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Hayonim-Höhle

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Hayonim-Höhle
Hayonim-Höhle

Hayonim-Höhle

Lage: Israel
Höhe: 250 m
Geographische
Lage:
32° 55′ 24,6″ N, 35° 13′ 1,9″ O32.923535.2172250Koordinaten: 32° 55′ 24,6″ N, 35° 13′ 1,9″ O
Hayonim-Höhle (Israel)
Hayonim-Höhle
Besonderheiten: fossile Homo sapiens-Funde

Die Hayonim-Höhle (deutsch Tauben-Höhle) ist eine archäologische und paläoanthropologische Fundstätte in einem Kalksteinfelsen etwa 250 Meter über dem heutigen Meeresspiegel in Obergaliläa, Israel.[1][2]

Geographie

Die Hayonim-Höhle liegt etwa 1,2 km nördlich der Straße Nr. 85 und der Bahnstrecke Akkon–Karmiel in Obergalilea. Sie befindet sich im Wadi Meged ungefähr 2 km südöstlich des Kibbuz Pelech, 4 km östlich von der jüdischen Siedlung Tal-El und 4 km westlich der arabischen Siedlung Majd al-Krum. Die Hayonim-Höhle liegt auf dem Nordwesthang des 324 m hohen Har Gamal, 13 km östlich von Akkon und der Mittelmeerküste.[3]

Mit Fuchszähnen verziertes Becken einer Frau, Natufien, 12500-9500 v. Chr., Hayonim-Höhle

Beschreibung der Höhle

Die Hayonim-Höhle befindet sich in einer Cenomanium-Schicht. Sie besteht aus zwei intakten Karst-Hallen und zwei erodierten Karst-Hallen. Eine fünfte Halle ist durch Steinschlagnarben und Brekzienflecken angedeutet. Die erodierten Hallen enthalten brekziierte prähistorische Ablagerungen und mousterianische Artefakte.

In einer Halle wurden 150 m² wurde ausgegraben. Vor der Halle befinden sich künstlich angelegte Terrassen bis zum Talgrund hinunter. Sie sind mit Olivenbäumen bepflanzt. Die oberen beiden Terrassen enthalten geometrische Steinwerkzeuge aus dem Kebarien. Außerdem befindet sich dort eine große Stätte mit Funden aus dem Natufien, die Hayonim-Terrasse genannt wird. Weiter wurden dort Keramik und neolithisches Material ausgegraben.

Ausgrabungen und Erforschung der Höhle

An den Ausgrabungen und der Erforschung der Hayonim-Höhle waren mehrere bekannte Wissenschaftler beteiligt, darunter Mary C. Stiner, Paul Goldberg, Ofer Bar-Yosef, Baruch Arensburg, Anna Belfer-Cohen, Eitan Tchernov, Naama Goren-Inbar, Erella Hovers.[1]

Stratigraphie

Die Ausgrabungen in der Hayonim-Höhle in den Jahren 1965–1979 und 1992–2000 legten die folgenden Schichten frei:

Schicht A

Die Schicht A stammt aus den ersten 6 Jahrhunderten. In ihr gefundene byzantinische Scherben und eine römische Münze aus dem 2. Jahrhundert bestätigen diese Datierung. Die Höhle wurde vom 7. Jahrhundert bis in die Gegenwart hauptsächlich im Winter von Hirten genutzt. Die sich ansammelnden Dungschichten wurden regelmäßig verbrannt, was zu einer 3 m dicken Ascheschicht führte.[1]

Schicht B, Natufien

Das Material der Schicht B stammt aus dem Natufien. Es ist ungefähr 11.000 bis 14.000 Jahre alt. Das Alter wurde an Samen mit der Radiokarbonmethode und typologisch anhand von gefundenen Steinwerkeugen bestimmt.

Die Schicht B ist 0,1 m bis 1,2 m dick. Sie zeigt fünf Besiedelungsphasen. Die Hauptbesiedelungsphase stammt aus dem frühen Natufien.

In der unmittelbaren Nähe der Höhle wurden runde und ovale Räume aus unbearbeiteten Steinen gefunden. Diese Räume hatten Durchmesser von 2 bis 2,5 m. Sie waren von einem 1 m dicken Wall umgeben, der bis zu Höhen von 0,6 bis 0,7 m erhalten ist. Sie hatten keinen definierten Eingang. Ihr Fußboden war gepflastert. Einige enthielten Feuerstellen. Es ist unbekannt, welche Funktion diese Räume hatten. Ihr geringer Durchmesser widerspricht einer Nutzung als normaler Wohnraum. Sie wurden mehrfach genutzt, teilweise wohl als Werkstatt zur Herstellung von Knochenwerkzeugen. Während des 2. Jahrhunderts wurden sie mit Steinschutt aufgefüllt und eingeebnet.

Es wurden mehrere Gräber gefunden. Einige waren verziert und mit Schmuck und Knochenwerkzeugen als Grabbeigaben versehen. Im späten Natufien diente die Höhle wohl als Friedhof.[1] In einem der Gräber wurden die fast vollständigen Überreste von zwei Hunden entdeckt. Sie waren etwa 11.000 Jahre alt. Dies legt nahe, dass bereits zu dieser Zeit Hunde und Menschen zusammen in einem Haushalt lebten.[4][5]

An der nördlichen Wand wurden drei Depotfunde entdeckt. Einer enthielt mehrere Stößel aus Basalt, ein zweiter halbbearbeitete Rinderrippen und der dritte Schlagsteine aus Quarzit und große Mengen von aus Zähnen hergestellten Perlen.

In der Schicht B wurden für das Natufien typische Werkzeuge aus Basalt und Kalkstein gefunden: Mörser, Stößel, Mahlsteine, Wetzsteine, Schaftglätter und andere Stein- und Knochenwerkzeuge. Ebenso wurden für das Natufien typische Schmuckstücke gefunden. Besonders häufig waren Perlen aus Knochenmaterial.

Die Schicht B enthielt Überreste von vielen verschiedenen Tieren, die von den Menschen gesammelt und in die Höhle gebracht wurden. Den Hauptanteil bildeten Echtgazellen, insbesondere Jungtiere. Daneben fanden sich Maurische Landschildkröte, Hase, Chukarhuhn, Rotfuchs, Damhirsch, Rothirsch, Reh, Wildschwein, Raubvögel.

Die Vielfalt der Arten, die große Menge an Jungtieren und kleinen Tieren, besonders auch schwer zu fangenden Vögeln und Hasen unterscheidet das Natufien vom Kebarien, Aurignacien und Moustérien. Der Unterschied zwischen frühem und spätem Natufien ist die Zunahme von Schildkröten und die Abnahme von Hühnervögeln und Hasen. Diese Veränderungen deuten auf eine Abnahme der Bevölkerungsdichte.[1]

Schicht C, Kebarien

Das Material der Schicht C stammt aus dem Kebarien. Es ist ungefähr 18.000 bis 22.000 Jahre alt. Es wurde kein datierbares Material gefunden. Die Altersbestimmung wurde typologisch vorgenommen anhand von gefundenen Steinwerkeugen und dem Vergleich mit anderen Fundstätten.

Die Schicht C ist ungefähr 2,5 m dick. Die Fundstücke sind eingelagert in eine lockere Masse aus knochenreichem körnigen rötlichen Schluff und Ton. Teilweise ist die Masse mit Calcit verklebt. Sie ist vermischt mit Ablagerungen der zerstörten Mousterien-Schicht.

Im dieser Zeit war die Höhle zeitweise bewohnt, besonders im Sommer. Unter den gefundenen Mikrolithen waren gebogene retuschierte Klingen.[1]

Schicht D, Aurignacien

Das Material der Schicht D stammt aus dem Aurignacien. Es ist ungefähr 27.000 bis 34.000 Jahre alt. Das Alter wurde mit der Radiokarbonmethode und typologisch anhand von gefundenen Steinwerkeugen bestimmt.

Die Schicht D ist 35 cm bis 55 cm dick. Sie wird in die Schichten D1 bis D4 unterteilt. Die Schicht D befindet sich zentral in einem eingesenkten Becken. Sie besteht aus einer Ascheschicht, die zahlreiche Tierknochen und einige Feuerstellen in der Schicht D4 enthält. Sie zeigt mehrere Besiedelungsphasen mit viefältigen Aktivitäten. Es wurde eine große Menge verschiedener bearbeiteter Steine und Tierknochen gefunden. Die gefundenen Steinwerkzeuge sind für das Aurignacien typisch. Es wurden eine kleine Steinplatte mit eingraviertem Pferd und mit Ocker eingefärbte Steine gefunden. Bei den Steinwerkzeugen sind charakteristisch: Kielschaber und Nasenschaber, Aurignacien-Klingen, Dufour bladelets, Endschaber und Stichel. Unter den Knochenwerkzeugen fanden sich Ahlen, Knochennadeln, Knochenspitzen, Spatel, bearbeitete Geweihe und Schmuckanhänger aus Horn. Die gefundenen tierischen Überreste stammen hauptsächlich von Gazellen, weniger von Damwild, Rehen, Schwein, Wildziege, Wolf, selten von Hasen.[1]

Schicht E, Mousterien

Das Material der Schicht E stammt aus dem Mousterien. Es ist ungefähr 130.000 bis 220.000 Jahre alt. Das Alter der Schicht wurde mit der Thermolumineszenzdatierung und der Elektronenspinresonanz bestimmt.

Die Schicht E ist 5 m dick. Sie wurde in eine obere und eine untere Schicht E unterteilt. Die obere Schicht ist vom Tabun-C-Typ, die untere vom Tabun-D-Typ.

Schicht E enthält Asche, Reste von Feuerstätten und verkohltes organisches Material. An ihrem Ost- und Westrand befanden sich größere Mengen von Knochen.

Der untere Teil dieser Schicht enthielt längliche, häufig retuschierte Klingen und Stichel und kurze, oft dreieckige Levallois-Spitzen.[1]

Schicht F, Mousterien

Die Schicht F wurde nur am Höhleneingang freigelegt. Sie besteht aus diagenetisch verändertem Ton, Silicaten und Quarzschluff. Sie enthält einige verbrannte Stellen und Kohlestücke. In dieser Schicht sind nur sehr wenige Knochen erhalten. Sie ist durchzogen von Nagetierhöhlen. Die gefundene Mousterientechnik war vom Tabun-D-Typ. Die Schicht F enthielt längliche, häufig retuschierte Klingen und Stichel und kurze oft dreieckige Levallois-Spitzen.

Das Alter der Schicht F wurde mit der Thermolumineszenzdatierung und der Elektronenspinresonanz bestimmt. Ihr Alter liegt zwischen 200.000 und 250.000 Jahren.

Die Bewohner der Höhle jagten in dieser Zeit größere Huftiere und Schildkröten. Sie nutzten deren Knochen und das Knochenmark. Es bestand aber eine Zurückhaltung beim Transport der Wirbelsäule.[1]

Schicht G

Schicht G wurde nur teilweise ausgegraben. Das Grundgestein wurde nicht erreicht. Der obere Teil der Schicht G ist ein harter, kiesiger Schluff, reich an geschichteten Samenschalen. Darunter befanden sich braun gesprenkelter und gelbbrauner Schluff und Samenschalen.

Die gefundenen Steinwerkzeuge sind typisch für das Acheuléen-Jabrudien.[1]

Das Acheuléen-Jabrudien (auch: Mugharan Tradition) liegt zwischen Acheuléen und Moustérien am Ende des Altpaläolithikums. Seine Fundstätten liegen in der Levante. Es umfasst etwa die Zeitspanne von 400.000 Jahren bis 220.000 Jahren vor heute. Charakteristische Steinwerkzeuge sind Schaber, Handäxte, Klingen und Werkzeuge mit Klingen. Zu den Hauptfundstätten gehören die Tabun-Höhle, die Qesem-Höhle und die Jamal-Höhle im Nahal Me’arot und die Misliya-Höhle.[6]

Literatur

Weblinks

 Commons: Hayonim Cave – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 1,5 1,6 1,7 1,8 1,9 Hayonim Cave bei d-nb.info. Abgerufen am 19. Juni 2021.
  2. Hayonim Cave bei d-nb.info. Abgerufen am 19. Juni 2021.
  3. Hayonim Cave bei openstreetmap.org. Abgerufen am 19. Juni 2021.
  4. Two New Dogs, and Other Natufian Dogs, from the Southern Levant bei sciencedirect.com. Abgerufen am 19. Juni 2021.
  5. Evidence for domestication of the dog 12,000 years ago in the Natufian of Israel bei nature.com. Abgerufen am 19. Juni 2021.
  6. The Acheulo-Yabrudian – Early Middle Paleolithic Sequence of Misliya Cave, Mount Carmel, Israel bei researchgate.net. Abgerufen am 19. Juni 2021.
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