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Handelsmarine
Die Handelsmarine oder Handelsflotte umfasst alle Seeschiffe, die in das Schiffsregister des jeweiligen Staates eingetragen sind und der Seeschifffahrt zum Zweck der Beförderung von Gütern (Handelsschiffe) und Personen dienen (d.h. Handelsschifffahrt betreiben). Diese Schiffe werden als Kauffahrteischiffe bezeichnet.
Schiffstypen der Handelsmarine sind vor allem Frachtschiffe aller Art, Schiffe für Personenbeförderung, jedoch nicht Schiffe der Seefischerei. Im Einzelnen gehören nur solche Seeschiffe zur Handelsmarine, die klassifiziert und im Schiffsregister eingetragen sind. Schiffe der Handelsmarine führen die Flagge des Staates, in dem sie registriert sind. Einige Staaten haben Handelsflaggen, die von ihrer Nationalflagge abweichen. Für Österreich und Deutschland ist das nicht der Fall, in der Schweiz besteht nur zum Teil ein Unterschied hinsichtlich des Formats (2:3).
Die Gesamtheit der Handelsmarine (Welthandelsflotte) umfasste 1999 eine Bruttoraumzahl (BRZ) von 543,6 Mio. Auf Deutschland entfielen davon 6,5 Mio. BRZ (mit einem Durchschnittsalter von drei Jahren). Die weltweit größten Handelsflotten (Stand 1997[1]) haben aufgrund von ausgeflaggten Schiffen Liberia (29 Mio. BRZ) und Panama (23,2 Mio. BRZ).
Der Begriff 'Handelsmarine' wird auch im Seerecht, Völkerrecht, Europarecht, Handelsrecht und als statistischer Terminus verwendet. Artikel 27 des deutschen Grundgesetzes lautet:
„Alle deutschen Kauffahrteischiffe bilden eine einheitliche Handelsflotte.“[2]
Deutsche Handelsflotte
Die folgenden zwei Tabellen (zuletzt aktualisiert 1. August 2012, erstellt vom Verband Deutscher Reeder) zeigen die Struktur der deutschen Handelsflotte. Erfasst sind alle Handelsschiffe (über 100 BRZ) in deutschem Eigentum, unabhängig von der Flagge, unter der sie fahren. [3] Der VDR vertritt überbetriebliche Interessen der deutschen Reedereien gegenüber der Bundesrepublik, den Bundesländern, EU-Institutionen und internationalen Institutionen.
Schiffstyp | Schiffe | 1.000 BRZ | 1.000 tdw |
---|---|---|---|
Passagierschiffe | |||
Kreuzfahrtschiffe | 20 | 792 | 75 |
andere Fahrgastschiffe | 77 | 26 | 4 |
Sportangelfahrzeuge u.a. | 10 | 1 | 1 |
Trockenfrachter | |||
Eisenbahnfähren | 4 | 90 | 18 |
Andere Fähren | 29 | 317 | 90 |
Ro/Ro- Schiffe | 39 | 688 | 298 |
Stückgutfrachter | 977 | 6480 | 8719 |
Kühlschiffe | 47 | 461 | 487 |
Containerschiffe | 1758 | 52316 | 62263 |
Bohrinselversorgungsschiffe | 19 | 48 | 60 |
Leichterträgerschiffe | 3 | 67 | 69 |
Massengutfrachter | 359 | 13686 | 24722 |
insgesamt | 3235 | 74153 | 96726 |
Tanker | |||
Mineralöltanker | 282 | 11184 | 19746 |
Bunkerboote | 4 | 1 | 2 |
Gastanker | 56 | 985 | 1209 |
Chemikalien- und übrige Tanker | 100 | 1590 | 2551 |
insgesamt | 442 | 13759 | 23507 |
Handelsschiffe insgesamt | 3784 | 88732 | 120312 |
tdw = tons dead weight (Ladetonnen), ein Maß für die Zuladefähigkeit bei Schiffen
BRZ = Bruttoraumzahl. Bruttoregistertonne (BRT) und Nettoregistertonne (NRT) wurden ersetzt durch Bruttoraumzahl (BRZ) und Nettoraumzahl (NRZ), beides dimensionslose Zahlen.
Die Bruttoraumzahl wird auch als Gross-Tonnage (GT) bezeichnet. Näheres hier.
Jahr | Schiffe (Stück) | 1.000 BRZ | Zunahme (%) |
---|---|---|---|
1970 | 2578 | 7485 | |
1975 | 2120 | 9965 | |
1980 | 1900 | 11833 | |
1985 | 1750 | 9524 | |
1990 | 1410 | 7518 | |
1995 | 1542 | 10797 | |
2000 | 1850 | 19924 | |
2001 | 2010 | 23039 | 15,6 % |
2002 | 2110 | 26584 | 15,4 % |
2003 | 2230 | 29726 | 11,8 % |
2004 | 2397 | 33975 | 14,3 % |
2005 | 2575 | 40879 | 20,3 % |
2006 | 2729 | 49946 | 22,2 % |
2007 | 3011 | 58751 | 17,6 % |
2008 | 3220 | 65899 | 12,2 % |
2009 | 3371 | 71003 | 7,7 % |
2010 | 3548 | 76281 | 7,4 % |
2011 | 3716 | 83609 | 9,6 % |
2012 | 3784 | 88732 | 6,1 % |
30.6.12 | 3762 | 90220 | |
31.12.12 | 3671[4] |
Daten jeweils zum 1. Januar des Jahres (außer letzte Zeilen)
Sonstiges
Während der Weltwirtschaftskrise 2009/10 waren viele Handelsschiffe stillgelegt oder fuhren nur mit deutlich reduzierter Geschwindigkeit, um Kraftstoff zu sparen ("Slow steaming"). Eine Schifffahrtskrise durch ein Überangebot an Laderaum begann. Zu viele Schiffe waren bestellt bzw. gebaut worden und kamen nach Fertigstellung an den Markt, während gleichzeitig das Ladungsaufkommen zurückging (siehe auch Schweinezyklus). Bis heute (Mitte 2013) hat es sich nicht nachhaltig erholt. Frachtraten (= Transportpreis) und Charterraten (Mietpreis ein Schiff) brachen ein. Besonders betroffen sind die in Deutschland stark verbreiteten Charterreedereien.[5]
Siehe auch
- Handelsflagge
- Österreichische Handelsmarine
- Schweizer Hochseeschifffahrt
- Linienschiff (Handelsmarine)
- Christliche Seefahrt
Weblinks
- Statistik der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes (Deutschland) (PDF-Datei; 45 kB)
- Die größten Handelsmarinen im CIA World Fact Book
- www.marine.de: Die maritime Abhängigkeit Deutschlands - Fakten und Zahlen (Jahresberichte 2012, 2011, 2010 usw.)
- Kennzahlen zur maritimen Abhängigkeit der Bundesrepublik (PDF; 538 kB)
Fußnoten
- ↑ Meyers (1999). Meyers großes Taschenlexikon in 25 Bänden, Bibliographisches Institut & F.A. Brockhaus AG, Mannheim (Eintrag „Handelsflotte“)
- ↑ www.verfassungen.de
- ↑ basierend auf VDR-Daten und Daten des Bundesamtes für Seeschifffahrt und Hydrographie. reederverband.de
- ↑ Deutsche Flotte geschrumpft. In: Deutsche Seeschifffahrt, Heft 5/2013, S. 11, Verband Deutscher Reeder e.V., Hamburg 2013
- ↑ zeit.de April 2013: Deutsche Reeder müssen immer öfter Schiffe abwracken
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Handelsmarine aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar. |