyns Bruder, wohnten ebenfalls zeitweise in Kreuznach.[1][27]

Eine gelegentlich vermutete Identität Gottschalks von Kreuznach mit dem Juden Gottschalk von Bacharach – er begegnet vermutlich auch als Gottschalk von Oppenheim –, der 1362 bereits verheiratet war, ist unwahrscheinlich.[1] Gottschalk von Bacharach war der Sohn des Manasse (Man) von Worms,[28] also ein weiterer Schwager des Gottschalk von Kreuznach.

Quellen

  • Regest des Pfalzgrafen Ruprecht III., n. 3305, vom 30. Dezember 1403, Heidelberg = Kurpfälzer Kopialbuch; Generallandessarchiv Karlsruhe (Kopialbuch Nr. 871, Blatt 184) (Regesta Imperii Online, abgerufen am 26. Januar 2014)
  • Regest des Pfalzgrafen Ruprecht III., n. 6770, vom 22. Februar 1404, Kreuznach = Abschrift des Originals im Sponheimer Kopialbuch; Generallandessarchiv Karlsruhe (Kopialbuch Nr. 1340, Blatt 197) (Regesta Imperii Online, abgerufen am 26. Januar 2014)
  • Regest des Pfalzgrafen Ruprecht III., n. 3394, vom 4. März 1404, Boppard = Reichsregister König Ruprechts von 1407/1410; Generallandessarchiv Karlsruhe (Kopialbuch Nr. 801, Blatt 194) (Regesta Imperii Online, abgerufen am 26. Januar 2014)
  • Regest des Pfalzgrafen Ruprecht III., n. 4297, vom 8. oder 9. Januar 1406, Mainz = Staatsarchiv Würzburg (Mainzer Ingrossaturbuch Nr. 14, Blatt 257) (Regesta Imperii Online, abgerufen am 26. Januar 2014)
  • Johannes Mötsch (Bearb.): Regesten des Archivs der Grafen von Sponheim 1065-1437, Bd. II 1371-1399. (Veröffentlichungen der Landesarchivverwaltung Rheinland-Pfalz 42). Landesarchivverwaltung, Koblenz 1988
  • Johannes Mötsch (Bearb.): Regesten des Archivs der Grafen von Sponheim 1065-1437, Bd. III 1400-1425. (Veröffentlichungen der Landesarchivverwaltung Rheinland-Pfalz 43). Landesarchivverwaltung, Koblenz 1989
  • Dietrich Andernacht (Bearb.): Regesten zur Geschichte der Juden in der Reichsstadt Frankfurt am Main von 1401-1519 (Forschungen zur Geschichte der Juden, Abt. B. Quellen I/1-3), Bd. I-III. Hahn, Hannover 1996

Literatur

  • Alex Lewin: Gotschalk von Kreuznach. In: Kreuznacher Heimatblätter 10 (1930), Nr. 3
  • Alex Lewin: Die Gotschalke von Bacharach und Kreuznach. Ein Beitrag zur Geschichte d. Juden in Frankfurt um d. J. 1400. In: Gemeindeblatt der Israelitischen Gemeinde Frankfurt. 11/11 (1933), S. 279f; 12/1 (1933), S. 13 (Online, PDF; 7,2 MB und Online, PDF; 7,7 MB, abgerufen am 26. Januar 2014).
  • Franz-Josef Ziwes: Studien zur Geschichte der Juden im mittleren Rheingebiet während des hohen und späten Mittelalters (Forschungen zur Geschichte der Juden, Abt. A. Abhandlungen 1). Hahn, Hannover 1995, bes. S. 208ff ISBN 978-3-7752-5610-0
  • Gottfried Kneib: Juden in der kurmainzischen Stadt Sobernheim während des ausgehenden Mittelalters. In: Mainzer Zeitschrift 104 (2009), S. 107–132, bes. S. 119–125

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 1,5 1,6 1,7 1,8 Vgl. A. Lewin: Die Gotschalke (a. a. O.)
  2. 2,0 2,1 Vgl. Winfried Reichert: Finanzpolitik und Landesherrschaft. Zur Entwicklung der Grafschaft Katzenelnbogen vom 12. bis zum 14. Jahrhundert. Auenthal, Trier 1985, S. 133f.
  3. Verheiratet mit Adelheid von Katzenelnbogen (* um 1341; † 1397)
  4. Vgl. Urkunde vom 3. Juni 1379. In: J. Mötsch (Bearb.): Regesten (a. a. O.), Bd. II, S. 141 (Nr. 1800).
  5. Die Ritter von Meckenheim bildeten zusammen mit den Dalberg die Ganerbschaft von Burg Gundheim bei Worms.
  6. Hessisches Staatsarchiv Darmstadt (Bestand A 2 Urkunden der ehemaligen Provinz Rheinhessen, Nr. 255/813).
  7. So erstmals belegt am 28. April 1441 bei der gemeinsamen Übertragung des Hauses als Lehen an Brenner von Lewenstein durch Markgraf Jakob I. von Baden und Graf Friedrich III. von Veldenz-Geroldseck; vgl. Badische Historische Kommission (Hrsg.): Regesten der Markgrafen von Baden und Hachberg 1015–1515, Bd. III. Wagner, Innsbruck 1907, S. 122 (Nr. 6125); Landeshauptarchiv Koblenz (Bestand 33 Reichsgrafschaft Sponheim, Urkunden Lehenhof, Löwenstein).
  8. Vgl. Staatsarchiv Würzburg (Mainzer Ingrossaturbuch Nr. 10, Blätter 355f) (Online, abgerufen am 2. Januar 2014).
  9. Vgl. Staatsarchiv Würzburg (Mainzer Ingrossaturbuch Nr. 11, Blatt 194) (Online, abgerufen am 2. Januar 2014).
  10. Vgl. F.-J. Ziwes: Studien (a. a. O.), S. 213.
  11. Stadt-Rechenbuch Frankfurt, Eintrag vom Sabbato post Servatii 1400.
  12. 12,0 12,1 Vgl. F.-J. Ziwes: Studien (a. a. O.), S. 209 mit Anm. 191.
  13. Vgl. Staatsarchiv Würzburg (Mainzer Ingrossaturbuch Nr. 11, Blatt 3).
  14. Vgl. Gerd Mentgen: Der Würfelzoll und andere antijüdische Schikanen in Mittelalter und Früher Neuzeit. In: Zeitschrift für Historische Forschung 22 (1995), S. 1–48.
  15. Vgl. Regesten des Pfalzgrafen Ruprecht III. (a. a. O.), n. 4297 und 6770.
  16. Vgl. Regest des Pfalzgrafen Ruprecht III. (a. a. O.), n. 6770.
  17. Vgl. Regest des Pfalzgrafen Ruprecht III. (a. a. O.), n. 3394.
  18. Vgl. F.-J. Ziwes: Studien (a. a. O.), S. 211.
  19. Vgl. Urkunde vom 1. Mai 1405. In: J. Mötsch (Bearb.): Regesten (a. a. O.), Bd. III, S. 80 (Nr. 3189).
  20. Vgl. Regest des Pfalzgrafen Ruprecht III. (a. a. O.), n. 4297; Staatsarchiv Würzburg (Mainzer Ingrossaturbuch Nr. 14, Blatt 257).
  21. Vgl. Urkunde vom 13. Dezember 1406. In: J. Mötsch (Bearb.): Regesten (a. a. O.), Bd. III, S. 100 (Nr. 3244).
  22. Vgl. Urkunde vom 24. November 1421, Kreuznach; Bayerisches Hauptstaatsarchiv München (Grafschaft Sponheim Urkunden 1108); auch Urkunde vom 13. März 1421. In: J. Mötsch (Bearb.): Regesten (a. a. O.), Bd. III, S. 445 (Nr. 4013).
  23. Vgl. Institut für Stadtgeschichte Frankfurt am Main (Bestand Juden Akten, 647).
  24. Vgl. Urkunde vom 22. Dezember 1421. In: J. Mötsch (Bearb.): Regesten (a. a. O.), Bd. III, S. 464 (Nr. 4048).
  25. Vgl. Hessisches Staatsarchiv Darmstadt (Best. A 14, Nr. 384 und 390); Original im Staatsarchiv Würzburg.
  26. Vgl. F.-J. Ziwes: Studien (a. a. O.), S. 211.
  27. Vgl. zu ihm G. Kneib: Juden (a. a. O.), S. 119ff.
  28. Vgl. bes. eine Urkunde Adolfs von Nassau vom 12. August 1378; Staatsarchiv Würzburg (Mainzer Ingrossaturbuch Nr. 9, Blatt 90) (Online, abgerufen am 28. Januar 2014).
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