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Helene Fernau-Horn
Helene Fernau-Horn (geboren 7. August 1892 in Berlin als Helene Fernau; gestorben 2. Januar 1975 in Ruhpolding) war eine deutsche Logopädin und Philologin.[1][2] Für die Behandlung von Stimmstörungen und Stottern entwickelte sie eigene Therapiekonzepte.
Leben
Helene Fernau besuchte in Stettin das Lyzeum und Oberlyzeum und legte 1913 die Lehramtsprüfung und 1914 die Handarbeitslehrerinnenprüfung ab. Im Herbst 1915 nahm sie ein Philologiestudium an der Universität Berlin auf, welches sie in Greifswald beendete. Dort wurde sie mit ihrer Dissertation Der Monolog bei Hans Sachs promoviert.[1][2]
Nach ihrem Studium unternahm sie Reisen in viele Länder, die bis nach Norwegen und Südamerika reichten, und vermittelte als Rezitatorin deutsche Kultur und Literatur. Auf einer ihrer Reisen lernte sie ihren Mann, einen Arzt aus Stuttgart, kennen. Ab 1925 lebte Helene Fernau-Horn fast 40 Jahre in Stuttgart.[2]
In Stuttgart unterrichtete sie Gesang und Rezitation. Sie begann sich mit Stottern auseinanderzusetzen, als ihr Ärzte Patienten mit dieser Sprechstörung schickten. Da es bis dahin kaum Therapieansätze für Stottern gab, entwickelte sie in Zusammenarbeit mit Ärzten eigene Therapiekonzepte für die Behandlung von Stimmstörungen und Stottern. Während des Zweiten Weltkriegs ruhte ihre Praxis. Von 1947 bis 1958 bildete sie in ihrer eigenen Praxis die ersten Logopädinnen in Süddeutschland aus und leitete eine Ambulanz am Katharinenhospital Stuttgart.[3][4] Sie leistete auch praktische sprecherzieherische Arbeit, für die sie aus ihrer Erfahrung als Rezitatorin schöpfen konnte.[2]
1956 veröffentlichte sie ihr Konzept für die Atemwurf-Methode, deren Ansatz die Atemfunktion und Artikulation ist.[5] Sie verfasste insgesamt 26 Arbeiten, von denen sich 17 mit dem Stottern befassen, darunter ihre Monographie Die Sprechneurosen, die in vielen Sprachheilschulen Anwendung fand. Ihr Ansatz beruhte auf dem Aufbau eines Ruhe- und Ablaufzirkels und der Umstellung einer pathologischen Hochatmung auf eine physiologische Zwerchfellflankenatmung. Für ihre Methodik waren zudem Sprechübungen in einem nuancierten „Formeltraining“ charakteristisch.[2] Ein weiteres Werk zur Störung der Stimme konnte sie nicht mehr fertigstellen.[4] Fernau-Horns Einsatz für die Phoniatrie und Logopädie wurde Mitte der siebziger Jahre mit zahlreichen offiziellen Anerkennungen gewürdigt.[2][3]
1969, nach dem Tod ihres Mannes, verlegte Fernau-Horn ihren Lebensmittelpunkt nach München. Sie starb 1975 in Ruhpolding.
Ruth Dinkelacker, eine der Schülerinnen Fernau-Horns, erweiterte den Ansatz der Atemwurf-Methode zu einer eigenen Stimmtherapie.[6]
Ehrungen
- Ehrenmitgliedschaft der „Deutschen Gesellschaft für Sprach- und Stimmheilkunde“ (heute Deutschsprachige Gesellschaft für Sprach- und Stimmheilkunde (DGSS))
- 1974 Bundesverdienstkreuz für ihre unermüdliche Arbeit mit behinderten Menschen[4]
- 1987 wurde in Stuttgart die damals noch namenlose Sprachheilschule im Stadtteil Freiberg nach Helene Fernau-Horn benannt. Dies gilt auch für die Zweigstelle in Stuttgart-Vaihingen.[7]
Publikationen (Auswahl)
- Der Monolog bei Hans Sachs. Frommannsche Buchhandlung, Jena 1922.
- Deutsches Dichterbuch: Eine Auswahl aus alter und neuer deutscher Dichtung. Frommannsche Buchhandlung, Jena 1928.
- Hemmungszirkel und Ablaufzirkel in der Pathogenese und Therapie des Stotterns. In: Medizinische Monatszeitschrift 8, 1952.
- Zur Übungsbehandlung funktioneller Stimmstörungen. In: Folio Phoniatrica 6, 1954, S. 239–245.
- Über die traumatischen Symptome des Stotterns. In: Die Sprachheilarbeit 7, 1962, S. 200–203.
- Die Sprechneurosen: Aufbauformen: Wesen, Prinzip und Methode der Behandlung. Hippokrates-Verlag, Stuttgart 1969, ISBN 9783777300276.
Literatur
- Thomas Brauer, Anne Aumüller, Jennifer Schwarz: Logopädie – Wer ist wer? Personen mit besonderer / prägender Bedeutung für die Logopädie. Schulz-Kirchner Verlag, Idstein 2004.
- Günter Habermann: In Memoriam Helene Fernau-Horn. In: Folia Phoniatrica et Logopaedica. Band 28, Nr. 3. 1976.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 Helene Fernau: Der Monolog bei Hans Sachs. Frommansche Buchhandlung, Jena 1922, S. 76.
- ↑ 2,0 2,1 2,2 2,3 2,4 2,5 Günter Habermann: In memoriam Helene Fernau-Horn. In: Folia Phoniatrica et Logopaedica. 28, Nr. 3, 1976 ISSN 1021-7762, S. 188–189, doi:10.1159/000264047 (https://www.karger.com/Article/FullText/264047).
- ↑ 3,0 3,1 Thomas Brauer, Anne Aumüller, Jennifer Schwarz: Logopädie – Wer ist wer? Personen mit besonderer / prägender Bedeutung für die Logopädie. 1 Auflage. Schulz-Kirchner Verlag, Idstein 2004, ISBN 3-8248-0469-7, S. 45.
- ↑ 4,0 4,1 4,2 Dr. Helene Fernau-Horn. Helene-Fernau-Horn-Schule, abgerufen am 17. Juli 2020.
- ↑ Sabine S. Hammer: Stimmtherapie mit Erwachsenen: Was Stimmtherapeuten wissen sollten. Springer-Verlag, 2006, S. 160.
- ↑ Marianne Spieker-Hencke: Leitlinien der Stimmtherapie. Georg Thieme Verlag, 2014, S. 128.
- ↑ Cannstatter Zeitung: Helene-Fernau-Horn-Schule feiert 90-jähriges Bestehen der Einrichtung mit einer Spielstadtwoche: Hilfe bei Sprachproblemen – Cannstatter Zeitung. Abgerufen am 12. Juli 2020.
Personendaten | |
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NAME | Fernau-Horn, Helene |
ALTERNATIVNAMEN | Fernau, Helene (Geburtsname) |
KURZBESCHREIBUNG | deutsche Logopädin und Philologin |
GEBURTSDATUM | 7. August 1892 |
GEBURTSORT | Berlin |
STERBEDATUM | 2. Januar 1975 |
STERBEORT | Ruhpolding |
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Helene Fernau-Horn aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar. |