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Habimah

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Habimah Theater (2011)
Tel Aviv map-plain.png
Ha-Bimah
Ha-Bimah
Lokalisierung von Israel in Israel
Tel Aviv
Tel Aviv
Habima Theatre building-Tel Aviv.jpg

Habimah (hebräisch הַבִּימָה ha-Bīmah, deutsch ‚die Bühne‘) ist das israelische Nationaltheater in Tel Aviv.

Geschichte

Russland

1912 gründete Nachum Zemach in Białystok das Habima-Theater (russisch: театр «Габима» / teatr «Gabima»).[1] Es musste nach kurzer Zeit wieder schließen. 1916 konnte er es in Moskau neu eröffnen. Nach anderen Quellen wurde das Habimah-Theater 1918, nach der Oktoberrevolution, von Menachem Gnessin, Nachum Zemach und Hanna Rubin-Rovina in Moskau unter der Schirmherrschaft des Moskauer Kunsttheaters (MChAT) gegründet.[2] Künstlerischer Leiter wurde Jewgeni B. Wachtangow auf Anregung von Konstantin S. Stanislawski. Spielstätte wurde das Kunsttheater.

Das Theater spielte Theaterstücke von David Pinski, Salomon An-Ski, Scholem Alejchem und anderen in hebräischer Sprache. Es erwarb sich auf Tourneen nach Warschau, Berlin, London und New York mit den Stücken Der ewige Jude, Der Dibbuk und Der Golem einen internationalen Ruf, und zwar weniger aufgrund der jüdischen Themen der Stücke und seines unnatürlichen und gespreizten Hebräischen, als aufgrund des stilistischen Erfindungsgeistes dieser drei Produktionen und ihrer besonderen künstlerischen Auseinandersetzung mit der russischen Moderne und mit dem deutschen Expressionismus.[2]

Tournee

Die zwölfte Nacht von W. Shakespeare, Berlin 1930

Im Jahre 1926 verließ die Theatertruppe die Sowjetunion und tourte durch Polen, Deutschland, Österreich, Frankreich und die USA mit einer großen Resonanz.

Am 19. November 1930 initiierte Otto Hellmuth eine Protestkundgebung gegen die im Würzburger Stadttheater vorgesehene Aufführung des Stückes „Dybuk“ von Salomon An-Ski durch „Habima“. Nur durch massiven Polizeieinsatz konnten die antisemitisch motivierten Störungen durch Sprechchöre von mehreren Hundert Protestierern und das gewaltsame Eindringen ins Theater unterbunden und die Abendaufführung gesichert werden. Nicht erspart blieben den vorwiegend jüdischen Theaterbesuchern, darunter auch der nichtjüdische Oberbürgermeister Würzburgs Hans Löffler, vor der Vorstellung ein Spießrutenlauf durch eine fanatisierte Menge. Nach der Vorstellung wurden die Besucher vom Mob wiederum belästigt und mehrere Menschen auch verletzt. Vom Würzburger Schöffengericht verurteilte NSDAP-Anhänger erhielten im Februar 1931 mildernde Umstände, da das Motiv der Angeklagten „kein unehrenhaftes“ gewesen sei.[3]

Palästina, Israel

Schauspieler 1942
Theater in Tel Aviv 1950

1928 ging ein Teil des Ensembles nach Palästina. 1931–1932 kam es nach Tel Aviv. In der britischen Mandatszeit wurden rund 80 % der Stücke in Jiddisch, Deutsch, Englisch und Russisch aufgeführt, nach der Staatsgründung setzte sich Ivrit durch.[4] 1958 beschloss die israelische Regierung, das Theater Habima in „Nationaltheater Habima“ umzubenennen, u. a. um staatliche Subventionen für das Theater zu ermöglichen.[5]

Gegenwart

Das Theater hat 80 Schauspieler engagiert; weitere 120 Mitarbeiter sind im Komplex beschäftigt. Generalintendant ist seit 2003 Ja'akov Agmon.

Das Theater plant, im November 2016 in einer israelischen Siedlung im besetzten Westjordanland aufzutreten, und zwar in Kirjat Arba bei Hebron. Im März 2016 soll ein Auftritt in der israelischen Siedlung Ariel, ebenfalls im besetzten Westjordanland, stattfinden. Israelische Künstler und Akademiker protestierten gegen den Plan,[6] und die israelische Tageszeitung Ha'aretz verurteilte die Entscheidung in einem Leitartikel. Michel Warschawski schrieb, die geplanten Auftritte seien ein weiteres Argument für einen kulturellen Boykott Israels. Das Theater reagierte auf die vielfachen Proteste gegen den geplanten Auftritt: „Die Leitung des Theater ist empört und lehnt Aufrufe, bestimmte Bürger und bestimmte Städte auszuschließen, und verurteilt jeden Versuch eines kulturellen Boykottes gegen Orte, an denen israelische Staatsbürger leben. Das Habima-Theater ist das Nationaltheater des Staates Israel.“ Kultur- und Sportministerin Miri Regev erklärte: „Die Entscheidung, erstmals in Hebron aufzutreten, ist beispielhaft für die Pionierrolle des Nationaltheaters. … Ich unterstütze Habima für seine klare Positionierung gegen die Welle der Kritik von der Linken …“[7]

Kikkar ha-Bimah: Umzug zum Tag der See 1946 vor Kaufmanns ha-Bimah

Auszeichnung

Das Habimah erhielt im Jahr 1958 im Bereich Theater den Israel-Preis, die höchste Auszeichnung des Staates Israel.

Das Gebäude

Ab 1933 wurde das Theatergebäude von dem in Deutschland mit Theaterbauten erfolgreichen ungarisch-jüdischen Architekten Oskar Kaufmann im Zentrum von Tel Aviv erbaut. Das Theater-Ensemble nutzte ab 1945 das unfertige Gebäude.[8] Der Platz südlich vor dem Gebäude wurde nach dem Theater Kikkar ha-Bimah (hebräisch כִּכָּר הַבִּימָה ‚Platz ha-Bimahs‘) benannt.

Renovierung

Kikkar ha-Bimah mit Habimah, 2005

Der israelische Architekt Ram Karmi wurde 2007 beauftragt das historische Gebäude aus den 1930er/1940er Jahren neu zu errichten.[9] Im Januar 2012 wurde das Theater nach einer viereinhalbjährigen Umbauzeit wiedereröffnet.[10] Die Baukosten betrugen mehr als 100 Mio. Schekel (ca. 21. Mio. Euro). Das Gebäude wurde um mehr als 500 erweitert. Alle vier Theatersäle wurden komplett neu gestaltet. Der als Vertreter des modernen Architekturstils Brutalismus bekannte Architekt Ram Karmi stand wegen der massiven Bauweise in Kritik.[11]

Literatur

  • Shelly Zer-Zion: Habima. In: Dan Diner (Hrsg.): Enzyklopädie jüdischer Geschichte und Kultur (EJGK). Band 2: Co–Ha. Metzler, Stuttgart/Weimar 2012, ISBN 978-3-476-02502-9, S. 494–498.

Weblinks

 Commons: Habimah – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. In Ermangelung des Lautes [h] im Russischen schrieb man, wo der Laut in Begriffen und Namen aus fremden Sprachen zu transkribieren war, das kyrillische 'Г', weil das homophone 'G' im lateinischen Alphabet gleich neben dem 'H' steht. Daher rühren eingeführte russische Bezeichnungen wie Gamburg oder Gabima, die sonst mit 'H's beginnen. Heute transkribiert man 'H's nicht nach Nähe im Alphabet, sondern Nähe in der Aussprache und nutzt entsprechend das kyrillische 'Х', was den Laut [χ] wiedergibt.
  2. 2,0 2,1 Gad Kaynar: National Theatre as Colonized Theatre. The Paradox of Habima. In: Theatre Journal, 50.1, März 1998, S. 1–20, hier S. 2.
  3. Roland Flade: Die Würzburger Juden von 1919 bis zur Gegenwart. In: Ulrich Wagner (Hrsg.): Geschichte der Stadt Würzburg. 4 Bände, Theiss, Stuttgart 2001–2007, Band III/1–2: Vom Übergang an Bayern bis zum 21. Jahrhundert. 2007, ISBN 978-3-8062-1478-9, S. 529–545 und 1308, hier: S. 534.
  4. Angelika Timm, Johannes Glasneck: Israel – Geschichte des Staates seit seiner Gründung. 3 Auflage. Bouvier Verlag, Bonn 1998, ISBN 3-416-02753-1, S. 258.
  5. Ha'aretz-Leitartikel: Israel’s National Puppet Theater Heads to Settlements, in: Ha'aretz, 26. Oktober 2016; Michel Warschawski: Habima Theater and the need for a cultural boycott of Israel (Memento vom 31. Oktober 2016 im Internet Archive) Alternative Information Center, 30. Oktober 2016.
  6. Yarír Ashkenazi: Israeli Artists, Academics Protest National Theater Performance in West Bank, in: Ha'aretz, 25. Oktober 2016.
  7. Ha'aretz-Leitartikel: Israel’s National Puppet Theater Heads to Settlements, in: Ha'aretz, 26. Oktober 2016; Ran Boker: Habima to travel to Kiryat Arba, fans protest. ynetnews.com, 24. Oktober 2016; Michel Warschawski: Habima Theater and the need for a cultural boycott of Israel (Memento vom 31. Oktober 2016 im Internet Archive) Alternative Information Center, 30. Oktober 2016; Misha Shulman: Israel’s national theater must resist normalizing occupation +972, 28. Oktober 2016.
  8. Heinz Politzer: Habimah in New York: A Great Theater Enters a New Period. (Link nicht mehr abrufbar) In: Commentary Magazine, August 1948 (englisch). Abgerufen am 27. August 2014.
  9. Zippi Schochat: A new stage for Habima., in: Ha'aretz (englisch)
  10. Curtain rises over Tel Aviv’s newly renovated Habima Theater., in: Ha'aretz (englisch)
  11. Habima architect tells critics: ‘Kiss my ass’., in: Ha'aretz (englisch)
32.07272534.778944444444
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Habimah aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.