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Graf Koks

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Graf Koks ist die umgangssprachliche Bezeichnung einer Person, die besonders vornehm oder angeberisch tut. So nennt man etwa im Ruhrgebiet einen Angeber und eingebildeten Menschen „Graf Koks von der Gasanstalt“,[1][2] „Graf Koks von der Müllkippe“ oder „Graf Koks von der Halde“, im Mainzer Raum dagegen „Graf Koks von der Gasanstalt“ bzw. „vom Gaswerk“, wobei Koks alliterativ wie Goks ausgesprochen wird. Der Berliner Dialekt bezeichnet einen „feinen Pinkel“ ebenfalls als „Graf Koks“. Ähnlich scherzhaft-vulgäre Namen haben andere Vertreter des „Berliner Adels“: z. B. „Graf Rotz von der Popelsburg[3][4] sowie „Lord (oder Graf) Kacke“. [5][6]

Eine mögliche Erklärung findet sich im Umfeld neureicher Bürgerlicher im 19. Jahrhundert, wie den Industriellen-Familien Stinnes, Thyssen und Krupp, die sich mit frischgewonnenem Reichtum aus dem Umfeld der Montanindustrie Adelsinsignien erwarben und von Alteingesessenen spöttisch als Schlotbarone oder Koksgrafen betitelt wurden. Die Bezeichnung ließe sich aber auch von einem steifen, zylinderähnlichen Hut ableiten, der früher „Koks“ genannt wurde und den ein Ende des 19. Jahrhunderts lebender englischer Dandy namens William Coke populär gemacht haben soll (Cokes Hat).[3] Ähnliche Hüte gehörten zur Kluft wandernder Zimmermannsgesellen.

Verwendung in der Literatur

Graf Koks ist auch die Hauptperson einer Geschichte von Kurt Tucholsky (alias „Peter Panter“) in der Weltbühne Nr. 1 vom 5. Januar 1932 (S. 26).

Erzählt wird die Geschichte des klugen Grafen Koks, der einen Gerichtsvollzieher zu sich aufs Schloss bestellt, um eine Postbeamtin zu überführen, welche die üble Angewohnheit hat, fremde Briefe zu öffnen und zu lesen. In Gegenwart des Gerichtsvollziehers schreibt Graf Koks folgenden Brief an einen Freund (vgl. Kurt Tucholsky: Gesammelte Werke, Band 10, S. 7, rororo 980):

Lieber Freund,
da ich weiß, daß das Postfräulein Emilie Dupont dauernd unsere Briefe öffnet und sie liest, weil sie vor lauter Neugier platzt, so sende ich Dir anliegend, um ihr einmal das Handwerk zu legen, einen lebendigen Floh.
Mit vielen schönen Grüßen
Graf Koks

Diesen Brief verschließt Graf Koks in Gegenwart des Gerichtsvollziehers, ohne einen Floh hineinzulegen. Als der Brief ankommt, ist jedoch ein Floh darin.[7]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. NRW: Kandinsky, Koks und Kobold auf focus.de, erschienen in Focus Nr. 20/2010 vom 17. Mai 2010
  2. Peter Braun: Personenbezeichnungen: der Mensch in der deutschen Sprache, Niemeyer, Tübingen, 1997, S. 44 Online
  3. 3,0 3,1 Ich glaub ́ mein Schwein pfeift!, Compact Verlag, S. 194 Online
  4. Wirkendes Wort, Band 16, Ausgabe 4, Pädagogischer Verlag Schwann, 1966, S. 276 Online
  5. Zum Gebrauch einiger Berliner Wörter, PDF-Datei, S. 8 auf der Internetseite der Germanistik-Fakultät der Universität Hannover
  6. Der wahre E: ein Wörterbuch der DDR-Soldatensprache, S. 139 Online
  7. Die Weltbühne: Band 28, Teil 1, 1932 Online
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Graf Koks aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.