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Hand-Fuß-Mund-Krankheit
Klassifikation nach ICD-10 | ||
---|---|---|
B08.4 | Vesikuläre Stomatitis mit Exanthem durch Enteroviren | |
ICD-10 online (WHO-Version 2013) |
Die Hand-Fuß-Mund-Krankheit (auch Hand-Fuß-Mund-Exanthem, Falsche Maul- und Klauenseuche) ist eine viral bedingte, weltweit vorkommende, hoch ansteckende und deshalb epidemisch auftretende Infektionskrankheit. Sie verläuft in den meisten Fällen harmlos und betrifft vorwiegend Kinder unter zehn Jahren, kann aber auch bei Erwachsenen auftreten. Die Hand-Fuß-Mund-Krankheit wird ganzjährig diagnostiziert, besondere Häufungen treten jedoch im Spätsommer und Herbst auf.
Erreger
Die Hand-Fuß-Mund-Krankheit wird vorwiegend durch Enteroviren der Gruppe A (EV-A) verursacht. Hierzu gehören Coxsackie-A-Viren (A2 – A8, A10, A12, A14, A16), das Humane Enterovirus 71 (EV71) und neuere Serotypen. Coxsackie-A16-Viren sind die häufigste Ursache der Hand-Fuß-Mund-Krankheit. Auch Coxsackievirus A6 und Coxsackievirus A10 werden häufig mit der Krankheit in Verbindung gebracht. Während eines Ausbruchs können verschiedene Virusstämme kozirkulieren.[1]
Übertragung
Eine Übertragung des Erregers erfolgt direkt von Mensch zu Mensch durch Kontakt mit Körperflüssigkeiten wie Speichel, Tröpfchen, dem Sekret aus Bläschen oder fäkal-oral, wobei die Erreger über die Mundschleimhaut oder den Dünndarm eindringen und über die regionalen Lymphknoten nach drei Tagen in die Blutbahn gelangen (Virämie). Weiterhin ist auch eine Übertragung über mit Speichel oder Stuhl kontaminierte Oberflächen möglich.[2]
Diagnostik
In der Praxis wird meist unter Berücksichtigung der epidemiologischen Lage eine Blickdiagnose der Erkrankung gestellt, allerdings können die Erreger im Stuhl und in den Hautbläschen durch Isolierung in einem Speziallabor mit Sicherheit nachgewiesen werden. Aufgrund der sicheren klinischen Diagnose und des milden Verlaufs wird in den meisten Fällen keine Labordiagnostik eingeleitet.
Differentialdiagnose
Hauptsächlich ist an Windpocken (Varizellen) sowie (bei Melkern) an die Maul- und Klauenseuche zu denken. Ein ähnliches Krankheitsbild weist die Herpangina auf.
Krankheitsverlauf
Eine Studie in Taiwan ergab, dass 70 % der Infektionen asymptomatisch verlaufen (inapparente Infektion).[3]
Nach einer durchschnittlichen Inkubationszeit von drei bis zehn Tagen (1−30 Tage) kommt es bei symptomatischen Verläufen in der Regel zu einer Erkrankung mit hohem Fieber, Allgemeinsymptomen. Ein bis zwei Tage nach Fieberbeginn entwickeln sich in der Regel schmerzhafte Enantheme in der Mundschleimhaut, das sich mit kurzlebigen Bläschen von vier bis acht Millimeter Durchmesser vor allem im Bereich der Zunge, des harten Gaumens, des Zahnfleisches und der Wangenschleimhaut äußert und ulzerieren kann. Lippen, weicher Gaumen, Tonsillen und Pharynx bleiben frei bzw. sind selten betroffen. Diese Bläschen wandeln sich in seichte, schmierig belegte, schmerzhafte Erosionen (Aphthen). Es folgt gleichzeitig oder nur kurze Zeit späte ein symmetrischer Hautausschlag (Exanthem) mit Bläschenbildung an den Handinnenflächen, Fußsohlen und am Gesäß. Die Veränderungen sind vermehrt an den Beugeseiten der Finger und Zehen oder deren Seitenflächen, aber auch den Fußsohlen (Fersen) und Handflächen zu beobachten. Hände und Füße können dabei einen stechenden / spannenden Schmerz und starken Juckreiz aufweisen.
Bei starken Halsschmerzen und Bläschenbildung im Mund ohne die anderen genannten Symptome kann es sich auch um eine Herpangina handeln.
Die Bläschen heilen in der Regel nach acht bis zwölf Tagen ohne Krustenbildung ab.
Es kann in einigen Fällen − meist innerhalb von vier Wochen nach der Infektion − zum Verlust von Fingernägeln und Zehennägeln kommen, die jedoch wieder nachwachsen.
Besonders bei einer Infektion mit dem Humanen Enterovirus 71 kann es sehr selten − besonders bei Kindern unter fünf Jahren − zu einer Hirnstamm-Enzephalitis, einer akuten schlaffen Lähmung (ähnlich der Kinderlähmung (Poliomyelitis)) oder einer aseptischen Meningitis kommen. Bei der schlaffen Lähmung werden durch eine lytische Infektion die unteren Motoneurone im Vorderhorn des Rückenmarks unwiderruflich zerstört, so dass in der Regel bleibende Lähmungen resultieren. Hingegen heilt die aseptische Meningitis meist vollständig aus. Eine Hirnstamm-Enzephalitis ist die gefährlichste Komplikation, die mit einer starken Entzündung im Bereich von Hypothalamus, Hirnstamm und Rückenmark sowie im Nucleus dentatus des Kleinhirns lokalisiert ist. Der Krankheitsbeginn ist meist akut und rapid binnen Stunden mit Myoklonus, Tremor, Ataxie, Nystagmus und Hirnnervenlähmungen. Oft kommt es zu einem akuten und schweren neurogenen Lungenödem, das sich binnen 24-36 Stunden ausbilden kann und eine hohe Letalität aufweist. Selten kommt es in diesen Fällen zu einer kompletten Heilung, meist verbleiben schwere neurologische Störungen.
Therapie
Die Therapie kann nur symptomatisch erfolgen mit schmerzstillenden Mundgels oder -lösungen bzw. synthetischen Gerbstoffen im Bereich der Hautläsionen, hauptsächlich um Sekundärinfektionen durch Kratzen zu verhindern. Die bekannten antiviral wirkenden Medikamente zeigen bei der Hand-Fuß-Mund-Krankheit keine Wirkung. Durch die schmerzhaften Mundschleimhautveränderungen kann es zu einer reduzierten Flüssigkeits- und Nahrungsaufnahme kommen. Zur Vermeidung einer Dehydrierung kann eine Flüssigkeitsaufnahme per Strohhalm erfolgen.
Vorbeugung
Außer einer strikten Beachtung von Hygienemaßnahmen wie Händewaschen mit Seife, besonders nach dem Windeln und nach dem Toilettengang, ist eine gezielte Vorbeugung nicht möglich. Enger Kontakt mit Erkrankten sollte vermieden werden (Küssen, Umarmen, Besteck oder Tassen etc. teilen). Besonders in den Epidemiegebieten sind jedoch keine weiteren Vorbeugemaßnahmen möglich, da es gegen diese Erkrankung noch keinen Impfstoff gibt.
Erkrankungshäufungen in Kindereinrichtungen sind dem zuständigen Gesundheitsamt zu melden.
Im Jahr 2014 sollen die ersten drei Studien aus China über drei verschiedene monovalente gegen den dort vorwiegend vorkommenden Serotyp des Humanen Enterovirus 71 gerichtete Impfstoffe mit einer Immunität von über 98,8% nach zwei Impfungen erscheinen. Für Eltern stellt sich die Frage, ob die in den meisten Fällen mild verlaufende Infektionskrankheit eine Impfung rechtfertigt, zumal die Impfung bei 70 Prozent der Kinder mit Komplikationen verbunden war. Meistens handelte es sich allerdings um harmlose lokale Reaktionen am Injektionsort. Unklar ist, ob ein Einsatz auch in anderen Ländern sinnvoll sein wird, da das Spektrum der auslösenden Viren von Land zu Land verschieden sein dürfte.[4]
Epidemiologie
Obwohl das Humane Enterovirus 71 erst 1969 in den USA identifiziert wurde, später einzelne Epidemien in Bulgarien 1975 und Ungarn 1978 beschrieben wurden, stellt es in Südostasien und im Pazifikraum ein zunehmendes Problem dar. So starben 1997 in Malaysia 41 Kinder an einer Epidemie, und 1998 78 Patienten in Taiwan bei 1,5 Millionen Erkrankten. Seither werden regelmäßige Epidemien aus Südostasien, aber auch aus Frankreich gemeldet, so auch jährliche Ausbrüche in China. Im letzten Jahrzehnt sind weltweit geschätzt sechs Millionen Menschen an einer Enterovirus-71-Infektion erkrankt und mehr als 2000 daran gestorben.
Einzelnachweise
- ↑ Hand-Fuß-Mund-Krankheit (HFMK) Ratgeber des Robert Koch-Instituts für Ärzte. Abgerufen am 3. Oktober 2014
- ↑ Hand-, Fuß- und Mundkrankheit RKI-Ratgeber für Ärzte, Robert Koch-Institut, Erstveröffentlichung im Epidemiologischen Bulletin März 2013 (Nr. 10). Abgerufen am 3. Oktober 2014.
- ↑ L. Y. Chang, C. C. King u. a.: Risk factors of enterovirus 71 infection and associated hand, foot, and mouth disease/herpangina in children during an epidemic in Taiwan. In: Pediatrics. Band 109, Nummer 6, Juni 2002, S. e88, ISSN 1098-4275. PMID 12042582.
- ↑ Erster Impfstoff gegen die Hand-Fuß-Mund-Krankheit Ärztezeitung vom 29. Mai 2013. abgerufen am 4. Oktober 2014.
- P. C. McMinn: Enterovirus vaccines for an emerging cause of brain-stem encephalitis. In: The New England Journal of Medicine. Band 370, Nummer 9. Februar 2014, S. 792–794, ISSN 1533-4406. doi:10.1056/NEJMp1400601. PMID 24571750.
Weblinks
- Krankheitsbilder bei Dermatology Information System
- Krankheitsinformationen bei eMedicine (englisch)
- About Hand, Foot, and Mouth Disease (HFMD), Centers for Disease Control and Prevention. Abgerufen am 3. Oktober 2014.
- Erkrankungshäufigkeit in asiatischen Ländern, Hand, Foot and Mouth Disease (HFMD), WHO (Stand 23. September 2014). Abgerufen am 3. Oktober 2014.
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Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Hand-Fuß-Mund-Krankheit aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar. |