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Haskala

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Die Haskala, auch Haskalah (hebräisch השכלה; „Bildung“, „Philosophie“ von sekhel: Vernunft, Intellekt),[1] ab 1831 auch als „jüdische Aufklärung“ bezeichnet,[2] war eine Bewegung, die in den 1770er und 1780er Jahren in Berlin und Königsberg entstand und sich von dort nach Osteuropa ausbreitete. Sie beruhte auf den Ideen der europäischen Aufklärung und trat für Toleranz und eine gleichberechtigte Stellung der Juden in den europäischen Gesellschaften ein. Die letzte Phase der Haskalah endete in Russland um 1881 mit dem Aufstieg des jüdischen Nationalismus.

Bedeutung

Während des 18. Jahrhunderts war die jüdische Gesellschaft in einer kulturellen Krise. Sie fiel auseinander, was mit dem Autoritätsverlust der Rabbiner einherging. Um die Probleme zu lösen, entstanden unterschiedliche Bewegungen, insbesondere die Haskala. Ihren Ursprung hatte die Bewegung im jüdischen Berliner Bürgertum, das von den Schriften vor allem der französischen Aufklärung inspiriert war und angesichts der – durch die historischen und ökonomischen Entwicklungen vorangetriebenen – Veränderung der Sozialstrukturen eine weitere Isolierung des Judentums befürchtete. Eine erste gesetzliche Anerkennung ihres Anliegens der rechtlichen Gleichstellung der Juden erfuhr die Haskala zuerst in Frankreich durch die „Assemblée constituante“, die am 27. September 1791 den Juden die volle Staatsbürgerschaft zusprach. Die Haskala spielte in dem Prozess der Judenemanzipation als Mittlerin zwischen den Eliten der christlichen Mehrheitsgesellschaften und den jüdischen Gemeinden in Europa eine herausragende Rolle. Sie fand auch Unterstützung bei einigen wenigen Christen und „aufgeklärten Despoten“, die die Minderheit in der Bevölkerung integrieren wollten.

Vier verschiedene Definitionen des Begriffs sind möglich:

  • als Tätigkeitsbegriff „Aufklärung“,
  • als „Epochenbegriff“,
  • als Epoche der jüdischen Aufklärung
  • oder als jüdische Aufklärungsbewegung.

Die Hauptziele richteten sich auf Säkularisierung, also Trennung von Religion und Staat, und Öffnung in die christliche Mehrheitsgesellschaft durch Herstellung persönlicher wie institutioneller Kontakte und Heranführung an jüdische Glaubenslehren. Dabei entwickelte sich eine Spannung zwischen der erstrebten Erneuerung des Judentums und der Konfrontation mit der jüdischen Orthodoxie.

Die Epoche der Aufklärung wird im Allgemeinen auf 1700 datiert und hatte ihren Ausgangspunkt in Amsterdam. Der Beginn einer Aufklärungsbewegung dagegen wird auf 1770 mit den Aktivitäten von Moses Mendelssohn und seinem Zirkel gelegt, wenn auch zwischen einer „frühen“ Haskala, also der Aufklärungsbewegung innerhalb des jüdischen Establishments und einer „preußischen“ Bewegung (Ausdehnung auch auf nichtjüdische Kreise) unter Moses Mendelssohn unterschieden werden muss. Der jüdische Aufklärer (Bezeichnung: Maskil ab 1783) zeichnete sich durch seine Aktivitäten (Publizität, öffentliche Meinungsäußerungen, Teilnahme an den Diskussionsrunden, materielle und finanzielle Förderung), aber auch durch sein Bildungsniveau (zumeist Universitätsabschluss) aus.

Mit der bürgerlichen Revolution in Westeuropa verband sich einerseits die erhoffte Emanzipation der jüdischen Bevölkerung, gleichzeitig entstand eine moderne Judenfeindlichkeit.

Personen

Wichtige Vertreter (Maskilim) der Haskala in Deutschland waren unter anderem:

  • Moses Mendelssohn (1729–1786) war ein auch bei Nicht-Juden anerkannter Philosoph. Einerseits konnte er durch seine Verteidigung der Dresdner Juden 1777 ihre Vertreibung mit verhindern. Andererseits hat er sich vor allem mit seiner deutschen Bibelübersetzung (in hebräischen Buchstaben) und der Aufsicht über den Biur (eine grammatikalische Bibelerklärung) bleibende Verdienste um die Hebung des Wissensstandes des bisher nur talmudisch gebildeten Judentums erworben und sowohl der deutschen als auch der hebräischen Sprache nachhaltige Impulse verliehen. Mendelssohn diente Lessing als Vorbild für die Hauptfigur seines Versdramas Nathan der Weise.
  • David Friedländer (1750–1834) gründete 1778 die erste jüdische Freischule in Berlin, deren Bildungsprogramm der Haskala verschrieben war und einen Gegenpart zur traditionellen Erziehung im Cheder bildete.
  • Isaac Euchel (1756–1804) war Herausgeber der hebräischen aufklärerischen Zeitschrift Ha-Meassef, Schriftsteller, Verleger und Gründer verschiedener Gesellschaften der jüdischen Aufklärung. Euchel kämpfte für die Erneuerung der hebräischen Sprache und eine Reform des Judentums.
  • Israel Jacobson (1768–1828) war Schulgründer (→ Jacobsonschule).

In Galizien waren Salomo Juda Rapoport und Menachem Mendel Lefin ab 1800 die wichtigsten Maskilim.

Im Russischen Reich war Isaak Bär Levinsohn der wichtigste Vertreter der Haskala, später auch die Schriftsteller Abraham Mapu, Abraham Bär Gottlober, Eisik Meir Dick und Jehuda Leib Gordon

Literatur

Weblinks

Wiktionary: Haskala – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
  • Immanuel Etkes: Haskalah. In: The YIVO Encyclopedia of Jews in Eastern Europe.
  • Peter Dietrich: Kurzbiographien der Autoren. In: Uta Lohmann/Ingrid Lohmann (Hrsg.): „Lerne Vernunft!“ Jüdische Erziehungsprogramme zwischen Tradition und Modernisierung. Quellentexte aus der Zeit der Haskala, 1760–1811. Waxmann, Münster 2005, S. 532–542 (PDF; 106 kB).

Einzelnachweise

Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Haskala aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.