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Hans Kleinschmidt (Mediziner, 1905)

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Hans Georg Kleinschmidt (* 9. November 1905 in Fürth; † 1999 in Niederbayern) war ein deutscher Kinderarzt, der als ärztlicher Direktor eines Kinderkurheims Medikamentenforschung an Kindern betrieben hat.

Leben

Hans Kleinschmidt wurde am 9. November 1905 in Fürth geboren.[1] Er studierte in Erlangen und Wien Medizin. 1937 wurde er in Leipzig unter Werner Catel an der Uni-Klinik Assistenzarzt. Catel war als Gutachter an mehreren hundert Fällen der Kinder-Euthanasie verantwortlich beteiligt. Kleinschmidt trat 1937 in die NSDAP ein und diente im Zweiten Weltkrieg als Stabsarzt. Nach dem Krieg wurde er im Entnazifizierungsverfahren als Mitläufer eingestuft, später als „minderbelastet“. Er musste für ein Jahr in Haft und 5000 Mark Strafe zahlen. Danach zog er mit seiner Familie nach Bad Dürrheim und nach seiner Pensionierung im Jahr 1973 nach Pfarrkirchen. Er starb 1999 in Niederbayern.[2][3]

Ärztlicher Direktor

Kleinschmidt arbeitete ab 1937 im Kindersolbad Bad Dürrheim. Obwohl er später versicherte, mit der Politik des NS-Regimes nichts zu tun gehabt zu haben, kam es unter seiner Leitung auch zu Kinder-Euthanasie. Dokumentiert ist der Fall des dreijährigen Egon M., der schließlich 1942 starb. Von Hans Kleinschmidt sind über 70 Schriften, zu denen auch ein zweiseitiger Strafenkatalog für Kurkinder zählt, bekannt. Diesen hatte er mit dem Begriff „Sanktionen“ überschrieben. Dort schildert er, wie mit ungezogenen Kindern, für ihn waren es „straffällige“, umgegangen werden solle. Es ist darin von Schlägen, aber nicht ins Gesicht, Demütigungen und Ausschluss einzelner Kinder aus der Gemeinschaft bis hin zu prangerartiger Bestrafung die Rede.[3] Selbst nachdem 1963 körperliche Strafen an Kindern in Kurheimen verboten wurden, kamen diese weiter vor, wie ein Gutachten des NRW-Landtages in Düsseldorf unter Einbeziehung dieser 1964 veröffentlichten Schrift von Kleinschmidt verdeutlicht.[4]

Ärztlicher Direktor des DRK-Kindersolbads Bad Dürrheim war Kleinschmidt von 1959 bis 1973 und zudem Arzt in mehreren privaten Kinderkurheimen. In dem Kindersolbad wurden Verschickungskinder betreut, dort misshandelt und missbraucht.[5] An ihnen wurden Medikamententests ohne das Wissen oder die Zustimmung der Eltern durchgeführt. Die Kinder wurden mit Sedativa ruhiggestellt und er führte wissenschaftliche Studien mit Placebos und unbehandelten Vergleichsgruppen durch, über die er später publizierte. So testete er demnach Antibiotika, Hustentherapeutika, Asthma-Präparate, Tabletten gegen Masern und Mittel gegen Wurmmaden-Befall für namhafte deutsche Hersteller wie Janssen-Cilag in Neuss oder Schaper & Brümmer in Salzgitter. Nach einem Gutachten der Landesärztekammer Baden-Württemberg nahm er dabei auch auf Unverträglichkeiten der Probanden keine Rücksicht, auch wurden Schlaf- und Beruhigungsmittel teilweise überdosiert. Einige dieser Kinder litten auch später unter den Folgen dieser Medikamentenversuche.[2]

Veröffentlichungen

Einzelnachweise

  1. Findmitteldatenbank. In: bayern.de. Generaldirektion der Staatlichen Archive Bayerns, abgerufen am 27. Oktober 2024 (deutsch).
  2. 2,0 2,1 Alexander Michel: Die Versuchskaninchen von Bad Dürrheim: Früherer NS-Arzt testete an Kindern heimlich Medikamente. In: suedkurier.de. SÜDKURIER Online, 31. August 2023, abgerufen am 27. Oktober 2024.
  3. 3,0 3,1 Der Mediziner Hans Kleinschmidt: Ein Nazi-Arzt im Kindersolbad - Bade… In: archive.is. 2024, abgerufen am 27. Oktober 2024.
  4. Gutachten NRW-Landtag 2022 (PDF), abgerufen am 27. Oktober 2024
  5. tagesschau.de: Baden-Württemberg: Bericht bestätigt: Ehemaliger Nazi-Arzt testete Medikamente an Verschickungskindern. In: tagesschau.de. Abgerufen am 27. Oktober 2024.
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Hans Kleinschmidt (Mediziner, 1905) aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.